Eintracht Frankfurt - Hamburger SV

Bundesliga 2012/2013 - 3. Spieltag

3:2 (2:1)

Termin: 16.09.2012, 17:30 Uhr
Zuschauer: 51.500
Schiedsrichter: Wolfgang Stark (Ergolding)
Tore: 1:0 Takashi Inui (13.), 2:0 Olivier Occéan (18.), 2:1 Heiko Westermann (45.), 3:1 Stefan Aigner (52.), 3:2 Heung-Min Son (63.)

 

 

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Eintracht Frankfurt
Hamburger SV

 


  • René Adler
  • Jeffry Bruma
  • Heiko Westermann
  • Michael Mancienne
  • Zhi-Gin Lam
  • Milan Badelj
  • Petr Jiracek (45.)
  • Heung-Min Son
  • Rafael van der Vaart
  • Marcell Jansen
  • Artjoms Rudnevs

 

Wechsel
Wechsel
  • Dennis Diekmeier für Michael Mancienne (33.)
  • Maximilian Beister für Artjoms Rudnevs (66.)
  • Ivo Ilicevic für Zhi-Gin Lam (82.)
Trainer Trainer
  • Thorsten Fink

 

 

Der dritte Sieg nach einem berauschenden Spiel

Natürlich ist die begeisternde Spielweise der Eintracht ebenso wie die hoffentlich bald erfolgende Vertragsverlängerung mit Rode während der Länderspielpause ein Thema gewesen, auch der Auftritt von Zambrano im Dress der peruanischen Nationalmannschaft, als es Superstar Messi kalt stellte und ein Tor erzielte.Doch auch in Frankfurt beherrscht vor dem Heimspiel gegen den bislang punktlosen Hamburger SV nur ein Thema die Gazetten: Die Rückkehr von Rafael van der Vaart und seiner Gattin an die Alster, was auch Armin Veh wohlwollend zur Kenntnis nimmt, um Druck von der eigenen Mannschaft zu nehmen: “Er ist ein sympathischer Kerl, der die Bundesliga bereichern kann. Wenn der Gegner mal eben so viele Millionen ausgibt, wie unser ganzer Etat beträgt, ist doch klar, dass er der Favorit ist. Zudem wissen nicht so genau, was auf uns zukommt, aber wir werden uns keine Sondermaßnahmen überlegen und unseren Stil nicht verändern.“ Ebenso wenig wie die Aufstellung, in der weiterhin Inui, Meier und Aigner das offensive Mittelfeld hinter Occéan bilden und Rode sowie Schwegler vor der Abwehr für Schwung und Ordnung sorgen sollen.

“Wir haben zwei gute Wochen hinter uns. Der Spaß und die Freude sind zurück. Daher schaue ich absolut positiv auf das Spiel. Die Frankfurter sind zwar mit viel Selbstvertrauen gestartet, haben aber auch Schwächen, die wir versuchen wollen, auszunutzen“, gibt sich HSV-Trainer Thorsten Fink trotz des ordentlich verpatzten Saisonstarts mit zwei Niederlagen, dem Pokal-Aus gegen Karlsruhe und der aufkommenden Kritik an der Kaderzusammenstellung sowie an seiner Person zuversichtlich. Schließlich hat HSV-Gönner und Milliardär Klaus-Michael Kühne mal eben die Geldbörse geöffnet und den klammen Hamburgern ein zinsloses Darlehen gewährt, mit denen sie van der Vaart für 13 Millionen Euro von Tottenham Hotspur loseisen konnten und zudem die Mittelfeldspieler Petr Jiracek aus Wolfsburg und Milan Badelj aus Zagreb für zusammen 8 Millionen Euro in der Länderspielpause verpflichteten.

Doch alles dreht sich nur um den “Messias“ und “Heilsbringer“, nicht nur den angeschlagenen Aogo freut: "Es ist gut für uns, dass sich in der Öffentlichkeit vieles um ihn dreht." Und er steht sogleich in der Startelf im zentralen Mittelfeld zwischen Jansen und Son sowie den Neuzugängen Jiracek und Badelj vor der Viererkette, in der Gin Lam Aogo auf der linken Seite ersetzt. Doch bevor es so richtig auf den Platz geht, wühlen sie in der physiologischen Trickkiste und bilden vor der Trainerbank einen Motivationskreis. Alle sind sie dabei, das Trainerteam, die Betreuer, der Manager sowie die Bankdrücker umarmen sich mit den Spielern.

Nach der Schweigeminute für die jüngst verstorbenen Eintracht-Spieler Ivica Horvat und Ehrenspielführer Adolf Bechtold aus der 59er-Meistermannschaft sowie dem verstorbenen Ralf, der mit einer Choreographie in der Nordwestkurve geehrt wird, geht es auch schon mit viel Schwung los. Auf Seiten der Eintracht jedenfalls, während der HSV sich auf seine Abwehr zu konzentrieren versucht. Einen ersten Vorgeschmack auf das, was sie erwartet, bekommen die Hanseaten bereits nach zwei Minuten zu spüren. Inui bekommt im Mittelkreis den Ball, lässt bei seinem Sprint zwei Hamburger aussteigen und zieht aus gut 25 Metern ab, verfehlt den Kasten von Adler allerdings um knapp einen Meter. Die Frankfurter bleiben am Drücker, immer wieder angetrieben von Schwegler und Rode sowie Meier, der wieder ein enormes Laufpensum ablegen wird, geht es schnell über die Außen nach vorne. Noch kommen die Flanken in die Mitte allerdings nicht an.

Bis zur 13. Minute jedenfalls, als Torhüter Trapp die Kugel schnell und präzise auf die linke Seite wirft und Meier sie verlängert. Bruma kommt zwar an den Ball, wird aber erfolgreich von Meier gestört, so dass Bruma hektisch Son anköpft. Inui setzt beherzt nach, kommt an das Leder, vernascht Son und legt es sich vor, um in den Strafraum zu sprinten und den Ball aus dreizehn Metern mit viel Übersicht und noch mehr Effet zum 1:0 ins untere rechte Toreck zu schießen. “Das war sensationell, ich kenne keinen Spieler, der einen Ball in der Luft direkt auf dem Spann so annehmen kann und den Ball sofort in den Lauf legen kann“, lobt Armin Veh den 24-Jährigen. Dies und noch viel mehr soll ja eigentlich auch van der Vaart können, der zwei Minuten später nach einem Foul von Zambrano den Freistoß vor dem linken Strafraumeck ausführt. Er zirkelt die Kugel Richtung kurzes Toreck, doch Trapp ist zur Stelle und lenkt sie über die Latte.

Mehr an Gegenwehr zeigen die Hamburger zunächst nicht, denn sofort schaltet die Eintracht wieder in den Vorwärtsgang. Nachdem ein Pass von Oczipka ins Toraus geklärt wird, gibt es die dritte Ecke, die Inui von der rechten Seite halbhoch vor den kurzen Pfosten zirkelt. Meier bindet zwei Abwehrspieler, lässt den Ball aber durch, wo er Anderson gegen das Schienbein prallt. Occéan reagiert am schnellsten und haut das Leder aus drei Metern zum 2:0 ins linke Toreck (18.). “Es ist ein tolles Gefühl, getroffen zu haben“, freut sich der 30-Jährige über seinen ersten Saisontreffer.

Statt sich zurück zu ziehen und den Ball in den eigenen Reihen zu halten, stürmen die Frankfurter wie euphorisiert weiter und kommen sogleich zur nächsten Chance durch Schwegler, der seinen Kopfball aber über die Latte setzt (20.). Die Zuschauer und auch Bruno Hübner sind entzückt von dem forschen Auftritt: “Das ist unser Stil, den können wir nicht ändern. Wir können keine Führung verteidigen.“ In der Tat, die ungezügelte Offensive lässt den Hamburgern Raum für Konter, den sie jetzt nutzen. Ein langer Pass erreicht Badej, der den Platz hat, nach vorne zu marschieren. Kurz vor der Strafraumgrenze legt er das Leder quer auf Son, der alleine auf Trapp zusteuern kann. Doch der Torhüter macht den Winkel geschickt zu und klärt in aller Seelenruhe zur Ecke (22.). “Da war er wenigstens gleich auf Temperatur“, scherzt der Armin Veh über seinen Keeper, der seine Grippe eigentlich noch nicht ganz auskuriert hat. Und fünf Minuten später kann sich Trapp erneut auszeichnen, nachdem Janßen einen schönen langen Pass aus der eigenen Hälfte in den Lauf von Badelj spielt, der die linke Außenbahn entlanghetzt und quer auf Rudnevs passt. Der 24-jährige Lette schießt aus 14 Metern, doch Trapp hält mit einem tollen Fußreflex.

Die Eintracht beschäftigt die Gäste weiterhin mit variablen Angriffen, wenn auch jetzt die letzte Präzision und Durchschlagskraft fehlen. Aber es ist, wie Schwegler feststellt, “richtig guter Fußball von uns. Laufintensiv, viele Zweikämpfe gewonnen. Dann kommt auch Spielfluss rein.“ So reagiert HSV-Trainer Fink bereits nach 33 Minuten und bringt Diekmeier für Mancienne, während Bruna nach Innen rückt. Doch außer einem Schuss von Jiracek und einem Seitfallzieher von Rudnevs bringen die Bemühungen um den Anschlusstreffer nichts, während Meier nur um eine Stollenlänge zu spät an einer Flanke von Occéan vorbei rutscht (43.).

Und die Quote von 67% Ballbesitz für die Frankfurter sagt alles, sie bestimmen das Geschehen. Aber der HSV bekommt noch einmal eine Ecke in der Nachspielzeit zugesprochen, die van der Vaart von rechts hoch vor den langen Pfosten schlenzt. Rudnevs springt höher als Jung und köpft sie in die Mitte, wo sie der freistehende Westermann aus vier Metern nur noch zum 1:2-Anschlusstreffer ins Netz schieben muss (45.). Eine kalte Dusche, der sogleich die nächste folgt. Diesmal aber für den HSV, denn nach einer gefährlichen Grätsche gegen Anderson kennt Schiedsrichter Stark keine Gnade und schickt erst Jiracek mit Rot vom Platz und dann auch den wild schimpfenden Trainer der Hamburger auf die Tribüne.

Ohne Wechsel geht es in den zweiten Abschnitt, in dem die Eintracht mit stürmischem Direktspiel weiter macht und die Gäste auch bei Ballbesitz kaum über die Mittellinie kommen, weil Frankfurt extrem früh angreift. Wie in der 52. Spielminute, als Meier, Occéan und Schwegler bereits vor dem linken Strafraumeck alle Anspielstationen zustellen, so dass sie sich den Ball erobern können. Schwegler spielt ihn flach vor den Strafraum, wo Meier das Leder aus der Drehung in den Lauf von Aigner lupft. Der lässt die Kugel von der Brust abtropfen und hebt sie in einer Bewegung über den herausstürzenden Torwart zum 3:1 ins Netz. “Was für ein tolles Tor“, meint nicht nur Schwegler und ergänzt: “Da habe ich schon gedacht, dass wir das souverän runterspielen können.“ Denn wie schon im ersten Abschnitt ziehen sie sich nicht zurück, sondern stürmen munter weiter.

Der HSV allerdings gibt sich nicht auf und kämpft nun um jeden Ball, um die wenigen sich bietenden Lücken in der hoch stehenden Frankfurter Defensive zu nutzen. Dabei hilft ausgerechnet der bislang so sicher spielende Zambrano, weil ihm ein “technisches Kabinettstückchen aus der Kreisklasse gelingt.“ Einen weiten Abschlag von Adler kann er nicht stoppen, sondern verlängert ihn unfreiwillig mit dem Oberschenkel zu van der Vaart. Der spielt sofort nach rechts zum startenden Son, der Trapp umspielt und zum 2:3 verkürzt (63.).

Unglaublich, aber der Eintracht scheint dies egal zu sein, weiter spielt sie nach vorne und hat durch Schwegler die nächste Möglichkeit, doch sein Knaller aus 16 Metern geht ein Stück am linken Pfosten vorbei (72.). Im hinteren Mittelfeld lassen sie den Gästen aber weiterhin zu viel Raum, so dass fast im direkten Gegenzug Son den startenden Diekmeier mit einem Flachpass in die Gasse einsetzen kann. Der sprintet in den Strafraum und zieht aus 13 Metern ab, doch mit einer Glanzparade kann Trapp den Ball über die Latte lenken (73.). "Wenn einer dreimal dem Angreifer blank gegenübersteht und dreimal so reagiert, dann ist das außerordentlich. Er hat einen Supertag gehabt", lobt Heribert Bruchhagen, während der “Spieler des Tages“ nur meint: "Wir üben das Eins-gegen-eins immer wieder mal im Training. Bei diesen Situationen kannst Du als Torwart eigentlich nur gewinnen.“

Und das nicht nur als Torwart, auch wenn die Zuschauer in der Schlussphase noch einmal zittern müssen, “weil wir halt noch nicht so weit wie die Bayern sind, die einen Vorsprung cool runterspielen", wie Oczipka erklärt. Zwar haben die Gäste noch zwei Freistoßchancen, aber nachdem Meier frei vor Torhüter Adler das 4:2 auf dem Fuß hat (86.), war es das mit der Hamburger Gegenwehr. Ein Pfiff ertönt und das Waldstadion wird vom lautstarken Jubel beherrscht, während sich die Spieler freudestrahlend in den Armen liegen. Drei Siege in Folge. Der der beste Saisonstart seit der Saison 1966/67, der der Eintracht Rang zwei in der Tabelle und jede Menge positive Schlagzeilen einbringt. (tr)


Stimmen zum Spiel

Armin Veh: “Wir haben ein richtig gutes, temporeiches Spiel gesehen. In den ersten 20 Minuten haben wir alles umgesetzt, was wir uns vorgenommen haben. Danach ist Hamburg besser ins Spiel gekommen. Nach dem 3:1 sollte das Spiel eigentlich entschieden sein, doch wieder haben wir es uns noch mal selbst schwer gemacht. Insgesamt sind wir sehr glücklich, dass wir das Spiel gewonnen haben. Wir können kicken, das ist schön, aber mit neun Punkten hat noch keine Mannschaft die Liga gehalten.“

Heribert Bruchhagen: “Das war ein tolles Spiel, es ist natürlich hocherfreulich, mit neun Punkten zu starten. Am Ende hätten wir uns das Leben aber leichter machen können. Wir haben sieben, acht Großchancen produziert, aber auch viele zugelassen.”

Bruno Hübner auf die Frage, wohin der Weg der Eintracht noch führt: “Weiß ich auch nicht – vielleicht zum Bier.“

Bastian Oczipka: "Jetzt haben wir ein Viertel der Punkte, die wir für den Klassenerhalt brauchen."

 

 


 

 

Fotos von www.eintracht.de:

 











 

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