SC Freiburg - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2010/2011 - 21. Spieltag

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Termin: So 06.02.2011, 17:30 Uhr
Zuschauer: 21.900
Schiedsrichter: Florian Meyer (Burgdorf)
Tore: ./.

 

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SC Freiburg Eintracht Frankfurt

  • Oliver Baumann
  • Mensur Mujdza
  • Oliver Barth
  • Heiko Butscher
  • Felix Bastians
  • Cedric Makiadi
  • Yacine Abdessadki
  • Johannes Flum
  • Jan Rosenthal
  • Maximilian Nicu
  • Papiss Cissé

 


 

Wechsel
  • Erik Jendrisek für Yacine Abdessadki (65.)
  • Daniel Caligiuri für Jan Rosenthal (79.)
  • Stefan Reisinger für Cedric Makiadi (85.)
Wechsel
Trainer
  • Robin Dutt
Trainer

 

Nullnummer im Breisgau

“Das sind ganz schlechte Nachrichten für ihn und für uns, aber es war absehbar“, versucht Michael Skibbe gelassen zu bleiben. Der monatelange Versuch mit konservativen Therapien ist gescheitert. Bereits am Montag muss sich Chris seiner zweiten Bandscheibenoperation unterziehen und wird wohl für den Rest der Saison ausfallen. Doch nicht nur das Schicksal des 32-Jährigen, auch die mangelnde Torausbeute sowie Systemdiskussionen beherrschen Medien und Fans. “Es obliegt jedem, ein Tor zu schießen, egal, ob Franz nach einer Ecke oder Jung oder Caio aus dem Mittelfeld heraus“, sinniert Michael Skibbe vor dem Auswärtsspiel beim Tabellensechsten aus Freiburg. Von einer Systemumstellung hält er ebenso wie Amanatidis wenig: “Wir spielen dieses System nun schon seit vielen, vielen Jahren. Wir haben es unter Friedhelm Funkel so gespielt und auch schon unter Willi Reimann. Daher wäre es extrem schwierig, nur aufgrund einer kleinen Krise umzustellen. Daran müssten wir taktisch sehr viel arbeiten, weil man dann völlig anders verschieben muss.“

So stellt der Trainer auch nach der 0:1-Heimniederlage gegen Mönchengladbach sein Team nur auf einer Position um. Anstelle von Fenin stürmt Gekas trotz seiner Wadenverhärtung vom Freitag vor dem Mittelfeld mit Ochs, Caio, Meier und Köhler sowie Schwegler vor der Abwehr. Ein ergebnisorientierter Auftritt ist das Ziel, meint der 23-jährige Schweizer: “Wir hatten zwar schon mehr Selbstvertrauen, aber wollen es erzwingen, dass das Glück zu uns zurückkehrt. Es ist egal, wie der Ball ins gegnerische Tor geht, Hauptsache, er geht rein.“

Diese Probleme hat der SC nicht, denn immerhin verlor er keines der letzten sechs Spiele und gewann zudem beim Prestigeduell in Stuttgart. Dafür gibt es hitzige Diskussionen um einen Stadionneubau, in die sich auch Trainer Dutt einmischt, was Oberbürgermeister Salomon gar nicht passt: "Wer viel Ahnung vom Fußball hat, muss nicht unbedingt viel Ahnung von allem anderen haben. Bis das Projekt realisiert ist, ist der doch längst Trainer in Hamburg, Stuttgart oder Wolfsburg." Doch zunächst sitzt Robin Dutt weiter auf der Bank, um die Serie auszubauen, auch wenn er pflichtgemäß warnt: “Das wird schwer genug. Da aber beide Mannschaften Wert auf spielerische Lösungen legen, erwarte ich ein attraktives Duell.“ Bis auf Abdessadki, der Putsila auf der rechten Außenbahn ersetzt, lässt er sein Team unverändert, so dass Flum, Rosenthal, Nicu und Makiadi das Mittelfeld vor 15-Tore-Stürmer Cissé bilden.

Die Anfangsphase wird auf beiden Seiten von den Abwehrreihen dominiert, die den ballführenden Spieler sofort energisch angehen und die Räume geschickt zustellen. Vor allem die Eintracht zeigt sich hierbei enorm bissig. Selbst bei Rückpässen auf Torhüter Baumann setzen Gekas und Ochs sofort nach. “Ich wollte ein Zeichen setzen, ich wollte die anderen mitreißen. Die Aggressivität hat uns zuletzt ja ein bisschen gefehlt“, erklärt der Kapitän. Doch die Aggressivität geht auf Kosten von geordneten Spielzügen, die Partie findet bislang ohne jegliche Torchance im Mittelfeld statt.

Es läuft die 12. Spielminute, nachdem ein Eckstoß der Eintracht geklärt werden kann, entwickelt sich über Makiadi ein schneller Gegenstoß. Der Ball kommt zu Nicu, der ihn sofort vor den Strafraum spielt. Cissé startet einen Schritt zu früh, nicht aber der hinter ihm stehende Rosenthal, der abziehen könnte. Zum Glück ist der Torjäger egoistisch, nimmt die Kugel an, um sich theatralisch über den folgerichtigen Abseitspfiff aufzuregen. Aber er wird sich daran gewöhnen, denn beim Versuch, sich von seinen hartnäckigen Bewachern Russ oder Franz zu befreien, startet der Senegalese ein ums andere Mal zu früh. Künstlich aufregen können sich aber auch die Frankfurter. Zunächst mimt Franz nach einem Foul von Rosenthal den sterbenden Schwan (14.), danach zeigt Tzavellas nach einer Rangelei mit Mujdza eher peinliche schauspielerische Künste und kurz darauf versucht Franz nicht minder unsäglich, einen Elfmeter rauszuholen. Doch Schiedsrichter Meyer behält die Übersicht und schüttelt ebenso wie die Zuschauer nur den Kopf.

Das Kopfschütteln ist auch danach ständiger Begleiter, denn das Spiel bleibt zerfahren, Mittelfeldgeplänkel und weite Bälle bestimmen das Geschehen. So in der 21. Spielminute, als Jung einen weiten Pass auf die linke Seite zu Tzavellas spielt, der die Kugel einmal mehr einfach in den Strafraum drischt. Doch diesmal kommt die Flanke vor das rechte Torraumeck, wo Ochs heran gerauscht kommt und die Kugel Volley nimmt. Torhüter Baumann kann den Schuss jedoch mit dem Fuß zur Ecke klären. Aber dies bleibt die Ausnahme, ansonsten sind die nach vorne gebolzten Bälle eine sichere Beute für die Abwehr. “Sein Spiel war zu ungestüm, er hat zu viel Foul gespielt“, kritisiert Trainer Skibbe seinen jungen Linksverteidiger.


Köhler

Nicht ungestüm, sondern bestenfalls unauffällig sind im Spiel nach vorne Caio und Meier, denen kaum eine Aktion gelingt. Aber auch Köhler, der von Tzavellas zu selten angespielt wird, fällt mehr durch Pirouetten als durch Direktspiel auf, während Schwegler vor dem Strafraum zwar kräftig abräumt, nach vorne jedoch aufgrund der engen Bewachung durch Flum ebenso wie Ochs keinerlei Akzente setzen kann. Dafür gelingt es der Abwehr um Russ und Franz, den SC ebenso blass aussehen zu lassen. So läuft bereits die 39. Spielminute, es beginnt die stärkste Phase der Eintracht in diesem Spiel. Tzavellas erkämpft sich den Ball nach einem verunglückten Pass von Meier am Mittelkreis und schlägt den auftropfenden Ball mit dem Rücken zum Tor hoch an den Strafraum, wo Gekas ihn freistehend annehmen kann, sich jedoch für einen ungenauen Querpass auf Caio entscheidet, der die hoppelnde Kugel nicht unter Kontrolle bekommt, sich den Ball im Nachsetzen aber dennoch gegen Barth erkämpfen kann. Doch sein Pass aus spitzem Winkel wird von Torhüter Baumann zur Ecke geklärt, die Tzavellas vor den Fünfmeterraum schlenzt. Der Ball wird geklärt, landet jedoch bei Schwegler, der die Kugel aus 20 Metern über die Latte haut (40.).

Die Eintracht bleibt am Drücker. Auf der linken Seite wird der Angriff nach einem langen Pass von Schwegler auf Gekas erst noch abgewehrt, doch der Befreiungsschlag landet bei Meier, der quer zu Ochs spielt, der die Kugel direkt zu Jung spielt. Jung flankt sofort vor den Fünfmeterraum, wo Köhler aus spitzem Winkel abzieht, aber wieder kann Baumann klären (42.). Keine 60 Sekunden später landet ein abgeblockter Schuss von Ochs bei Meier, der den Ball quer zu Jung spielt. Der zieht an und passt die Kugel wunderbar in die Mitte zu Ochs, der aus 11 Metern Platz hat, jedoch in Rückenlage gerät und die Kugel über die Latte haut (43.).


Gekas und Baumann

So geht es in die Pause. Zeit, um sich das Spiel schön zu reden: “In der ersten Hälfte war es teilweise taktischer Anschauungs-Unterricht für Defensivfreunde“, meint SC-Trainer Dutt und auch Michael Skibbe hat offiziell nichts zu kritisieren: “Mir hat meine Mannschaft gut gefallen.“ So gibt es keine Wechsel und das Spiel wird jetzt selbst für hartgesottene Defensivfreunde ein Graus. Mittelfeldgeplänkel, Abspielfehler, taktischen Fouls auf beiden Seiten und viel Krampf werden geboten. So ist die erste Torchance mehr ein Zufallsprodukt, als Tzavellas eine Flanke von Bastians aus dem Strafraum schlägt. Makiadi rauscht heran und zimmert das Leder aus 20 Metern knapp über die Latte (57.). In der 64. Spielminute ist auch die Eintracht einmal dran. Schwegler passt den Ball zu Caio, der ihn quer zur Mittellinie zu Tzavellas lupft. Wieder einmal schlägt der 23-Jährige das Leder nach vorne und findet diesmal Gekas am Elfmeterpunkt, der den Ball jedoch über den Kasten köpft.

Zwei Minuten später gibt es nach einem Foul von Meier am kurz zuvor für Abdessadki eingewechselten Jendrisek Freistoß für den SC, den Bastians vor das linke Fünfmetereck schaufelt. Nikolov bleibt auf der Linie kleben, während es Jung plötzlich mit zwei, drei Freiburgern zu tun bekommt. Cissé ist es schließlich, der es aus drei Metern vor dem linken Torpfosten schafft, die Kugel neben den rechten Pfosten zu köpfen (66.). Irgendetwas sollte jetzt passieren, doch Michael Skibbe denkt gar nicht an einen Wechsel und schon gar nicht an eine Umstellung. So geht der spielerische Offenbarungseid in die nächste Runde. Meier läuft am eigenen linken Strafraumeck Jendrisek den Ball ab, um verfolgt vom 24-Jährigen zur Eckfahne zu laufen. Beim Versuch, die Kugel zu klären, trifft er jedoch die Eckfahne, so dass es Ecke für Freiburg gibt. Makiadi schlägt den Ball im zweiten Versuch an den langen Pfosten, wo Mujdza sich im Kopfballduell mit Franz durchsetzt, die Kugel aber knapp neben den rechten Pfosten setzt (75.).

Drei Minuten später reagiert Trainer Skibbe und bringt Altintop für Köhler, während bei Freiburg Caligiuri für Rosenthal ins Spiel kommt. Sekunden später gibt es nach einem Foul an Ochs Freistoß an der Mittellinie, den Tzavellas in den Strafraum schlägt. Die Kugel wird geklärt, landet aber bei Franz am linken Strafraumeck. Der 29-Jährige legt sich den Ball kurz zurecht und macht den Caio. Der Ball beschreibt einen tollen Bogen Richtung rechtes Toreck, aber Baumann wird immer länger und schafft es irgendwie, ihn mit den Fingerspitzen an die Latte zu lenken (79.). “Das traut man mir gar nicht zu, gell? Das habe ich so gewollt. Das war keine verunglückte Flanke“, meint Franz verschmitzt.

Die nächste Chance, wie kann es anders sein, ergibt sich wieder aus einem Standard. Es gibt Eckball von der rechten Seite, der hoch vor den Fünfmeterraum fliegt. Cissé setzt sich gegen Ochs durch, doch sein Kopfball geht um einige Zentimeter über den rechten Torwinkel (82.). Zwei Minuten später erläuft Jung einen langen Ball von Russ und spielt zurück auf Ochs, der den Ball steil in den Strafraum passt. Gekas kommt aus spitzem Winkel heran und schießt sofort aus der Drehung, trifft aber nur das Außennetz (84.). “Ich hatte schon etwas Angst, dass wir noch in der 88. Minute ein Ei rein bekommen“, beschreibt Michael Skibbe seine Gefühlslage, als er ein wenig Zeit schindet und Fenin für Gekas bringt (88.). Immerhin, dies können die Frankfurter vermeiden, denn es bleibt beim 0:0. Der erste Punkt in der Rückrunde, aber das erste Rückrundentor lässt weiter auf sich warten. Mit 27 Punkten rutscht die Eintracht auf Rang 10 in der Tabelle. (tr)


Stimmen zum Spiel

Michael Skibbe: “Ich bin nicht unzufrieden mit diesem Unentschieden, obwohl ich das Gefühl hatte, wir waren dem Sieg näher. Aber die Mannschaft hat sich diesen Punkt redlich verdient, das war ein Schritt in die richtige Richtung. Wir haben jetzt wieder mehr Substanz in der Abwehr, das wird unser ganzes Spiel sicherer machen. Immerhin hatten wir in Freiburg wieder Chancen. Ich bin zuversichtlich, dass wir gegen Bayer das erste Tor in der Rückrunde erzielen."

Heribert Bruchhagen: “Das war kein gewonnener, sondern das waren eher zwei verlorene Punkte. Wir hätten eine unserer Chancen nutzen müssen. Trotzdem bin ich zuversichtlich, denn nach drei Niederlagen sind doch alle nervös. Dafür wirkte die Mannschaft ganz geschlossen.“

Maik Franz: “Ein erster Schritt ist gemacht. Defensiv war das gut, jetzt müssen wir vorne eine Schippe drauflegen. Wir müssen mal einen reinwürgen, reingrätschen, reinpressen. Egal wie, dann ist der Bann gebrochen.“

 

 

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