Hertha BSC Berlin - Eintracht
Frankfurt |
Bundesliga 1977/1978 - 6. Spieltag
2:0 (1:0)
Termin: Sa 03.09.1977, 15:30 Uhr
Zuschauer: 27.000
Schiedsrichter: Gerd Hennig (Duisburg)
Tore: 1:0 Karl-Heinz Granitza (43.), 2:0 Dieter Nüssing (85.)
Hertha BSC Berlin | Eintracht Frankfurt |
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Pech, Nigbur und Herr Hennig 0:2 verlor die Frankfurter Eintracht bei Hertha BSC Berlin und enttäuschte dennoch nicht. Eine Halbzeit lang waren die Gastgeber überlegen, dann zeigte die Eintracht, wie stark sie auch auswärts spielen kann. Einziges, aber entscheidendes Manko: Im Angriff war kein Durchkommen. Pech, Torwart Nigbur und eine schwache Leistung von Schiedsrichter Hennig verhinderten Frankfurter Treffer. Hertha BSC aber gewann schließlich verdient, da die Mannschaft sich durch das Frankfurter Powerplay nach dem Wechsel nicht aus der Ruhe bringen ließ und vor dem Tor ein Quentchen entschlossener wirkte. Die 40.000 Zuschauer im Olympiastadion feierten ihre Mannschaft und Trainer Klötzer nach Spielende mit Ovationen und Gyula Lorant konnte es sich nicht verkneifen, dem Unparteiischen beim Gang in die Kabine ironisch für die gute Leistung zu „danken". Sein Team aber verlor nicht nur zwei Punkte, sondern auch Dragoslav Stepanovic, der auf der Platzumrandung ausrutschte und mit einer Kopfverletzung ausgewechselt wurde. Beste Spieler der Eintracht waren diesmal Peter Reichel, Bernd Nickel und Karlheinz Körbel, während bei Berlin Torschütze Nüssing, Torhüter Nigbur und Vorstopper Uwe Kliemann herausragten. Mit Jürgen Grabowski, aber zunächst ohne jeden Angriffsschwung, begann die Frankfurter Eintracht bei drückender Schwüle im Olympiastadion. Ruhe, Ballhalten, Hertha austoben lassen — das war die Taktik, die bereits nach 60 Sekunden ins Wanken geriet. Linksaußen Kristensen spielte Granitza völlig frei, doch der Berliner Torjäger zielte unkonzentriert vorbei. Noch einmal brauchten die Frankfurter dann ähnliches Glück, um kein Gegentor zu bekommen. In der 11. Minute war es wieder Granitza, der nach Vorarbeit von Kristensen und Kapitän Beer zum Schuß kam, aber erneut kläglich vergab. Die übrige Zeit spielte Hertha BSC zwar feldüberlegen, ohne allerdings Gefahr vor Frankfurts Tor zu bringen. Am Strafraum war meistens Endstation, auch wenn Uwe Kliemann gegen seine alten Kameraden immer wieder mit herrlichen Pässen seine Flügelstürmer Grau und Kristensen einsetzte. Dies alles geschah aber vor dem dichten Abwehrbollwerk der Frankfurter, die sich nach vorne äußerst zurückhaltend gaben. Zwei Fernschüsse mußte Nigbur bis zur Pause halten, mehr nicht. Wenzel lag bei Kliemann an der Kette, und auch Hölzenbein konnte sich gegen Weiner nicht entfalten. Dazu kam noch Jürgen Grabowskis Oberschenkelverletzung, die den Eintracht-Kapitän doch sichtlich behinderte. Am Ball Klasse wie immer, ging er den Sprints und Torschüssen aus dem Wege. Fünf Minuten vor dem Pausenpfiff ging im Olympiastadion dann ein heftiger Gewitterregen nieder, der Hertha noch einmal erfrischte und die Eintracht erneut aus dem gerade erst gefundenen Rhythmus brachte. Die Folge: zu diesem Zeitpunkt ebenso überraschend wie aufgrund der Spielanteile verdient, ging Hertha in Führung. Kristensen hatte geflankt, Granitza setzt den Ball unter die Latte. Keine Abwehrchance für Koitka. Sekunden vor dem Pausenpfiff mußte die Eintracht von Glück sprechen, als Weiner nach einem Getümmel im Strafraum zum Zug kam und Koitka gerade noch abwehren konnte. Zur Pause kommentierte Berlins Trainer Kuno Klötzer: „Wir führen verdient. Aber ich erwarte in der letzten halben Stunde einen Eintracht-Ansturm." Und Gyula Lorant war sowohl mit seiner Mannschaft als auch mit Schiedsrichter Hennig nicht zufrieden: „Wir spielen zu lasch, und der Schiedsrichter pfeift alle Kleinigkeiten gegen uns." Nach dem Wechsel sah Berlin dann eine andere Frankfurter Eintracht, eine Mannschaft, die auf Biegen oder Brechen kämpfte, auf Angriff spielte, auch mit dem Risiko, ein weiteres Gegentor einzulangen. Die erste Möglichkeit hatte dennoch Hertha. Granitzas Schuß fälschte Trinklein gerade noch ans Außennetz. Das war in der 53. Minute, und von da an spielte Frankfurt feldüberlegen und Hertha konterte. Und ab der 60. Minute wurde aus dem Durchschnittsspiel eine Klassepartie. Beide Teams hatten genügend Möglichkeiten zu Treffern. Großes Pech hatte dabei Bernd Hölzenbein, als er in der 63. Minute mit einem Freistoß nur den Pfosten traf. Eine Minute später köpfte Gert Trinklein um Zentimeter übers Tor, und dann wurde Roland Weidle von Uwe Kliemann ganz klar im Strafraum gelegt. Der fällige Elfmeterpfiff von Schiedsrichter Hennig blieb aus. Nun ergaben sich weitere Frankfurter Ausgleichsmöglichkeiten. Wenzel und Hölzenbein scheiterten nacheinander am vorzüglich reagierenden Nigbur. Und dann Glück und Können auf der Gegenseite. Einen herrlichen Schuß von Sidka lenkte Koitka mit großer Parade an die Querlatte. Fünf Minuten vor dem Ende dann die Entscheidung. Nüssing zog mit einem langen Paß davon und zielte flach ins Eck. Die Eintracht-Deckung war aufgerückt, und Koitka konnte den Ball nur noch ins eigene Netz abfälschen. Stimmen zum Spiel Gyula Lorant: „Teilweise unmögliche Schiedsrichterentscheidungen, so gab der Unparteiische, wegen Foulspiels von Kliemann einen klaren Elfmeter nicht für uns. Nach dem 0:1 mußten wir die Abwehr öffnen und gaben somit Gelegenheit zu kontern." Kuno Klötzer: „Meine Truppe spielte diszipliniert und war kämpferisch großartig. Die Mannschaft zeigte zweifellos die beste Leistung in dieser Saison. Der Sieg ist vollauf verdient." Auch Treichel traute seinen Augen nicht... ... als Hennig keinen Elfmeter für die Eintracht pfiff Abpfiff in Berlin. Eintracht Frankfurt hatte gegen Hertha BSC 0:2 (0:1) verloren. Gyula Lorant hielt es nicht mehr auf der Bank. Er stürmte aufs Feld und „gratulierte" Schiedsrichter Hennig aus Duisburg: „Herr Henninger, sie waren Klasse", spottete der Frankfurter Trainer und sprach ihn damit besonders auf die vorentscheidende Szene in der 63. Minute an. Uwe Kliemann hatte beim Stande von 1:0 für Hertha Eintracht-Verteidiger Roland Weidle im Strafraum regelwidrig zu Fall gebracht und verhinderte den zu diesem Zeitpunkt fälligen Ausgleich. Der Elfmeterpfiff aber blieb aus. Der Ärger der Frankfurter war so groß, daß selbst der sonst so ruhige und besonnene Präsident Achaz von Thümen Konsequenzen ankündigte, von Thümen: „Wir müssen uns jetzt ernsthaft überlegen, ob wir Herrn Hennig in Zukunft nicht ablehnen." Selbst Deutschlands oberster Fußball-Schiedsrichter, Obmann Werner Treichel (Berlin), schloß sich dem Eintracht-Ärger an: „Von meiner Warte aus war es ein klarer Elfmeter, den man einfach nicht übersehen konnte. Zehn Minuten lang habe ich in der Kabine mit Hennig diskutiert", erzählte Treichel später Achaz von Thümen, und sei erneut auf „sein" größtes Problem gestoßen. Treichel: „Das Verhältnis zwischen Elfmetern für Gast- und Heimmannschaften stimmt einfach nicht." Was Treichel nicht aussprach, damit aber sicherlich meinte: auf der Gegenseite hätte Hennig kaum gezögert, den Elfmeter zu geben. Die Entschuldigung Hennigs „ich habe es nicht gesehen", wollte bei der Eintracht niemand akzeptieren. Gyula Lorant: „Da kommt ein Mann, der denkt, er wäre der Schönste und Größte und macht alles kaputt. Ich bin überzeugt, er wollte es nicht sehen." Der Ärger mit dem Schiedsrichter hatte schon vor dem Spiel begonnen, Achaz von Thümens „ungutes Gefühl, als ich Hennig sah", nicht getrogen. „In einer Minute müssen sie auf dem Platz stehen", forderte der Duisburger die Eintracht-Spieler kurz vor dem Anpfiff auf, obwohl, so Lorant, auf „meiner und der Stadionuhr" noch drei Minuten Zeit war. Hennig: „Hier gilt nur meine Uhr." Die Spieler der Eintracht tranken dennoch in Ruhe ihren gewohnten Schluck Kaffee vor dem Anpfiff und fühlten sich dann 90 Minuten lang benachteiligt. „Bei allen möglichen Kleinigkeiten hat er gegen uns gepfiffen", klagte Willi Neuberger, der allerdings ebenso wie seine Mannschaftskameraden und der Trainer zugab: „Wir haben in der ersten Halbzeit schlecht gespielt und insgesamt verdient verloren." Trotz Schiedsrichter — Herthas Sieg ging in Ordnung! Erklären kann sich die permanenten Startschwierigkeiten (in Schalke zur Pause 0:2, in Schloß Neuhaus 0:2, gegen Gladbach 1:1 und nun in Berlin 0:1) bei der Eintracht niemand — außer natürlich Trainer Lorant. „Wir können nur gut spielen, wenn wir von Anfang an Dampf machen. Und nach den guten Kritiken gegen Mönchengladbach, haben meine Spieler geglaubt, sie könnten erstmal abwarten, was die Hertha macht."
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