FSV Mainz 05 - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2009/2010 - 32. Spieltag

3:3 (1:2)

Termin: Sa 24.04.2010, 15:30 Uhr
Zuschauer: 20.300
Schiedsrichter: Florian Meyer (Burgdorf)
Tore: 0:1 Alexander Meier (13.), 0:2 Alexander Meier (20.), 1:2 Aristide Bancé (45.), 2:2 Jan Simak (56.), 2:3 Ümit Korkmaz (62.), 3:3 Aristide Bancé (86.)

 

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FSV Mainz 05 Eintracht Frankfurt

  • Heinz Müller
  • Radoslav Zábavník
  • Bo Svensson
  • Nikolce Noveski
  • Malik Fathi
  • Florian Heller
  • Miroslav Karhan
  • Eugen Polanski
  • Jan Simak
  • Adam Szalai
  • Aristide Bancé

 


 

Wechsel
  • Andreas Ivanschitz für Florian Heller (46.)
  • Andre Schürrle für Adam Szalai (79.)
  • Filip Trojan für Andreas Ivanschitz (82.)
Wechsel
Trainer
  • Thomas Tuchel
Trainer

 

Den Sieg verschlafen

"Im Grunde ist es ja kein richtiges Derby. Wir haben Respekt vor Mainz und deren Leistung. Aber ein Derby hat etwas mit der Vergangenheit zu tun. Und da gab es ja nicht so viele Spiele zwischen Mainz und der Eintracht", erklärt Patrick Ochs den Medienvertretern, die das Spiel gegen den Tabellenzehnten zu etwas ganz Besonderem schreiben wollen. Doch nach dem Unentschieden gegen die Hertha geht es für die Eintracht nur noch darum, das Saisonziel 46 Punkte einzufahren und "am Ende vor den Mainzern zu stehen", wie Paddy ergänzt.

Punkte einzufahren, wird schwer gegen den Aufsteiger, der in dieser Saison bereits neun Heimsiege feiern konnte und zudem mit elf Toren am zu Hause die wenigsten Gegentreffer kassiert hat. "Die Mainzer wollen gewiss Revanche für die Niederlage im Hinspiel. Aber ich sehe uns gut gerüstet und motiviert genug, dort mindestens einen Punkt zu holen", meint Michael Skibbe. Für dieses Ziel muss er auf Caio, der einen Muskelfaserriss im Oberschenkel erlitten hat, und auf Chris, den Rückenprobleme plagen, verzichten. Somit spielt Jung als Rechtsverteidiger und Franz rückt in die Innenverteidigung neben Russ und Köhler. Vor der Abwehr kommt Ricardo Clark zu seinem langersehnten Bundesligadebüt, so dass Meier ins offensive Mittelfeld rutscht.

Aus anderen Gründen als Ochs bleibt auch der Mainzer Trainer Tuchel vor dem Spiel gelassen: "Ich persönlich bin in dieser Region nicht genug verwurzelt, um einen höheren Anreiz zu siegen auszumachen, als bei anderen Spielen. Frankfurt ist sehr spielstark, es wird sicher unangenehm, sie zu bespielen." Verdrängt sind auch die Auseinandersetzungen zwischen Bancé und Franz aus dem Hinspiel, die mit unglaublichen Rassismus-Vorwürfen und einem Freispruch für Franz vor dem DFB-Kontrollausschuss endeten."In der Mannschaft ist das kein Thema, ich will auch keine hasserfüllte Stimmung im Stadion erleben. Wir hoffen auf eine bedingungsloste Unterstützung durch die Fans", sagt Tuchel hierzu nur. Im Vergleich zum 1:0-Sieg in Hamburg gibt es zwei Änderungen. Anstelle von Soto, der Rückenprobleme hat, spielt Polanski neben Karhan vor der Abwehr um Kapitän Noveski. Zudem spielt Heller auf der rechten Außenbahn neben Simak, der Schürrle ersetzt. Als alleinige Sturmspitze agiert Bancé.

Auf die bedingungslose Unterstützung der Fans wartet Trainer Tuchel vergeblich, bereits vor Spielbeginn versucht der Stadionsprecher immer wieder, den eigenen Anhang aus der Lethargie herauszuholen. Richtig wach ist hingegen der Frankfurter Block, der zu einem großen Teil per Schiff nach Mainz reiste. Und genauso sieht dies bei herrlichem Wetter auch beim Anpfiff auf dem Rasen aus. Mainz versucht mit langen Bällen, das Mittelfeld schnell zu überbrücken, während die Eintracht mit Pressing und vielen Kurzpässen das Spiel beruhigen möchte. Hierbei sind die Adler immer einen Schritt schneller und wacher, was der Aufsteiger mit vielen kleinen Fouls in der Anfangsphase auszugleichen versucht.


Meiers Schuss geht zum 1:0 für die Eintracht ins Netz

Die erste kleine Chance hat jedoch Mainz in der 7. Spielminute, als Karhan eine Flanke an die rechte Außenbahn spielt. Bancé gewinnt das Laufduell gegen Russ, doch sein Schuss aus spitzem Winkel stellt Nikolov nicht vor Probleme. Mit einer vehementen Fußabwehr vor dem Strafraum rettet der Torhüter gut zwei Minuten später auch vor Szalai. Dann die 13. Spielminute, Schwegler lupft den Ball zu Ochs auf der rechten Außenbahn. Nachdem er von Fathi nur halbherzig angegriffen wird, zieht Paddy an den Strafraumrand und schlenzt das Leder an den langen Pfosten. Torhüter Müller geht zögerlich raus, um jedoch schnell wieder zurück zu laufen, so dass Korkmaz den Ball vor der Torauslinie unter Kontrolle bekommt. In aller Ruhe kann er zurück auf Meier spielen, der die Kugel ganz ruhig aus 10 Metern ins rechte Toreck schießt. Zum 1:0 für die Eintracht.


Meier mit seinem zweiten Tor in diesem Spiel

Kurz nach dem Wiederanpfiff schlägt Svensson das Leder aus dem eigenen Halbfeld weit nach vorne. Bancé auf Rechts gewinnt erst das Kopfballduell gegen Russ, um ihm danach im Kampf mit dem Ball zu düpieren. Zum Glück ist sein Pass in die Mitte jedoch zu schwach, so dass Schwegler zur Ecke klären kann (15.). Dafür muss Russ am Seitenrand behandelt werden, denn er hatte sich beim Zweikampf mit Bancé das rechte Knie verdreht. Er kann zwar weiterspielen, hat sich jedoch einen Kapseleinriss zugezogen. Meist jedoch rennt sich der Aufsteiger mit seinen ungestümen Angriffen an der gut stehenden Abwehr der Adler fest, so dass ein Rückpass für einen neuen Versuch herhalten muss. So in der 20. Spielminute, Polanski spielt zurück auf Noveski, der den Ball geruhsam quer auf Svensson schieben will. Doch Meier hat dies geahnt. Urplötzlich nimmt er Fahrt auf, um einen Schritt vor dem überraschten Svensson an den Ball zu kommen. Alex sprintet nach vorne, Torhüter Müller kommt ihm entgegen, doch er bleibt eiskalt und schlenzt die Kugel aus 17 Metern ins rechte Toreck zum 2:0 für die Eintracht (20.).

Mainz ist angeschlagen, fahrig und verunsichert sind sie nun im Spielaufbau, während die Adler sich ein wenig zu weit nach hinten zurückziehen. Dann aber doch ein schneller Konter über Jung, Altintop und Ochs, der zu Meier im Halbfeld spielt. Wie selbstverständlich zieht er an Noveski vorbei in den Strafraum. Doch diesmal zögert Alex kurz, täuscht einen Heber gegen den herausstürzenden Müller an, versucht aber dann dem Keeper mit einem Beinschuss zu überwinden. Müller ist auf der Hut und wehrt ab. (25.). Schade, das wäre die Entscheidung gewesen. "Ich wollte ihm den Ball durch die Beine schieben, aber man kann nicht jeden rein machen", meint Meier gelassen.

"Wir wollten loslegen wie die Feuerwehr, aber die Feuerwehr hatte einen Platten", ärgert sich Manager Heidel über das schläfrige Auftreten des Aufsteigers. Doch nach einer halben Stunde fangen die Adler an, die noch immer platten 05er mit behäbigem Ballgeschiebe aufzubauen, anstatt sie mit einem schnellen Konter aus dem Bruchwegstadion zu schießen. Die 39. Spielminute, der aufgerückte Fathi spielt einen hohen Ball in den Strafraum zu Szalai, an dem Franz klebt. Wie von allen guten Geistern verlassen springt den beiden jedoch plötzlich Torhüter Nikolov in den Rücken, um das Leder auch noch zu verfehlen. Zum Glück steht Köhler goldrichtig vor der Torlinie, um den von Franz zurückgeköpften Ball vor Bancé wegzuschlagen.

Nur noch Sekunden zu spielen, doch nach einem Foul von Ochs an Heller gibt es Freistoß für Mainz aus zentraler Position. Bancé legt sich die Kugel zurecht und drischt aus über 30 Metern einfach drauf. Der Ball trifft die Schulter des in der Mauer stehenden Korkmaz, um in hohem Bogen direkt vor der Unterkante der Latte ins Tor zu plumpsen. Nikolov, der beim Schuss etwas zu weit vor seinem Kasten stehenbleibt, hat so keine Abwehrchance, es steht nur noch 2:1.

Danach ist Pause und Meier meint: "Die kommen jetzt noch mal mit allem, was sie haben." In der Tat bringt Trainer Tuchel nun mit Ivanschitz für Heller einen zweiten Stürmer für die zentrale Position und die 05er versuchen es erneut mit langen Bällen aus der Abwehr. So in der 47. Spielminute, als Fathi einen Abschlag von Torhüter Müller zu Szalai verlängert, um ihn postwendend wieder zu bekommen. Locker setzt er sich auf der linken Außenbahn gegen Jung durch und schlägt das Leder hoch vor den Fünfmeterraum. Schläfrig und von der Sonne geblendet will Nikolov die Kugel fangen, während Bancé direkt vor ihm steht und Oka das Leder tatsächlich durch die fangbereiten Arme köpfen kann. Zum Glück retten die Latte und Clark vor dem einschussbereiten Szalai für den wie gelähmt wirkenden Torhüter.


Bundesligapremiere für Ricardo Clark

Kurz darauf dann ein schneller Angriff der Eintracht über Korkmaz auf der linken Außenbahn, der sich toll gegen zwei Mainzer durchsetzt, um den Ball zu Meier im Strafraum zu spielen. Alex legt mit der Hacke auf Ochs zurück, der nun Zeit hat. Er könnte die Kugel dem heraneilenden Clark in den Lauf schieben, entscheidet sich aber für einen sinnfreien Schuss (49.). Passend zu seiner durchwachsenen Leistung heute. Mit der Kapitänsbinde wirkt er überhastet und verzettelt sich zudem ständig in nutzlosen Diskussionen mit dem Schiedsrichter. Clark hingegen findet nach Anfangsproblemen immer besser ins Spiel, deckt gut den Raum ab und geht im Zweikampf meist als Sieger hervor, so dass auch Trainer Skibbe angetan ist: "Er erfüllt seine Aufgabe außerordentlich gut. Er hat alles gezeigt, was man von einem defensiven Mittelfeldspieler erwartet."

Nur eine Minute später ist die Eintracht erneut im Angriff, diesmal mit Köhler, der Polanski verlädt und flach zu Korkmaz am linken Strafraumrand passt. Der 23jährige legt zurück auf Meier, der sofort abzieht, das Leder aber um Zentimeter am rechten Toreck vorbeisetzt (50.). Auch Mainz legt nach, diesmal über Karhan, der die Kugel zu Polanski schiebt, der direkt auf Zábavnik auf der rechten Außenbahn spielt. Eine gute Flanke in die Mitte und da kommt Simak, der sich von Clark weggeschlichen hat, um das Leder trocken ins rechte Toreck zum 2:2 zu hauen (56.). "Wir hatten alle Chancen, das Spiel zu gewinnen, aber wir haben Mainz leichtfertig ins Spiel gebracht", ärgert sich Heribert Bruchhagen.


Korkmaz bringt die Eintracht erneut in Führung

In der 60. Spielminute bringt Trainer Skibbe mit Fenin für den unauffälligen Altintop einen neuen Stürmer ins Spiel. Kurz darauf schlägt Franz einen weiten Ball auf die linke Außenbahn, Köhler schiebt ihn zu Korkmaz, der Zeit hat, sich zu drehen, die Kugel vorzulegen und aus 25 Metern mit rechts abzuziehen. Was ein Knaller, der Ball landet unhaltbar für den sich streckenden Torhüter Müller genau im rechten Toreck. Das 3:2 für die Eintracht. "Den habe ich richtig getroffen, es läuft super für mich, denn ich habe mich von meinen Verletzungen erholt", freut sich Korkmaz zu Recht.

Sofort wird es wieder ruhig auf den Rängen, nur die Eintrachtfans singen und tanzen, während die Mainzer auf dem Platz sauer sind. Polanski klärt vor Korkmaz im Halbfeld, der Ball ist weg, doch von hinten kommt Karhan und verpasst dem 23jährigen von hinten einen fiesen Pferdekuss in den Oberschenkel. Eine klare Tätlichkeit, doch weder der Schiedsrichter noch die Linienrichter haben die unsportliche Geste bemerkt (65.). Überhaupt wirken die Gastgeber nun wie zerfleddert, während die Eintracht das Leder zu ruhig laufen lässt. Kurz schnell wird es nur nach einem Doppelpass zwischen Jung und Ochs, doch Fenin verfehlt aus 10 Metern das rechte Toreck um ein paar Zentimeter (70.). Nach diesem schönen Spielzug ziehen sich die Adler jedoch wieder weit zurück und führen ihre Konter nur noch unkonzentriert zu Ende.

Dann die 78. Spielminute, ein Angriff der Mainzer wird abgefangen, doch Meier spielt das Leder Simak vor die Füße, der sofort auf Fathi spielt. Eine hohe Flanke in den Strafraum, Szalai köpft zurück auf Ivanschitz, der sofort abzieht. Doch zum Glück genau in die Torwartecke, so dass Nikolov das Leder unter Kontrolle bekommt. Danach reagiert Trainer Tuchel und bringt erst Schürrle für Szalai (79.) und dann Trojan für den erst zur Pause eingewechselten Ivanschitz. Bei der Eintracht kommt Liberopoulos für Korkmaz (82.).

Dies läutet die Schlussoffensive der Mainzer ein, die den Strafraum der Adler nun förmlich belagern. Die 86. Spielminute, nach einem Foul von Fenin an Polanski gibt es Freistoß an der rechten Außenbahn auf Höhe des Mittelkreises. Polanski schlenzt den Ball vor den Strafraum, Russ gewinnt zwar das Kopfballduell gegen Bancé, doch die Kugel landet bei Trojan am linken Strafraumrand, der viel Platz hat und vor den Fünfmeterraum flankt. Clark steigt hoch, doch der lange Bancé springt höher und versenkt die Kugel im linken unteren Eck. Zum 3:3-Ausgleich, der nicht nur Heribert Bruchhagen verärgert: "Wir haben Bancé nie in den Griff bekommen, die Mainzer haben relativ einfach gespielt, immer lange Bälle auf Bancé und dann sind sie nachgerückt." "Das sehe ich nicht so. Der hat zwei Tore gemacht, Glückwunsch, aber das war es auch schon", kontert Franz. Und Russ legt nach: "Na und, denen ist es auch nicht gelungen, Alex Meier in den Griff zu bekommen." Doch Russ muss sich schon fragen lassen, wo er beim Ausgleich eigentlich stand.

Mainz versucht noch einmal, den Führungstreffer zu erzielen, doch am Ende bleibt es beim Unentschieden. Die Eintracht hat das Saisonziel 46 Punkte erreicht und bleibt auf Platz 9 mit einem Punkt Vorsprung vor Mainz.

Stimmen zum Spiel

Michael Skibbe: "Es war ein spannendes, interessantes Spiel. Wir haben gut in die Partie gefunden und haben bis zur 30./35. Minute mit spielerischer Stärke überzeugen können. Danach sind wir unter Druck geraten, haben weniger gekämpft und es sind zu viele Fouls gemacht worden. Wir haben ein tolles Tor zum 3:2 gemacht, mussten jedoch leider den Ausgleich erneut hinnehmen. Alles in allem hat dieses Tor ein gutes Spiel abgerundet und es ist ein gerechtes Unentschieden."

Heribert Bruchhagen: "Wir müssen in das 3:3 einwilligen. Wir haben das Spiel leichtfertig vergeben, in dem wir Mainz ins Spiel gebracht haben. Wir haben gekämpft und hätten die Chance zum Sieg gehabt. Nach der Pause waren wir leider nicht mehr konzentriert genug."

Nachtrag: Der Werbevertrag mit Fraport wird verlängert

Zwei Tage nach dem Börsengang des Flughafenbetreibers am 12. Juni 2001 stellte der Eintracht-Vorstandsvorsitzende Steven Jedlicki "Fraport" als neuen Hauptsponsor beim damaligen Zweitligisten vor. "Zu einem Weltflughafen gehört eine Weltfußballmannschaft", meinte Fraport-Chef Bender damals. Immerhin, knapp 9 Jahre später ist die Eintracht diesem Anspruch ein paar Schritte näher gekommen und auch in der zehnten Saison in Folge wird Fraport Trikotsponsor bleiben, obwohl der spanische Automobilhersteller Seat die Eintracht vehement umworben hatte. Nach Medienschätzungen dürfte die Eintracht für die kommende Saison ca. 5-5,5 Millionen Euro für das Werbeengagement erhalten. (tr)

 

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