Eintracht Braunschweig - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1981/1982 - 17. Spieltag

4:1 (1:0)

Termin: Mi 16.12.1981, 20:00 Uhr
Zuschauer: 16.000
Schiedsrichter: Wolf-Dieter Ahlenfelder (Oberhausen)
Tore: 1:0 Matthias Bruns (26.), 2:0 Hans-Heinrich Pahl (50.), 2:1 Willi Neuberger (52.), 3:1 Ronald Worm (70.), 4:1 Wolfgang Grobe (83.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Braunschweig Eintracht Frankfurt

  • Bernd Franke
  • Michael Geiger
  • Reiner Hollmann
  • Matthias Bruns
  • Franz Merkhoffer
  • Wolfgang Grobe
  • Manfred Tripbacher
  • Hans-Heinrich Pahl
  • Reinhard Kindermann
  • Günter Keute
  • Ronald Worm

 


 

Wechsel
Wechsel
Trainer
  • Uli Maslo
Trainer

 

Im Schnee ausgerutscht

Die Abseitsregel scheint eine schwere Regel zu sein. Was sich Schiedsrichter Ahlenfelder und seine beiden Linienrichter Reichmann und Puchalski in der zweiten Halbzeit des Bundesligaspiels zwischen Eintracht Braunschweig und Eintracht Frankfurt leisteten, war schlicht und einfach dilettantisch. Die Gastgeber gewannen verdient, daran gibt es keinen Zweifel. Keinen Zweifel gibt es aber auch, daß der Sieg mit 4:1 zu hoch und glücklich ausgefallen ist. Glücklich deshalb, weil die drei Tore zum 2:0 durch Pahl, zum 3:1 durch Worm und zum 4:1 durch Grobe jeweils aus abseitsverdächtiger Position erzielt wurden. Frankfurts Trainer Lothar Buchmann handelte sich eine Verwarnung durch den Unparteiischen ein, als er nach dem entscheidenden 3:1 heftig reklamierte.

Eine Stunde vor Spielbeginn hatte es in Braunschweig wieder begonnen zu schneien. Der vorher sattgrüne Rasen war im Nu wieder eine weiße Winterlandschaft. Die Spieler beider Mannschaften hatten vor dem Anpfiff genug zu tun, um die Schuhfrage zu klären. Stollenschuhe, Nockenschuhe oder Turnschuhe, das war die Frage. Die Frankfurter Eintracht entschied sich für Stollenschuhe.

Bereits in der 4. Min. zeigte sich, was an diesem Abend gefragt war. Kindermann, Braunschweigs Mittelfeldspieler, schoß aus 20 Metern, Jürgen Pahl, Frankfurts Torwart, rutschte aus, konnte den Ball aber im letzten Moment mit den Fingerspitzen noch um den Pfosten lenken. Weitschüsse waren bei dem spiegelglatten Geläuf das richtige Mittel.

Überraschenderweise entwickelte sich trotz der widrigen Platzverhältnisse ein gutes Bundesligaspiel. Die Braunschweiger griffen an, die Frankfurter verlegten sich aufs Kontern. Bruno Pezzey und Bernd Nickel hatten Order, aus der eigenen Hälfte ständig lange Pässe auf die Spitzen Cha und Borchers zu schießen. Beide Frankfurter Angreifer machten ihre Sache denn auch gut, gingen immer wieder steil, gewannen auch viele Zweikämpfe gegen ihre Bewacher.

In Führung aber ging Eintracht Braunschweig. In der 25. Min., Jürgen Pahl hatte einen Schuß seines Braunschweiger Namensvetters gerade noch um den Pfosten gelenkt, trat Franz Merkhoffer einen Eckball nach innen. Die Frankfurter Deckung paßte nicht auf, Bruns war mit dem Kopf schneller am Ball als Jürgen Pahl mit den Fäusten — die Gastgeber führten 1:0.

Die Frankfurter kamen nun etwas von der Rolle, Eintracht Braunschweig hatte zwei, drei gute Möglichkeiten, auf 2:0 zu erhöhen. Ab der 34. Min. aber spielten bis zum Wechsel nur die Hessen. Bum Kun Cha und Willi Neuberger mit einem Doppelpaß am linken Flügel, den Neuberger mit einem Flachschuß haarscharf am Pfosten vorbei abschloß, setzte das Signal für die Schlußoffensive in der ersten Halbzeit.

Kaum 60 Sekunden später verfehlte Bernd Nickel mit einem Volleyschuß nur ganz knapp. Dieses Mal wäre Eintracht Braunschweigs vorzüglicher Torhüter Bernd Franke wohl kaum an den Ball gekommen. Die beste Möglichkeit hatten die Frankfurter unmittelbar vor dem Pausenpfiff. Der Braunschweiger Pahl rettete wieder einmal vor dem Strafraum mit der Hand - bereits in der 26. Minute hatte er für ein absichtliches Handspiel die gelbe Karte bekommen - und die Frankfurter bekamen diesmal einen Freistoß zugesprochen. Mit einem herrlichen Trick spielten Willi Neuberger und Bernd Nickel Norbert Nachtweih frei, doch dessen Schuß ging wiederum einen halben Meter am Braunschweiger Tor vorbei. Der blonde Frankfurter Mittelfeldspieler hatte völlig frei schießen können.

Gelohnt haben sich für die Frankfurter übrigens die Mühen um Ralf Falkenmayer. Der Youngster war am Nachmittag nach seiner Prüfung zum Schwimmeister nachgeflogen und dann von Hannover mit dem Auto direkt ins Stadion gebracht worden. Und der Kleinste der Mannschaft machte seine Sache gut, war als Leichtgewicht auf dem Platz gegenüber den Riesen Pezzey und Borchers auch im Vorteil.

Die zweite Halbzeit stand zunächst ganz im Zeichen der Frankfurter, die nun Druck machten und in die Offensive gingen. Umgekehrt wie vor der Pause verlegten sich nun die Braunschweiger aufs Kontern. In der 51. Minute gelang den Gastgebern das 2:0. Geiger flankte hoch nach innen, Ronnie Worm verlängerte, und Braunschweigs Pahl gewann das Duell gegen Frankfurts Pahl und schob zum 2:0 ein. Bereits dieses Tor kam aus abseitsverdächtiger Position zustande.

Fast im Gegenzug gelang den Frankfurtern der Anschlußtreffer. Willi Neuberger verwandelte einen Freistoß (Pahl hatte Cha gefoult) zum 2:1. Danach entschieden Schiedsrichter Ahlenfelder und seine Linienrichter die Partie. Das 3:1 in der 70. Minute war der krasse Fall eines Abseitstors. Gleich zwei Braunschweiger standen vier bis fünf Meter im Abseits, der Linienrichter ließ die Fahne unten, der Schiedsrichter ließ laufen, und Ronnie Worm bedankte sich mit dem 3:1 für dieses Geschenk der Unparteiischen.

Lothar Buchmann, Frankfurts Trainer, konnte es nicht fassen, protestierte lautstark an der Seitenlinie beim Linienrichter, steckte dafür dann auch noch eine Verwarnung durch den Unparteiischen ein. Die gelben Karten erhielten in dieser hektischen Phase auch die Frankfurter Borchers und Nickel jeweils wegen Reklamierens. Dem Schiedsrichter hätte es allerdings besser zu Gesicht gestanden, wenn er die Abseitsregel besser ausgelegt hätte, anstatt sich mit den Frankfurtern auf Diskussionen einzulassen.

Nach dem 3:1 gaben sich die Gäste aus Hessen geschlagen und Eintracht Braunschweig hatte keine Mühe, die Partie sicher zu gewinnen. Acht Minuten vor Schluß gar noch der vierte Treffer: Wieder stand am rechten Flügel ein Spieler der Gastgeber in abseitsverdächtiger Position, wieder blieb die Fahne unten und Grobe erzielte das vierte Tor. (Abendpost-Nachtausgabe)

 

 

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