Eintracht Frankfurt - Borussia
Mönchengladbach |
Bundesliga 1979/1980 - 25. Spieltag
5:2 (3:2)
Termin: Sa 15.03.1980, 15:30 Uhr
Zuschauer: 25.000
Schiedsrichter: Wilfried Heitmann (Drentwede)
Tore: 1:0 Ronald Borchers (1.), 2:0 Norbert Nachtweih (7.), 2:1 Wilfried Hannes (41.), 2:2 Ralf Bödeker (43.), 3:2 Karl-Heinz Körbel (44.), 4:2 Bum-Kun Cha (83.), 5:2 Harald Karger (86.)
Eintracht Frankfurt | Borussia Mönchengladbach |
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Das letzte Pflichtspiel von Jürgen Grabowski Sieg der Eintracht teuer erkauft: Jürgen Grabowski im Krankenhaus War das ein Spiel! 5:2 schlug die Frankfurter Eintracht vor 23.000 Zuschauern gestern im Waldstadion Borussia Mönchengladbach und begeisterte einmal mehr ihr Publikum. Fast ebenso viel Anteil an einem hervorragenden Bundesligaspiel hatten die Gäste aus Gladbach, die nach dem Blitzstart der Eintracht (2:0 nach sieben Minuten durch Borchers und Nachtweih) mit Mut zurückschlugen und durch Hannes und Bödeker noch vor der Pause zum Ausgleich kamen. Körbel, Bum Kun Cha und Karger stellten schließlich den verdienten Eintracht-Sieg sicher, der zehn Minuten vor Schluß durch eine schwere Verletzung von Jürgen Grabowski getrübt wurde. Matthäus war dem Eintracht-Kapitän von hinten in die Beine gegrätscht, Gabowski mußte zu Röntgenaufnahmen ins Krankenhaus gebracht werden. Zuvor hatte er neben Karlheinz Körbel und Ronald Borchers erneut zu den besten Frankfurtern gezählt. Bei Borussia Mönchengladbach ragten Nielsen und Bödeker heraus, während Torwart Wolfgang Kneib bei zwei Gegentoren keine gute Figur machte. Die Eintracht startete wie die Feuerwehr. Jürgen Grabowski spielte wie aufgedreht und steigerte seine Leistung gegenüber den sehr guten Spielen gegen Schalke und Brünn noch einmal. So stand es schon nach sieben Minuten völlig verdient 2:0 für die Frankfurter, und eine Vorentscheidung schien bereits gefallen. Die Fortsetzung des Spiels belehrte dann die begeisterten Zuschauer eines besseren. Aber der Reihe nach. Der erste Lehrbuchangriff nach knapp 30 Sekunden. Lorant — Borchers — Cha hießen die Stationen, ehe sich Hannes in den Schuß des Koreaners warf und rettete. Nur kurz danach, es war die zweite Spielminute, das 1:0. Jürgen Grabowski schlug einen Eckball hoch nach innen, Kneib griff daneben, seine Mannschaftskameraden bekamen den Ball nicht weg, und Ronald Borchers konnte ganz überlegt ins lange Eck einschieben. Das Eintracht-Feuerwerk ging weiter. In der 3. Minute schlug Jürgen Grabowski einen herrlichen 40-Meter-Paß auf Lottermann, doch der vertändelte die Chance, wie er auch in der Folgezeit nach seiner langen Pause deutliche Schwierigkeiten hatte. Dem Spiel schadete dies zunächst nicht viel, denn schon in der 7. Minute fiel das 2:0. Diesmal war Norbert Nachtweih der Nutznießer einer Unsicherheit in der Gladbacher Deckung. Karger hatte sich den Ball erkämpft und Hannes Nachtweihs Schuß unhaltbar für Kneib abgefälscht. Genau 18 Minuten dauerte es, bis sich die Borussen von diesem Frankfurter Blitzstart erholt hatten, dann aber schlugen sie ebenso begeisternd wie vorher die Frankfurter zurück. Nielsen war zunächst nur mit einem Foul zu stoppen, ehe der Ball zum erstenmal in Funks Tor lag. Doch zurecht erkannte der Schiedsrichter Nickels Tor in der 21. Minute nicht an, denn der Nationalspieler hatte deutlich im Abseits gestanden, wie auch del Haye, der die Flanke geschlagen hatte. Die Gladbacher wurden jetzt immer besser, obwohl die Eintracht weiterhin gute Konter dagegensetzte. Es entwickelte sich ein hervorragendes Spiel, in dem Lottermanns Gegenspieler Nielsen zur größten Gefahr für die Eintracht wurde. Letzter Warnschuß in der 40. Minute. Nickels toller Kopfball nach del Hayes Flanke prallte vom Pfosten zurück. Danach überschlugen sich die Ereignisse, in vier Minuten fielen drei Tore. Das 2:1 in der 41. Minute: Eine Ecke von Kulik kanonierte Hannes aus vier Metern unbedrängt unter die Latte. Der gut haltende Klaus Funk hatte in dieser Situation keine Abwehrmöglichkeit. Das 2:2 in der 42. Minute: Jürgen Grabowski traf bei einem Entlastungsangriff unglücklich Borchers Rücken, Nielsen erkämpfte sich den Ball, paßte flach nach innen und Bödeker schob unbedrängt zum Ausgleich ein. Das 3:2 in der 44. Minute: Wieder war es ein Grabowski-Eckball, den Kneib nicht zu fassen bekam. Karger jagte ihm den Ball ab, spielte zu Körbel, und der traf mit einem artistischen Fallrückzieher über die Gladbacher Deckung hinweg ins Netz. Verdienter Beifall begleitete dann beide Mannschaften in die Halbzeitpause. Das große Spiel ging auch nach dem Wechsel weiter, denn beide Mannschaften setzten auf volle Offensive. Die erste Möglichkeit hatten die Gäste durch Hannes, doch dessen 30-Meter-Schuß lenkte Klaus Funk zur Ecke. In der 68. Minute war wieder die Eintracht dran. Grabowski versetzte seinen Bewacher Bödeker und schoß fast von der Außenlinie unter Kneibs Körper hindurch an den Pfosten. In der 75. Minute stürmte dann Harry Karger allein auf Kneib zu, doch der lange Gladbacher Keeper angelte ihm den Ball vom Fuß. Diese Szenen zeigen, wie offensiv und mit wieviel Mut und Begeisterung beide Teams den Angriff suchten. Die Eintracht hatte inzwischen für den kräftemäßig abbauenden Lottermann Bernd Nickel ins Spiel gebracht und damit das Signal für die letzten spannenden zehn Minuten gesetzt. Ein Wermutstropfen fiel aber in die Frankfurter Leistung, denn Jürgen Grabowski mußte nach einem ungeschickten Foul von Matthäus, das nicht einmal gepfiffen wurde, verletzt ausscheiden. Grabowski hatte einen Tritt auf den rechten Mittelfußknochen bekommen und wurde zu Röntgenaufnahmen ins Krankenhaus gebracht. Drei Minuten, nachdem Gruber für den Eintracht-Kapitän eingewechselt worden war, erlöste Bum Kun Cha die Eintracht-Fans mit einem herrlichen Sololauf. Erst versetzte er Hannes, dann ließ er Kneib stehen und schob den Ball schließlich ins leere Tor zum 4:2. Nun resignierten die Gladbacher, und die Eintracht bestimmte
bis zum Schluß souverän das Spiel. Das 5:2 erzielte in der
85. Minute Harald Karger nach einem Nickel-Paß; und weitere Tore
lagen in der Luft, als Karger frei vorbeiköpfte und zwei Minuten
vor dem Ende Schäffer einen Karger-Schuß von der Linie schlug.
Für das gesamte Spiel und in diesem Fall für Mönchengladbach
spricht, daß auch die Borussia noch einmal Pech hatte, als Neuberger
gegen einen Schuß von Hannes ebenfalls erst auf der Linie rettete. Grabowski: Gips - aber nichts gebrochen Schwerer Schlag für die Frankfurter Eintracht: Kapitän Grabowski fällt für das UEFA-Cup-Spiel am Mittwoch in Brünn aus, Grabowski zog sich eine Verstauchung und Prellung auf dem linken Spann zu und humpelte noch am Sonntag mit Krücken durch seine Wohnung. Grabowski: „Ich hatte in der Nacht zum Sonntag wahnsinnige Schmerzen, die sich bis jetzt nur unwesentlich gemildert haben.“ Matthäus hatte den Eintracht-Regisseur zehn Minuten vor Schluß gefoult (Grabowski: „Es war nicht nötig, daß er so eingestiegen ist. Aber Absicht war es bestimmt auch nicht.“), die Schmerzen waren dann so schlimm, daß Mannschaftsarzt Dr. Degenhardt zunächst einen Bruch des Mittelfußknochens befürchtet hatte. Die Röntgenaufnahme im Krankenhaus bestätigte diesen Verdacht glücklicherweise nicht. „Ich habe dann einen Gipsverband um den Fuß bekommen, mußte diesen aber Sonntagfrüh um sieben Uhr abmachen. Die Schmerzen waren einfach zu stark“, erzählte Grabowski, der daraufhin noch einmal ins Krankenhaus fuhr. Eine Gipsschale, die den Fuß ruhig stellt, zur Behandlung aber auch abgenommen werden kann, lindert seitdem den Schmerz. Grabowski: „Der Fuß ist geschwollen, und die Entwicklung verheißt nichts Gutes. Trotzdem hoffe ich, schnell wieder fit zu werden.“ Ob er mit nach Brünn fliegen wird, war gestern noch nicht entschieden. „Ich würde gerne mitfliegen und die Mannschaft unterstützen“, sagte der Kapitän, „aber wenn ich nicht richtig laufen kann, hat das wenig Zweck.“ (Abendpost-Nachtausgabe)
40 Jahre danach Das Ligaspiel gegen Mönchengladbach war das letzte Pflichtspiel für Jürgen Grabowski. Am 20. Mai 2020 spricht er anlässlich des sich zum 40. Mal jährenden UEFA-Pokaltriumphs 1980 über sein Karriereende und fehlende Empathie eines fränkischen Raumausstatters.
Ich war zwar der Kapitän dieser tollen Mannschaft, aber ich konnte nicht mitspielen, weil ich verletzt war. Am 15. März 1980 bestritt ich mein letztes Pflichtspiel für die Eintracht.
Ja, Lothar Matthäus hat mich an der Seitenlinie gefoult. Ich erlitt eine Fußprellung, von der ich mich nicht mehr erholte. Es war zwar kein Bruch, aber die Bänder hatten sich im Mittelfußbereich verschoben. Unser damaliger Mannschaftsarzt Georg Degenhardt schickte mir zwar täglich eine Physiotherapeutin nach Hause. Aber auch sie bekam mich bis zum Finale nicht fit. Vermutlich wäre das mit der heutigen modernen Medizin möglich, damals aber leider nicht.
Bei meinem Abschiedsspiel im Dezember 1980 musste ich massenhaft Voltaren einwerfen. Erst im Juli 1981 bei der Traditionsmannschaft von Uwe Seeler ging es wieder. Also hat es länger als ein Jahr gedauert.
Nichts, denn als Mensch hat er keine gute Figur abgegeben. Klar, so ein Foul kann im Fußball immer mal passieren. Aber dann ist es doch das Normalste auf der Welt, dass der junge Matthäus den alten Grabowski anruft und ihm sagt, dass es ihm leidtut. Aber das passierte nie. Er hat mir sogar vorgeworfen, ich hätte meine Karriere nur beendet, weil ich als Sportinvalide von der Versicherung noch mal richtig abkassieren wollte. Das hatte mich am meisten geärgert. Dabei hatte ich die Versicherung nie in Anspruch genommen. Ich hatte sowieso nach der Saison aufhören wollen und gesagt, da kann ich doch jetzt nicht die Versicherung in Anspruch nehmen. Da habe ich auf viel Geld verzichtet.
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