VfL Bochum - Eintracht Frankfurt

2. Bundesliga 2011/2012 - 11. Spieltag

0:2 (0:2)

Termin: Fr 14.10.2011, 18:30 Uhr
Zuschauer: 20.132
Schiedsrichter: Peter Gagelmann (Bremen)
Tore: 0:1 Jonas Acquistapace (16., Eigentor), 0:2 Benjamin Köhler (36.)


 

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VfL Bochum
Eintracht Frankfurt

  • Andreas Luthe
  • Björn Kopplin
  • Marcel Maltritz
  • Jonas Acquistapace
  • Matthias Ostrzolek
  • Christoph Kramer
  • Christoph Dabrowski
  • Paul Freier
  • Giovanni Federico
  • Takashi Inui
  • Chong Tese

 


 

Wechsel
  • Daniel Ginczek für Paul Freier (57.)
  • Mirkan Aydin für Chong Tese (81.)
Wechsel
Trainer
  • Andreas Bergmann
Trainer

 

 

Ein beeindruckend souveräner Sieg

Ruhig geht es während der Länderspielpause zu bei der Eintracht, lediglich ein paar Gedanken von Heribert Bruchhagen zur Umlage von DFB-Strafen für den Einsatz von Pyrotechnik auf die Stehblockdauerkarten sorgen im Umfeld für Unruhe. Die Gelassenheit selbst ist hingegen Armin Veh, obwohl er beim Auswärtsspiel am Freitag auf Gekas verzichten muss, der sich beim zweiten Länderspiel der Griechen eine Zerrung zugezogen hat: “Erwin hat gut trainiert und sich angeboten. Ich möchte ungern das System mit zwei Stürmern wechseln. Wir sind dann für den Gegner definitiv schwerer auszurechnen.“ Trotzdem warnt er vor Bochum, das zuletzt zweimal gewonnen hat: “Das Team ist besser als Rang 13, die werden noch kommen. Deshalb ist es wichtig, dass wir sie auf Distanz halten." Und zwar mit Hoffer und Idrissou im Sturm und ansonsten mit der Mannschaft, die zuletzt Union Berlin souverän besiegte.

Nach fünf Niederlagen aus sieben Spielen war die Geduld beim VfL mit Trainer Funkel trotz der positiven Stimmung nach der knapp verpassten Relegation erschöpft. So bedankt sich Sportdirektor Todt artig beim Entlassenen, um zwei Tage später Andreas Bergmann, den U23-Trainer von Hannover 96, als neuen Coach zu präsentieren: “Er ist ein leidenschaftlicher Trainer, der mit schwierigen Situationen umzugehen weiß.“ Immerhin, nach einer peinlichen 0:4-Niederlage gegen Paderborn holte der VfL gegen Duisburg und in Ingolstadt sogar nach einem 1:3-Rückstand jeweils drei Punkte. “Die Siege haben gut getan, aber wir müssen realistisch bleiben, zumal Frankfurt die vielleicht höchste Hürde in dieser Liga ist. Ich hoffe, dass wir an diesem Gegner wachsen", macht der Trainer seinem Team Mut, das er auf zwei Positionen umstellt. Maltritz spielt anstelle von Johansson in der Innenverteidigung und für den verletzten Azaouagh rückt Kapitän Dabrowski neben Kramer vor die Abwehr. Über Außen sollen Inui sowie Freier und im Sturmzentrum Tese die auswärtsstarken Frankfurter ins Wanken bringen.

Freitagnachmittag, es herrscht der übliche Feierabendstau in Nordrhein-Westfalen. Zudem muss der Bochumer Hauptbahnhof wegen Bombenverdachts gesperrt werden, da zwei verdächtige Päckchen gefunden werden, die, wie sich später herausstellt, einen Teppich und eine Friteuse beinhalten. So beschließen die Verantwortlichen, die Partie eine halbe Stunde später zu starten, damit alle Fans rechtzeitig das Stadion erreichen. Trotzdem legen die Gastgeber auf den Punkt konzentriert los und kommen mit aggressivem Forechecking zu ersten Möglichkeiten. So erkämpft sich Kramer den Ball gegen Köhler, der über Freier und Dabrowski zu Frederico auf der rechten Außenbahn weitergeleitet wird, der die Kugel scharf nach innen zieht. Nikolov verpasst, aber auch Chong Tese grätscht zum Glück am Leder vorbei (2.). Der VfL macht weiter Druck, Tese holt gegen Djakpa eine Ecke raus, die zwar geklärt werden kann. Aber sofort wird das Leder wieder in den Strafraum geschlagen, doch der Kopfball von Inui segelt deutlich über die Latte (3.).


Jimmy Hoffer

Die Eintracht versucht jetzt, Bochum mit kontrolliertem Passspiel vom eigenen Kasten fern zu halten und tatsächlich finden sie nach knapp zehn Minuten immer besser ins Spiel. Die Zweikämpfe werden angenommen und bereits im Mittelfeld immer häufiger gewonnen. Die Gastgeber scheinen beeindruckt zu sein, die Leichtigkeit der Anfangsphase jedenfalls ist dahin. So versucht die Gäste, über die linke Seite zu ersten Chancen zu kommen, doch noch sind die Pässe in die Spitze zu ungenau oder landen im Abseits. Dann die 13. Spielminute, im Zusammenspiel mit Köhler setzt sich Djakpa auf links durch und flankt scharf an den Fünfmeterraum. Aber Torhüter Luthe kann die Kugel vor Hoffer wegfausten. Drei Minuten später verliert Freier den Ball auf Höhe der Mittellinie gegen Köhler. Über Idrissou und Meier geht es weiter zu Rode, der sofort anzieht und die Kugel wunderbar in den Lauf von Köhler spielt, der Platz hat und die Kugel scharf direkt vors Tor passt. Hoffer steht bereit, doch Acquistapace ist es, der statt zu klären das Leder wuchtig zum 1:0 für die Eintracht ins rechte Toreck grätscht (16.).

Bochum versucht zu antworten, doch die Frankfurter machen weiterhin die Räume im Mittelfeld geschickt eng, um bei Ballbesitz schnell und direkt nach vorne zu spielen. So wie Jung, der vor den Strafraum quer zu Hoffer auf halblinks flankt, der die Kugel auf Meier verlängert. Doch Alex legt eine Pirouette zu viel ein, so dass sein Schuss geblockt werden kann (19.). Vier Minuten später wird es gefährlich für die Gäste, als Frederico einen Freistoß aus dem linken Halbfeld ans rechte Fünfmeterraumeck flankt. Nikolov patscht die Kugel nur nach vorne, so dass sie Acquistapace vor die Füße trudelt. Diesmal trifft der 22-Jährige nicht, sondern schlägt ein Luftloch.

Aber dies beeindruckt die Eintracht wenig, die immer wieder über Schwegler und Meier konzentriert nachlegt. Diesmal verliert Alex zwar den Ball im Zweikampf, aber die Kugel landet beim emsigen Hoffer, der im richtigen Moment auf Idrissou spielt, der in den Strafraum rennt und aus zwölf Metern abzieht. Luthe faustet den platzierten Schuss nach vorne, wo Maltritz in letzter Sekunde vor dem nachsetzenden Hoffer klären kann (25.). Obwohl Bochum weiterhin mit viel Aufwand versucht, in die Nähe des Strafraums zu kommen, lassen die Frankfurter in der Folge nichts anbrennen. Lediglich ein schöner Direktpass von Frederico auf Freier, der die Kugel von der linken Strafraumseite einfach mal ins Niemandsland flankt, sorgt für ein Raunen (33.).


Idrissou, Jung und Torschütze Köhler

Die Eintracht hingegen zieht das Tempo hingegen scheinbar nach Belieben an. Kurz darauf leitet Meier einen weiten Pass von Djakpa vor dem Sechzehnmeterraum quer auf den emsigen Hoffer weiter, der sich mit einer Drehung gegen zwei Verteidiger durchsetzt, aber überhastet abzieht, statt die Kugel zurück auf Idrissou zu spielen. Keine 60 Sekunden später macht er es viel besser, als der Ball zuvor über mehr als zwanzig Stationen wie auf Schienen durch das eigene Mittelfeld läuft, ohne dass ein Bochumer die Chance hat einzugreifen. Nach einem Pass von Djakpa nimmt Rode den Ball an, lässt Kramer mit einer Drehung stehen, zieht kurz an und legt die Kugel kurz ab für Hoffer, der den Ball vom linken Strafraumeck aus gefühlvoll an den Elfmeterpunkt schnickt. Perfekt für den toll aufspielenden Köhler, der ihn mit dem Kopf über Torhüter Luthe hinweg zum 2:0 ins linke Toreck köpft (36.). Was für ein schönes Tor!

Die Eintracht bleibt spielerisch in allen Belangen überlegen und lässt den Ball überlegt durch das Mittelfeld laufen, während die Gastgeber dem Treiben nur neidisch zuschauen können. Wie bei einem weiten Abschlag von Nikolov, den Meier mit dem Kopf auf Hoffer verlängert, der sich im Strafraum gegen zwei Mann durchsetzt und abzieht, den Ball aber neben den linken Pfosten setzt (40.). Kurz darauf kommt Bochum aber doch noch einmal mit viel Glück zu einer Chance über Tese, denn dessen von Djakpa abgefälschte Flanke landet irgendwie bei Freier. Der 32-Jährige zieht sofort ab, doch Nikolov wehrt den harten Schuss prima ab (43.), so dass es mit der verdienten Führung in die Pause geht. “Viel besser als in der ersten Halbzeit kann man nicht spielen“, freut sich Bruno Hübner und auch Bochums Trainer Bergmann ist voll des Lobes: "Uns fehlt noch, was die Eintracht auszeichnet: Souveränität, Sicherheit und die Ruhe am Ball."


Stefan Bell

Zur zweiten Halbzeit kommt Bell bei der Eintracht, da Anderson über Schwindelanfälle klagt, während die Gastgeber wie schon zu Beginn der Partie versuchen, die Gäste mit schnellen Angriffen zu überrumpeln. So kommt ein langer Pass zu Freier auf der rechten Seite, der die Kugel flach vor den Elfmeterpunkt passt. Inui setzt sich gegen Schwegler und Bell durch, doch sein Schuss aus kurzer Distanz kann von Nikolov reaktionsschnell pariert werden (48.). Kurz darauf probiert es Chong Tese mit einem Drehschuss, der aber einen halben Meter neben dem rechten Pfosten landet (50).

Doch die jetzt wesentlich tiefer stehende Eintracht setzt weitere Nadelstiche mit Chancen für Köhler und Idrissou (51.). Dies beeindruckt die Gastgeber zwar nicht, die weiter auf den Anschlusstreffer drängen, doch offenbart die Frankfurter Abwehr auch mit Bell kaum Lücken. Nachdem aber Tese unbedrängt von Schildenfeld in den Strafraum zieht und seinen Schuss knapp neben den linken Pfosten setzt, reagiert Trainer Bergmann und bringt mit Ginczek für Freier den Joker, der in den letzten beiden Partien drei späte Tore erzielte (57.). Der Eingewechselte sorgt sofort vor dem Strafraum für Unruhe, setzt sich gegen Schwegler und Bell durch, der seinen Schuss aber im Nachsetzen blocken kann. Inui kommt an die Kugel, doch Nikolov ist zur Stelle (61.).

Es ist nicht zu übersehen, die zur Pause neu formierte Abwehr wirkt plötzlich nicht mehr so sattelfest wie noch in den ersten Minuten, so dass Armin Veh reagiert. Für Hoffer kommt Lehmann, der sich neben Schwegler vor den Strafraum zurückzieht, während Meier wieder nach vorne rückt (65.). Die Umstellung fruchtet sofort, Bochum drängt zwar weiter, aber Chancen können sie sich gegen die wieder souverän stehenden Frankfurter vorerst nicht mehr erspielen. Auf der anderen Seite nutzt die Eintracht den sich jetzt bietenden Raum nicht mehr konsequent genug. Bis zum Halbfeld funktioniert das Passspiel weiterhin prima, doch beim letzten Pass oder beim Abschluss fehlt die Konzentration, moniert der Trainer: “Da hat uns die Ruhe gefehlt, wenn wir klug gewesen wären, hätten wir das dritte Tor noch erzielt.“

Aber die Uhr läuft für Frankfurt und von Bochum ist nicht mehr viel Konstruktives zu sehen. Meier hingegen bleibt hellwach, als zwei Verteidiger vor Idrissou an der Strafraumgrenze tändeln. Er stibitzt Maltritz die Kugel einfach und zieht aus 18 Metern ab, aber Torhüter Luthe kann den Schuss ins linke Toreck um den Pfosten lenken (80.). Nachdem kurz vor Schluss Friend für Idrissou kommt und Meier in der Nachspielzeit noch einmal Luthe mit einem Distanzschuss prüft, ist es vollbracht. Die Eintracht feiert den vierten Sieg in Folge und bleibt auch im elften Spiel ungeschlagen. Der verdiente Lohn ist die Tabellenführung, die sich Greuther Fürth durch einen Sieg gegen Aue am Sonntag jedoch wieder zurück holt. Vorerst. (tr)


Stimmen zum Spiel

Armin Veh: “Wir spielen richtig gut Fußball; so habe ich mir das vorgestellt. In den ersten zehn Minuten ist Bochum sehr selbstbewusst ins Spiel gegangen, hat uns direkt zugestellt, da haben wir etwas gebraucht. Aber nach der Führung waren wir die bessere Mannschaft und haben das Spiel auch wegen unserer offensivstarken und torgefährlichen Spieler dominiert. Derzeit ist es sehr souverän, wie die Mannschaft auftritt, das hat eine gewisse Klasse. Aber es ist noch ein langer, schwerer Weg, der sich erst im Frühjahr entscheiden wird."

Heribert Bruchhagen: “Es ist eine tolle Situation, wir freuen uns total über eine überzeugende Leistung. Dennoch gebe ich zu bedenken: Vor einem Jahr waren wir auf einem sechsten Platz… Ach, wie ist das schön.“

Pirmin Schwegler: “Wir können sehr zufrieden sein. Wir haben nicht viel zugelassen und dann unsere Chancen eiskalt genutzt. Es werden nicht viele Mannschaften nach Bochum fahren und 2:0 gewinnen. Trotzdem haben wir den Fehler gemacht, nach dem 2:0 das Ergebnis nur noch verwaltet
zu haben.“

 

 

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