Eintracht Frankfurt - VfL Bochum

Bundesliga 1980/1981 - 24. Spieltag

2:2 (2:1)

Termin: Sa 14.03.1981, 15:30 Uhr
Zuschauer: 12.000
Schiedsrichter: Walter Horstmann (Hildesheim)
Tore: 1:0 Bum-Kun Cha (5.), 1:1 Kurt Pinkall (27.), 2:1 Bruno Pezzey (34.), 2:2 Kurt Pinkall (46.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt VfL Bochum

 


  • Reinhard Mager
  • Michael Lameck
  • Lothar Woelk
  • Jupp Tenhagen
  • Hermann Gerland
  • Michael Jakobs
  • Dieter Bast
  • Christian Gross
  • Rolf Blau
  • Hans-Joachim Abel
  • Kurt Pinkall

 

Wechsel Wechsel
Trainer Trainer
  • Helmuth Johannsen

 

 

Zufrieden war keiner

Die Frankfurter Eintracht bleibt zwar in diesem Jahr weiter ungeschlagen, doch zufrieden konnte mit dem 2:2 (2:1) gegen den VfL Bochum niemand sein. Weder die 10.000 Zuschauer noch Trainer Lothar Buchmann oder gar die Spieler selbst. Nicht einmal die Bochumer fuhren bester Laune nach Hause, denn sie hatten gegen eine in der zweiten Halbzeit konfuse Eintracht den Sieg verpaßt. Vor dem Wechsel stürmten die Frankfurter noch mit Macht und erspielten sich auch Tormöglichkeiten, die schließlich durch Bum Kun Cha und Bruno Pezzey zu zwei Toren führten. Doch schon in dieser Phase waren die Abwehrschwächen der Eintracht nicht zu übersehen, hatte vor allem Norbert Nachtweih mit Kurt Pinkall große Schwierigkeiten. Es war beileibe kein Zufall, daß Torjäger Pinkall schließlich beide Treffer für die in diesem Jahr ebenfalls noch unbesiegten Bochumer erzielte. Bei der Eintracht überzeugten vor der Pause mit Bernd Nickel, Bernd Hölzenbein und Bruno Pezzey noch drei Spieler, nach dem Wechsel war es mit dem eingewechselten Wolfgang Trapp nur noch ein einziger. Bei den Gästen zeichnete sich Cha-Bewacher Wölk, Kapitän Tenhagen und der zweifache Torschütze Pinkall aus.

Mit Spritzen fitgemacht wurde Bernd Hölzenbein. Der Eintracht-Kapitän klagt seit einigen Tagen über Schmerzen im Unterleib, im Rücken und in der Leiste, die bisher noch nicht exakt diagnostiziert werden konnten. Man sah Hölzenbein während der ersten 45 Minuten die Krankheit auch an, einige Male ging er an der Mittellinie in die Hocke, um Linderung zu bekommen. Eine gute Leistung zeigte der Amerika-Abwanderer trotzdem, zusammen mit Bernd Nickel kurbelte er das Spiel an.

Die in diesem Jahr so erfolgreichen Gäste kamen in der ersten Viertelstunde mit dem aggressiven Spiel der Eintracht überhaupt nicht zurecht und wurden von einer Verlegenheit in die andere gestürzt. Nachdem Bum Kun Cha in der 3. Minute einen halben Schritt zu spät gekommen war, klappte es zwei Minuten später besser. Bernd Nickel schickte mit einem Traumpaß Bernd Hölzenbein am linken Flügel, und der schlug eine Flanke scharf nach innen. Lameck trat über den Ball, und Cha staubte ab. 1:0, und der Angriffsschwung der Eintracht hielt an.

Gefährlichster Stürmer war einmal mehr Bruno Pezzey. In der 7. Minute wagte er aus 30 Metern einen halbhohen Schuß, den Mager nur mit einer Glanzparade zur Ecke lenken konnte. Nach 20 Minuten war es wieder Pezzey, der mit einem Kopfball ganz knapp scheiterte. Bernd Nickel hatte einen Freistoß genau auf den Österreicher gehoben.

Bis dahin waren die Bochumer nicht einmal gefährlich vors Frankfurter Tor gekommen. Umso überraschender dann der Ausgleich in der 27. Minute. Abel hatte Pinkall steil geschickt, Norbert Nachtweih zu lange gezögert und Bruno Pezzey ebenfalls nicht eingegriffen. Der Bochumer Torjäger ließ sich die Möglichkeit nicht entgehen und überwand Torhüter Pahl mit einem flachen, harten Schuß ins lange Eck.

Das Spielgeschehen änderte sich auch nach diesem Ausgleich nicht. Die Eintracht war feldüberlegen, rannte gegen die dicht gestaffelte VfL-Abwehr an und mußte sich vor vereinzelten Kontern in acht nehmen. Nach genau einer halben Stunde nutzte Ronald Borchers eine Unachtsamkeit von Wölk, erkämpfte sich den Ball, schoß dann aber um Zentimeter am Tor vorbei.

Fünf Minuten später dann doch die Eintracht-Führung — natürlich durch Bruno Pezzey. Willi Neuberger hatte geflankt, Pezzey mit dem Kopf ins Eck verlängert. Bei beiden Toren, wie auch im gesamten Spiel, setzte sich die Tendenz der letzten Wochen fort. Nickel, Hölzenbein und Pezzey waren immer beteiligt, wenn es gefährlich wurde.

Einen Schock bekam die Eintracht schon Sekunden nach der Pause. Der erste Angriff der Bochumer brachte durch einen herrlichen Flugkopfball von Pinkall den 2:2-Ausgleich. Jürgen Pahl war machtlos, Norbert Nachtweih hatte den Bochumer Flügelstürmer aus den Augen verloren. Nach diesem Ausgleichstor war die Eintracht völlig von der Rolle, drehte sich die Partie um 90 Grad. Nun bestimmten die Gäste das Spiel, und die Eintracht mußte hinterherlaufen. Zwischen der 53. und der 60. Minute brauchten die Gastgeber ein gehöriges Maß an Glück, um nicht in Rückstand zu geraten. Die beste Bochumer Szene in der 53. Minute: Kurt Pinkall flankte hoch nach innen, und Abel traf mit einem harten Kopfball das Lattenkreuz. Sechs Minuten später rettete Werner Lorant in allerletzter Sekunde vor dem einschußbereiten Groß.

Die Eintracht hatte nun ihre Linie verloren, es war keine Ordnung mehr im Spiel, es wurde blind gestürmt und überhaupt nicht mehr gedeckt. Trainer Lothar Buchmann griff dann zum letzten Mittel und versuchte, mit dem gegen Stuttgart erfolgreichen Trick noch zum Erfolg zu kommen. Bernd Hölzenbein wechselte zusammen mit Bruno Pezzey in die Spitze, Wolfgang Trapp kam ins Spiel für Stefan Lottermann, und Werner Lorant spielte Libero.

Joker Wolfgang Trapp machte seine Sache zwar wieder ausgezeichnet, doch für die Eintracht brachte es diesmal keinen zählbaren Erfolg. Bruno Pezzey war besser abgeschirmt als vor der Pause, und Bernd Hölzenbein mußte bald seiner Krankheit Tribut zollen. Eine Viertelstunde vor Schluß kam für ihn Norbert Hönnscheidt. Aber auch der junge Mann konnte die massierte VfL-Abwehr nicht mehr überwinden. Die Westdeutschen boten in der zweiten Halbzeit eine blitzsaubere Leistung, spielten kraftvoll und mutig um die ganze Beute, wo noch vor drei Wochen der Meisterschaftskandidat Hamburger SV kleinmütig den Schwanz eingekniffen hatte.

Zugute kam den Bochumern freilich, daß sie gegen eine Eintracht antraten, die an einigen zum Teil tragenden Säulen wackelig war. Bernd Hölzenbein spielte wegen einer Leistenverletzung mit Spritze, Nickel, Borchers, Lottermann und Neuberger schleppten die Auswirkungen von nicht vollends auskurierten Blessuren mit sich herum, Cha Bum Kun zog sich in dieser Partie ziemlich früh eine solche zu. „Die Kraft, um Bochum zu beherrschen, hatten wir nicht, aber das ist kein Grund, den Kopf hängen zu lassen“, kommentierte Eintracht-Trainer Buchmann.

Eine Erklärung für die Fast-Bruchlandung nach dem Höhenflug der letzten Wochen hatte bei der Eintracht keiner. „In der ersten Halbzeit haben wir doch gut gespielt, doch dann war plötzlich Schluß“, grübelte Bruno Pezzey. Von einer Dauerwirkung, vom Ende der guten Serie, wollte er jedoch nichts wissen. „Wir haben immerhin gegen eine Mannschaft einen Punkt abgegeben, die wie wir in diesem Jahr noch ungeschlagen ist. Das kann vorkommen. Es besteht kein Grund, verrückt zu spielen.“ Trainer Lothar Buchmann suchte die Gründe für den Punktverlust in der unregelmäßigen Trainingsbeteiligung der letzten Woche und den Blessuren einzelner Spieler. Buchmann: „Nickel konnte nicht voll trainieren, Neuberger auch nicht, und Hölzenbein ging verletzt ins Spiel. Dieses Defizit merkte man unserem Spiel an.“ (Abendpost-Nachtausgabe)

 

 

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