Eintracht Frankfurt - Tottenham
Hotspur |
Europapokal der Pokalsieger 1981/1982 - Viertelfinale, Rückspiel
2:1 (2:0)
Termin: 17.03.1982
Zuschauer: 41.000
Schiedsrichter: Antonie José da Silva Garrido (Portugal)
Tore: 1:0 Ronald Borchers (2.), 2:0 Bum-Kun Cha (15.), 2:1 Glenn Hoddle (80.)
Eintracht Frankfurt | Tottenham Hotspur |
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Trainer | Manager |
Mit fliegenden Fahnen untergegangen Vor 45.000 Zuschauern im Waldstadion lieferten die Frankfurter ein großes Spiel, schieden aber dennoch im Europapokal der Pokalsieger aus. 2:1 (2:0) gewann die Eintracht. Hoddles Gegentor in der 80. Minute machte alle Hoffnungen zunichte, die in einer begeisternden Halbzeit aufgekeimt waren. Schon nach 15 Minuten hatten die Frankfurter das 0:2 aus dem Hinspiel durch Ronald Borchers und Bum Kun Cha aufgeholt und die eigenen Fans in einen Begeisterungsrausch versetzt. Die Eintracht spielte brillant, lebte aber offensichtlich über ihre Verhältnisse. Nach dem Wechsel hatte sie nichts mehr zuzusetzen. Hoddle, der Mann mit der Nummer 10 bei Tottenham, und Norbert Nachtweih, die Nummer 9 der Eintracht, waren die überragenden Spieler eines großen Fußballabends. Als „Spiel des Jahres“ hatte die Abendpost/Nachtausgabe die Partie im Waldstadion angekündigt. Und es wurde tatsächlich, das „Spiel des Jahres“. Was die Eintracht in der ersten Halbzeit bot, war das Beste seit Monaten. Die Leistung als glanzvoll zu bezeichnen, scheint eher untertrieben. Und das gegen einen ebenso starken Gegner. Tottenham begann offensiv, wollte die Eintracht damit überraschen und wurde selbst überrascht. Hoddle vergab gegen Jürgen Pahl die erste Chance in der 1. Minute. Der Gegenzug brachte dann schon die Eintracht-Führung. Ronald Borchers erkämpfte sich im Mittelfeld den Ball, spielte Doppelpaß mit Norbert Nachtweih und behielt Auge in Auge mit Torwart Clemens die Nerven. Eiskalt schob Borchers den Ball ins lange Eck. Der offene Schlagabtausch ging weiter. Tottenham griff an, die Eintracht konterte brillant. Pahl hielt gegen Falco, Nachtweih verfehlte um Zentimeter das Tor von Clemence. Nach 15 Minuten hatte die Eintracht den Rückstand aus London bereits aufgeholt. Norbert Nachtweih schlug eine Flanke nach innen, Ralf Falkenmayer verpaßte, doch Bum Kun Cha stand goldrichtig. Aus acht Metern behielt Cha die Nerven und schob ins lange Eck ein. Tottenham war offensichtlich geschockt. Schon nach 26 Minuten verließ Superstar Ardiles entnervt das Feld. Für ihn kam Roberts. Die Engländer, die zuvor forsch angegriffen hatten, wurden nun vorsichtiger. Unter dem Eindruck einer begeisternd. mitgehender Kulisse und einer hervorragend spielenden Eintracht häuften sich in der Abwehr der Gäste die Fehler. Ralf Falkenmayer in der 21., Bernd Nickel in der 32. und Bruno Pezzey in der 43. Minute hätten schon vor der Pause das 3:0 erzielen können. DFB-Trainer Dietrich Weise kommentierte: „Ein herrliches Spiel. Ich bin überrascht, wie viele Fehler die Engländer in der Abwehr machen. Der überragende Mann auf dem Feld ist für mich Norbert Nachtweih.“ Frankfurts Blondschopf war von der Abwehr der Engländer nie auszuschalten. Wie ein Wiesel fegte er durch die Reihen, schoß, flankte, trickste, daß es eine Freude war. Vor der zweiten Halbzeit jedenfalls war für Spannung gesorgt. Die zweite Halbzeit unterschied sich von der ersten wie Tag und Nacht. Nun wurde nicht mehr gespielt, sondern in erster Linie gekämpft. Aus dem Kampf wurde bald eine böse Treterei. Es hagelte gelbe Karten. Archibald, Robert und Falco bei Tottenham und Michael Sziedat bei der Eintracht wurden von Schiedsrichter Garrido verwarnt. Die Frankfurter hatten ihre spielerische Linie verloren und kamen nun kaum noch zu Torchancen. Die beste machte Torwart Clemence zunichte, als er in der 71. Minute einen 20-Meter-Schuß von Bruno Pezzey aus dem Torwinkel faustete. Tottenham hatte das Spiel Im Griff, kam aber ebenfalls nur ganz selten zu Möglichkeiten. Die besten schenkten den Engländern Jürgen Pahl und Werner Lorant. Pahl warf den Ball zu Lorant, der rechnete nicht mit diesem Abwurf, verlor den Ball an Villa, der aber konnte den Ball nicht im Netz unterbringen. Die Entscheidung in diesem Spiel fiel zehn Minuten vor dem Ende. Es blieb dem besten Engländer überlassen, seine Mannschaft in die nächste Runde zu schießen. Hoddle kam 18 Meter vor dem Tor an den Ball und schoß flach, unhaltbar für Jürgen Pahl, ins kurze Eck ein. Die Eintracht bäumte sich einmal auf, hatte auch durch Bum Kun Cha noch eine große Möglichkeit zum dritten Tor, aber es blieb alles vergeblich, Tottenham zog in die nächste Runde ein. (Abendpost-Nachtausgabe)
Auftakt nach Maß für die Eintracht. Gerade hatte Jürgen Pahl in großartiger Manier einen Scharfschuß von Falco abgewehrt, da zog Nachtweih im Gegenzug auf und davon und bediente Borchers mit einem Steilpaß. „Ronny“ fackelte nicht lange — 1:0 für die Eintracht schon nach zwei Minuten. Doch es sollte noch schöner kommen. Die Frankfurter spielten weiter im Vorwärtsgang und setzten Nationalkeeper Clemence gewaltig unter Druck. In der 15. Minute war wiederum Nachtweih von Peryman nicht zu packen. Er spielte Cha am Elfmeterpunkt frei. Und gegen dessen satten Schuß hatte auch ein Clemence keine Chance. Damit war die Aufholjagd (die Eintracht verlor bekanntlich das Hinspiel 0:2) früher als erwartet beendet. Das beruhigte natürlich kolossal. Die Frankfurter drosselten jetzt etwas das Tempo, hielten die Briten mit durchdachten Aktionen aber immer noch sicher im Schach. Dann ging plötzlich bei der Eintracht wieder die Post ab. Bei Falkenmayers' Kracher aus 16 Metern mußte sich Clemence ganz schön lang machen. Und als Nickel (32.) abzog, wäre auch er machtlos gewesen. Doch „Dr. Hammer“ verzog. Spurs-Trainer Burkinshaw reagierte auf diesen Druck. Er nahm den wirkungslosen „Weltmeister“ Ardiles aus der Mannschaft und brachte mit Roberts seinen etatmäßigen Stopper. Der hatte lange pausiert, bewährte sich aber sofort als „Abfangjäger“ im hinteren Mittelfeld. Die dominierenden Persönlichkeiten auf dem Platz in der ersten Halbzeit waren zweifellos Norbert Nachtweih und Bernd Nickel. Vor allem Nachtweih gab den Spurs Rätsel auf. Er rochierte von links nach rechts und riß so Löcher in die Abwehr der Briten. Mit unbändigem Optimismus kehrten die Frankfurter nach dem Wechsel auf den Rasen zurück. Regisseur Bernd Nickel: „Die Engländer haben nichts mehr zuzusetzen. Jetzt packen wir sie!“ Und der gesperrte Karl-Heinz Körbel prophezeite gar: „Jetzt kriegen sie noch zwei oder drei Stück!“ Beinahe hätte Nickel seine Prognose schon in der 49. Minute wahrgemacht. Mit einem 40-Meter-Paß schickte er Borchers auf die Reise. Dessen Flankenball versuchte Falkenmayer volley zu nehmen. Doch dieses Vorhaben mißlang. Die Eintracht spielte jetzt verhaltener und versuchte, die Spurs aus ihrer Deckungsstarre zu locken. Die Engländer antworteten mit Ruppigkeiten. Sziedat und Archibald gerieten aneinander. Beide sahen Gelb, für Archibald bereits die zweite Karte im laufenden Wettbewerb. In den folgenden Minuten gesellten sich noch Roberts und Falco dazu. Doch zunächst nochmal zwei Schreckschüsse der Briten. Villa hätte beinahe ein Riesenmißverständnis zwischen Pahl und Lorant zum Anschlußtreffer genutzt. Und gegen den nach vom preschenden Hughton rettete Pezzey mit letzter Kraft. Pezzey war es denn auch, der das Signal zum Schlußspurt setzte. Mit einem fulminanten 25-m-Schuß stellte er Clemence auf die Probe (75.). Doch mitten in den folgenden Sturmlauf hinein der kalte Schlag. Wieder war Villa der Wegbereiter. In der 80. Minute spielte er Hoddle frei. Dessen Schuß aus 16 m schien nicht unhaltbar, doch offensichtlich war Geburtstagskind Pahl (26) die Sicht versperrt. Aus der Traum, arme Eintracht! (Kicker)
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