Hannover 96 - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2010/2011 - 1. Spieltag

2:1 (1:1)

Termin: Sa 21.08.2010, 15:30 Uhr
Zuschauer: 37.212
Schiedsrichter: Deniz Aytekin (Oberasbach)
Tore: 1:0 Konstantin Rausch (21.), 1:1 Benjamin Köhler (27.), 2:1 Didier Ya Konan (75.)

 

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Hannover 96 Eintracht Frankfurt

  • Florian Fromlowitz
  • Steven Cherundolo
  • Karim Haggui
  • Emanuel Pogatetz
  • Christian Schulz
  • Carlitos
  • Sergio Pinto
  • Manuel Schmiedebach
  • Konstantin Rausch
  • Didier Ya Konan
  • Mohammed Abdellaoue

 


 

Wechsel
  • Moritz Stoppelkamp für Carlitos (3.)
  • Constant Djakpa für Konstantin Rausch (74.)
  • Lars Stindl für Manuel Schmiedebach (85.)
Wechsel
Trainer
  • Mirko Slomka
Trainer

 

Spitze, Hacke… 1:2

"Endlich geht's los. Wir fahren mit breiter Brust nach Hannover und hoffentlich mit drei Punkten wieder nach Hause. Wir möchten die Situation vermeiden, dass wir gleich hinterherlaufen und uns die Tabelle von unten angucken müssen", erklärt Michael Skibbe vor dem Auftaktspiel bei den Niedersachsen, die mit einer Pokalniederlage beim Regionalligisten Elversberg in die neue Saison starteten. "Das hat keine Auswirkungen auf das Spiel. Wichtig ist, dass wir von Beginn an eine konzentrierte Leistung bringen. Wir wollen versuchen, unsere Art des Fußballspielens durchzusetzen. Also früh attackieren und offensiv agieren", formuliert er den Anspruch an seine Mannschaft, während Pirmin Schwegler vor zu viel Siegesgewissheit warnt: "Selbstzufriedenheit ist der größte Gegner."

Ohne Chris, der nach seiner Leistenoperation voraussichtlich erst in der nächsten Woche einsatzfähig sein wird, und Fenin, der an einem Bandscheibenvorfall laboriert, wählt der Trainer gegen den vermeintlich angeschlagenen Gegner eine offensive Aufstellung mit Amanatidis und Gekas anstelle von Altintop im Sturm. Ochs und Köhler spielen auf den Außenpositionen und Schwegler sowie Meier vor der Abwehr mit Jung, Franz, Russ und Tzavellas.

Unterdessen hängt an der Leine der Hausfrieden mehr als schief. "Die Spieler sollen arbeiten, bis sie kotzen. Bis ihnen die Lunge aus dem Leib hängt. Die verdienen so viel Geld", zürnte der allmächtige Präsident Martin Kind unter der Woche, während Trainer Slomka einmal mehr jammert: "Ich habe immer gesagt, dass wir nur gegen den Abstieg spielen. Unser Pokal-Aus ist bitter. Das war zu wenig und wird auch für die Bundesliga zu wenig sein." Doch mit solchen Ausflüchten gibt sich der Präsident nicht zufrieden: "Wir haben die Fans verärgert, Zuschauer verloren, Sponsoren unglücklich gemacht. Ich habe mit Schmadtke telefoniert. Es wird in den nächsten Tagen auch ein Dreier-Gespräch geben. Das Duo Slomka/Schmadtke bleibt aber im Amt." Bis Samstagnachmittag zumindest.

Immerhin wurden die Niedersachsen nach der Pokalpleite noch einmal auf dem Transfermarkt tätig und verpflichteten für 1,2 Millionen Euro den norwegischen Nationalstürmer Mohammed Abdellaoue, der heute anstelle von Hanke neben Ya Konan stürmt. Jan Schlaudraff, der vor zwei Wochen noch zur Mittelfeldhoffnung gepusht wurde, ist aufgrund von mangelhaften Trainingsleistungen nicht einmal im Kader. Für ihn spielt Rausch auf der linken Außenbahn. Pinto, Schmiedebach und Carlitos auf Rechts komplettieren das Mittelfeld. Unverändert lässt Trainer Slomka die Abwehr um Kapitän Haggui und Torhüter Fromlowitz, um den altbekannten Appell vom Stapel zu lassen: "Ich will Leidenschaft auf dem Platz sehen, ich will sehen, dass wir die Frankfurter bekämpfen und unser Publikum hinter uns bringen."

Bei herrlichem Sommerwetter führt die Eintracht den Anstoß in die neue Saison aus. Doch bereits nach 30 Sekunden gibt es eine erste Spielunterbrechung, da sich Neuzugang Carlitos beim Versuch, vor Köhler den Ball wegzuschlagen, so unglücklich das Knie verdreht, dass er mit einem Kreuzbandriss vom Feld muss. Für den Portugiesen kommt der 23-jährige Stoppelkamp zu seinem Bundesligadebüt. Danach versuchen die Frankfurter, das Spiel mit schnellen Kombinationen in den Griff zu bekommen. Doch noch halten die Niedersachsen konsequent dagegen, so dass Torchancen zu Beginn Mangelware sind.

Dann die 10. Spielminute, die Eintracht kontert über Köhler, der jedoch auf halblinks von Stoppelkamp umgerannt wird. Tzavellas schnappt sich den Ball und zirkelt ihn wunderbar vor den langen Pfosten, Amanatidis steigt unbedrängt vor dem Fünfmeterraum hoch, setzt den Kopfball jedoch knapp neben das rechte Toreck. "Als ich das von der Trainerbank aus gesehen habe, war ich erstaunt, dass der Ball nicht drin war", ärgert sich nicht nur Michael Skibbe. Frankfurt spielt, während Hannover mit Einsatz dagegen hält und viel Glück hat, dass Pogatetz nach einem Kung-Fu-Tritt gegen Schwegler von Schiedsrichter Aytekin nicht einmal die Gelbe Karte bekommt (12.). Es bleibt eng für die Eintracht, denn die Niedersachsen stehen meist sehr massiv um den Mittelkreis verteilt. Doch Russ hat das Auge und das Gefühl, um mit einem schönen Schlenzer aus der eigenen Hälfte Ochs auf die Reise zu schicken, der das Sprintduell gegen Schulz gewinnt. Aber der Linienrichter hat kein Auge und hebt völlig zu Unrecht die Fahne, um diese gute Chance für die Eintracht zunichte zu machen (17.).

Zwei Minuten später versucht Meier, dass Spiel zu öffnen, sein Pass landet bei einem Roten, doch Amanatidis erkämpft sich das Leder, um es zu Ochs zu spielen. Erneut ist Paddy nicht zu halten, wuselt sich in den Strafraum und hebt das Leder quer zu Gekas am linken Pfosten. Doch Haggui kann gerade so klären. Die Eintracht drückt weiter, Ochs ergrätscht sich das Leder gegen Rausch, Amanatidis schnappt sich den Ball und umkurvt Schulz, um halbrechts in den Strafraum zu sprinten. Leider verzieht er seinen Schuss aus 14 Metern (20.). Kurz darauf schlägt Pinto einen langen Ball aus der eigenen Hälfte vor den Frankfurter Strafraum. Russ bekommt das Leder und will es sich lässig vorlegen, doch Abdellaoue geht dazwischen, um es ihm zu entluchsen. Jung eilt zu Hilfe und versucht, die Situation spielerisch zu lösen, statt den Ball einfach weg zu bolzen. So landet die Kugel bei Rausch, der sofort nach innen zieht, während Schwegler und Franz zu spät kommen. Einen Doppelpass mit Ya Konan später zieht Rausch ab und versenkt das Leder mit einem Flachschuss aus 18 Metern genau im linken Toreck. Ein kapitaler Bock von Russ führt zum überraschenden 1:0 für die Niedersachsen (21.).

Hiervon lassen sich die Frankfurter jedoch nicht beeindrucken und spielen weiter nach vorne. Das ist schön anzuschauen, doch irgendwie fehlt den Angriffen weiterhin die letzte Konsequenz, der unbedingte Wille, zu einer Chance zu kommen. Bis zur 27. Spielminute, erneut geht es über Jung, Amanatidis und Ochs auf der rechten Seite nach vorne. Schulz klärt, doch Schwegler köpft das Leder postwendend wieder zu Ochs, der mit Schulz ein Tänzchen am rechten Strafraumrand wagt, um die Kugel zielgenau zu Köhler vor dem Fünfmeterraum zu schnicken. Benny zimmert den Ball volley zum 1:1 unter die Latte.

Die Eintracht bleibt weiter überlegen gegen die planlos wirkenden Niedersachsen. Aber sie sind zu verspielt, das Feld wird nicht genutzt. Da sich Tzavellas kaum über die Mittellinie traut, verlagert sich das Spiel immer mehr auf die rechte Seite, auf der auch Amanatidis mitmischt, anstatt sich vor dem Strafraum aufzuhalten. Köhler drängt es ebenfalls nach rechts, was zwar nett anzuschauen, aber brotlos ist. "Wir müssen die richtige Mischung aus schön spielen und effektiv spielen finden", meint Amanatidis zurecht nach dem Spiel. Dann die 38. Spielminute, Hannover ist im Angriff mit Schulz, der den Ball von Schmiedebach zurück erhält, während Franz und Jung entgeistert zuschauen, als der 27-Jährige in den Strafraum marschiert. Aber Torhüter Nikolov bleibt felsenfest stehen, so dass Schulz aufs kurze Toreck schießen muss, womit Oka gerechnet hat und reaktionsschnell mit dem Fuß klärt (38.). Trotz dieses Weckrufs versäumt es die Eintracht weiterhin, Druck zu machen, so dass es mit dem 1:1 in die Pause geht.

Ohne Wechsel geht es in die zweite Halbzeit, in der Rausch die erste Möglichkeit hat, den Ball jedoch nach Flanke von Ya Konan über die Latte zimmert (48.). Von der Eintracht ist hingegen kaum noch etwas Konstruktives zu sehen, sie haben zwar mehr Ballbesitz, doch immer mehr Stockfehler und ungenaue Zuspiele lassen die bislang so biederen Niedersachsen besser ins Spiel und zu weiteren Kontergelegenheiten kommen. Dann die 54. Spielminute, nachdem Köhler im Halbfeld von Cherundolo umgerissen wird, gibt es Freistoß für die Eintracht, den erneut Tzavellas ausführt. Der 22-Jährige schlenzt das Leder auf Meier am rechten Torraumeck, der es quer zu Gekas verlängert, der aus 5 Metern einköpfen kann, doch der Ball prallt vom gestreckten Arm von Ya Konan nach vorne, um geklärt zu werden. Elfmeter reklamiert Gekas sofort, doch unglaublich, Schiedsrichter Aytekin wertet die hoch erhobenen Arme des Ivorers als natürliche Handbewegung und lässt einfach weiterspielen.

Nach 60 Minuten reagiert Michael Skibbe schließlich auf das stockende Angriffsspiel und bringt Altintop für den fast unsichtbaren Gekas. "Fanis muss mehr ins Spiel kommen, er muss mehr Ballkontakte haben, er muss engagierter sein. Das könnte besser gehen", meint Sturmkollege Amanatidis, während der Trainer fünf Minuten später erneut umstellt. Nachdem Tzavellas sich nach einem Stockfehler gegen den enteilenden Stoppelkamp nur mit einem Trikotzupfer zu helfen weiß und die Gelbe Karte kassiert (62.), kommt Korkmaz für den 22-jährigen Griechen, Köhler rückt dafür auf die linke Abwehrseite (65.). Doch das Spiel der Adler wird nicht besser, im Gegenteil. Nach einem Pass aus der eigenen Hälfte lässt sich Franz auf der linken Außenbahn von Ya Konan düpieren, sprintet hinterher, um nur ins Leere zu grätschen, während der 26-jährige Ivorer in den Strafraum zieht, um auch noch Russ mit einem kurzen Haken stehen zu lassen. Doch zum Glück hämmert er das Leder aus elf Metern nur an die Latte (68.).

Plötzlich ist Hannover im Spiel, zunächst landet ein Seitfallzieher von Abdellaoue in den Armen von Nikolov (71.) und Pogatetz setzt seinen Kopfball nur in das linke Außennetz (72.). Die Abwehr der Frankfurter strauchelt bereits mächtig, doch drei Minuten später setzt Korkmaz dem Treiben die Krone auf. Nach einem Foul von Schwegler an der rechten Außenbahn gibt es Freistoß für die Roten, den Pinto ausführt. Meier klärt mit einem Mondball zur rechten Eckfahne, Korkmaz kommt vor Pinto an die Kugel, um sie dilettantisch an den 29-jährigen Portugiesen zu verlieren. Mit einem kurzen Haken lässt Pinto Korkmaz nun ins Leere springen, um die Kugel vor den kurzen Pfosten zu schlagen. Russ schläft, Meier schaut zu und Nikolov erstarrt zur Salzsäule, während ihn Haggui sanft bedrängt. Ya Konan bedankt sich und köpft den Ball aus drei Metern in die Maschen zur 2:1-Führung für Hannover 96. Während Oka zu der Szene auf Nachfragen nur angesäuert erwidert: "Dafür seid ihr Journalisten da, um das zu beurteilen", wird Michael Skibbe deutlicher: "Da sah Oka nicht gut aus, der Ball war so nah am Tor", um zu der unglücklichen Torentstehung wortgewandt zu ergänzen: "Es waren keine Abwehrfehler, sondern Fehler der Abwehr."

Erneut reagiert der Trainer und bringt Caio für Schwegler (78.), doch im Spielaufbau bei den Frankfurtern ist nun endgültig der Wurm drin. So ist es mehr ein Zufall, dass Franz nach einer Ecke von Köhler den Ball aus elf Metern nicht richtig trifft, Torhüter Fromlowitz den gefährlichen Aufsetzer aber über die Latte lenken kann (83.). Erst in der Schlussphase werfen die Adler alles nach vorne, so dass Hannover zu weiteren Chancen kommt. So in der 89. Spielminute, als ein haarsträubender Rückpass von Korkmaz genau bei Abdellaoue am Fünfmeterraum landet, Nikolov den Schussversuch jedoch blocken kann. Es läuft bereits die Nachspielzeit, Jung schlägt aus dem Halbfeld eine schöne Flanke in den Strafraum, Russ steigt hoch und köpft. Aber verdammt, der Ball knallt nur an den rechten Pfosten. Alle Frankfurter sind nun vorne, der Ball kommt zu Köhler auf der linken Außenbahn, der ihn in den Strafraum flankt, Russ köpft vor Fromlowitz, der Ball trudelt zu Amanatidis, der sofort schießt, doch Haggui kann das Leder auf der Torlinie zur Ecke lenken (90.+2). Sekunden später pfeift Schiedsrichter Aytekin überpünktlich ab und die Frankfurter schleichen nach dieser mehr als unnötigen Auftaktniederlage mit hängenden Schultern in die Kabine. (tr)


Stimmen zum Spiel

Michael Skibbe: "Das war eine extrem ärgerliche Niederlage, weil viel mehr drin war. Aber wir haben uns im Verlauf des Spiels zu viele Ballverluste geleistet, wodurch Hannover zu guten Kontergelegenheiten gekommen ist. Durch diese Ballverluste sind wir zunehmend ins Hinterherlaufen und konsequenterweise in Rückstand geraten. Wir hätten das Spiel nicht nur kontrollieren, sondern dann auch den Lucky Punch setzen müssen. So müssen wir uns am Ende an die eigene Nase fassen, dass wir die Partie verloren haben."

Heribert Bruchhagen: "Insgesamt war es wie so oft in Hannover, wir sind spielerisch dominant, aber am Ende verlieren wir. Zudem hatten wir auch ein bisschen Pech mit dem Schiedsrichter."

Patrick Ochs: "Irgendwie schaffen wir es nicht, hier zu gewinnen. Wir haben gute Aktionen nach vorne gehabt, waren ab der 60. Minute aber nicht mehr richtig in den Zweikämpfen. Deshalb verliert man so ein Spiel."

Halil Altintop: "Wir haben dämlich verloren. Nach einer Stunde hatten wir körperliche Probleme, weil es sehr heiß war. Die Mannschaft hat den Faden verloren. Das schlägt vom Kopf auf die Beine und plötzlich liefen wir hinterher."

 

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