Borussia Mönchengladbach - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2010/2011 - 3. Spieltag

0:4 (0:2)

Termin: Sa 11.09.2010, 15:30 Uhr
Zuschauer: 45.315
Schiedsrichter: Dr. Jochen Drees (Münster-Sarmsheim)
Tore: 0:1 Benjamin Köhler (24.), 0:2 Theofanis Gekas (36.), 0:3 Patrick Ochs (50.), 0:4 Theofanis Gekas (64.)

 

>> Spielbericht <<

Borussia Mönchengladbach Eintracht Frankfurt

  • Logan Bailly
  • Tobias Levels
  • Roel Brouwers
  • Dante Bonfim
  • Filip Daems
  • Michael Bradley
  • Roman Neustädter
  • Patrick Herrmann
  • Marco Reus
  • Juan Arango
  • Mohammadou Idrissou

 


 

Wechsel
  • Raul Bobadilla für Roman Neustädter (57.)
  • Marcel Meeuwis für Patrick Herrmann (79.)
Wechsel
Trainer
  • Michael Frontzeck
Trainer

 

Ein toller Befreiungsschlag

Nach den zwei Auftaktniederlagen ist die Stimmung in Frankfurt gereizt. Altintop meint gar, dass es eine schwere Saison geben könnte, wenn bestimmte Dinge nicht abgestellt werden: "Ich sage es mal so: Jeder soll sich an die eigene Nase fassen und jeder muss sich auch mal hinterfragen, ob er alles für den Verein gibt." Konkreter wird der 27-Jährige nicht, so dass sich jeder seinen Reim darauf machen kann. Zudem gibt es im Kader ein paar Hiobsbotschaften. Vasoski laboriert ebenso wie Amanatidis an einer Kniereizung, Chris ist nach seiner überstandenen Grippe noch nicht hundertprozentig fit, Fenin klagt über eine entzündete Fußzehe und Rode fällt nach seiner überstandenen Knorpeloperation langfristig aus. So entscheidet sich Michael Skibbe einen Tag vor dem Spiel gegen Mönchengladbach, den Mannschaftsrat einzuberufen und Klartext zu reden: "Ändert bloß nicht euren Spielstil, wir dürfen unsere Linie nicht verlieren. Was wir uns in einem Jahr an Spielstärke erarbeitet haben, dürfen wir nach zwei Niederlagen nicht einfach so weggeben. Ihr könnt gut Fußball spielen, zeigt es auf dem Platz, das müsst ihr in die Mannschaft tragen."

Offiziell gibt der Trainer aus: "Wir sehen uns durchaus als konkurrenzfähig an und wollen mindestens einen Punkt aus Gladbach mitnehmen." Für diese Ziel ändert er seine Mannschaft gegenüber der 1:3-Niederlage gegen den HSV auf drei Positionen. Wie angekündigt, steht Nikolov wieder im Tor, zudem rückt Köhler auf die linke Außenbahn, so dass die Abwehr Jung, Franz, Russ und Tzavellas bilden. Im Mittelfeld spielen Schwegler sowie Meier, der mit Altintop rochieren soll, und auf der rechten Außenbahn agiert Ochs hinter der einzigen Spitze Gekas.

Im Gegensatz zu den Gewitterwolken am Main scheint am Niederrhein die Sonne, nachdem auf ein 1:1 gegen Nürnberg der grandiose 6:3-Sieg in Leverkusen folgte, so dass Trainer Frontzeck sich genötigt sieht, mehr als nur einen Finger mahnend zu heben: "Es war ein Spiel, im dem alles funktioniert hat. So etwas gelingt einem aber nicht jedes Mal. Wir müssen den Mittelweg zwischen diesen beiden Spielen finden und in unseren Rhythmus kommen." Respekt zeigt er erwartungsgemäß vor den Frankfurtern: "Das, was wir in der letzten Spielzeit geschafft haben, nämlich eine relativ ruhige Saison zu spielen, gelingt der Eintracht bereits seit fünf Jahren. Daher glaube ich nicht, dass sie nach zwei verlorenen Spielen die Nerven verlieren werden. Wir müssen voll dagegen halten." Und zwar ohne den angeschlagenen Thorben Marx im Mittelfeld, so dass Neustädter erstmals von Beginn an neben Bradley vor der Abwehr um Dante und Kapitän Daems steht. Auf den Außenbahnen spielen wie schon in Leverkusen Herrmann sowie Arango und im Sturm Reus und Idrissou.

"Wir drehen das Ganze mal", kündigt Ochs nach gewonnener Seitenwahl an, so dass die Eintracht in der Starthälfte der Fohlen beginnt. Und zwar von Beginn an motiviert sowie stets einen Schritt schneller als die überrascht wirkenden Hausherren. Die erste Torgelegenheit haben sie dennoch in der 7. Spielminute, als Arango für Reus auflegt, der Russ einfach stehen lässt und aus 22 Metern abzieht, den Kasten von Nikolov jedoch weit verfehlt. Aber es bleibt dabei, schnell tragen die Frankfurter den Ball über Meier und Altintop nach vorne, vor allem im Zusammenspiel mit Köhler und dem aufrückenden Tzavellas entwickeln sie viel Druck. So in der 12. Spielminute, als Köhler und Altintop im direkten Zusammenspiel auf der linken Seite vier Verteidiger zu Slalomstangen degradieren. Benny dribbelt sich über links an Neustädter vorbei in den Fünfmeterraum, um auf Höhe der Torauslinie zurück zu Meier zu legen, doch er scheitert am ausgestreckten Arm des am Boden liegenden Brouwers. Schiedsrichter Dr. Drees drückt ein Auge zu und entscheidet auf Eckball.

Aber die Eintracht bleibt am Drücker, alle sind sie in Bewegung, auch Gekas ist gegenüber seinem lahmen Auftritt in Hannover nicht wiederzuerkennen, so dass Dante alle Hände voll zu tun hat, den 30-Jährigen zu halten. "Wir hatten uns vorgenommen, aggressiv auf die Gladbacher drauf zu gehen, es hat auch geklappt. Wir waren immer zu zweit am Mann und haben sie zu Fehlern gezwungen. Das sind so kleine Punkte, die ein Spiel entscheiden können", meint Kapitän Ochs. In der Tat, Paddy luchst Neustädter den Ball in der Gladbacher Hälfte ab, wird aber von Idrissou von den Beinen geholt, so dass es Freistoß für die Eintracht aus über 30 Metern gibt. Tzavellas schlenzt den Ball schön vor den Fünfmeterraum, Gekas steigt hoch, aber Torhüter Bailly pariert den wuchtigen Kopfball glänzend. Doch er kann die Kugel nur nach vorne fausten. Genau zu Köhler, der keine Mühe hat, sie aus vier Metern zum 1:0 im Netz zu versenken (24.). "Wenn ich weiter vorne spiele, schieße ich auch mehr Tore", freut sich Benny über seinen zweiten Saisontreffer.

Die Eintracht legt nach, während die Borussia geschockt wirkt. Nach einem Pass von Altintop flankt Ochs in den Strafraum, wo Meier, der von Dante bedrängt wird, den Ball dennoch mit dem Rücken zum Tor Volley verlängert. Die Bogenlampe senkt sich gefährlich am linken Toreck, doch zum Glück für Torhüter Bailly tropft sie nur aufs Tornetz (26.). Drei Minuten später flankt Jung flach in den Strafraum, Dante klärt vor Gekas, aber das Leder kommt zu Altintop, der aus 18 Metern abzieht. Levels kann den satten Schuss jedoch zur Seite abblocken.

Mönchengladbach erhöht nun seine Angriffsbemühungen und erkämpft sich sechs Minuten später durch Levels eine Ecke von der rechten Seite, die Arango ausführt. Die Adler bekommen das Leder nicht richtig aus der Gefahrenzone, so dass Arango erneut von rechts flanken kann. Schwegler versucht am Strafraumrand zu klären, doch es kommt nur ein Mondball heraus, der auch noch in Richtung Fünfmeterraum segelt. Torhüter Nikolov zögert viel zu lange im Fünfmeterraum mit dem Zupacken, während Idrissou sich unmittelbar vor ihm hochschraubt und das Leder in die Maschen köpft (34.). Diesmal drückt Dr. Drees sogar beide Augen zu und entscheidet auf Foul an Nikolov, was zu wütenden Protesten der Gladbacher führt. Während Oka gelassen bleibt: "Er hat mich im Fünfer angegangen, das darf man nicht und deshalb war es Foul", meint Trainer Skibbe vielsagend: "In einer spielentscheidenden Phase haben wir Glück gehabt."

Während die Fohlen noch mit ihrem Schicksal hadern und der Gladbacher Anhang tobt, passt Meier das Leder am Mittelkreis zu Jung auf der rechten Außenbahn, um selbst nach vorne zu sprinten. Jung spielt ihm prima in den Lauf, Torhüter Bailly hastet Meier entgegen und versucht den Ball im Grätschen wegzuschlagen. Der Lange aber setzt konsequent nach, luchst ihm das Leder ab, um es mit viel Übersicht in die Mitte zu passen, wo Gekas goldrichtig steht und den Ball aus fünf Metern ins leere Tor schiebt. Zum 2:0 für die Eintracht (36.).

Nun wird das Spiel hektischer, es gibt viele Unterbrechungen, während die Borussia mit Gewalt auf den Anschlusstreffer drängt. Dann die 41. Spielminute, über Reus auf der linken Außenbahn kommt der Ball zu Idrissou, der an Franz vorbei in den Strafraum ziehen will. Mit Körpereinsatz und seiner linken Schulter bringt Franz ihn auf der Linie zu Fall, doch auch diesmal schweigt die Pfeife von Dr. Drees und das ist sehr gut so. Kurz darauf wird es erneut brenzlig, als sich Daems auf der linken Seite gegen Jung und Altintop durchsetzt und quer zu Arango flankt. Der 30-Jährige aus Venezuela umkurvt Franz und versucht vor dem Torraumeck, Nikolov zu tunneln, scheitert aber am prächtig reagierenden Torhüter (44.).

Ohne Wechsel geht es in die zweite Halbzeit, in der sich die Eintracht schnell vom kurzzeitigen Druck der Borussen befreien kann und sie nun ihrerseits mit vielen schnellen Pässen im Mittelfeld aus der Reserve locken will. Es läuft die 50. Spielminute, vom Mittelkreis aus schlenzt Schwegler den Ball genau in die Lücke der Gladbacher Abwehr, in die Ochs hinein sprintet, den Ball gekonnt annimmt, mit einem Haken Daems versetzt und aus 15 Metern mit dem linken Fuß abzieht. Torhüter Bailly fliegt vergeblich, denn der geschlenzte Ball landet haargenau im linken Eck. Zum 0:3 für die Eintracht. Was für ein schönes Tor!

Weiterhin spielen die Frankfurter konzentriert und lassen Mönchengladbach keine Möglichkeit, wieder ins Spiel zu finden. So reagiert Trainer Frontzeck und bringt mit Bobadilla für Neustädter einen weiteren Stürmer (59.). Kurz darauf geht es jedoch erneut auf der rechten Seite schnell nach vorne. Nach einem tollen Querpass von Meier schlägt Ochs den Ball hoch in den Lauf des Langen, der vom Elfmeterpunkt aus aufs Tor köpft, aber Bailly kann die Kugel mit den Fingerspitzen um den rechten Pfosten drehen (59.). Dann plötzlich ein schneller Angriff über Bobadilla auf der linken Seite, der das Leder zu Reus spielt, der auf Idrissou weiterleitet. Der 30-jährige Kameruner kommt aus 16 Metern frei zum Abschluss, setzt den Ball aber schlampig rechts neben den Kasten von Nikolov (61.).

Ansonsten fällt den Gladbachern kaum etwas ein. Aus dem Spiel heraus klappt es nicht und auch bei Standards sind die Fohlen ungefährlich. Stattdessen rackert sich in der 64. Spielminute Altintop nach einem abgefangenen Eckball sprintend durch das Mittelfeld und lässt sich auch durch die Versuche von Bradley und Dante, ihn zu halten und zu foulen, nicht beirren. Dem Türken gelingt im Fallen das Abspiel auf den lauernden Gekas, der von links auf Torhüter Bailly zuläuft und von der Strafraumgrenze aus eiskalt ins rechte lange Eck schießt. Zum 4:0 für die Eintracht. "Er hat genauso agiert, wie wir uns das vorgestellt haben, ich bin sehr zufrieden mit seiner Leistung", lobt Michael Skibbe den Torschützen.

Der Rest des Spiels ist Schaulaufen, locker und überlegt lassen die Frankfurter den Ball um den Mittelkreis und in der Hälfte der Borussen kreisen, ohne dass die noch einmal ernsthaft eingreifen. So endet das Spiel mit dem höchsten Auswärtssieg seit dem 19. März 1994 – einem 0:4 bei Dynamo Dresden - und beschert den Frankfurtern die ersten drei Punkte der neuen Saison. (tr)


Stimmen zum Spiel

Michael Skibbe: "Ich bin sehr zufrieden mit dem Spiel und der Leistung meines Teams. Diesmal haben wir uns für eine gute Leistung endlich auch einmal mit Punkten belohnt. In zwei Situationen haben wir etwas Glück gehabt, dass Gladbach nicht ausgeglichen beziehungsweise den Anschluss hergestellt hat, und gleich im Gegenzug haben wir dann getroffen. Die größte Leistung aber war, dass die Mannschaft Ruhe bewahrt hatte und nicht nervös geworden ist."

Heribert Bruchhagen: "Das war ein überraschendes Ergebnis. Wir haben gespielt wie in Hannover, nur sehr viel zwingender. Wir sind alle sehr erleichtert."

Patrick Ochs: "Wir wollten nicht mit drei Niederlagen in die Saison starten, der Sieg hat uns wirklich sehr gut getan. Wir waren gegen Gladbach sehr gut, aber auch bei unseren beiden ersten Spielen gegen Hannover und Hamburg war nicht alles schlecht."

 

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