FSV Frankfurt - Eintracht Frankfurt

2. Bundesliga 2011/2012 - 5. Spieltag

0:4 (0:3)

Termin: So 21.08.2011, 13:30 Uhr im Waldstadion
Zuschauer: 50.250
Schiedsrichter: Dr. Jochen Drees (Münster-Sarmsheim)
Tore: 0:1 Sebastian Rode (17.), 0:2 Theofanis Gekas (31., Elfmeter), 0:3 Benjamin Köhler (40.), 0:4 Benjamin Köhler (89.)

 

>> Spielbericht <<

FSV Frankfurt
Eintracht Frankfurt

 


 

Wechsel
  • Momar N´Diaye für Sven Müller (37.)
  • Karim Benyamina für Marcel Gaus (46.)
  • Macauley Chrisantus für Babacar Gueye (73.)
Wechsel
Trainer
  • Hans-Jürgen Boysen
Trainer

 

 

 

Souveräner Auswärtssieg im Waldstadion

49 Jahre nach dem letzten Stadtderby gegen den FSV ist es endlich wieder soweit, finden zumindest die Bornheimer, die ihr Heimspiel ins Waldstadion verlegt haben, um dank der zu erwartenden Mehreinnahmen ihren schmalen Saisonetat zu verbessern. Doch das Grün entspricht so gar nicht dem schönen Schein der WM-Arena, findet FSV-Trainer Boysen: “Der Rasen ist so schlecht. Das ist ein Kartoffelacker, der im Widerspruch zum Anspruch der Eintracht steht. Da passen die Schuhe nicht zum Anzug.” Ähnlich hatte sich Armin Veh bereits vor dem Spiel gegen Düsseldorf geäußert, um noch einmal nachzulegen: “Es ist mir völlig unverständlich, dass die Eintracht bis zu neun Millionen Euro Miete pro Jahr zahlt und dann kein geeignetes Spielfeld zur Verfügung gestellt bekommt. Ich würde den Geldhahn zudrehen, würde keine Miete mehr bezahlen.“

Ansonsten geht es vor dem Derby einträchtlich zu, auch Armin Veh, der mit dem FSV-Trainer befreundet ist, gießt kein Öl ins ohnehin nur schwach glimmende Derbyfeuer: “Wir müssen die Favoritenrolle annehmen und mit dem Druck klarkommen. Wir sehen das Spiel, obwohl wir Gast sind, als Heimspiel und wollen als Gewinner vom Platz gehen.“ Und zwar ohne Fenin, der aufgrund schwacher Trainingsleistungen nicht einmal in den Kader berufen wird. “Das war mir zu wenig, dann handele ich, der Kleine mit dem dicken Hintern war einfach besser“, meint der Trainer flapsig zu seiner Entscheidung, Alvarez auf die Bank zu setzen. Da Schwegler wieder zur Verfügung steht, Armin Veh dafür auf den gelb-rot gesperrten Meier verzichten muss, bilden Lehmann und Schwegler die “Doppel-6“ vor der Offensivreihe mit Rode anstelle von Matmour auf links, Köhler in der Mitte und Korkmaz auf rechts. Im Sturm spielt wie zuletzt Gekas.

“Das volle Stadion erzeugt eine positive Atmosphäre, die wir aufsaugen müssen. Wir wollen demonstrieren, dass wir nicht die Schießbude der Liga sind und gehen das Spiel wie ein DFB-Pokal-Spiel an. Wir haben jetzt die einmalige Chance, uns auf ewig in die Geschichtsbücher einzutragen“, drückt sich Hans-Jürgen Boysen etwas pathetisch aus und auch Vizepräsident Kurka pflegt die Rolle des Underdogs: “Ich wäre froh, der Eintracht ein bisschen ans Bein pinkeln zu können.“ Drei Remis haben sie bereits geholt, dennoch hat es trotz guter Leistungen zuletzt gegen Ingolstadt nicht zum ersten Saisonsieg gereicht. Trotzdem vertraut der Trainer der Startelf vom letzten Spieltag, so dass Gueye weiterhin anstelle von Benyamina im Sturm vor der offensiven Dreierreihe mit Müller, Yelen und Gaus spielt. In der Viererabwehr vor Torhüter Klandt steht unter anderem Alexander Huber, der bei der Eintracht unter Friedhelm Funkel auf 10 Ligaeinsätze kam.

Vom Anpfiff weg versucht die Eintracht das Spiel unter Kontrolle zu bekommen, doch mit frühem Pressing und viel Laufarbeit schafft es der FSV, erfolgreich dagegen zu halten. So resultiert die erste Chance aus einem Freistoß, den Schwegler von halbrechts in den Strafraum schlenzt und Schildenfeld die Kugel mit der Hacke gefährlich aufs Tor lenkt. Aber Torhüter Klandt kann das Leder um den linken Pfosten zirkeln (3.). Der FSV lässt sich davon nicht beeindrucken und stört die Eintracht weiter erfolgreich am Spielaufbau, um bei Ballbesitz mit schnellem Spiel über die Außen für Gefahr zu sorgen. Doch es fehlt an der Genauigkeit. So wie in der 14. Minute, als Gueye Anderson am linken Strafraumeck das sicher geglaubte Leder abluchst, seinen Schuss aber deutlich am Tor vorbei setzt.

Eine Minute später ist endlich einmal die Eintracht dran. Schwegler passt auf Lehmann, der sofort auf den quirligen Köhler legt. Benny zieht aus 20 Metern ab, doch sein Schuss geht knapp einen Meter am rechten Pfosten vorbei. Gefährlicher wird es auf der Gegenseite, als Cinaz einen von Schildenfeld abgewehrten Ball aus über 20 Metern Vollspann aufs Tor zimmert und Nikolov zu einer schönen Flugeinlage zwingt (16.). Fast im direkten Gegenzug spielt Djakpa auf der linken Außenbahn zu Korkmaz, der sofort nach innen zieht, um den Ball Djakpa wieder in den Lauf zu legen. Der 24-jährige Ivorer flankt scharf vor den Fünfmeterraum, Huber fälscht die Kugel so unglücklich ab, dass sie in Richtung Tor fliegt und der überraschte Klandt sie nur mit einer Hand nach vorne abwehren kann. Perfekt für Rode, der den Ball aus fünf Metern zum 1:0 in den rechten Torwinkel hämmert (17.).

Doch der FSV legt sofort über Ex-U23-Eintrachtler Stark nach, der sich auf rechts durchsetzt und den Ball in den Strafraum flankt. Gueye legt für Müller auf, der Anderson vernascht und die Kugel im Fallen irgendwie an den langen Pfosten schlenzen kann. Genau zu Gueye, der es schafft, sie aus drei Metern am Pfosten vorbei zu schieben (18.). “Das war die erste Schlüsselszene des Spiels“, klagt FSV-Coach Boysen. Denn so richtig geht die Taktik der Schwarz-Blauen, sich weit zurück fallen zu lassen und auf Konter zu setzen, nicht auf. Brav und gehemmt wirken ihre Angriffsversuche, während die Eintracht immer sicherer kombiniert und den Druck erhöht. Dennoch hat die nächste Chance der FSV, als eine Freistoßflanke von links durch Yelen am kurzen Pfosten von Gledson per Kopf verlängert wird und Huber am rechten Pfosten den Ball nur um eine Stollenlänge verpasst (29.).


Elfmeterschütze Gekas

Dies rächt sich postwendend, als Schildenfeld den Abstoß von Nikolov in Richtung rechtes Strafraumeck schlägt. Torhüter Klandt sprintet sofort raus, kreuzt den an ihm vorbeilaufenden Gekas und trifft dessen Beine. Der 31-Jährige fällt und Schiedsrichter Dr. Drees entscheidet zu recht auf Strafstoß. Gekas tritt selbst an, schießt hart, flach, aber nicht besonders platziert in die linke Ecke, wo Klandt ihn fast gehalten hätte. So reicht es zum 2:0 für die Eintracht, dass Gekas mit einigen Stoßgebeten quittiert (31.).

“Wir wollten das Spiel schnell entscheiden, das hat ganz gut geklappt“, meint Kapitän Schwegler und Köhler ergänzt: “Da haben wir uns in einen kleinen Rausch gespielt.“ In der Tat spielt die Eintracht jetzt schnell und direkt durch das Mittelfeld, während der FSV einfach kein Mittel findet, um dem etwas entgegen zu setzen. Das sieht auch Trainer Boysen, der früh reagiert und N’Diaye für Müller bringt (36.). Vier Minuten später gibt es Einwurf für die Eintracht auf der linken Seite, Djakpa spielt sich mit Lehmann den Ball zwei Mal auf engstem Raum zu, dann wird Korkmaz eingesetzt, der am linken Strafraumrand quer legt. Rode täuscht an, lässt aber die Kugel geschickt passieren. Genau richtig für Köhler, der in der Mitte flach abzieht und den Ball im linken Toreck versenkt. Zur 3:0-Führung für die Eintracht, mit der es in die Pause geht.


Djakpa

Zur zweiten Halbzeit bringt Boysen mit Benyamina für Gaus einen neuen Stürmer, doch die Unsicherheiten bei den Blau-Schwarzen bleiben eklatant. So spielt Teixeira einen viel zu lässigen Rückpass auf Torhüter Klandt, den dieser nur Sekundenbruchteile vor dem heran rauschenden Gekas klären kann (48.). Unterdessen ist es im Stadion heiß und schwül geworden, anstelle der dichten Regenwolken zeigt sich jetzt die strahlende Sonne, während es die Eintracht zunehmend ruhiger angehen lässt und auf Konter setzt. Wie in der 52. Spielminute, als der nimmermüde Djakpa Köhler schickt, der von der Mittellinie aus nach vorne sprintet. Benny geht am linken Strafraumrand an Huber vorbei, doch seine Flanke auf Gekas vor den Fünfmeterraum misslingt. Teixeira köpft bei seinem Klärungsversuch an Klandt vorbei, so dass Gekas vor dem leeren Tor an den Ball kommt, aber im letzten Moment von Teixeira fair gestoppt wird. Schade, die Chance zum 4:0 wurde leichtfertig vertan.

Die Bornheimer mühen sich weiterhin vergeblich, den Anschlusstreffer zu erzielen, während der Eintracht mit angezogener Handbremse bei den sich bietenden Kontergelegenheiten jetzt die Präzision im Passspiel abgeht. “Wir wollten das Tempo weitergehen, aber es ging einfach nicht mehr. Du hast gemerkt, wie die Hitze gedrückt hat. Die Luft war draußen“, erzählt Schwegler. So wechselt Armin Veh Korkmaz aus und bringt dafür Matmour (64.), während kurz danach der FSV zu einer Chance kommt. Teixeira kann vom linken Strafraumrand aus unbedrängt flanken, wo N’Diaye am Elfmeterpunkt die Kugel jedoch weit über den Kasten von Nikolov haut, während Trainer Veh mit seiner Abwehr lautstark schimpft (68.).

Nachdem beim FSV Chrisantus für Gueye kommt, sieht es so aus, als ob die Eintracht noch einmal einen Zahn zulegen will. Köhler und vor allem Matmour spielen im Strafraum der Blau-Schwarzen Katz und Maus mit der Abwehr. Der Ball trudelt nach einem Schussversuch Lehmanns auf die rechte Seite, wo Rode Chrisantus vernascht und Klandt von der Torauslinie fast tunnelt (74.). Zwei Minuten später muss Rode vom Platz, Dominik Schmidt kommt zu seinem Debüt bei der Eintracht. Das Auswärtspublikum bleibt unruhig und will Tore sehen. Pfiffe erntet jetzt Gekas, der es nach einer Balleroberung im Halbfeld am Strafraumrand eigensinnig selbst probiert, anstatt quer auf den freistehenden Jung zu spielen (77.). Im direkten Gegenzug kann der Sportverein das Leder locker an den Strafraum spielen, doch erst rettet Nikolov reaktionsschnell gegen N’Diaye am linken Pfosten und dann Schildenfeld in höchster Not, bevor Anderson endgültig klären kann.


Das 4:0 für die Eintracht

Es läuft bereits die 89. Spielminute, kurz zuvor wurde Hoffer für Gekas eingewechselt. Der hält jetzt bedrängt von zwei Gegenspielern am Mittelkreis den Ball, passt ihn zurück und sprintet nach vorne. Die Kugel kommt zu Jung, der sie direkt nach vorne schnickt. Etwas zu steil eigentlich, aber Hoffer rennt und kommt tatsächlich kurz vor der Grundlinie an den Ball. Er wartet, schaut und spielt dann von rechts einen harten und flachen Pass auf Köhler. Der beste Mann der Eintracht am heutigen Tag netzt zwischen zwei unbeteiligt scheinenden Blau-Schwarzen aus kurzer Distanz zum 4:0 ein. “Heute habe ich den Meier gemacht, das hat Spaß gemacht“, freut sich Köhler und auch Armin Veh lobt ihn: “Er hat sehr gut gespielt, er hat einfach Qualität. So viel, dass er überall spielen kann.“

“Auswärtssieg!“ skandieren die Fans kurz darauf, denn es ist geschafft. Der dritte Auswärtssieg ist unter Dach und Fach. Mit elf Punkten liegt die Eintracht jetzt auf Rang 4 und erwartet in der kommenden Woche den SC Paderborn 07. Diesmal zum Heimspiel im Waldstadion. (tr)


Stimmen zum Spiel

Armin Veh: "Der FSV hatte den besseren Start ins Spiel, hat gut kombiniert. Wir sind nach den ersten 15 Minuten besser ins Spiel gekommen, nach dem 2:0 haben wir unsere Nervosität dann verloren. Aber wir hätten den Sack früher zumachen können, diese Chance haben wir leichtfertig vergeben. Das finde ich sehr ärgerlich. Insgesamt bin ich mit der ersten Halbzeit sehr zufrieden, in der zweiten Halbzeit haben wir nicht mehr so konzentriert gespielt, das müssen wir abstellen.“

Heribert Bruchhagen: “Der FSV hat Nerven gezeigt, das ist ein erfreuliches Ergebnis, das uns allen gut tut.“

Pirmin Schwegler: “Wir werten diesen Erfolg natürlich als Heimsieg und nehmen aus diesem Spiel ein gutes Gefühl mit. Darauf müssen wir aufbauen, wir müssen eine Heimmacht werden.“

 

 

>> Spieldaten <<

 

© text, artwork & code by fg