Hamburger SV - Eintracht Frankfurt |
Bundesliga 1981/1982 - 23. Spieltag
2:0 (0:0)
Termin:Sa 27.02.1982, 15:30 Uhr
Zuschauer: 32.000
Schiedsrichter: Dieter Niebergall (Rammelsbach)
Tore: 1:0 William Hartwig (68.), 2:0 Lars Bastrup (77.)
Hamburger SV | Eintracht Frankfurt |
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Eine verdiente Niederlage Wieder zwei Punkte verloren, aber trotzdem neue Hoffnung geschöpft. Die 0:2-NiederIage der Frankfurter Eintracht beim Hamburger Sportverein hatte zwei Aspekte. Zum einen verloren die Frankfurter erneut verdient zwei Punkte und fielen noch weiter ins Bundesliga-Mittelmaß zurück. Zum anderen aber bewährte sich eine neue Abwehrformation im Hinblick auf das Europacup-Spiel in Tottenham am kommenden Mittwoch. Willi Neuberger Libero, Bruno Pezzey Vorstopper gegen Horst Hrubesch, Karl-Heinz Körbel Spezialbewacher gegen Lars Bastrup — mit dieser überraschenden Variante hielten die Frankfurter den torgefährlichsten Sturm der Bundesliga mehr als eine Stunde lang sicher in Schach. Erst Jimmy Hartwig in der 68. und Lars Bastrup in der 77. Minute knackten den Riegel und bescherten den ständig überlegen spielenden Hamburgern den Sieg. Wieder einmal hatte Eintracht-Torwart Jürgen Pahl in Hamburg großes Pech. Vor zwei Jahren bot er bei der bitteren 0:5-Niederlage eine katastrophale Leistung, diesmal verletzte sich Pahl vier Minuten vor dem Ende. Der Eintracht-Torwart mußte vom Platz, für ihn kam Joachim Jüriens. Die größte Überraschung im Hamburger Volksparkstadion lieferte Eintracht Frankfurts Trainer Lothar Buchmann. Nach dem 2:6-Debakel von Kaiserslautern krempelte er seine Abwehr völlig um und brachte damit den Gegner aus dem Rhythmus. Willi Neuberger spielte Libero, Bruno Pezzey spielte Vorstopper gegen Horst Hrubesch, Karlheinz Körbel befaßte sich mit Lars Bastrup, und Michael Sziedat bewachte seinen früheren Mannschaftskameraden Jürgen Milewski. Keine Spur mehr von Raumdeckung — am eigenen Strafraum spielte die Eintracht knallharte Manndeckung. „Ich habe echt gestaunt, als das Spiel begonnen hat“, war selbst der verletzte Eintracht-Nationalspieler Ronald Borchers von den Maßnahmen des Trainers überrascht. Buchmann hatte aus der Aufgabenverteilung während der gesamten Woche ein Geheimnis gemacht. Und der Coup glückte — zumindest in der ersten Halbzeit. Im Eintracht-Deckungszentrum standen Willi Neuberger, Bruno Pezzey und Karlheinz Körbel bombensicher, durch die Mitte ging beim HSV gar nichts. Chancen spielten die Gastgeber nur heraus, wenn von rechtsaußen hohe Flanken kamen. Und das geschah in der ersten Halbzeit nur dreimal. Dabei brauchten die Frankfurter dann großes Glück, um Gegentore zu verhindern. In der 11. Minute hatte Ralf Falkenmayer am eigenen Strafraum Manfred Kaltz gefoult. Der Nationalverteidiger schlug den Freistoß selbst nach innen. Horst Hrubesch löste sich von Bruno Pezzey, traf aber nur die Oberkante der Latte. Neun Minuten später war es erneut eine Flanke von Manfred Kaltz, die höchste Gefahr im Eintracht-Strafraum hervorrief. Holger Hieronymus, mit der Nummer zehn Ersatzmann für den verletzten Nationalspieler Felix Magath, nahm den Ball 13 Meter vor dem Tor volley aus der Luft und traf genau das Lattenkreuz. Ein herrlicher Schuß. Jürgen Pahl wäre sicher nicht herangekommen. Dann dauerte es bis zur 26. Minute. Diesmal flankte Jürgen Groh. Wieder war Hrubesch schneller mit dem Kopf am Ball als Bruno Pezzey, doch Jürgen Pahl rettete mit einer Glanzparade. Überhaupt wirkte der Frankfurter Torhüter gegenüber der Niederlage in Kaiserslautern um Klassen besser, sicherer und ruhiger. Flanke um Flanke pflückte sich Pahl, und an ihm konnte sich die Eintracht-Mannschaft aufrichten. Was den Frankfurtern in der Abwehr so gut gelang, klappte vorne nicht. Die Konter liefen nur bis Mitte der Hamburger Hälfte, dann waren sie wie abgeschnitten. Nur ein einziges Mal in der ersten Halbzeit kam die Eintracht durch. In der 18. Minute unterlief Franz Beckenbauer ein Fehlpaß, Ralf Falkenmayer fing den Ball ab, schickte Norbert Nachtweih, und der zog auf und davon. Doch mit dem linken Fuß konnte er aus 16 Metern Ulli Stein nicht bezwingen. Im übrigen war der Eintracht-Sturm nur ein Lüftchen. Norbert Nachtweih mühte sich zwar fleißig, konnte sich aber gegen Manfred Kaltz in der Offensive nur wenig durchsetzen, und Bum Kun Cha war bei Dietmar Jakobs sicher unter Kontrolle. Das erste Ziel jedoch, ein 0:0 zur Pause, hatten die Frankfurter erreicht. Verdient, muß man sagen, denn dem großen Favoriten HSV war absolut nichts gegen den Eintracht-Abwehrriegel eingefallen. Kommentierte Ronald Borchers: „Der HSV spielt einfallslos. Nur bei hohen Flanken müssen wir aufpassen. Schade, daß sich bei uns im Angriff nicht mehr tut.“ Nach der Pause setzte HSV-Trainer Ernst Happel alles auf eine Karte. Für Verteidiger Bernd Wehmeyer kam mit Thomas von Heesen ein weiterer Stürmer ins Spiel. Und die Hamburger berannten auch weiter das Frankfurter Tor. Ebenso einfallslos wie in der ersten Halbzeit, zunächst auch ebenso drucklos. Die erste Chance nach dem Wechsel hatten sogar die Frankfurter. Bernd Nickel trat einen Freistoß von links nach innen, über Norbert Nachtweih und Bum Kun Cha lief der Ball zu Stefan Lottermann, der aber freistehend zwölf Meter vor dem Tor den Ball nicht richtig traf und weit am Tor vorbeizog. Das war allerdings schon die letzte Frankfurter Chance im ganzen Spiel. Nun spielte eigentlich nur noch der HSV, die Eintracht kämpfte, setzte in der Abwehr alle Kraft und alles Engagement dagegen, was sie zu bieten hatte. Bruno Pezzey hielt Horst Hrubesch weiter gut unter Kontrolle, Michael Sziedat hatte mit von Heesen ebenso wenig Probleme wie vorher mit Milewski, und Karl-Heinz Körbel hielt sich gegen Lars Bastrup ebenfalls gut. In der 56. Minute kochte die Volksseele. Hieronymus spielte einen Ball zu Bastrup, der wurde im Strafraum von Karl-Heinz Körbel von hinten umgestoßen. Schiedsrichter Nibergall pfiff jedoch den geforderten Elfmeter nicht. Bis zur 68. Minute hielt der Eintracht-Beton, dann war er geknackt. Manfred Kaltz trat einen Freistoß nach innen, Jimmy Hartwig ging in die Flanke und köpfte genau unter die Latte unhaltbar für Jürgen Pahl ein. Bum Kun Cha, der bei Freistößen und Ecken Jimmy Hartwig bewachen sollte, hatte einmal nicht aufgepaßt. Das Spiel plätscherte nun dahin, die Eintracht hielt sich weiter in der Deckung, die Konter kamen nur noch vereinzelt. So dauerte es wieder neun Minuten, bis das zweite Tor fiel. Diesmal flankte Dietmar Jakobs nach innen, Hieronymus legte mit dem Kopf vor, und Bastrup traf aus vollem Lauf aus der Luft aus zwölf Metern unhaltbar ins Netz. Damit war für den HSV das Spiel gelaufen. Die Hamburger taten nicht mehr als nötig, die Eintracht setzte auch nicht alles auf eine Karte. Zu frisch war noch die Erinnerung an das Debakel von Kaiserslautern, als in den letzten zehn Minuten noch drei Gegentore gefallen waren. Trainerstimmen Ernst Happel (Hamburg): „Das war bisher unser schwerstes Heimspiel. Magath hat uns im Mittelfeld als ständiger Anspielpunkt sehr gefehlt.“ Lothar Buchmann (Frankfurt): „Nachdem wir in den letzten Wochen arg gebeutelt worden sind, bin ich heute mit dem Ergebnis zufrieden. Der Sieg für den HSV geht vollkommen in Ordnung.“ (Abendpost-Nachtausgabe)
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