Eintracht Frankfurt - VfB Stuttgart |
DFB-Pokal 1980/1981 - Viertelfinale
2:1 (0:1)
Termin: 28.02.1981
Zuschauer: 26.000
Schiedsrichter: Gerd Hennig (Duisburg)
Tore: 0:1 Karl Allgöwer (32.), 1:1 Wolfgang Trapp (67.), 2:1 Bruno Pezzey (90.)
Eintracht Frankfurt | VfB Stuttgart |
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Trainer | Trainer
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Pezzey köpft die Eintracht ins Pokal-Halbfinale Bruno Pezzey ist der Held von Frankfurt. In der 91. Minute, die Nachspielzeit lief bereits, zerstörte der Österreicher mit einem seiner gefürchteten Kopfbälle alle Stuttgarter Träume vom Pokal-Halbfinale. Pezzeys Tor brachte der Eintracht einen glücklichen Sieg, der nur durch bedingungslosen Einsatz aller Spieler möglich gemacht werden konnte. Die 26.000 Zuschauer im Waldstadion bekamen einen typischen Pokalkampf zu sehen, bei dem die Stuttgarter in der ersten, die Frankfurter in der zweiten Halbzeit Vorteile hatten. Karl Allgöwers Führungstor für den VfB glich in der 67. Minute Wolfgang Trapp aus. Der eingewechselte Verteidiger war neben den überragenden Jürgen Pahl und Bruno Pezzey die eindrucksvolle Figur im Eintracht-Team. Der VfB Stuttgart lebte zunächst von Hansi Müllers Regiekünsten und Karl Allgöwers Gefährlichkeit, wurde aber mit Dauer des Spiels immer mehr in die eigene Deckung gedrückt. Bernd Nickel, Spielmacher der Eintracht, machte in der dramatischen Schlußphase seinen „Punkterückstand“ gegen Hansi Müller wieder wett. Während Hansi Müller völlig untertauchte, brachten Nickels Flanken und Schüsse nun Gefahr. Für Lothar Buchmann, den Eintracht-Trainer, war es der bisher größte Tag in Frankfurt. Jubelnd rannte er nach dem Abpfiff des schwachen Schiedsrichters Henning aufs Feld, umarmte seine Spieler und genoß sichtlich den frenetischen Beifall von den Tribünen. Nur eine echte Torchance hatte die Frankfurter Eintracht in der ersten Halbzeit, und die schon nach knapp hundert Sekunden. Bruno Pezzey war mit dem Kopf an den Ball gekommen und drückte das Leder an Torhüter Greiner vorbei. Doch VfB-Libero Alexander Szatmari klärte auf der Linie. Danach beherrschten die Stuttgarter Deckungsspieler ihre Gegenüber recht sicher, auch wenn die Eintracht das Spiel machte. Der Druck aufs Tor fehlte jedoch, Cha konnte sich nur selten gegen Karl-Heinz Förster durchsetzen, Stefan Lottermann gegen Martin überhaupt nicht Nach neun Minuten wurde dann auch das Konzept der Gäste deutlich. Aus einer verstärkten Abwehr schnell kontern. Kapitän Hermann Ohlicher war es, der die erste Attacke ritt. Fast von der Mittellinie zog er davon und wurde erst durch ein Foul von Nachtweih gebremst. Der Frankfurter bekam für sein Festhalten die gelbe Karte. Eine Karte, die Folgen hatte. Doch davon später. Die Eintracht also rannte an, der VfB konterte. Nickels herrliche Pässe verpufften. Hansi Müller wurde zur spielbestimmenden Figur auf dem Feld. Zunächst vergab der VfB zwei dicke Möglichkeiten. Ohlichers herrlichen 25-Me-ter-Schuß fischte Jürgen Pahl aus dem Winkel, und auch in der 22. Min. mußten sich die Frankfurter bei ihrem Torwart bedanken. Karl-Heinz Körbel beging einen haarsträubenden Fehler, und Hansi Müller lief allein aufs Tor zu. Doch der Nationalspieler wollte es ganz genau machen. Mit einem leichten Lupfer konnte er Pahl jedoch nicht überwinden. Danach war wieder die Eintracht am Zug. Karl-Heinz Förster konnte den davongespurteten Cha nur durch Festhalten bremsen. Eine ähnliche Situation wie vorher bei Nachtweih, nur zeigte Schiedsrichter Hennig dem Nationalspieler Förster nicht die gelbe Karte. Zweierlei Maß. Der Freistoß von Bernd Nickel brachte nichts ein, ebenso wie zwei Minuten später, als diesmal Szatmari Neuberger umgerissen hatte. Da wiederum zeigte Herr Hennig Gelb. In der 32. Minute das 0:1. Kelsch spielte am eigenen Strafraum einen Paß nach vorne, Allgöwer nahm ihn an der Mittellinie an und hatte die ganze Eintracht-Hälfte frei vor sich. Norbert Nachtweih, der Verfolger, kam nicht mehr heran. Eine Notbremse kam für ihn nicht in Frage. Nachtweih wäre nach seiner gelben Karte diesmal bestimmt vom Platz gestellt worden. Allgöwer war nicht mehr zu bremsen und ließ mit seinem Flachschuß Jürgen Pahl keine Möglichkeit, einzugreifen. Nur einmal brauchten die Gäste Glück, um ihren Vorsprung in die Pause zu retten. Eine hohe Nickel-Flanke beförderte Borchers mit dem Kopf aufs Tor, doch für den geschlagenen Greiner rettete Hadewicz auf der Linie. Der VfB ging mit einer verdienten Führung in die Kabine. Nach der Halbzeit wechselte Trainer Buchmann die Verteidiger. Neuberger sollte rechts gegen Allgöwer spielen, Nachtweih, der vorher mit dem Nationalspieler nicht zurechtgekommen war, auf der anderen Seite Kelsch stoppen. Doch diese taktische Maßnahme hätte fast das Pokal-Aus bedeutet, denn Neuberger bekam Allgöwer noch weniger in den Griff. Der Stuttgarter konnte sich zwischen der 50. und der 54. Minute dreimal lösen und spurtete allein auf Jürgen Pahl zu. Welch guten Torwart die Eintracht inzwischen hat, bewies er in diesen Situationen. Pahls Mut und Können stoppten Allgöwer jedesmal. Lothar Buchmann reagierte sofort und wechselte erneut. Wolfgang Trapp kam für Stefan Lottermann aufs Feld, Willi Neuberger spielte Libero und Bruno Pezzey wechselte ins Sturmzentrum. Eine richtige Maßnahme vom Eintracht-Trainer, denn Pezzey und Trapp brachten nun den Druck, der die Stuttgarter verwirrte. Wolfgang Trapp wurde dann sogar zum Joker. In der 67. Minute gelang dem Außenverteidiger mit einem herrlichen 20-Meter-Linksschuß der Ausgleich. Karl-Heinz Förster hatte eine Borchers-Flanke zu kurz abgewehrt, und Trapp traf genau in den Torwinkel. Nun, nach diesem Führungstor war die Eintracht Chef im Ring, wankte der VfB. Szatmari mußte in höchster Not gegen Cha retten, und Trapp verfehlte bei seinem zweiten Versuch nur ganz knapp. In der Schlußviertelstunde wurde es dann dramatisch. Jürgen Pahl mußte gegen Allgöwer Kopf und Kragen riskieren, um die VfB-Führung zu verhindern. Im Gegenzug bekam Cha in abseitsverdächtiger Position den Ball, war aber selbst zu überrascht, um das Geschenk anzunehmen. Der Koreaner zögerte zu lange, Förster fuhr ihm in die Parade. Schiedsrichter Hennig hatte nicht gepfiffen. Die letzten drei Minuten gehörten dann zum Aufregendsten, was das Waldstadion in den letzten Jahren gesehen hatte. In der 90. Min. war Kelsch an Neuberger und Lorant schon vorbei, doch wieder war Pahls Faust dazwischen. Die Nachspielzeit begann, und Bruno Pezzey brachte der Eintracht doch noch den Sieg. In der 91. Min. konnte Torhüter Greiner nach einem Kopfball des Eintracht-Weltstars noch retten, doch Sekunden danach lag der Ball im Netz. Pezzey hatte einen Eckball von Bernd Nickel mit dem Kopf ins Tor gewuchtet. Trainerstimme Lothar Buchmann (Eintracht): „Beide Teams hätten in die nächste Runde einziehen können, wir waren die Glücklicheren. Die Einwechslung mit Trapp hat sich als Glücksgriff herausgestellt, nach seinen Trainingsleistungen in dieser Woche mußte ich ihn einfach bringen. Mein Team befindet sich in einem Hoch, Moral und Kampfgeist stimmen hundertprozentig.“ (Abendpost-Nachtausgabe)
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