Hannover 96 - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2009/2010 - 26. Spieltag

2:1 (1:1)

Termin: Sa 13.03.2010, 15:30 Uhr
Zuschauer: 38.000
Schiedsrichter: Peter Gagelmann (Bremen)
Tore: 1:0 Leon Andreasen (14.), 1:1 Halil Altintop (45.), 2:1 Sergio Pinto (57.)

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Hannover 96 Eintracht Frankfurt

  • Florian Fromlowitz
  • Manuel Schmiedebach
  • Jan Durica
  • Karim Haggui
  • Christian Schulz
  • Sergio Pinto
  • Leon Andreasen
  • Constant Djakpa
  • Elson
  • Didier Konan Ya
  • Arouna Kone

 


 

Wechsel
  • Steven Cherundolo für Constant Djakpa (55.)
  • Arnold Bruggink für Elson (77.)
  • Mike Hanke für Didier Konan Ya (88.)
Wechsel
Trainer
  • Mirko Slomka
Trainer

 

Selbst dran schuld

An der 1:4-Heimniederlage gegen Schalke 04 hat Michael Skibbe kräftig zu beißen, auch kurz vor dem Spiel in Hannover grummelt er weiter: "Ich bin immer noch darüber enttäuscht, dass wir in der ersten Halbzeit zu passiv gespielt haben, und erwarte von der Mannschaft in Hannover eine deutliche Reaktion. Wer in der Bundesliga punkten will, muss 90 Minuten voll bei der Sache sein." Erst recht beim aktuellen Tabellenfünfzehnten, der nach zehn Niederlagen in Folge zuletzt in Freiburg mit 2:1 gewonnen hatte. "Das war für Hannover der erste Sieg seit dem tragischen Ableben von Robert Enke und sicherlich ein Wendepunkt. Das macht die Aufgabe für uns nicht einfacher, aber wir fahren dahin, um Punkte einzusammeln", kündigt der Trainer an. Der letzte Sieg in der 1. Bundesliga gelang den Adlern vor über 22 Jahren, am 14. November 1987 gewann die Eintracht 2:1 bei den Niedersachsen.

Entgegen seinen Überlegungen in der Presse, Caio vielleicht von Beginn an zu bringen, wählt Skibbe eine defensive Aufstellung mit Franz als rechtem Außenverteidiger anstelle von Jung und Chris in der Innenverteidigung neben Russ. Im Mittelfeld spielen Schwegler, Teber, Köhler und Meier hinter der einzigen Spitze Altintop.

Nach dem Erfolgserlebnis in Freiburg gilt es für Hannover nachzulegen und erstmals seit dem 10. Spieltag wieder einen Heimsieg zu erringen. Dies zumindest ist das Ziel von Trainer Slomka, der die Niedersachsen seit Mitte Januar trainiert: "Wir müssen an den Erfolg anknüpfen, denn wir haben noch nichts geschafft, außer dass wir drei Punkte mehr auf dem Konto haben. Frankfurt ist ein zäher Gegner und harter Brocken. Die Mannschaft verfügt über schnelle, dynamische Spieler, die echte Kämpferherzen besitzen. Spielerisch müssen wir eine bessere Leistung als in Freiburg abrufen." Dies soll mit einer auf zwei Positionen veränderten Mannschaft gelingen. Für den am Knie verletzten Lala spielt Ya Konan neben Koné im Sturm. Pinto, der zuletzt gelbgesperrt war, spielt auf der rechten Außenbahn neben Elson, Andreasen und Djakpa. Stajner muss dafür auf die Ersatzbank.

Mit dem Anpfiff durch Schiedsrichter Gagelmann merkt man den Niedersachsen an, dass sie bis in die Haarspitzen motiviert sind und die Eintracht gar nicht erst ins Spiel kommen lassen wollen. Chris schlägt einen ersten Ball aus dem Strafraum, doch Andreasen köpft ihn postwendend zurück zu Ya Konan, der sofort zu Koné auflegt. Der Ivorer täuscht einen Schuss an und lässt damit sowohl Chris als auch Russ ins Leere laufen, um wuchtig ins rechte Eck zu schießen. Aber Torhüter Nikolov ist schnell unten und kann den Ball mit den Fingerspitzen um den Pfosten lenken (3.). Djakpa schlenzt die Ecke hoch vor den Fünfmeterraum, Nikolov klebt auf der Linie, so dass Andreasen bedrängt von Teber köpfen kann, den Ball aber knapp am linken Torpfosten vorbei setzt (3.).

Die Eintracht versucht nun, das Spiel mit vielen Querpässen zu beruhigen, doch Hannover kämpft und beißt, um den Adlern den Schneid abzukaufen. Dies gelingt auch. Franz, Chris und Schwegler finden ebenso wenig wie Teber in die Zweikämpfe und von Spielaufbau ist nichts zu sehen. Nach einem Foul von Ochs an Djakpa gibt es in der 6. Spielminute Freistoß für den Tabellenfünfzehnten aus dem linken Halbfeld. Elson schlenzt das Leder in den Strafraum, Meier klärt mit dem Kopf doch Pinto ist schneller als Köhler und verlängert zu Schmiedebach, der den Ball vor den Fünfmeterraum flankt. Torhüter Nikolov geht zögerlich raus und verfehlt den Ball im Luftkampf mit Ya Konan. Schulz nimmt das Leder per Fallrückzieher, aber Franz kann ihn für seinen geschlagenen Torhüter von der Linie wegschlagen.

Weiterhin gelingt den lethargischen Adlern gar nichts und bei Ballbesitz der Roten laufen sie nebenher. So in der 11. Spielminute, Spycher versucht sich mit einem Pass auf Meier, Pinto spritzt dazwischen und spielt nach vorne. Elson sprintet los und wird am Mittelkreis von Teber von den Beinen geholt. Schiedsrichter Gagelmann zögert nicht und zeigt ihm seine bereits elfte Gelbe Karte in der Saison. Noch immer findet kein Spiel der Adler statt, dafür aber konzentrieren sich Franz und Ochs auf ihre Wortgefechte mit dem Gegner.

Kurz darauf gibt es Freistoß für Hannover nach einem Foul von Franz. Erneut wird der Ball von der linken Außenbahn hoch in den Strafraum gespielt, Russ köpft das Leder vor Schulz raus. Aber weder Köhler, noch Spycher schaffen es, gegen einen der Roten an den Ball zu kommen, so dass der schließlich bei Schmiedebach auf der rechten Außenbahn landet. Aus dem Lauf heraus schlägt er einen Mondball in den Strafraum. Torhüter Nikolov schaut zu, Franz verlässt seine Position und Ochs verschätzt sich beim Klärungsversuch im Fünfmeterraum, so dass Ya Konan mit der Brust auf Andreasen ablegen kann, der die Kugel bedrängt von Franz ins Netz jagt. Zum 1:0 für Hannover (14.), bei dem die komplette Abwehr wohlwollend zugeschaut hat.

Trotz des Rückstands bleibt es dabei, die Adler kommen nicht in die Zweikämpfe, stehen zu weit vom Gegner weg und wirken völlig hilflos. Hannover spielt schnell und direkt weiter, so dass Franz sich gegen den auf der linken Seite durchbrechenden Schulz nur mit einer Grätsche zu helfen weiß, seine zehnte Gelbe Karte kassiert und damit am nächsten Samstag pausieren muss (18.). Pinto führt den Freistoß aus, doch diesmal kann Torhüter Nikolov das Leder vor Schulz zur Ecke fausten. Ein Trauerspiel, was die Eintracht da veranstaltet und nicht nur Trainer Skibbe ist mächtig sauer: "Wir haben viel zu passiv begonnen, wir hatten überhaupt keine Souveränität bei Ballbesitz. Mit den ersten 20 Minuten war ich total unzufrieden und in dieser Zeit haben wir auch das Spiel verloren."

Doch ganz langsam kommen die Adler auf Touren, auch weil Hannover dem hohen Anfangstempo Tribut zollen muss und sich nach 25 Spielminuten in die eigene Hälfte zurück zieht, um auf Konter zu lauern. Nun klappen die ersten Ballstafetten der Adler im Mittelfeld, die ersten zaghaften Angriffsversuche über Köhler und Ochs laufen. Die 30. Spielminute, auf der linken Außenbahn spielt Teber einen Doppelpass mit Schwegler, um das Leder in den Strafraum zu flanken. Köhler verlängert mit dem Kopf auf Altintop am rechten Toreck, der mit seinem Volleyschuss aber an Torhüter Fromlowitz scheitert.

Die Eintracht ist nun spielbestimmend, vor allem über Köhler, Ochs und Schwegler laufen die Angriffe, doch die Abwehr der Niedersachsen steht. Altintop ist zwar ständig unterwegs, kann sich aber kaum einmal gegen Durica und Haggui durchsetzen. Zudem bleiben vor allem Ya Konan und Koné bei den Gegenstößen brandgefährlich, laufen aber zum Glück ein ums andere Mal ins Abseits. In der 33. Spielminute prüft Koné Torhüter Nikolov mal mit einem Distanzschuss, nachdem er zuvor Russ hat aussteigen lassen. Der Ball geht jedoch um Zentimeter am linken Torpfosten vorbei. Kurz darauf klärt Franz nach einem langen Ball aus dem Mittelfeld in letzter Sekunde vor dem einschussbereiten Ya Konan (34.).


Markiert den Ausgleich:
Halil Altintop

Es läuft bereits die Nachspielzeit, nach einem Befreiungsschlag von Haggui gibt es Einwurf für die Eintracht von der linken Seite. Schwegler wirft kurz auf Spycher, der ihm das Leder zurück tippt. Schwegler schaut und zirkelt den Ball wunderbar in den Strafraum. Haggui und Durica verharren und auch Schulz schaut nur begeistert zu, als Altintop zwischen den Dreien das Leder Volley ins linke Toreck schiebt. Der 1:1-Ausgleich mit dem Halbzeitpfiff (45.)!

Ohne Wechsel geht es in die zweite Halbzeit, in der die Adler das Spielgeschehen zunächst bestimmen und gleich zu einer ersten Chance durch Meier kommen, der eine scharfe Flanke von Köhler jedoch knapp verpasst (47.). Der Ball läuft nun gut durch die eigenen Reihen, während sich Hannover zunehmend in die eigene Hälfte zurückgedrängt sieht. Drei Minuten später geht es einmal mehr über die linke Seite mit Altintop, der den Ball vor dem Strafraum zurück auf Teber spielt. Der sieht die Lücke und passt flach auf Köhler, der sich in den Strafraum stiehlt und am linken Fünfmetereck an Torhüter Fromlowitz scheitert. Schade, ein Querpass auf die mitgelaufenen Ochs und Meier wäre die bessere Option gewesen (50.).

Dann die 54. Spielminute, ein Angriff der Adler auf der rechten Seite wird abgefangen, ein Roter spielt zu Koné am Mittelkreis, doch Teber streckt den linken Arm aus, um den Ball aufzuhalten. Völlig unnötig und Schiedsrichter Gagelmann ist in seinem Element. Gestenreich zeigt er zunächst Teber, die Gelbrote Karte, um danach auch Ochs die Gelbe Karte wegen Meckerns vors wütende Gesicht zu halten. Es ist seine Fünfte, so dass auch er am nächsten Spieltag ausfallen wird. "Ich war mir sicher, den Ball noch zu bekommen, es war ein Reflex. Mit elf Mann hätten wir hier nie verloren, es tut mir verdammt leid", sagt Teber hinterher geknickt. Weniger einsichtig zeigt sich Ochs, der bereits zuvor einige Entscheidungen des unsicher wirkenden Schiedsrichters kommentierte: "Er hat gesagt, dass er mich besser unter Kontrolle hat, wenn er mir Gelb zeigt."


Nikolov in Aktion

Die Eintracht reagiert geschockt, plötzlich ist die Ruhe und Ballsicherheit der letzten Minuten wieder komplett dahin. Und Hannover wittert die Chance. Nach einer Ecke der Roten gibt es Abstoß. Nikolov schlägt das Leder weit in die Hälfte der Niedersachsen, doch über Schulz, der das Leder in den Lauf von Koné spielt, geht es sofort wieder nach vorne. Dann ein Pass zu Ya Konan auf der linken Außenbahn, der weder von den rumstehenden Russ und Chris, noch von Franz richtig angegriffen wird und quer auf Elson spielt. Im Strafraum zieht der 28jährige Brasilianer ab, Nikolov pariert mit einer Faustabwehr, Cherundolo verpasst den Abpraller, während Franz und Spycher orientierungslos im Strafraum herumirren. Nicht aber Pinto, der das Leder an Nikolov vorbei zum 2:1 für Hannover ins linke Toreck schlenzt - was für eine Abwehrleistung der Eintracht …

Die nächsten zehn Minuten sind wieder nur etwas für Freunde des ungepflegten Fehlpasses, so dass Trainer Skibbe in der 67. Minute erstmals wechselt. Für den angeschlagenen Russ kommt Jung ins Spiel, Franz rückt dafür in die Innenverteidigung. Und dies scheint sich auszuzahlen, denn endlich besinnen sich die Adler und drücken wieder in die Hälfte der Niedersachsen. Doch nach wie vor sind die Abspiele in die Spitze zu ungenau, Altintop weicht viel zu oft auf die Außenpositionen aus und von Meier ist kaum etwas Konstruktives zu sehen. Dafür ist Köhler immerhin bissig, mit dem Rücken zum Strafraum verteidigt er das Leder wie ein Terrier, setzt sich gegen Haggui durch, um den Ball auf die rechte Seite zu Meier zu lupfen. Der spielt flach in die Mitte, aber Köhler kommt vor dem Fünfmeterraum im Zweikampf mit Haggui zu Fall und beschwert sich lautstark. Kein Elfmeter entscheidet Schiedsrichter Gagelmann sofort und liegt damit richtig (73.).

Michael Skibbe reagiert erneut und bringt Caio für Meier, der sofort für Wirbel sorgt (74.). Über die rechte Seite marschiert er nach Zuspiel von Ochs in die Mitte, passt vor den Strafraum zu Paddy, um das Leder sofort wieder zu bekommen. Während er in den Strafraum marschiert, passt Caio quer zu Spycher, der in den Strafraum flankt. Caio und Ochs verpassen genauso wie zwei Rote, aber aus dem Hintergrund kommt Altintop, um das Leder aus 6 Metern und spitzem Winkel völlig überhastet über das Tor zu zimmern (76.). Der Einsatz ist nun da, die Genauigkeit aber fehlt in den Angriffen. Dann folgt der dritte Wechsel bei der Eintracht, für Altintop kommt Fenin (81.).

Zwei Minuten später zieht Caio auf der rechten Seite in Richtung Strafraum, um das Leder quer auf Spycher zu legen. Der Kapitän schlenzt das Leder vor den Fünfmeterraum, wo Fenin nur um Zentimeter am Ball vorbeirutscht (83.). Schade, aber weiter drängen die Adler. Erneut läuft das Spiel über Caio und Ochs, der den Ball von der rechten Außenbahn an den Fünfmeterraum spielt. Torhüter Fromlowitz kommt raus, prallt aber gegen Fenin und verliert den Ball, den Caio ins Netz schiebt. Schiedsrichter Gagelmann pfeift jedoch sofort ab und zeigt Caio mit aller ungebotenen Theatralik die Gelbe Karte - für einen harmlosen Schubser (85.).


Franz auf dem Weg zur Dusche

Die Eintracht wirft nun alles nach vorne, Spycher schlägt einen Freistoß vom Mittelkreis vor den Strafraum, Caio verlängert, um in Getümmel das Leder zu verlieren. Franz rauscht ran, trifft aber beim ungestüm heftigen Grätschversuch nicht den Ball, sondern Durica. Erneut zeigt Schiedsrichter Gagelmann die Gelbrote Karte, die Franz uneinsichtig kommentiert: "Ich hatte das Gefühl, dass er nur darauf wartete, mich zu verwarnen." Das sieht allerdings nicht nur Heribert Bruchhagen anders: "Maik muss den Mittelweg zwischen Aggressivität und Mannschaftssport finden."

Das war es dann, kurz vor Schluss vergibt Hanke nach einem schnellen Konter völlig freistehend Chance kläglich, auf 3:1 zu erhöhen. Durch die dritte Niederlage in Folge rutscht die Eintracht auf Rang 10 in der Tabelle. (tr)

Stimmen zum Spiel

Michael Skibbe: "Mit den ersten 20 Minuten meiner Mannschaft bin ich natürlich absolut unzufrieden. Wir haben viel zu passiv begonnen und hatten keine Souveränität bei Ballbesitz. Nach dem 0:1 wurde es interessanterweise besser, wir haben dann ordentlich nach vorn gespielt. Es ist schade, dass wir uns selbst dezimiert und somit aus dem Spiel genommen haben. Ich kann meiner Mannschaft keinen Vorwurf machen, bis auf die ersten zwanzig Minuten. Diese haben das Spiel mehr oder weniger gegen uns entschieden."

Marco Russ: "Alles wird gegen uns gepfiffen, so wie ich es in der Saison noch nicht erlebt habe. Der Schiedsrichter war bestimmt auch ein Grund für die Niederlage."

Heribert Bruchhagen: "Man sollte nicht nur kritisch dem Schiedsrichter gegenüberstehen, sondern das Ganze auch selbstkritisch sehen. Den Spielverlauf haben wir uns selbst zuzuschreiben. Es fehlte die Ordnung und die Kompaktheit für ein besseres Ergebnis. Hier war für uns wirklich mehr drin."


 

 

 

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