Eintracht Frankfurt - Hannover 96

Bundesliga 2010/2011 - 18. Spieltag

0:3 (0:2)

Termin: So 16.01.2011, 15:30 Uhr
Zuschauer: 39.300
Schiedsrichter: Thorsten Kinhöfer (Herne)
Tore: 0:1 Mohammed Abdellaoue (15.), 0:2 Christian Schulz (21.), 0:3 Didier Ya Konan (89.)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Hannover 96

 


  • Ron-Robert Zieler
  • Steven Cherundolo
  • Karim Haggui
  • Emanuel Pogatetz
  • Christian Schulz
  • Manuel Schmiedebach
  • Sergio Pinto
  • Jan Schlaudraff
  • Konstantin Rausch
  • Mohammed Abdellaoue
  • Didier Ya Konan

 

Wechsel
Wechsel
  • Lars Stindl für Jan Schlaudraff (46.)
  • Constant Djakpa für Konstantin Rausch (88.)
Trainer Trainer
  • Mirko Slomka

 

Zu zahnlos zum Festbeißen

"Wir sind jetzt Siebter, und ich wage zu behaupten: Freiburg und Hannover sind nicht besser als wir. Warum sollten wir diese beiden nicht noch abfangen können? Wir müssen jetzt richtig Gas geben. Dann können wir uns oben festbeißen", erklärt Patrick Ochs selbstbewusst vor dem Auftakt der Rückrunde gegen den Überraschungsvierten aus Niedersachsen. Dies wäre sicher ganz im Sinne von Heribert Bruchhagen, dem nicht nur wegen der entgangenen Fernsehgelder das Pokal-Aus in Aachen nachhängt: "Die Spieler wollen neue Verträge und mehr Geld haben, bei Vertragsverhandlungen erwarten sie immer, dass ihnen der Verein Perspektiven aufzeigt, in Aachen hätten sie selbst mal Perspektiven aufzeigen können."


Kevin Kraus

Eine Perspektive hat wohl der 18-jährige Kevin Kraus, der zusammen mit Clark heute die Innenverteidigung bilden wird, denn noch immer fehlen mit Chris, Franz, Vasoski und Russ alle etatmäßigen Spieler für diese Position. "Wir müssen der Not gehorchen. Kevin und Ricardo haben unser Vertrauen. Die beiden haben das im Trainingslager gegen Köln gut gemacht", erklärt Michael Skibbe, der immerhin nach gut dreiwöchiger Verletzungspause wieder auf Tzavellas zurückgreifen kann. Unterstützen sollen die neuformierte Defensive um Torhüter Nikolov vor der Abwehr Schwegler und Köhler, das offensive Mittelfeld bilden Ochs, Meier und Altintop hinter Stürmer Gekas.

Aus dem Vollen schöpfen kann hingegen Hannovers Trainer Slomka, denn neben Christian Schulz steht auch Stürmer Ya Konan nach seiner Meniskusoperation wieder zur Verfügung. "Wir sind trotz unseres vierten Platzes sicherlich nicht der Favorit, aber wir sind ein Gegner, der schwer zu besiegen ist", übt sich der 43-Jährige in Bescheidenheit, obwohl er in der Hinrunde mit seinem Team bereits zehn Siege - davon vier auswärts - geholt hat. Mit der heutigen Aufstellung sorgt er für eine Überraschung, denn nicht Fromlowitz, sondern der 21-jährige Ron-Robert Zieler, der vor der Saison von Manchester United an die Leine wechselte, kommt zu seinem Debüt im Kasten der Niedersachsen. Anstelle von Eggimann verteidigt Haggui und Ya Konan rückt neben Abdellaoue in den Sturm, so dass Schlaudraff auf der rechten Außenbahn spielt.

Es ist ein verhaltener Beginn im Waldstadion, die Eintracht bemüht sich, mit kurzen Ballstafetten das Mittelfeld zu überbrücken, doch die Niedersachsen stehen gut sortiert und lassen zunächst nichts anbrennen. Die Kombinationen der Frankfurter sind so zwar schön anzusehen, sorgen aber nicht für Gefahr. Es fehlt das Überraschende, der öffnende Pass oder das erfolgreiche Dribbling auf den Außenbahnen. Von Hannover ist bislang allerdings noch überhaupt nichts in der Offensive zu sehen.

Doch dann die 15. Spielminute, es gibt Einwurf für die Eintracht auf der rechten Seite, der von Jung zu Köhler an der Mittellinie weitergeleitet wird. Benny versucht sich mit einem Haken gegen Pinto, doch der spitzelt ihm das Leder vom Fuß und spielt es steil auf Abdellaoue, der einen Tick schneller reagiert als Clark. Kraus kommt dazu, könnte ihn mit einer Grätsche stoppen, zieht aber zurück. So kann der 25-jährige Norweger unter freundlicher Begleitung von Clark bis zur Strafraumgrenze sprinten und flach abziehen. Nikolov reckt sich, doch die Kugel landet zum 0:1 im linken Toreck. "Köhler hätte sich besser wehren können oder sogar müssen, Chris oder Schwegler hätten sofort nachgesetzt und taktisch Foul gespielt", ärgert sich Michael Skibbe.

Die Eintracht wirkt geschockt, findet aber schnell wieder in ihr Kurzpassspiel zurück. Doch wo bleibt der Ruck, alles wirkt schematisch und nicht gerade gefährlich. So probiert es Köhler nach einem abgeblockten Freistoß von Tzavellas mit einem Schuss aus 20 Metern, der jedoch knapp über das linke Toreck streicht (19.). Kurz darauf gibt es nach einem Foul von Tzavellas an Schlaudraff Freistoß für Hannover, den Rausch aus dem rechten Halbfeld in den Strafraum zirkelt. Meier verschätzt sich beim Kopfball und Kraus erstarrt zur Salzsäule, so dass Pogatetz freistehend köpfen, Nikolov aber den Ball über die Latte lenken kann. Nachdem die erste Ecke ins Toraus geklärt wird, schlenzt Rausch das Leder im zweiten Versuch von der rechten Seite vor den kurzen Pfosten. Wieder springt Meier ins Leere, nicht aber Schulz, der die Kugel aus vier Metern unbedrängt vom neben ihm stehenden Clark ins Netz köpft. Zum 2:0 für Hannover (21.).

Die Eintracht versucht jetzt, den Druck zu erhöhen. Endlich auch über die linke Seite, aber das Zusammenspiel zwischen Altintop und Tzavellas will so gar nicht klappen, denn allzu oft versucht sich der 23-jährige Grieche mit überhasteten Flanken in die Mitte, will mit dem Kopf durch die Wand oder fällt mit rüden Aktionen auf. Dafür kann Schwegler im Halbfeld den Ball erobern und zu Köhler passen, der ihn schnell ans rechte Strafraumeck zu Ochs schlenzt. Paddy legt den Ball Volley quer zu Schwegler, dessen Schuss jedoch am Tor vorbei rauscht. Immerhin, es war die erste schnelle Kombination der Adler (25.). "Wir haben versucht, den Spielverlauf selbst zu bestimmen. Aber es ist uns nicht gelungen, selbst agieren ist nicht unser Spiel", meint Heribert Bruchhagen fast resigniert. Ochs spielt bissig, aber zu eigensinnig, um auch einmal Jung in Szene zu setzen, Schwegler ist bei Pinto in guten Händen und versucht sich allzu häufig an Kabinettstückchen, Meier versteckt sich nach wie vor erfolgreich und Altintop müht sich weiter allein gelassen und glücklos auf der linken Seite.

Auch Köhler hat einen rabenschwarzen Tag erwischt, erneut vertändelt er das Leder am Mittelkreis. Abdellaoue kommt an den Ball, spielt ihn aber zum Glück etwas zu spät und steil in die Gasse zu Ya Konan, so dass Nikolov klären kann und der Linienrichter bereits die Fahne oben hat (38.). So geht es unter den Pfiffen der Zuschauer in die Pause. Während bei Hannover nun Stindl für den Schlaudraff spielt, stellt Skibbe sein Team um. Fenin kommt für Meier und rückt sofort in die Spitze neben Gekas, während Köhler jetzt auf links und Altintop zentral hinter den Spitzen spielt.

Weiterhin finden die Adler keinen Weg in die Nähe des Strafraums, zumal Gekas nach wie vor bei scharfen Flanken zielsicher ins Abseits rennt. Dann die 53. Spielminute, Gekas verliert den Ball in der eigenen Hälfte leichtsinnig an Pinto, der ihn zu Abdellaoue spielt, um selbst nach vorne zu sprinten. Der 25jährige Norweger vernascht Kraus und Jung, um quer zu spielen. Ya Konan verlängert mit der Hacke, so dass Pinto aus 16 Metern abzieht, aber nur den rechten Innenpfosten trifft. Das Leder trudelt nach links, wo es Abdellaoue aus spitzem Winkel zum Glück nur ins Außennetz drischt.

Die Statistik spricht für die Eintracht, 61 Prozent Ballbesitz, 61 Prozent gewonnene Zweikämpfe und 34:15 Flanken. Doch was nützt dies, wenn die in den Strafraum geschaufelten Flanken eine sichere Beute der kopfballstarken Pogatetz und Haggui sind und es den Pässen in den Raum an Genauigkeit fehlt. "Viel Lärm um nichts", beschreibt das kicker-Sportmagazin treffend die Spielweise der Frankfurter. Aber vielleicht jetzt, denn Fenin setzt sich nach Zuspiel von Altintop auf der linken Strafraumseite gegen zwei Rote durch und spielt das Leder flach zu Fenin, der plötzlich vor dem Elfmeterpunkt Platz hat. Aber aus der Drehung trifft der Grieche den Ball nicht richtig, so dass Torhüter Zieler mühelos parieren kann. Kurz darauf bringt Trainer Skibbe Caio für Tzavellas, so dass Köhler nun nach hinten rückt, während der Brasilianer sogleich einen Freistoß aus 30 Metern gefühlt ebenso viele Meter über die Latte haut (65.).

Eine Minute später kassiert Schwegler seine fünfte Gelbe Karte, nachdem er Pinto bei einem Kopfballduell an der Mittellinie mit dem Ellbogen im Gesicht trifft, während die Stimmung im Waldstadion zu kippen droht. Denn nachdem Altintop im Strafraum erst viel zu lange braucht, um einen Pass unter Kontrolle zu bekommen und kurz darauf seine Flanke in den Armen von Torhüter Zieler landet (73.), hat ein Teil der sogenannten "besten Fans der Welt" den Buhmann ausgemacht. Gnadenlos wird er bei jedem Ballkontakt ausgepfiffen und schließlich von Trainer Skibbe gegen Amanatidis ausgetauscht (75.). "Die Pfiffe sind Ausdruck der allgemeinen Enttäuschung, sicherlich war die ganze Mannschaft gemeint", versucht Heribert Bruchhagen zwar abzuwiegeln und auch Altintop gibt sich später gelassen, doch das macht das unwürdige Verhalten keineswegs besser.

Doch zurück zum Spiel, denn nur wenige Sekunden nach der Auswechslung schlenzt Köhler einen Freistoß von der linken Seite gefühlvoll in den Strafraum, Amanatidis steigt hoch und zwingt Zieler mit seinem wuchtigen Kopfball zu einer Glanzparade (75.). Doch dies bleibt ein Strohfeuer, denn die Eintracht schafft es weiter nicht, gefährlich vor das Tor der Niedersachsen zu kommen. So verrinnen die Minuten, Abdellaoue testet noch einmal Nikolov (78.) und Caio nach einem Eckball Torhüter Zieler (84.), während die ersten Zuschauer kopfschüttelnd das Stadion verlassen. So läuft bereits die 89. Spielminute, während sich die Eintracht aufgegeben zu haben scheint, hat Pinto auf halblinks nun viel Platz und zieht aus 25 Metern einfach ab. Der Ball wird abgeblockt, trudelt jedoch genau zu Stindl, der sofort reagiert und ihn in die Mitte zu Ya Konan schiebt, der keine Mühe hat, sich gegen Clark durchzusetzen und die Kugel zum 0:3-Endstand ins Netz zu hauen. (tr)


Stimmen zum Spiel

Michael Skibbe: "Wir hatten eine gute Anfangsphase, lagen aber schnell zurück und gerade nach der Ecke zum 0:2 hatten wir Probleme im Spielaufbau. In der Endphase haben wir uns einige Tormöglichkeiten heraus gespielt, aber der Ball wollte heute einfach nicht rein."

Heribert Bruchhagen: "Wir haben es zum wiederholten Mal verpasst habe, den nächsten Schritt machen zu können. In den vergangenen fünf, sechs Jahren haben wir oft diese Situation gehabt. Doch immer haben wir einen Rückschlag hinnehmen müssen. Aber das ist ja nicht die Mannschaft, mit der man die hochgesteckten Ziele erreichen kann, wir haben ohne die ganzen Verletzten ein großes Leistungsgefälle in der Mannschaft. Dennoch bin ich optimistisch, dass wir wieder zu der Leistungsstärke zurückfinden, die wir von der Mannschaft erwarten."

Patrick Ochs: "Das kotzt einen echt an. Es war ja nicht so, dass wir schlecht gespielt haben. Aber die Hannoveraner haben eiskalt ihre Tore gemacht, bei uns hat das gewisse Etwas gefehlt."

Pirmin Schwegler: "Es hat von A bis Z bei uns nicht gestimmt. Wir arrivierte Spieler haben die Neulinge im Stich gelassen und immer das Falsche gemacht. Wir sind noch nicht in die Rückrunde gestartet, aber wir müssen jetzt den Mund abwischen und nun am Freitag beginnen."


 

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