Eintracht Frankfurt - Hamburger SV

DFB-Pokal 2010/2011 - 2. Hauptrunde

5:2 (3:1)

Termin: Mi 27.10.2010, 19:00 Uhr
Zuschauer: 39.400
Schiedsrichter: Florian Meyer (Burgdorf)
Tore: 1:0 Caio (13.), 2:0 Theofanis Gekas (21.), 2:1 Mladen Petric (23.), 3:1 Theofanis Gekas (45.), 4:1 Mladen Petric (65., Eigentor), 4:2 Mladen Petric (66.), 5:2 Halil Altintop (87., Foulelfmeter)

 

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Eintracht Frankfurt Hamburger SV

 


  • Jaroslav Drobny
  • Guy Demel
  • Heiko Westermann
  • Joris Mathijsen
  • Marcell Jansen
  • Tomas Rincon
  • Jonathan Pitroipa
  • Zé Roberto
  • Piotr Trochowski
  • Jose-Paolo Guerrero
  • Mladen Petric

 

Wechsel
Wechsel
  • Heung-Min Son für Marcell Jansen (62.)
  • Eric Maxim Choupo-Moting für Jonathan Pitroipa (79.)
Trainer Trainer
  • Michael Oenning

 

Ein rauschendes Torfest

Englische Woche für die Eintracht, nach der spielerisch so beeindruckenden Leistung gegen Schalke 04 empfangen die Frankfurter an diesem Mittwochabend in der zweiten Runde des DFB-Pokals ausgerechnet den Hamburger SV, gegen den sie im ersten Heimspiel der Saison bereits mit 1:3 verloren hatten. Zudem hat Michael Skibbe Probleme, denn der zuletzt so bärenstarke Chris leidet unter Verspannungen im Oberschenkel- und Gesäßbereich: "Er ist unverzichtbar, unentbehrlich, nicht zu ersetzen. Wie Chris gegen Schalke in die Zweikämpfe gegangen ist, das geht schon in Richtung Gladiator. Daher hoffen wir bis zuletzt auf seinen Einsatz." Doch die Schmerzen sind zu stark, so dass der Trainer sein Team umstellen muss. Tzavellas spielt nach überstandener Grippe wieder auf der linken Abwehrseite neben Russ, Franz sowie Jung, dafür rückt Köhler überraschend vor die Abwehr neben Schwegler. Meier spielt dafür im offensiven Mittelfeld und Altintop auf der linken Außenbahn. "Ich vertraue in erster Linie den Spielern, die zuletzt gespielt haben. Nach den Leistungen der letzten Wochen können wir auch gegen den HSV bestehen", meint Michael Skibbe optimistisch.

Dies bestätigt auch Heiko Westermann, der von Schalke 04 an die Alster wechselte: "Sie sind weitaus stärker als am 2. Spieltag. Das haben sie zuletzt auch gegen Schalke bewiesen. Da hätten sie gewinnen müssen" und Trainer Armin Veh ergänzt: "Frankfurt ist ein ganz schweres Los, aber die Atmosphäre in Berlin ist einmalig. Da wollen wir hin." Aber auch der Hamburger Trainer muss seine Mannschaft umstellen, da Torhüter Rost beim 0:0 gegen die Bayern einen Teilabriss eines Außenbandes im Knie und van Nistelrooy eine Prellung erlitten hatten und Jarolim noch nicht einsatzfähig ist. So steht heute Drobny im Kasten, Demel spielt anstelle von Benjamin in der Abwehr neben Westermann, Mathijsen sowie Jansen und im Sturm starten Guerrero und Petric. Der Trainer selbst liegt grippekrank im Hotelzimmer, so dass sein Co-Trainer Oenning die Mannschaft auf dem Platz einstellen muss.

38.000 Zuschauer im Waldstadion bestaunen zunächst die riesigen Banner und Blockfahnen, die allesamt mit einem schwarzen Kreuz und rotem Adler verziert sind und einen tollen Rahmen für das Folgende bilden. Denn auch die Eintracht spielt von Beginn an wie aus einem Guss, lässt den Ball sicher laufen, um bei Ballbesitz des HSV konsequent die Räume eng zu machen und auf Konter zu lauern. Die 4. Spielminute, mit einem zu lässigen Rückpass im Mittelfeld leitet Petric den ersten gefährlichen Konter für die Eintracht ein. Gekas reagiert sofort und spielt den Ball Ochs in den Lauf, der sich gegen Mathijsen durchsetzt, seine Flanke ist jedoch eine sichere Beute für Torhüter Drobny. Nur eine Minute später legt Schwegler für Meier auf, der das Leder direkt vor den Strafraum schlenzt. Gekas reagiert schneller als Mathijsen und Westermann und versucht, links an Drobny vorbei zu ziehen. Drobny kommt mit ausgestrecktem Arm an den Ball, kann ihn aber nicht festhalten, so dass der Torjäger erneut die Chance hat, aber sein zweiter Schuss ist zu schwach, so dass Benjamin klären kann. Schade, ein Querpass zum freistehenden Ochs wäre wohl besser gewesen (6.).

Im direkten Gegenzug foult Franz Guerrero im rechten Halbfeld, so dass Zé Roberto den fälligen Freistoß gefährlich vor das Tor von Nikolov flanken kann. Der aufgerückte Mathijsen setzt seinen Kopfball aus sechs Metern jedoch knapp am linken Pfosten vorbei. Weiter ist es ein schnelles und aggressiv geführtes Spiel, nur Meier nimmt kaum noch daran teil und fasst sich mit schmerzverzerrtem Gesicht an die Leiste, so dass der Trainer reagiert und Caio für Meier bringt, der mit einem schweren Muskelfaserriss im linken Oberschenkel vorrausichtlich vier Wochen ausfallen wird (10.). Drei Minuten später kann Altintop einen Fehlpass der Hamburger zu Köhler am Mittelkreis köpfen, der umringt von drei Rothosen die Übersicht behält und das Leder zu Jung auf der rechten Seite spielt. Jung passt sofort in den Lauf von Schwegler, der den Ball quer zu Caio legt. Der 23-jährige Brasilianer hat nun Platz, läuft ein paar Meter und zieht aus 22 Metern mit seinem linken Fuß ab. Wie an der Schnur gezogen saust die Kugel in perfektem Bogen genau ins linke Toreck zum 1:0.

Die Eintracht legt mit schnellen und präzisen Pässen nach. Immer wieder ist es Köhler, der sich auch in der ungewohnten Rolle vor der Abwehr wohl zu fühlen scheint und die Bälle bislang umsichtig verteilt. Auch die rechte Seite mit Jung, Ochs und dem stets nachrückenden Schwegler versetzt die Rothosen in dieser Phase in Entsetzen. Ein ums andere Mal können Zé Roberto und Mathijsen den Angriffen nur staunend hinterher schauen. Dann die 21. Spielminute, Frankfurt kommt über die rechte Seite, doch es ist eng, so dass Schwegler einen blitzgescheiten Pass auf die linke Seite zu Altintop schlägt, der den Ball unter Kontrolle bekommt und nach einem kurzen Haken mit viel Gefühl in den Strafraum schlenzt. Genau zu Gekas, der sich im Kopfballduell gegen Westermann und Mathijsen durchsetzt und die Kugel aus sechs Metern ins rechte Toreck köpft. Zum 2:0 für die Eintracht!

Zwei Minuten später versuchen die Frankfurter erneut zu kontern, doch Gekas spielt am Mittelkreis einen schlampigen Rückpass genau zu Petric, der das Leder sofort in den Lauf von Guerrero spielt. Der 26-jährige Peruaner narrt Jung am linken Strafraumrand mit einem angetäuschten Beinschuss und spielt das Leder quer vor den Fünfmeterraum. Franz und Russ lassen den Ball und Tzavellas Petric passieren, der keine Mühe hat, seinen linken Schlappen hinzuhalten und auf 1:2 zu verkürzen (23.). Hamburg versucht nun, nachzulegen, aber weiterhin steht die Defensive der Adler konsequent und rückt ebenso zielstrebig mit schnellen Gegenangriffen nach vorne - ein tolles Spiel.

In der 32. Spielminute gibt es Ecke für die Eintracht von der linken Seite, Tzavellas zirkelt das Leder scharf in die Mitte, Torhüter Drobny verschätzt sich und aus dem Hintergrund zieht Ochs ab. Der Ball wird abgeblockt, Getümmel vor dem Fünfmeterraum, Russ versucht abzuziehen, trifft den Ball aber nicht und reklamiert stattdessen Elfmeter, der natürlich nicht gegeben wird. Nur eine Minute später spielt Caio in Bedrängnis einen ebenso miesen Rückpass, wie Gekas zehn Minuten zuvor. Diesmal ist es Pitroipa, der sich die Kugel schnappt und am rechten Flügel nach vorne rennt, um das Leder bereits im Strafraum quer auf Petric zu legen. Aber der 29-jährige Kroate trifft die Kugel nicht richtig und setzt sie nur an den linken Pfosten.

Hamburg wird nun stärker und bei der Eintracht mehren sich die Abspielfehler, aber noch hält die Führung. Die 42. Spielminute, die Rothosen können im Halbfeld locker kombinieren, über Jansen und Guerrero kommt der Ball zu Pitroipa, der von Köhler nicht angegriffen wird und so aus 25 Metern einfach einmal abzieht. Der Ball setzt auf und Glück für Nikolov, denn er knallt vom rechten Pfosten ins Toraus. Es laufen die letzten Sekunden, nach ein wenig Ballgeschiebe zieht Ochs mit einem Doppelpass mit Jung plötzlich an, spielt das Leder zurück auf Schwegler, der Jung am rechten Strafraum starten sieht. Mit viel Gefühl spielt er ihm die Kugel in den Lauf, während Sebi ebenfalls die Übersicht behält und sie quer auf Gekas legt, der sie aus fünf Metern in die Maschen haut. Zum 3:1 für die Eintracht! "Wir strotzen vor Selbstvertrauen und dann läuft die Kugel wie am Schnürchen", freut sich Köhler, während Ochs ergänzt: "Wir haben im richtigen Moment zugeschlagen."

Zu Beginn der zweiten Halbzeit verliert das Spiel etwas an Schwung, es gibt viele kleine Unterbrechungen. Hamburg hat zwar nun mehr Ballbesitz, aber die Eintracht hat das Spiel aus einer sicheren Abwehr heraus im Griff. Dann die 57. Spielminute, mit einem schnellen Doppelpass überwinden Jansen und Pitroipa das Mittelfeld, der 24-Jährige aus Burkina Faso ist im Strafraum von drei Adlern umzingelt und entscheidet sich für einen Rückpass auf Trochowski, der nun Platz hat und aus 15 Metern abzieht. Aber Nikolov kann den Knaller um den Pfosten lenken. Die Rothosen verstärken den Druck, immer wieder geht es mit schnellem direktem Spiel nach vorne. So gibt es fünf Minuten später Freistoß, nachdem Franz den immer stärker wirbelnden Zé Roberto unsanft gestoppt hatte. Trochowski schlenzt das Leder in den Strafraum, Mathijsen verlängert mit dem Kopf zu Petric, der den Ball am Elfmeterpunkt aber nicht unter Kontrolle bekommt, so dass er nach ein wenig Gestochere weggeschlagen werden kann (61.).

Drei Minuten später ist die Eintracht im Angriff, Caio spielt einen Fehlpass und ein Konter droht, aber Köhler ahnt den Pass, wirft sich dazwischen und kann von Zé Roberto nur durch ein Foul vor dem eigenen Strafraum gestoppt werden. Tzavellas zieht den Ball fünf Meter vor dem rechten Strafraumeck scharf in die Mitte, Köhler kommt, Russ steigt hoch, aber es ist Petric, der höher springt und die Kugel wunderbar ins eigene linke Toreck köpft. Zum 4:1 für die Eintracht (65.). Doch Hamburg gibt nicht auf, im Gegenteil, nur eine Minute später gibt es Freistoß, nachdem Altintop und Tzavellas Zé Roberto auf der rechten Außenbahn in die Zange genommen haben. Trochowski schlenzt das Leder hoch und scharf in den Fünfmeterraum. Nikolov bleibt auf der Linie, Russ schaut und Franz schläft, während Petric seine Scharte auswetzt und das Leder aus fünf Metern ins linke Toreck köpft. Zum 2:4-Anschlußtreffer (66.).

Hamburg verschärft den Druck weiter, während bei der Eintracht zwar nicht die Sicherheit in der Abwehr, dafür aber die spielerische Linie flöten geht. So in der 71. Spielminute, als ein Angriff der Rothosen abgefangen wird, Ochs stürmt nach vorne und passt in die Mitte zu Caio, der nun nach links zum freistehenden Altintop spielen sollte. Er rennt sich jedoch ohne Not gegen zwei Hamburger fest. Aber er ist in guter Gesellschaft, denn auch Köhler und Altintop nutzen die nächsten Konterchancen nur kläglich.

Es läuft die 77. Spielminute, der für Jansen ins Spiel gekommene Son setzt sich auf rechts gegen Ochs und Steinhöfer durch und spielt die Kugel vor den Strafraum zu Guerrero, der Franz mit einem schnellen Haken einfach stehen lässt und vor Nikolov die Kugel quer auf Son am Elfmeterpunkt spielt, der sie zum Glück aber nicht richtig trifft, so dass Tzavellas das Leder locker vor der Linie wegschlagen kann.

Hamburg belagert nun das Frankfurter Tor, aber noch steht die Abwehr, so dass es Trochowski (80.) und Son (82.) mit Gewaltschüssen versuchen, die den Kasten von Nikolov jedoch verfehlen. Dann die 86. Spielminute, Trochowski schlenzt einen Freistoß von der linken Außenbahn vor den Strafraum, Caio geht mit dem Kopf dazwischen und Gekas kommt an das Leder. Mit letzter Energie sprintet der 30-Jährige aus der eigenen Hälfte nach vorne und lässt sich weder von Zé Roberto, Rincon noch dem mitlaufenden Altintop beeindrucken. Er will in den Strafraum, umkurvt Rincon und wird von den Beinen geholt. Keine Frage, Schiedsrichter Meyer entscheidet sofort auf Strafraum, den Altintop nach einer Diskussion mit Gekas ausführen wird. Er verlädt Torhüter Drobny und schlenzt das Leder sicher ins linke Toreck zum 5:2 (87.).

Es ist vollbracht, die letzten Minuten sind nur noch Schaulaufen, Vasoski kommt noch einmal für Franz zu seinem Saisondebüt (88.) und auch Kittel (90.) darf sich noch einmal feiern lassen. Denn es war eine tolle Mannschaftsleistung, die der Eintracht den Einzug in das Achtelfinale des DFB-Pokals beschert. In der dritten Dezemberwoche geht es zum Zweitligisten Alemannia Aachen. (tr)


Stimmen zum Spiel

Michael Skibbe: "Wir haben mutig nach vorne gespielt und gut in die Räume kombiniert. Aber wir hatten deutlich mehr Probleme, als es das Ergebnis aussagt. Vor der Pause und phasenweise in der zweiten Halbzeit haben wir die die Kontrolle über das Spiel verloren. Da hätte ich mir ein bisschen mehr Abgeklärtheit gewünscht. Aber insgesamt war es natürlich ein tolles Spiel, es war wichtig, dass wir auch ohne Chris und Meier gezeigt haben, dass wir einem Topteam der Liga Paroli bieten können"

Patrick Ochs: "Bei uns hat jeder für jeden gekämpft, das war der kleine, entscheidende Unterschied."

Finanzvorstand Dr. Thomas Pröckl zu den nun winkenden Mehreinnahmen: "Das können wir gut gebrauchen", denn sowohl für das Kalenderjahr 2010 als auch für 2011 rechnet die Eintracht mit einem Verlust in Höhe von 3 Millionen Euro, nachdem im Kalenderjahr 2009 ein Verlust von 1,7 Millionen Euro erlitten wurde.

 

 

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