MSV Duisburg - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 1979/1980 - 28. Spieltag

1:0 (1:0)

Termin: Sa 12.04.1980, 15:30 Uhr
Zuschauer: 15.000
Schiedsrichter: Udo Horeis (Buchholz)
Tore: 1:0 Paul Steiner (44.)

 

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MSV Duisburg Eintracht Frankfurt

  • Gerhard Heinze
  • Frank Saborowski
  • Paul Steiner
  • Bernard Dietz
  • Herbert Büssers
  • Kurt Jara
  • Manfred Dubski
  • Norbert Fruck
  • Thomas Kempe
  • Gregor Grillemeier
  • Rudolf Seliger

 


 

Wechsel
  • Werner Buttgereit für Rudolf Seliger (56.)
Wechsel
Trainer
  • Friedhelm Wenzlaff
Trainer



Der Eintracht fehlten Kraft und Spielwitz

Der MSV Duisburg kann wieder auf den Klassenerhalt hoffen, für die Frankfurter Eintracht hingegen ist die Hoffnung auf einen UEFA-Cup-Platz in der Bundesliga geschwunden. In einem schwachen Spiel unterlag die Eintracht dem MSV mit 0:1 durch ein Tor, das der Vorstopper Paul Steiner fast mit dem Halbzeitpfiff erzielte. In diesem niveaulosen, technisch armen Spiel vor 15.000 Zuschauern kämpften die Duisburger wenigstens. Ihr Sieg war verdient, hatten sie doch neben dem größeren Kampfeseifer auch die zahlreicheren klaren Chancen. Die Eintracht konnte nicht einmal kämpfen. Dazu schien ihr die Kraft zu fehlen. Kein Wunder: sie hatte trotz des Mittwoch-Spiels am Freitag noch zweimal hart trainiert. Man merkte dies vor allem an den sonstigen „Kraftmeiern“ Ronald Borchers und Werner Lorant. Neben der Kraft fehlte aber auch jeglicher Spielwitz. Es wurde besser, als Nickel ins Spiel kam. Nach einer Stunde kam er freilich zu spät.

Das Spiel bot anfangs Kuriositäten: Die Duisburger begannen mit zehn Mann. Rudi Seliger kam erst aufs Feld, als schon drei Minuten gespielt waren. Dafür war Bernard Dietz, Duisburgs Heros, trotz seiner im Länderspiel gegen Österreich erlittenen schweren Knieprellung dabei. „Bei uns geht es um alles, da muß man die Zähne zusammenbeißen“, sagte der Duisburger Kapitän, der in erster Linie zur moralischen Aufrüstung der vom Abstieg bedrohten Mannschaft ins Spiel geschickt wurde.

Die zweite Kuriosität in der 6. Minute: Da erzielten die Duisburger aus einer elfmeterverdächtigen Situation heraus ein Tor durch Fruck. Doch Schiedsrichter Horeis gab weder das Tor noch hatte er Elfmeter für Duisburg gepfiffen (Ehrmanntraut hatte Kempe im Strafraum umgeworfen), sondern gab Freistoß für die glückliche Eintracht. Herr Horeis war fortan der Buhmann der Zuschauer.

Die Eintracht spielte mutlos gegen einen alles andere als mit dem Mut der Verzweiflung kämpfenden Gegner. Nur eine Sturmspitze, Cha allein zwischen Büssers und Saborowski, war äußeres Anzeichen der Frankfurter Mutlosigkeit. Dabei waren diese Duisburger so harmlos und hilflos, daß sie von einer herzhaft zupackenden Eintracht leicht in Bedrängnis hätten gebracht werden können.

Wenn sich das Spiel dennoch meist in der Frankfurter Hälfte abspielte, dann nur, weil sich die Eintracht freiwillig hierin zurückzog. Ein Spiel ohne Sturmspitzen auf beiden Seiten — entsprechend war das Niveau: dürftig. Die Eintracht hatte zwei große Chancen in der ersten Halbzeit. In der 14. Minute schoß Neuberger allein vor dem Duisburger Tor so unplaziert und halbherzig, daß Heinze keine Mühe hatte, den Ball abzuwehren. Die größte Chance versiebte Bernd Hölzenbein in der 37. Minute. Cha hatte ihn nach einem glänzenden Dribbling völlig frei am Elfmeterpunkt erspäht und ihm den Ball zugepaßt. „Holz“ schoß direkt, Heinze lenkte den Ball über das Tor, auf das der routinierte Hölzenbein seelenruhig hätte zulaufen können.

Die Duisburger hatten drei Chancen. Die bereits erwähnte in der 6. Minute, dann in der 14. Minute durch Jara, nachdem Körbel einen Steilpaß verfehlt hatte. Müller, der später verletzt ausschied und von Gruber abgelöst wurde, rettete in letzter Sekunde. Die dritte Chance in der 44. Minute nutzte Duisburg nach einem schönen Spielzug zum umjubelten Führungstor. Grillmeier und Dietz spielten den vorgepreschten Steiner auf der rechten Seite frei, der aus spitzem Winkel ins kurze Eck einen fulminanten Schuß losließ. Dort stand zwar Funk, aber mit einer Reflexbewegung konnte er nichts mehr ausrichten.

Das Tor machte den Duisburgern mächtig Mut. Zu Beginn der zweiten Halbzeit hatte Grillemeier gleich zweimal das 2:0 auf dem Fuß. Beim erstenmal schlug Körbel den Ball für seinen bereits geschlagenen Torwart von der Linie, beim zweitenmal war gar keiner mehr im Frankfurter Kasten, doch diesmal trat der blonde Duisburger Mittelstürmer aus kürzester Entfernung den Ball über das leere Tor.

Spät kam er, früh ging er: Rudi Seliger, nicht ganz fit und ohne jegliche Wirkung, wich in der 57. Minute Buttgereit. Bei der Eintracht war niemand, der Initiative an sich riß, die Mannschaft aus der Mut- und Einfallslosigkeit führte, weder Neuberger noch Hölzenbein über nahmen diese Rolle, Borchers hatte an diesem Tag schwere Beine und keinen Antritt.

Wohl deswegen schickte Friedel Rausch nach einer Stunde endlich Bernd Nickel ins Spiel, damit Bernd Hölzenbein als zweite Sturmspitze vorne frei wurde. Und mit Bernd Nickel kam auch gleich mehr Druck und Witz ins Spiel der Eintracht. Die Duisburger wurden in die Defensive gedrängt und verlegten sich aufs Kontern. Alles, was Nickel machte, hatte Hand und Fuß. Seine genauen Pässe und sein geschicktes Zuspiel brachten Leben in das bis dahin recht matte Frankfurter Sturmspiel.

Doch mehr als ein paar turbulente Strafraumszenen sprangen trotz optischer Überlegenheit in der letzten halben Stunde nicht heraus. Zu wenig gingen die kraftlosen Mitspieler auf Nickels Geistesblitze ein. Viel mehr Chancen hatten auch in dieser Phase noch die Duisburger mit ihren Kontern, die der glänzend aufgelegte Kurt Jara einleitete.

Das Verletzungspech der Frankfurter Eintracht hielt auch in diesem Spiel an: In der letzten Minute mußte Hölzenbein mit einer Sprunggelenkverletzung vom Platz humpeln, nachdem bereits Karger sich im Spiel bei den Bayern verletzt hatte und wegen einer Bänderdehnung nicht hatte spielen können.

Die Meinung des Trainers

Friedel Rausch (Eintracht Frankfurt): „Der Sieg der Duisburger war verdient, die Mannschaft besaß die größere körperliche Frische. Daß uns die nötige Kraft fehlt, will ich nicht darauf zurückführen, daß wir am Mittwoch ein Spiel im UEFA-Pokal hatten. Wir wollten in diesem Spiel kontern, doch unsere Konter waren einfach zu lahm.“ (Abendpost-Nachtausgabe)

 

 

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