FC Schalke 04 - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2012/2013 - 13. Spieltag

1:1 (1:1)

Termin: 24.11.2012, 15:30 Uhr
Zuschauer: 61.673
Schiedsrichter: Günter Perl (Pullach)
Tore: 1:0 Klaas Jan Huntelaar (11.), 1:1 Stefan Aigner (13.)


 

 

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FC Schalke 04
Eintracht Frankfurt

  • Lars Unnerstall
  • Atsuto Uchida
  • Benedikt Höwedes
  • Joel Matip
  • Christian Fuchs
  • Jermaine Jones
  • Roman Neustädter
  • Jefferson Farfan
  • Lewis Holtby
  • Julian Draxler
  • Klaas Jan Huntelaar

 


 

Wechsel
  • Teemu Pukki für Lewis Holtby (72.)
Wechsel
Trainer
  • Huub Stevens
Trainer

 

 

Zwei Halbzeiten, ein irgendwie gerechtes Ergebnis

“Eintracht Frankfurt auf Platz eins in der Gewalttabelle“, “Gewaltfans prügeln im Drogenrausch“. Mangels neuer Nachrichten entblödet sich das große deutsche Boulevardblatt nicht, eine Statistik der Zentralen Informationsstelle Sporteinsätze der nordrhein-westfälischen Polizei absolut sinnentstellend sowie ein aus dem Zusammenhang gerissenes Zitat von Heribert Bruchhagen falsch wiederzugeben. Selbstredend, dass dies nicht nur bei Anhängern, sondern auch beim Vorstand der Eintracht für helle Aufregung und ein offizielles Dementi sorgt. Armin Veh ist ebenfalls noch Tage später sauer über die polemischen Ergüsse und die Nachfragen darüber: “Es geht mir so auf den Keks, dass man in einer Phase, wo nichts ist, so ein Ding aufmacht. Mehr ist zu so einem Mist nicht zu sagen. Es geht doch um das Fußballspiel Schalke 04 gegen Eintracht Frankfurt.“

Welches tatsächlich das Spitzenspiel des dreizehnten Spieltages ist, auch wenn der Trainer einschränkt: “Wir gehen als Außenseiter ins Spiel, aber sind nicht chancenlos. Wir werden uns nicht einmauern und geben unser Spiel nicht auf, auch wenn es mit einem gewissen Risiko verbunden ist.“ Dies soll mit der gleichen Startelf wie beim eindrucksvollen 4:2-Sieg gegen Augsburg geschehen, so dass erneut Matmour anstelle von Occéan im Sturm beginnt und Zambrano zusammen mit Anderson die Innenverteidigung bildet.

"Sie werden von den vorderen Plätzen nur schwer zu vertreiben sein. Aber natürlich ist es unser klarer Anspruch, sie zu schlagen und am Ende vor ihnen zu stehen", meint unterdessen Schalkes Manager Horst Heldt, der von 1999 bis 2001 für die Eintracht spielte und zusammen mit Trainer Armin Veh als Manager im Schwabenland 2007 die Stuttgarter Meisterschaft feiern konnte. Selbstbewusst kann auch der aktuelle Tabellenzweite sein, denn immerhin konnten die Knappen in dieser Saison fünf der sechs Heimspiele gewinnen und am Donnerstag mit einem 1:0 gegen Piräus den Einzug in das Achtelfinale der Champions League sicherstellen. "Ich hoffe, dass uns die Freude bei der Regeneration hilft. Denn Frankfurt wird uns mit Sicherheit alles abverlangen", erklärt Trainer Huub Stevens, der seine Startelf in der Abwehr umstellen muss, da Papadopoulos gelbrot-gesperrt ist. So beginnt Uchida und Höwedes rückt von rechts in die Innenverteidigung.

Die Zuschauer in der Halle auf Schalke, deren Dach heute trotz Nieselregen geöffnet ist, reiben sich die Augen, denn eine Abtastphase fällt aus. Die Eintracht spielt schnell, direkt und schön mit der Folge, dass die Königsblauen tief in die eigene Hälfte gedrängt werden. Schon nach zwei Minuten überläuft Jung nach Zusammenspiel mit Rode Linksverteidiger Fuchs, um freie Bahn vor dem Strafraum zu haben. Doch die Kugel zimmert er leider über die Latte (2.). Viel besser ist da sein Pass auf Meier Sekunden später, aber der trifft den Ball aus der Drehung nicht richtig, so dass dieser knapp neben dem Kasten landet (3.). Langsam berappeln sich die Gastgeber und versuchen nun, mit kontrolliertem Aufbauspiel das Tempo aus der Partie zu nehmen, um mit schnellen Kontern ihr Heil zu suchen. Was in der 9. Minute erstmals gelingt, als sich Neustädter am Mittelkreis die Kugel erobert, um sie genau in die Gasse zu Farfan auf halbrechts zu passen. Gut, dass dessen Hereingabe in die Mitte abgefälscht wird, so dass Huntelaar schneller als der Ball ist (9.).

Es läuft die elfte Spielminute, die Eintracht bereitet den nächsten Angriff über Schwegler vor, der zu Aigner passt. Der kann den Ball nicht sauber stoppen und wird sofort von Draxler und Holtby angegangen, der sich das Leder erkämpft, ein paar Schritte rennt und den Ball perfekt in die Schnittstelle zwischen Zambrano und Anderson spielt. Huntelaar ist zur Stelle und haut die Kugel aus dreizehn Metern flach ins rechte Toreck zur 1:0-Führung für Schalke. “Bei uns gingen die Köpfe nicht runter, wir haben einfach weitergemacht“, freut sich Armin Veh. In der Tat, über Schwegler, der zu Oczipka auf die linke Seite flankt, geht es schnell nach vorne. Der schaut auf und spielt einen wunderbaren 40-Meter-Pass genau vor den Fünfmeterraum. Höwedes steht rum, Matip steigt nur halbherzig hoch, aber Aigner macht jetzt alles richtig. Knapp zwei Minuten nach seinem Fauxpas und dem Rückstand köpft er die Kugel gegen die Laufrichtung von Torhüter Unnerstall zum 1:1 ins linke obere Toreck (13.). Es ist bereits sein fünfter Treffer und Oczipkas sechste Torvorlage.

Schalke zeigt sich beeindruckt, wenig läuft bei ihnen nach vorne, während die Eintracht mit tollen Kombinationen nach vorne spielt und einige Lücken in der Abwehr des Tabellenzweiten reißt. Wieder über Oczipka, der eine scharfe Flanke in den Strafraum schlägt. Meier und Matmour verpassen, aber Aigner kann die Kugel kurz vor der Grundlinie stoppen und sofort zurückspielen. Meier kommt erneut am Fünfmeterraum nicht ran, dafür aber Rode, der die Kugel aus 16 Metern weit über die Latte zimmert, während die überrannten Knappen hektisch nach Luft schnappen (20.). Denn Sekunden später zeigt sich Inui nach Zuspiel von Matmour mit einer tollen Dribbeleinlage an der Strafraumgrenze. Vorbei an den ersten drei Blauen geht er in den Sechzehner, um auch noch Höwedes und Matip auszuspielen, doch Letzterer holt ihn vor den Augen des Schiedsrichters von den Beinen. "Da gibt's keine zwei Meinungen, da muss er Elfmeter pfeifen", schimpft Bruno Hübner ebenso wie der Trainer zu Recht, doch die Pfeife von Perl bleibt stumm (21.).

Die Hausherren schwimmen weiter in der Defensive. Diesmal landet ein Abschlag von Unnerstall genau bei Meier, der beim Pass in den Strafraum rustikal von Jones von den Beinen geholt wird, um dafür Gelb zu kassieren (26.). Was den Ex-Frankfurter allerdings nicht daran hindert, weiterhin extrem hart in die Zweikämpfe zu gehen, ohne dass Schiedsrichter Perl eingreift. Ein paar Minuten später zeigt sich mal wieder Schalke mit Neustädter, der Huntelaar mit einem Steilpass einsetzt. Der versucht Holtby in der Mitte zu finden, aber Oczipka grätscht und rettet zur Ecke (33.). Die weit ungefährlicher ist als der Eckball von Fuchs vier Minuten später, bei dem Jones zum Kopfball kommt. Aber Meier kann den Ball vor dem linken Pfosten klären.

Das letzte Ausrufezeichen in dieser spektakulären Halbzeit setzt die Eintracht. Und was für eins, nach Zuspiel von Schwegler lässt Inui Uchida aussteigen und flankt so flach wie perfekt in die Gasse zu Aigner, der am Elfmeterpunkt nur den Schlappen hinhalten muss. Aber irgendwie schafft es der 25-Jährige, den Ball neben den linken Pfosten zu setzen. "Ich dachte Unnerstall kommt raus, weswegen ich kurz zögerte, aber das tat er nicht. Den muss ich einfach machen", meint Aigner zerknirscht, während Armin Veh nur ungläubig den Kopf schüttelt.

"Wir waren in der ersten Halbzeit die klar bessere Mannschaft, haben es aber verpasst, das zweite oder dritte Tor nachzulegen", meint Kapitän Schwegler in der Pause, die ein wenig länger dauert, da in einem Schalker Block kurz vor Wiederanpfiff bengalische Feuer einer künftig bundesweit mit Stadionverbot bedachten Gruppe und in Folge ihr eigenes Banner als “Abschiedsgruß“ aufflammen. Im Spiel selbst setzen die Schalker ein erstes Zeichen, als Farfan am rechten Strafraumrand nicht lange fackelt und abzieht, das Leder aber knapp neben den linken Pfosten setzt (46.).

Jetzt bestimmten die Hausherren das Geschehen und üben viel Druck im Mittelfeld aus, sind jedoch im Spiel in die Spitze zu umständlich, so dass die souverän stehenden Frankfurter meist problemlos klären, sich aber kaum noch aus der Umklammerung befreien können. Matmour allerdings übertreibt es beim Kampf um den Ball gegen Höwedes, um für die hohe Sohle die gelbe Karte zu kassieren (55.). Kurz darauf klärt Anderson eine Flanke von Uchida, fällt dabei aber so unglücklich, dass er sich die Seite hält, zunächst aber weiter spielt. Leider nur drei Minuten, dann sinkt er zu Boden, so dass Armin Veh wechseln muss. Anderson erleidet einen Muskelteilabriss am Beckenkamm und muss operiert werden, so dass er wohl für den Rest der Hinrunde ausfallen wird. Da Demidov aufgrund von Leistenproblemen ebenso wie Butscher und Kempf nicht dabei sind, muss Jung in die Innenverteidigung und Celozzi übernimmt dessen Position auf rechts (61.). Weiter kann die Eintracht für keinerlei Entlastung sorgen, so dass der Trainer kurz darauf erneut wechselt und Occéan für Aigner bringt, so dass Matmour auf die rechte Außenbahn rutscht (64.).

Schalke bleibt am Drücker, mangels Spielwitz diesmal mit einem Freistoß von der rechten Seite, den Höwedes köpft, um ein Augenzwinkern später von Zambrano im Strafraum umgerissen zu werden. Glück für die Eintracht, dass die Pfeife bei so viel Ungestüm still bleibt, während es Jones jetzt mit Gewalt von der Strafraumgrenze probiert, Trapp aber das Geschoss entschärfen kann (65.). Drei Minuten später setzt sich Farfan einmal gegen Oczipka durch und passt in die Mitte zu Höwedes, dessen Kopfball zum Glück missrät und von der Lattenoberkante ins Toraus trudelt. Nicht viel gefährlicher ist kurz darauf der Schuss des für Holtby gekommenen Pukki, der neben dem linken Pfosten landet (75.).

Die Minuten verrinnen, noch immer kann die Eintracht keine Gegenangriffe initiieren, so dass Armin Veh reagiert und Köhler für Inui bringt, der prompt nach tollem Direktspiel mit Meier Matmour mit einem Heber bedient. Doch Torhüter Unnerstall ist zur Stelle und kann abfangen (84.). Nicht eingreifen muss Trapp auf der Gegenseite bei einem Kopfstoß von Höwedes, der einen halben Meter über die Latte rauscht (85.). Kurz darauf dezimiert sich die Eintracht selbst, nachdem Matmour erneut mit hohem Bein in einen Zweikampf geht und mit Gelbrot vom Platz muss, während Jones weiterhin nach Lust und Laune grätschen darf (87.).

Nun werden sie vollends im Strafraum eingeschnürt, die Frankfurter, während Schalke schon fast verzweifelt eine Abschlusschance sucht. Sie schieben sich den Ball vor dem Sechszehner zu, während alle Frankfurter in diesem versammelt sind. Pukki fasst sich so bereits in der Nachspielzeit ein Herz, um flach und platziert aus 18 Metern abzuziehen. Aber Trapp ist schnell, kann das Leder mit einer Glanzparade um den rechten Pfosten lenken und damit den verdienten Punkt für die Eintracht retten. Nur kurz ist die Zeit zum Erholen, denn bereits am Dienstag geht es mit dem Heimspiel gegen Mainz weiter, dass zuhause gegen Dortmund verloren hat. Dadurch rückt der amtierende deutsche Meister auf Rang zwei und die Eintracht punktgleich mit Schalke auf Platz vier. (tr)


Stimmen zum Spiel

Armin Veh: “In der ersten Halbzeit haben wir bis auf einen Fehler, wo wir in einen Konter laufen, sehr gut gespielt, uns hochkarätige Chancen herausgespielt. Wir hätten in Führung gehen müssen. Die zweite Halbzeit ging klar an Schalke. Wir konnten unser Spiel nicht mehr durchziehen, standen mehr in der Defensive und hatten am Ende sicher ein Quäntchen Glück. Von der Anzahl der Torchancen her hätten wir heute gewinnen müssen, am Schluss kannst du so ein Spiel auch verlieren. Von daher ist das 1:1 auch okay.“

Heribert Bruchhagen: “Das alles sieht doch toll aus. Vor allem in der ersten Halbzeit war das sehr überzeugend, was wir geboten haben. Aber nach der zweiten Halbzeit können wir unterm Strich mit dem 1:1 zufrieden sein.“

Stefan Aigner: “Das Spiel ging bergauf und bergab für mich. Ich mach schon wieder so einen Fehler, in Liga 1 wird das bestraft, in Liga 2 nicht so. Aber ein Punkt auf Schalke ist in Ordnung, das Ergebnis geht so klar.“

 

 


 

 

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