Borussia Dortmund - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2012/2013 - 22. Spieltag

3:0 (2:0)

Termin: 16.02.2013, 18:30 Uhr
Zuschauer: 80.500
Schiedsrichter: Dr. Felix Brych (München)
Tore: 1:0 Marco Reus (8.), 2:0 Marco Reus (10.), 3:0 Marco Reus (65.)

 

 

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Borussia Dortmund
Eintracht Frankfurt

  • Roman Weidenfeller
  • Lukasz Piszczek
  • Neven Subotic
  • Mats Hummels
  • Marcel Schmelzer
  • Ilkay Gündogan
  • Sven Bender
  • Jakub Blaszczykowski
  • Mario Götze
  • Marco Reus
  • Julian Schieber (31.)

 


 

Wechsel
  • Kevin Großkreutz für Jakub Blaszczykowski (66.)
  • Moritz Leitner für Mario Götze (82.)
  • Nuri Sahin für Ilkay Gündogan (89.)
Wechsel
Trainer Trainer

 

 

Beim großen Bruder in den Hammer gelaufen

Vierzig Punkte waren das offizielle Saisonziel, vierzig Punkte könnten es bei einem Sieg beim amtierenden Deutschen Meister sein. "Dann werde ich erst einmal in Urlaub fahren. Was kann ich hier dann noch groß erreichen?", erklärt Armin Veh grinsend, um mit viel Respekt vor dem “ganz, ganz großen Bruder“ zu warnen: “Es wird nicht einfach, aber wir werden uns auch nicht verstecken. Wir müssen unser Spiel durchbringen, auch wenn wir dadurch Gefahr laufen, Gegentore zu kassieren." Umstellungen wird es nach dem 0:0 gegen Nürnberg nicht geben, denn Rode steht nach dem Bruch des kleinen Fingers im Training wieder zur Verfügung, so dass er neben Schwegler im defensiven Mittelfeld beginnen wird. Dass es mit den Saisonziel schwer wird, ahnt auch Torhüter Trapp: “Ich weiß, was auf mich zukommt, das ist nichts Neues. Sie haben jetzt 1:4 gegen den HSV verloren und Klopp wird sie heiß machen.“

In der Kabine sehr wahrscheinlich, offiziell hält der Trainer der Borussia den Ball erwartungsgemäß flach: "Die spielen total stabil, das wird eine schwierige Aufgabe. Das Umschaltspiel der Eintracht ist richtig gut, die Mannschaft ist spielerisch stark und Alex Meier erlebt den 47. Frühling in seiner Karriere." Frühlingsgefühle könnte auch der Dortmunder Kassenwart bekommen, denn angeblich wird Torjäger Lewandowski von den Bayern heftig umworben, auch wenn er seine Klasse dank seiner roten Karte aus dem HSV-Spiel heute nicht zeigen kann. Für ihn muss Julian Schieber ran, der zuletzt im März 2012 in der Bundesliga traf. Damals noch im Trikot des VfB Stuttgart gegen Dortmund. Auch in der Defensive stellt Jürgen Klopp gegenüber dem 2:2 im Champions-League-Achtelfinalhinspiel in Donezk um. Subotic spielt statt Santana in der Innenverteidigung und Gündogan anstelle von Kehl hinter der offensiven Mittelfeldreihe mit Blaszczykowski, Götze und Reus.

Kevin Trapp hat Recht, heiß sind die Dortmunder ab der ersten Sekunde und die Eintracht weiß gar nicht, wie ihr geschieht. Pressing ist angesagt, Bender und Gündogan gehen sofort auf die Frankfurter Mittelfeldzentrale mit Schwegler und Rode, während der Rest der Borussen dafür sorgt, dass die Eintracht kaum über die Mittellinie kommt. Dafür aber die Borussia mit Reus, der von links kreuzt, Tempo aufnimmt und auf Blaszczykowski spielt, der mit seinem Schuss aus vollem Lauf den Kasten von Trapp allerdings verfehlt (2.). Gut eine Minute später fängt Bender einen missratenen Querpass von Schwegler zu Meier ab, stürmt sofort nach vorne und passt zu Reus, der nun frei vor Trapp ist. Ruhig bleibt der Keeper stehen und pariert den Flachschuss des 23-Jährigen mit einer glänzenden Fußabwehr (3.).

Es bleibt dabei, “wir haben alles versucht, wurden in der Mitte aber sofort gepresst“, erklärt Schwegler, dessen nächster Pass in der Hälfte der Borussen von Gündogan abgefangen wird. Nach kurzem Doppelpass mit Reus spielt Gündogan Götze an, der einen perfekten Lupfer auf den startenden Reus aus dem Fußgelenk schüttelt, während Zambrano auf dem schlüpfrigen Rasen ausrutscht und Oczipka das Abseits aufhebt. Diesmal bleibt Reus eiskalt, könnte auf den mitlaufenden Schieber ablegen, entscheidet sich jedoch dafür, die Kugel links an Trapp vorbei zum 1:0 ins Netz zu schießen (8.).

Sofort versucht die Eintracht wütend zu antworten, doch bei einem Zuspiel von Zambrano verharrt Rode auf der Stelle, statt dem Ball entgegen zu laufen. Hummels reagiert hingegen, schnappt sich das Leder und spurtet auf halblinks in die Frankfurter Hälfte, um seine Flanke genau zwischen die Schnittstelle der Frankfurter Abwehr vor das linke Strafraumeck zu setzen. Dort zündet Reus den Turbo und läuft in den Sechszehner, um das Leder aus spitzem Winkel zum 2:0 ins rechte Toreck zu schieben (10.). “Zwei Konter gefressen, zweimal in den Hammer gelaufen. Wir wollten hoch zustellen, nicht in Ehrfurcht erstarren. Aber hinter uns waren die Räume da, zehn Meter zu viel Platz, das haben sie ausgenutzt", ärgert sich der Kapitän über den schnellen Rückstand, während Meier eingesteht: "Wir mussten uns zusammenreißen, dass wir nicht die Hütte vollkriegen."

Doch Dortmund lockert den Würgegriff und wechselte ihre Spielweise wieder auf ihr altbewährtes Spiel mit geduldigem und schnellen Kontern, so dass Inui sich immerhin einmal auf links durchsetzen kann, seine schöne Flanke in die Mitte aber Lakic nicht findet (14.). Die Eintracht hat nun zunehmend mehr Ballbesitz, gar 61 Prozent vermelden die Statistiker zur Pause. Doch es nützt ihnen nichts, so dass Torhüter Weidenfelder erst nach einer halben Stunde bei einer Flanke von Inui eingreifen muss. Dafür greift jetzt Schiedsrichter Dr. Brych durch. Zunächst erhält Schieber die gelbe Karte, als dieser bei einem Befreiungsschlag von Zambrano den Fuß drauf hält und nur vier Minuten später zückt er die Ampelkarte, als der 24-Jährige Oczipka bei einem Kopfballduell den Ellenbogen ins Gesicht haut (31.). Wie gewohnt veranstaltet Jürgen Klopp einen Veitstanz am Seitenrand und will sich gar nicht mehr beruhigen. “Mittlerweile wird ja jeder Hustenanfall als Tätlichkeit ausgelegt“, schimpft der Trainer, während Sportdirektor Zorc nach Sichtung der Fernsehbilder eingesteht: “Das kann man so geben.“

Die Gastgeber wirken ein wenig verwirrt, auch wenn Hummels sowie Subotic einen Freistoß von Götze um Haaresbreite verpassen und Blaszczykowski das Leder aus sieben Metern nur um Zentimeter über die Latte zimmert (40.). Die Eintracht nutzt allerdings weder die Verwirrung noch die Überzahl, auch wenn sie es verzweifelt über Meier und die Außenverteidiger versuchen, in die Nähe des Strafraums zu kommen. Noch sind die Flanken eine sichere Beute der Abwehr, aber vielleicht jetzt. Lakic will zum startenden Aigner passen, doch ein Dortmunder fälscht den Ball so ab, dass er bei Rode landet, der auf halbrechts sofort einen Doppelpass mit Lakic spielt und auf halbrechts in den Strafraum rennt. Im Duell mit Weidenfelder lupft Rode das Leder links am Torwart, aber leider auch am linken Pfosten vorbei (41.). "Eine Schlüsselszene. Wenn er den reinmacht, könnte es noch einmal eng werden", ärgert sich der Trainer zur Pause.

So aber kommen die Dortmunder neu sortiert aus der Kabine und von einer numerischen Überlegenheit der Eintracht ist nichts mehr zu sehen. Im Gegenteil, die Borussia nimmt die Frankfurter jetzt spielerisch auseinander. “Wenn du ohne Hirn spielst, nutzt dir auch ein Überzahlspieler gar nichts. Wir wollten anders spielen, mehr über die Seiten. Ich weiß nicht, wie oft Sebi Jung frei war, aber angespielt wurde er nicht“, moniert Veh, während Götze sich mit einer Drehung leicht gegen Aigner und Jung durchsetzt, um die Kugel aus 17 Metern am linken Pfosten vorbei zu setzen (46.) und Meier beim Versuch, einen Pass von Lakic anzunehmen der Länge nach hin klatscht (49.). Zu all dem Ungemach kassiert Inui nach einem unnötigen Klammergriff gegen Götze auch noch seine fünfte gelbe Karte (54.). Kurz darauf kann wieder nur ein Foul helfen, so dass es Freistoß von der linken Seite gibt, den Reus vor den Fünfmeterraum schlenzt. Trapp wehrt mit einer Faust zu kurz ab, was der aufgerückte Subotic aus zwölf Metern zu einer Direktabnahme nutzt. Anderson kommt dazwischen und lenkt die Kugel an die Oberkante der Latte (58.).

Es bleibt dabei, Meier kommt nicht wirklich ins Spiel, Schwegler irrt mit viel Einsatz durch das Mittelfeld und die Dynamik von Rode ist in Frankfurt geblieben, so dass Armin Veh jetzt reagiert und Occéan für Aigner ins Spiel bringt. Tatsächlich zeigt der so unglücklich wirkende Stürmer sogleich gute Übersicht, als er eine Flanke von Jung mustergültig mit dem Kopf auf Lakic ablegt, der vom Elfmeterpunkt aus sofort mit links abzieht. Doch der Schuss zischt um Zentimeter am Pfosten vorbei (64.). Keine Minute später folgt ein Rückpass von Inui auf Schwegler, der bedrängt von Blaszczykowski dem BVB den Ball in die Füße spielt. Die Kugel kommt zu “Kuba“ zurück, der an der rechten Seitenlinie den Ball zwischen Inui und Schwegler auf Gündogan passt. Der schaut kurz auf und schickt Götze zwischen Oczipka und Anderson steil. Götze behauptet sich im Laufduell gegen den Brasilianer und hält vor Trapp nicht einfach drauf, sondern legt den Ball kurz zurück auf Reus, der ihn mühelos ins linke Toreck zimmert (65.).

“Da war es gelaufen“, resümiert Armin Veh bereits, während die Eintracht immerhin numerisch aufschließt. Denn Inui zieht bei einem Zweikampf am Trikot des ihn heftigst bedrängenden Hummels, der zwar fast 30 Kilo schwerer ist, aber theatralischer fallen kann als der kleine Japaner, der dafür Gelbrot kassiert und zum Duschen darf (74.). Die Hausherren spielen unterdessen die restlichen Minuten mit dreiviertel Kraft herunter, so dass Frankfurt sich noch einmal zeigen darf. Zunächst durch Jung, der kurz vor der rechten Torauslinie nicht flankt, sondern frech abzieht und Weidenfelder am kurzen Pfosten zu einer Glanztat zwingt (84.). Chancenlos wäre der Torhüter in der Schlussminute gewesen, als Jung von rechts nach innen zieht, mit seinem Linkshammer aber nur die Latte trifft. So bleibt es beim 0:3, dass der Eintracht aber weiterhin Rang vier vor dem nächsten Gegner aus Freiburg beschert.


Stimmen zum Spiel

Armin Veh: "Wir haben gegen eine bessere Mannschaft verloren. Sie hat uns am Anfang schon den Zahn gezogen."

Heribert Bruchhagen: “Der BVB ist einfach besser. In fast allen Belangen. Das muss man neidlos anerkennen. Es war nix drin. Auch mit hätte, wenn und aber nicht.“

Alexander Meier: “Wir müssen hier nicht drum rum reden. Wir haben klar und verdient verloren.“


Im Morgengrauen nimmt die Eintracht einen “Anti-Pyro-Paragraf“ in die Vereinssatzung auf

Am Morgen nach der Niederlage in Dortmund ist es für viele Fans noch zu früh, um sich zu einer außerordentlichen Mitgliederversammlung im Stadtwerke-Casino einzufinden. Nachdem die erste Versammlung am 4. Dezember aufgrund von heftigen Streitigkeiten um die Präambel und zwei gescheiterten Abstimmungen hierüber abgebrochen wurde, soll an diesem Sonntagvormittag über insgesamt 23 Satzungsänderungen abgestimmt werden. Neben der passiven Vereinsmitgliedschaft, die künftig wohl Voraussetzung für den Bezug ermäßigter Dauerkarten sein wird, steht vor allem der sogenannte Anti-Pyro-Paragraf zur Debatte, der folgenden Wortlaut bekommen soll: “Der Verein und seine Mitglieder stehen für eine lebendige und friedfertige Fankultur und lehnen daher die Gefährdung anderer Stadionbesucher, z.B. durch den Einsatz nicht genehmigter Pyrotechnik, ab.“

Es folgt eine teils hitzig geführte Diskussion, in der Stefan Minden, Leiter der Fan- und Förderabteilung meint: “Das ist nicht blinder Aktionismus, sondern eine wohl überlegte Antwort auf die öffentliche Hysterie. Wir müssen versuchen, das Problem Pyro innerhalb des Fußballs zu lösen und die Politik außen lassen.“ Neben Sylvia Schenk, die einst beim Stadionbau die unrühmliche Rolle als Frankfurts Sportdezernentin inne hatte, gehört auch Michael Gabriel, Leiter der Koordinationsstelle Fanprojekte, zu den Kritikern und verweist darauf, das der Gesamtverein nicht allein aus Profifußballern, sondern aus 16 Abteilungen besteht. Pyrotechnik und Fangewalt seien aber ein spezifisches Problem der ausgegliederten Fußball AG.

“Es war klar, dass das hier kein Spaziergang wird, zeigt aber, dass wir ein lebendiger Verein sind. Das ist ein gutes Signal nach draußen“, meinte Vorstandsmitglied Axel Hellmann erleichtert, nachdem die Satzungsänderung zu der Fördermitgliedschaft und dem Anti-Pyro-Paragraf mit einer hauchdünnen Zweidrittel-Mehrheit angenommen wird, die allerdings für Gesprächsstoff sorgt. Denn gezählt werden nur die “Nein-“ und “Enthaltungsstimmen“, während der rechnerische Rest einfach als “Ja“ gewertet wird. Auch der Versammlungsleiter sorgt für zusätzliche Verwirrung, als er ohne Not noch einmal über das gesamte Paket “Satzungsänderung“ abstimmen lässt. Dabei finden sich exakt jene 268 Ja-Stimmen, die für eine Zwei-Drittel-Mehrheit erforderlich sind. (tr)

 

 


 

 

Fotos von www.eintracht.de








 

 

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