Young Boys Bern - Eintracht Frankfurt

Freundschaftsspiel 2011/2012

1:3 (0:1)

Termin: 02.07.2011 in Köniz
Zuschauer: 2.900
Schiedsrichter: Alain Bieri
Tore: 0:1 Caio (42., Foulelfmeter), 1:1 Silberbauer (68., Foulelfmeter), 1:2 Alexander Meier (72.), 1:3 Martin Fenin (73.)

 

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Young Boys Bern Eintracht Frankfurt

  • Marco Wölfli
  • Scott Sutter
  • Alain Nef
  • Dusan Veskovac
  • Christoph Spycher
  • David Degen
  • Michael Silberbauer
  • Alexander Farnerud
  • Mario Raimondi
  • Marco Schneuwly
  • Ben Khalifa

 


 

Wechsel
  • Adriano De Pierro für Sutter (46.)
  • Pascal Doubaï für Farnerud (46.)
  • Raphaël Nuzzolo für Raimondi (46.)
  • Emmanuel Mayuka für Schneuwly (46.)
  • EzgyanAlioski für Spycher (67.)
  • Matteo Tosetti für Ben Khalifa (67.)
Wechsel
Trainer
  • Christian Gross
Trainer

 

Guter Fußball, schlechte Schlagzeilen

In 13 Tagen startet die Eintracht die “Mission Wiederaufstieg“ bei Greuther Fürth, doch die Vorbereitung ist schwierig, da das Waldstadion in diesen Tagen zur FIFA-Frauen-WM-Arena wurde. So trainieren die Profis in der Zeit der Besetzung schon mal auf dem traditionsreichen Sportplatz Sandhöfer Wiese, schieben den obligatorischen Fitnesscheck der DFL ein und fahren einen Tag früher zu einem Vorbereitungsspiel, um auf dem Gelände des Gastgebers ungestört trainieren zu können.

Holprig gestaltet sich auch die Verpflichtung von Erwin Hoffer, bei dem noch immer die Unterschrift aus Neapel fehlt, und auch ein geeigneter Innenverteidiger ist nicht gefunden. Dafür vermeldet die Eintracht einen überraschenden Neuzugang für das rechte Mittelfeld. Der 26-jährige Algerier Karim Matmour, der seit 2008 bei Mönchengladbach spielte, wechselt nach Medienberichten für eine Ablösesumme von 500.000 Euro plus erfolgsabhängiger Nachzahlung an den Main. Er soll einen Einjahresvertrag mit Option auf zwei weitere Jahre erhalten. “Er hat nicht so die Torjägerqualitäten, aber das ist nicht entscheidend. Er ist ein guter Konterspieler, genau der schnelle Flügelstürmer, den wir gesucht haben“, freut sich Sportdirektor Hübner über die neueste Verpflichtung. Die Verhandlungen abgebrochen hat die Eintracht hingegen mit Innenverteidiger Andreas Wolf vom 1. FC Nürnberg, der erneut eine Frist zur Zusage hat verstreichen lassen, um kurz darauf in Bremen zu unterschreiben.

Ohne Matmour, der eine Nasenoperation auskuriert und erst in der nächsten Woche ins Training einsteigen wird, setzt Armin Veh auch heute beim aktuellen Club von Ex-Kapitän Christoph Spycher auf ein 4-3-3-System, bei dem Caio und Meier auf den Außen und Hoffer in der Mitte spielt. Unterstützt werden die Drei von Rode, dem zuletzt leicht angeschlagenen Lehmann sowie Schwegler, der vor der Abwehr mit Jung, Clark, der bereits in der letzten Saison in der Innenverteidigung aushalf, Russ und Djakpa spielt.


Schwegler und Spycher

Fast am Ende ihrer Kräfte sind sie unterdessen beim letztjährigen Tabellendritten der Schweizer Liga, den Young Boys Bern, die gestern noch an einem “Blitzturnier“ zwei Spiele über jeweils 45 Minuten absolvierten - meint jedenfalls Christoph Spycher: “Das Spiel wird uns schwer fallen, wir sind ziemlich geschlaucht. Ich bin jedenfalls froh, wenn die Vorbereitung zu Ende ist. Daher freue ich mich mehr darauf, die alten Kollegen zu treffen.“ Wie die Eintracht starten auch die Schweizer, die seit Juni von Christian Gross trainiert werden, in zwei Wochen in die neue Saison. Umso ärgerlicher für den Trainer, dass er in der Schlussphase der Vorbereitung auf die verletzten Bienvenue und Costanzo verzichten muss, die zwei der Leistungsträger des Vorjahres waren. So testet der 56-Jährige, der zuletzt den VfB Stuttgart bis Oktober 2010 trainiert hatte, mit Silberbauer vom FC Utrecht, Veskovac vom FC Luzern und Ben Khalifa, der vom VfL Wolfsburg ausgeliehen wurde, auch heute gleich drei der Neuzugänge.

Bei strahlendem Sonnenschein finden sich 2.900 Zuschauer, darunter auch 200 Fans aus Frankfurt, auf dem Sportplatz Liebefeld in Köniz bei Bern ein, die in der Anfangsphase ein Spiel mit viel Mittelfeldgeplänkel ohne große Torchancen sehen. Die Eintracht ist bemüht, den Ball über viele Stationen laufen zu lassen, während die Young Boys ein wenig ungeordnet bei ihren Angriffsversuchen wirken. Immerhin hat Ben Khalifa nach knapp 15 Minuten eine erste Chance, die Kessler aber eben so wenig vor Probleme stellt wie ein Kopfball von Veskovac wenige Minuten später. Nach wie vor läuft der Ball zwar prima durch die eigenen Reihen, aber in der Offensive ist von der Eintracht wenig zu sehen, auch wenn sich Meier und Caio auf den Außenbahnen bemüht zeigen. Aber es fehlt der rechte Zug zum Tor.

So können die Zuschauer ein wenig die Sonne genießen, während Schneuwly nach einer kurzen Ecke wenigstens für ein Raunen sorgt, als er den Ball aus kurzer Distanz über das Tor von Kessler drischt (30.). Immerhin scheint diese Chance die Eintracht geweckt zu haben, denn plötzlich spielt sie mit wesentlich mehr Elan nach vorne. So scheitert erst Caio mit einem Freistoß knapp, dann versucht sich Meier mit einem Schlenzer von der Strafraumgrenze und schließlich scheitert Rode im Nachsetzen, nachdem ein Schuss von Hoffer abgeblockt wird. Nur eine Minute später setzt sich der quirlige Hoffer in der Mitte durch und sprintet in den Strafraum, wird aber von Veskovac unsanft von den Beinen geholt. Klare Sache, es gibt Elfmeter, den Caio mit einem satten Schuss in die Mitte zum 1:0 für die Eintracht sicher verwandelt (42.).


Ricardo Clark

Während Christian Gross zur zweiten Halbzeit vier neue Spieler bringt, verzichtet Trainer Veh zunächst auf einen Wechsel. Die Eintracht bestimmt weiter das Geschehen auf dem Platz, während sich bei den Young Boys die Stockfehler mehren. Nur der Angriffselan ist den Frankfurtern in der Halbzeitpause wieder verloren gegangen, so dass sich das Geschehen meist im Mittelfeld abspielt, obwohl Armin Veh ab der 59. Spielminute das System umstellt und mit zwei Stürmern spielen lässt, nämlich Gekas und Fenin für Hoffer sowie Caio. Dann aber die 67. Spielminute, bei einem Konter der Schweizer kann sich Degen auf der linken Seite durchsetzen, sprintet in den Strafraum und wird von Kessler zu Fall gebracht. “Seine Absprache mit den Mitspielern hat noch nicht so richtig geklappt“, kritisiert Armin Veh nach dem Spiel seinen Torhüter. Aber Silberbauer ist dies egal, er schnappt sich die Kugel und verlädt den Torhüter, um den Ball flach in die linke Ecke zu schieben. Zum 1:1-Ausgleich.

Der Ausgleich scheint Bern die zweite Luft zu geben, denn sie verstärken fast augenblicklich ihre Angriffsbemühungen und drängen die Eintracht in die Defensive. Doch nicht nur das Mittelfeld spielt souverän, auch die Verteidigung der Eintracht steht sicher, meint Armin Veh, der explizit Clark lobt: “Er hat seine Sache gut gemacht, aber das ist natürlich keine Dauerlösung. Wir müssen zügig Spieler holen.“ Nicht die Abwehr, sondern Abspielfehler der Schweizer im Mittelfeld sorgen dafür, dass die Eintracht nicht ins Wanken kommt. Im Gegenteil, bereits fünf Minuten nach dem Ausgleich wird erneut ein Querpass abgefangen und jetzt geht es ganz schnell. Meier setzt sich auf halblinks durch, hat viel Platz und nutzt ihn mit einem schönen Schuss ins lange Eck zur 2:1-Führung (72.), mit dem auch Armin Veh zufrieden ist: “Ich weiß natürlich, dass Meier und Caio keine wirklichen Außenspieler sind, aber sie sind torgefährlich und lösen die Aufgaben gut.“


Fenin trifft

Nur eine Minute später ist es wieder ein Ballverlust, der die Eintracht zum Kontern einlädt. Gekas sprintet durch die Mitte, um den Ball Fenin in den Lauf zu legen. Der zögert nicht lang und haut das Leder aus 16 Metern in die Maschen. Zum 3:1 für die Eintracht (73.). Danach gibt sich Bern ein wenig auf und die Eintracht kann das Spiel souverän ausklingen lassen, was auch Armin Veh nach dem Spiel gefällt: “Wir haben wirklich gut Fußball gespielt und das Spiel dominiert. Bis auf ein, zwei Positionen wird in Fürth die Mannschaft spielen, die heute gespielt hat.“

Doch nicht auf, sondern neben dem Platz ist die Eintracht wieder für Schlagzeilen gut. Denn nach einigen Provokationen der Fangruppen bereits während des Spiels, gab es wohl handfeste Auseinandersetzungen außerhalb des Stadions. “Wir konnten mit genug Leuten vor Ort ein Aufeinandertreffen der beiden Fanlager auf dem Spielfeld verhindern. Neben dem Stadion kam es danach zu kurzen Scharmützeln, was einen Mitteleinsatz nach sich zog“, berichtet die Polizeisprecherin. Im Ergebnis eher eine Kirmesschlägerei ohne Festnahmen und Verletzte, wohl aber mit heftigen Schlagzeilen in der Presse.

Im Gegensatz zu den Vorfällen nach den Spielen gegen Mainz und Köln sieht sich der Vorstand diesmal genötigt, klar Stellung zu nehmen. So bezeichnet Vorstandsmitglied Klaus Lötzbeier die Vorfälle, als “Katastrophe, die das Image des Vereins schon wieder beschädigt“ und Konsequenzen haben wird. Der Vorstand hat einen neuen Maßnahmen-Katalog erarbeitet, der den Fans vorm Start der Zweiten Liga mitgeteilt wird." Auch werde man bei den Heimspielen nun "einige Vergünstigungen kappen". Ins gleiche Horn bläst Sportdirektor Hübner: "Solche Auftritte schaden dem Ansehen des Vereins und schwächen den Klub, das ist Wahnsinn. Es ist schizophren wenn einerseits Diskussionen um neue Spieler unter dem Aspekt der Finanzierbarkeit geführt werden müssten, andererseits dem Verein fast eine Million Euro durch die Lappen gehen, weil wir wegen Zuschauerausschreitungen bestraft werden."(tr)

 

 

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