Hamburger SV - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2010/2011 - 19. Spieltag

1:0 (0:0)

Termin: Fr 21.01.2011, 20:30 Uhr
Zuschauer: 50.000
Schiedsrichter: Wolfgang Stark (Ergolding)
Tore: 1:0 Mladen Petric (65.)

 

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Hamburger SV Eintracht Frankfurt

  • Frank Rost
  • Guy Demel
  • Gojko Kacar
  • Heiko Westermann
  • Dennis Aogo
  • Piotr Trochowski
  • Zé Roberto
  • Jonathan Pitroipa
  • Eljero Elia
  • Ruud van Nistelrooy
  • Änis Ben-Hatira

 


 

Wechsel
  • Tomas Rincon für Gojko Kacar (35.)
  • Mladen Petric für Jonathan Pitroipa (46.)
  • Robert Tesche kommt für Eljero Elia (88.)
Wechsel
Trainer
  • Armin Veh
Trainer

 

Mit dem letzten Aufgebot

Nachdem die Gerüchteküche seit dem Trainingslager in Belek heftig kocht, ist es endlich raus: "Unterschrieben ist zwar noch nichts, Heribert Bruchhagen und ich haben uns aber die Hand darauf gegeben", erzählt Michael Skibbe vor dem Spiel in Hamburg. Um ein Jahr ohne Option wurde der Vertrag des Trainers mit der Eintracht verlängert. Zuvor sorgte er mit einem kämpferischen Monolog auf der Pressekonferenz für Aufmerksamkeit: "Ich bin mir aber sicher, dass die Mannschaft über sich hinauswachsen wird. Ich habe das Gefühl, dass da etwas geht in Hamburg. Selbst wenn noch jemand ausfallen sollte, spüre ich, dass wir eine Chance haben und einen tollen Fight abliefern werden."

Was bleibt dem Trainer auch anderes übrig, denn neben den verletzten Innenverteidigern Chris, Russ, Franz und Vasoski fallen auch Kevin Kraus mit Grippe und Tzavellas, der sich mit seiner Bauchmuskelverletzung plagt, aus. Zudem muss Schwegler aufgrund seiner fünften Gelben Karte pausieren und Amanatidis hat sich in Hamburg kurzfristig mit einer Grippe abgemeldet. "Annähernd vierundzwanzig Jahre bin ich jetzt als Trainer dabei. Aber so etwas total Außergewöhnliches habe ich noch nie erlebt", klagt Michael Skibbe. So rückt wie schon bei der 0:3-Heimniederlage gegen Hannover Clark in die Innenverteidigung. Diesmal zusammen mit dem 20-jährigen Sebastian Rode, der nach seiner überstandenen Knorpelschaden-Operation im September sein Bundesligadebüt auf der für ihn ungewohnten Position feiert. Jung und Petkovic, der erstmals in dieser Saison für die Eintracht spielt, komplettieren die Abwehr, vor der Köhler und Meier das defensive Mittelfeld bilden. Fenin, Altintop sowie Ochs hinter der einzigen Sturmspitze Gekas sollen die Abwehr unterstützen und für Entlastung sorgen.

"Diese Woche hatte man nicht den Eindruck, dass es um das Spiel geht. Das darf aber kein Alibi sein. Wir wollen unser Spiel durchziehen, dürfen aber nicht ins offene Messer laufen", erzählt HSV-Trainer Veh. Die mediale Ablenkung ist kein Wunder, schließlich läuft es bei den Hanseaten sportlich bescheiden. In der Vorrunde schwankten sie mit nur 4 Heimsiegen meist zwischen Platz 5 und 9, konnten aber immerhin zuletzt mit 1:0 auf Schalke gewinnen. So sind die Wechselgerüchte um van Nistelrooy, den es zu Real Madrid zieht, das Thema Nummer eins. Jäh unterbrochen wird dies am Freitagnachmittag durch eine Mitteilung von Matthias Sammer: "Das Interesse des HSV ehrt mich sehr, aber es warten beim DFB noch viele Aufgaben, auf die ich mich freue." Einmal mehr eine Blamage für den HSV, denn der bereits elfte Kandidat für den Posten des Sportdirektors sagt ab, obwohl der Aufsichtsrat bereits die nahende Unterzeichnung verkündete. So soll wenigstens ein Sieg für Beruhigung sorgen. Armin Veh wählt hierfür eine offensive Aufstellung mit van Nistelrooy und Ben-Hatira im Sturm sowie Elia und Pitroipa auf den Außenbahnen. Für den gesperrten Jarolim kommt Trochowski ins Mittelfeld und spielt neben Zé Roberto.

Bei Temperaturen um den Nullpunkt und zum Teil rutschig-seifigen Untergrund wird den über 50.000 Zuschauern schnell klar, dass das Spiel sich so entwickelt, wie es zuvor erwartet wurde. Der HSV beginnt druckvoll, während sich die Eintracht massiv vor dem eigenen Strafraum verteilt. Es sind gerade einmal 40 Sekunden gespielt, da versetzt Elia nach einem Zuspiel von Ben-Hatira auf der linken Seite Rode mit einem schnellen Haken, um in die Mitte zu flanken. Zé Roberto rauscht heran, drischt seine Direktabnahme aus elf Metern aber zum Glück weit über die Latte. Zeit zum Verschnaufen gibt es für die Defensive nicht, auch wenn es Altintop nach einem Ballgewinn an der Mittellinie mit einem schnellen Konter versucht, der im Abseits endet (2.). Denn nun spielt nur noch der HSV, der verzweifelt eine Lücke im Abwehrriegel sucht.

Es läuft die 9. Spielminute, nachdem Meier einen wilden Pass von Köhler an der Mittellinie nicht unter Kontrolle bekommt, reagiert Zé Roberto blitzschnell und spielt einen tollen Pass in die Lücke zwischen Rode und Clark, während Ben-Hatira startet. Aber Nikolov ist ebenso fix draußen und kann das Leder vor dem 22-Jährigen weggrätschen. Viel mehr fällt dem HSV allerdings nicht ein gegen die tief stehenden Frankfurter, bei denen nur Gekas in der gegnerischen Hälfte auf Pässe lauert, die aber nicht kommen. Vielleicht jetzt, denn Meier hat nach einem Fehlpass von Zé Roberto den Platz und das Auge für einen schönen Seitenwechsel auf Fenin. Der nimmt das Leder mit der Brust an und zieht am linken Strafraumrand nach einem Übersteiger an Demel vorbei, bekommt aber keinen Druck mehr hinter den Ball, so dass Torhüter Rost ihn aufnehmen kann (17.). Drei Minuten später will Kacar in den Strafraum passen, aber Rode ist einmal mehr zur Stelle und spielt einen schönen Pass genau in den Lauf von Gekas, der endlich einmal Platz hat, aber viel zu leicht an Westermann scheitert.

Die Eintracht hat inzwischen Gefallen am Zerstören des Spiels gefunden. Kaum eine geordnete Kombination findet statt, meist wird das Leder einfach tumb nach vorne geschlagen. Aber vielleicht ist es besser so, denn weder Fenin, noch Ochs oder Altintop schaffen es bei den seltenen Gelegenheiten, sich einmal mit einem Dribbling durchzusetzen oder einen Mitspieler sinnvoll in Szene zu setzen. Es läuft bereits die 30. Spielminute, nach einem Freistoß von Petkovic knallen Meier und Kacar beim Luftkampf im Strafraum heftig mit den Köpfen zusammen und bleiben benommen liegen. Meier trägt eine Risswunde an der rechten Augenbraue davon, die genäht werden muss, und auch Kacar blutet stark, so dass erst Caio für Alex und zwei Minuten später Rincon für den 24-jährigen Serben kommt. Bei der Eintracht rückt Altintop neben Köhler vor die Abwehr, während sich Caio ins zentrale Mittelfeld orientiert und beim HSV Demel nun Innenverteidiger spielt und Rincon Fenin auf links übernimmt.

Das Spiel plätschert weiter vor sich her, bis Altintop eine Ecke von Trochowski genau vor die Füße von Zé Roberto verlängert. Westermann flankt zu van Nistelrooy, der viel Platz hat, aber zum Glück springt Ben-Hatira in die Flanke, um das Leder in die Arme von Nikolov zu köpfen (39.). Das war es dann, mit 0:0 geht es in die Pause, in der Petric sich bereitmacht, um für Pitroipa in die Partie zu kommen. Ebenso wie zu Beginn des Spiels starten die Hamburger mit viel Schwung in die zweite Halbzeit. Zé Roberto schnickt den Ball gefühlvoll in den Lauf von Elia am linken Strafraumeck, der schneller als Jung reagiert und frei vor Nikolov abzieht. Aber der Torhüter macht die Ecke geschickt zu und bekommt als Dank den strammen Ball gegen den Kopf geknallt (48.).

Es bleibt dabei, die Abwehr der Eintracht steht. Clark spielt wesentlich sicherer als noch gegen Hannover, es gibt einfach kein Vorbeikommen an ihm für die Rothosen. Aber auch Rode macht seine Sache ordentlich, auch wenn es van Nistelrooy zwei- bis dreimal gelingt, ihm zu entwischen. Petkovic hingegen wirkt eher hölzern, außer ein paar weggedroschenen Bällen und schwachen Standards ist nicht viel von ihm zu sehen. Aber da ist er in guter Gesellschaft, denn weder Caio, noch Altintop oder Köhler gelingt allzu oft ein sauberer Pass. Da den müde wirkenden Hamburgern jedoch auch wenig einfällt, dümpelt das Spiel wieder vor sich hin.

Dann aber nimmt Rode Petric die Kugel ab, läuft ein paar Meter und spielt einen tollen Pass aus der eigenen Hälfte auf Gekas, der ihn jedoch nicht gescheit stoppen kann, so dass Demel dazwischen geht (58.). Auch van Nistelrooy macht es zwei Minuten später nicht besser, als er im Rücken von Rode dem 20-Jährigen nach schönem Pass von Elia zwar entwischen kann, den Ball bei seinem Flachschuss aber nicht voll erwischt, so dass Nikolov locker klären kann.

Es läuft die 65. Spielminute, Westermann spielt einen langen Ball von der Mittellinie auf die rechte Außenbahn zu Ben-Hatira, dem Petkovic viel Raum gelassen hat. Zu allem Überfluss tänzelt der 23-jährige den Serben locker aus, um das Leder scharf und flach vor den Fünfmeterraum zu spielen. Nicht nur Nikolov ist überrascht und irrt auf der Linie rum, auch Clark und Rode sind ebenso wie Jung nicht im Bilde, so dass Petric das Leder im Grätschen vor Jung erreicht und ins rechte Toreck schiebt. Zum 1:0 für den HSV. "Da hat sich für eine Zehntelsekunde jeder auf den anderen verlassen", kritisiert Michael Skibbe milde.

Auch nach der Führung verändert sich zunächst nicht viel, die Eintracht spielt ein wenig mutiger aber weitgehend erfolglos nach vorne und der HSV nutzt die freiwerdenden Räume nicht konsequent, so dass sich lediglich Ben-Hatira (71.) und van Nistelrooy (76.) kleinere Chancen bieten. Kurz darauf spielen Elia und Aogo Jung und Ochs schwindelig, so dass der 24-Jährige den Ball an Rode vorbei in den Lauf von Petric spielen kann. Doch aus der Drehung ist der Schuss von Petric zu unplatziert, um Nikolov zu prüfen (78.).

Bei der Eintracht kommt nun Kittel für Petkovic (81.), nachdem zuvor bereits Heller für Fenin in die Partie gekommen ist. Doch auch diese Wechsel bringen nicht viel, nur halbherzig drängen die Adler in die Hälfte der Hamburger, es fehlt die ordnende Hand, das Überraschungsmoment. Die Vorstöße von Ochs, der Jung viel zu oft ignoriert, und Heller auf den Außenbahnen bleiben ebenso Stückwerk wie das Passspiel von Altintop, Köhler und Caio in der Mitte. Clark versucht sich noch einmal mit einem Gewaltschuss, der weit über die Latte geht (86.), doch das war es dann. Kämpferisch gut, aber spielerisch arg limitiert präsentiert sich die Eintracht im hohen Norden und verliert auch das zweite Spiel der Rückrunde. (tr)


Stimmen zum Spiel

Michael Skibbe: "Wir haben uns gut aus der Affäre gezogen, sind aber trotzdem etwas traurig, weil mehr drin gewesen wäre. Wir haben es lange geschafft, die Hamburger nicht zu Torchancen kommen zu lassen. Nach vorne hat uns die Zielstrebigkeit gefehlt, da waren wir bei einigen Kontern nicht konzentriert genug. Zu oft haben wir alles mit einem Fehlpass verbaselt. Das war weniger, als ich erwartet habe. Gerade weil wir den HSV lange aus dem Spiel gehalten haben."

Heribert Bruchhagen: "Ricardo Clarks Leistung war sehr erfreulich und auch Sebastian Rode hat seine Sache gut gemacht. Dagegen hatte ich mir von den etablierten Spielern etwas mehr Konzentration bei Kontern erhofft. Der Hamburger SV war letztlich das dominierende Team. Der Sieg geht in Ordnung."

Sebastian Rode: "Das war schon ein ganz besonderer Abend, beim Debüt gegen jemanden wie van Nistelrooy zu spielen. Ich persönlich kann zufrieden sein, denn die Knochen haben gehalten. Insgesamt bin ich aber enttäuscht, da wir verloren haben."

 

 

 

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