Frankfurter Fußball-Verein
- Bockenheimer FVgg |
Nordkreis A-Klasse 1911/1912 - 15. Spiel
3:1 (1:1)
Termin: 07.01.1912
Zuschauer:
Schiedsrichter: Langer (Karlsruhe)
Tore: 0:1, 1:1 Karl Reich, 2:1 Eigentor (80.), 3:1 Karl Pickel
Frankfurter Fußball-Verein | Bockenheimer FVgg |
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Frankfurt a. M. Fußballverein — Vereinigung Bockenheim 3:1 FV mit 3 Ersatzleuten, Vereinigung komplett. FV verlegt sofort das Spiel in die Hälfte der Vereinigung. Die Verteidigung derselben hat schwere Arbeit zu verrichten, besonders der Torwächter bekommt schwere Bälle zu halten, jedoch zeigt er sich allen Situationen gewachsen und hält die gefährlichsten Sachen. Auch lassen die Stürmer verschiedene totsichere Chancen aus. Da, ein forscher Angriff Vereinigungs, die Verteidiger des FV, welche fast auf der Mittellinie des Feldes stehen, sind überlaufen und Vereinigung hat ihr 1. und letztes Tor erzielt. Nach kurzer Zeit gleicht FV durch Reich aus. FV drängt dauernd, doch wird etwas zählbares nicht erreicht. Pause 1:1. Nach Halbzeit wieder dasselbe Bild, nur daß Vereinigung jetzt vollkommen zurückgedrängt wurde und glücklich verteidigt. So kam es, daß das Spiel trotz vollkommener Üeberlegenheit des FV bis 10 Minuten vor Schluß noch unentschieden stand. In dieser Zeit ging FV noch einmal energisch daran und wurde mit 2 wohlverdienten Erfolgen dafür belohnt. Mit 3:1 verläßt FV als Sieger den Platz. Die Mannschaft der Vereinigung ist nicht erstklassig. Der Towächter Löffler bildet eine Extraklasse. Immerhin verdient die Elf, ihres fairen und eifrigen Spieles wegen, Lob. Bei der Mannschaft des FV muß noch vieles besser werden, wenn die Meisterschaft errungen werden soll. Mit den Stürmern wird es von Spiel zu Spiel schlechter. Schuld daran trägt nur das eigennützige Spiel der Innenstürmer. Hat der Mittelstürmer den Ball, dann knallt er ihn irgend wohin, anstatt mit den Halbspielern flach zusammenzuspielen. Mit dem Bombenschuß, den derselbe auch noch wenig anwendet, ist es allein nicht getan. Dadurch hat sich besonders Dornbusch ein eigennütziges Spiel angewöhnt, das unbedingt unterbleiben muß. Becker hat sich in letzter Zeit bedeutend verbessert. Er hat eingesehen, daß ohne Kombination nichts zu erreichen ist. (z. B. Spiel gegen SpV Frankfurt). Für den Mittelstürmer Lampe muß Stumpf oder Neureuther in die Mannschaft. Besonders letzterer könnte durch sein technisches Spiel und scharfen Schuß der Mannschaft nützen. Auch ist Neureuther ein ausgesprochener Kombinationsspieler. Hoffentlich gibt nun die Elf des FV alles aus sich heraus, zumal sie die erste Anwartschaft auf die Nordkreismeisterschaft hat. Ich hoffe das Beste. Widte (aus 'Süddeutsche Sportzeitung', Ausgabe 05/1912 vom 15.01.1912)
8. Januar 1912. Bockenheimer Fussball-Vereinigung — F. F.-V. I (1:3) Das erste Ligaspiel des neuen Jahres brachte uns den schwächsten Gegner und ein recht klägliches Ergebnis. Die Mannschaft trat wie folgt an: Chaboud Das Wetter war sehr schlecht und regnerisch, ein orkanartiger Wind herrschte und der Boden war aufgeweicht und schlüpfrig, alles Bedingungen, die ein einwandfreies Spiel nicht zuliessen. Der Kampf zeigte voll und ganz den Charakter unseres ersten Spieles gegen Vereinigung: wir immer vor dem Tore des Gegners, ohne etwas zu erreichen, die Vereinigung auf einige Durchbrüche bedacht. Zunächst hat unser Gegner auch Glück, denn ein solcher Durchbruch gelingt und Bockenheim führt. Unsere Mannschaft drängt in geradezu beängstigender Weise um den Ausgleich zu schauten, aber was auf das Tor kommt hält der vorzügliche Torwächter. Bei einem von rechts getretenen Eckball kann Reich gut einköpfen und somit den Ausgleich herstellen. Unsere Stürmer machen alle Anstrengungen, sich noch vor Halbzeit die Führung zu sichern, aber es will nicht gelingen. Nach Halbzeit haben wir den Wind, der sich inzwischen noch verstärkt hat, als Bundesgenossen und jetzt kommt Vereinigung überhaupt nicht mehr aus ihrer Hälfte heraus. Unsere Stürmer spielen eine halbe Stunde lang gegen ein Tor, können aber nichts erreichen, da sie auf ihrer falschen Taktik, den Gegner zu eng einzuschliessen beharren. Die Gegner verteidigen auch allerdings mit voller Mannschaft und im letzten Augenblicke verhindert immer wieder ein Bockenheimer Fuss oder Arm (es kam so genau darauf nicht an) den Erfolg. Schon beginnt unsere Mannschaft nervös zu werden als der eine Verteidiger Bockenheims durch die zwanzig Paar Beine den Ball nicht wegbringen kann und ins eigne Netz befördert. Hierdurch wird das Spiel „etwas" offener, sodass Pickel Gelegenheit findet, durch schönen, für den Torwächter unhaltbaren Schuss, No. 3 zu erzielen. Der kurz darauf ertönende Schlusspfiff ist für Spieler und Zuschauer eine Erlösung. Die Mannschaft der Bockenheimer ist schlecht, der beste
Mann ist der Torwächter, der alles hielt. Von unserer Mannschaft
ist man besseres gewöhnt als das am Sonntag gezeigte Spiel doch mögen
der Ersatz und die ungünstigen Witterungsverhältnisse eine grosse
Bolle gespielt haben. Der Schiedsrichter Herr Langer aus Karlsruhe war
für ein Nordkreisspiel nicht energisch genug. O.
S. (aus der Vereinszeitung des Frankfurter Fußball-Vereins vom
15.01.1912) |