Eintracht Frankfurt - FSV Mainz 05

Bundesliga 2009/2010 - 15. Spieltag

2:0 (1:0)

Termin: Samstag, 05.12.2009, 18:30 Uhr
Zuschauer: 51.500
Schiedsrichter: Dr. Felix Brych (München)
Tore: 1:0 Maik Franz (29.), 2:0 Alexander Meier (90.)

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Eintracht Frankfurt FSV Mainz 05

 


  • Heinz Müller
  • Niko Bungert
  • Nikolce Noveski
  • Zsolt Löw
  • Andreas Ivanschitz
  • Eugen Polanski
  • Tim Hoogland
  • Florian Heller
  • Chadlj Amri (68.)
  • Andre Schürrle
  • Aristide Bancé

 

Wechsel Wechsel
  • Milorad Pekovic für Andreas Ivanschitz (46.)
  • Bo Svensson für Nikolce Noveski (46.)
  • Adriano Grimaldi für Andre Schürrle (72.)
Trainer Trainer
  • Thomas Tuchel

Mainz, wie es verliert und nachtritt

Auch wenn es erst das fünfte Aufeinandertreffen der Eintracht mit den Nachbarn aus Mainz in der Bundesliga ist: Dank der Lokalpresse prägt der Begriff “Derby“ das Heimspiel der Adler gegen den Aufsteiger, der sich aufgrund seiner Heimstärke bereits 23 Punkte erspielt hat. “Wir freuen uns sehr auf das Derby und sind alle heiß darauf. Die Eintracht hat einen sicheren Abstand zur Abstiegszone erspielt, die Mainzer stehen sogar an der Peripherie zur Spitzengruppe. Sie spielen unbekümmert und schalten zudem sehr schnell um von Defensive auf Offensive. Ich erwarte aber von meiner Mannschaft, dass sie die Leistung in Berlin bestätigt“, meint Trainer Skibbe, der die Mannschaft vom 3:1-Sieg auflaufen lässt.

Ochs spielt somit wieder im rechten Mittelfeld, Franz auf der rechten Außenverteidigerposition und Korkmaz soll von links für Schwung sorgen. Paddy ist es auch, der es auf den Punkt bringt: "Mainz hat derzeit einen guten Lauf. Im Moment herrscht bei den 05ern Friede, Freude, Eierkuchen. Aber wir sind im Rhein-Main-Gebiet ganz klar die Nummer eins!"

“Das sagt einiges über das Kräfteverhältnis zwischen beiden Vereinen im Denken der Eintracht und ihrer Fans. Aber darauf lassen wir uns nicht ein. Wir fokussieren uns auf den Samstag und geben die Antwort auf dem Platz“, schwadroniert der Mainzer Trainer Tuchel, um zu ergänzen: “Wir spielen in Frankfurt auf Sieg!“ Und zwar mit zwei Veränderungen gegenüber dem 1:1 gegen Hamburg. Überraschend spielt im defensiven Mittelfeld erstmals in dieser Saison von Beginn an Polanski für Ideengeber Soto. Zudem ersetzt Amri auf der linken Außenbahn den angeschlagenen Karhan.

Es ist ein hektischer Beginn im Waldstadion. Mainz beginnt sehr bissig und greift die Adler bereits in der eigenen Hälfte an. Aber die Eintracht hält druckvoll dagegen, so dass viele Zweikämpfe im Mittelfeld die Anfangsphase bestimmen. Kleine Lichter stehen hingegen im Gästeblock, wie sich nach knapp acht Minuten beweist, als bengalische Feuer gezündet werden. Dass diese in der späteren Berichterstattung des ZDF kommentarlos dem Frankfurter Anhang zugeordnet werden, ist nur eine Randnotiz.

Währenddessen gibt es nach einem Foul von Heller an Korkmaz an der Mittellinie Freistoß für die Eintracht, den Spycher vor den Strafraum schlägt. Über Liberopoulos und Bajramovic kommt das Leder zu Ochs, der es direkt in den Strafraum schlägt. Meier verlängert mit dem Kopf auf Liberopoulos, doch Torhüter Müller kann den Kopfball des Griechen mit einem schnellen Reflex auf der Linie klären. Nun kontert Mainz über Amri, der Bancé auf der linken Seite in den Lauf spielt. Da Franz aufgerückt ist, hat der 25jährige nun viel Platz, rennt bis zum Strafraum und zieht ab, aber Nikolov kann den platzierten Schuss reaktionsschnell zur Seite lenken. Der Ball trudelt jedoch zum mitgelaufenen Amri am rechten Rand des Fünfmeterraums, der das Leder zum Glück überhastet am langen Pfosten vorbei bolzt (9.).

Das Spiel bleibt hektisch, zunächst kassiert Chris die Gelbe Karte nach einer harten Grätsche gegen Polanski und kurz darauf sieht Amri den Karton, als er Franz vor dem eigenen Strafraum ebenfalls weggrätscht. Den fälligen Freistoß zieht Ochs scharf vor den Fünfmeterraum, Chris setzt sich im Kopfballduell gegen Löw durch, der Ball fliegt jedoch knapp über die Latte (14.). Danach beruhigt sich das Spiel ein wenig, Ballstafetten im Mittelfeld bestimmen das Spiel - bis zur 20. Spielminute, als Ivanschitz von links einen langen Ball auf die rechte Außenbahn schlägt. Franz ist eher am Ball als Bancé und blockiert das Leder, wird jedoch vom 25jährigen umgeschubst. Zum Dank erhält Bancé an der Bande eine Bierdusche von erregten Zuschauern und ein paar nette Worte von Franz. Zwei Minuten später zieht Korkmaz aus gut 25 Metern einfach einmal ab, verfehlt das Tor jedoch um knapp einen halben Meter.


Maik Franz, Torschütze zum 1:0

Dann die 29. Spielminute, nach einem langen Pass von Meier gewinnt Korkmaz auf der linken Außenbahn das Duell gegen Ivanschitz dank eines Doppelpasses mit der Eckfahne, das Leder wird jedoch zum Einwurf geklärt. Spycher wirft den Ball zu Russ, der Franz zum langen Pfosten stürmen sieht und flankt. Amri schläft und Maik grätscht das Leder genüsslich ins kurze Toreck zum 1:0 für die Eintracht! Das vierte Tor von Franz nach dem Tiefschlaf der Mainzer Abwehr, den Ochs süffisant kommentiert: “Vielleicht dachten sie, sie schlagen uns sowieso.“

Die Eintracht zieht sich nun ein wenig zurück und lässt den Aufsteiger das Spiel machen. Doch die Grünen können damit nichts anfangen, zu souverän steht die Abwehr der Adler. Bancé hängt völlig in der Luft und verwickelt sich ein ums andere Mal in kleine Gefechte mit Franz, der ihm stets ein paar Worte auf den Weg mitgibt. Erst kurz vor der Pause wird es noch einmal gefährlich, nachdem Ochs nach gefährlichem Spiel gegen Noveski die Gelbe Karte erhält. Der Freistoß aus der eigenen Hälfte wird hoch und weit vorgeschlagen, Chris und Franz verschätzen sich vor dem Strafraum, so dass Bancé die Kugel nach links auf Amri ablegen kann. Der 24jährige Algerier sprintet ein paar Meter in den Strafraum und zieht flach ab, doch das Leder geht aus spitzem Winkel sowohl am abtauchenden Nikolov als auch am langen Pfosten vorbei (45.). So geht es mit dem 1:0 in die Pause.

Zur zweiten Halbzeit wechselt Trainer Tuchel zweimal aus. Für Noveski, der sich beim Zweikampf mit Ochs zwei Rippen gebrochen hat, kommt Svensson. Zudem soll nun Pekovic anstelle von Ivanschitz für Druck sorgen. Doch bis zur 53. Spielminute, als Franz Hoogland auf der linken Außenbahn foult, passiert nicht viel auf dem Rasen. Polanski schlenzt den Freistoß hoch auf den rechten Pfosten, Pekovic köpft das Leder zurück in Richtung des linken Pfostens, wo Bungert und Hoogland völlig freistehen. Beide gehen zum Leder und behindern sich gegenseitig, so dass Bungerts Kopfbällchen am linken Winkel vorbei geht. Hoogland schimpft wie ein Rohrspatz und Torhüter Nikolov kann erst einmal durchatmen.

Von der Eintracht ist in dieser Phase außer ein paar halbherzigen Konterversuchen nicht viel zu sehen. Dicht gestaffelt stehen die Adler in der eigenen Hälfte und verhindern erfolgreich das Mainzer Aufbauspiel. Dann endlich einmal eine schnelle Aktion über Liberopoulos und Meier, der Korkmaz in den Lauf spielt. Ümit zieht mit einem kurzen Haken an Heller vorbei und schießt von der Strafraumlinie, doch Torhüter Müller kann den scharfen Schuss im Nachfassen parieren (64.).

Vier Minuten später wird es erneut hektisch, nachdem Amri Bajramovic im Mittelkreis unsanft von den Beinen holt. Dr. Brych hat vom Algerier nun genug gesehen und zeigt ihm die Gelbrote Karte. Eine harte Entscheidung, die von Amri mit hämischem Beifall bedacht wird. Nachdem der auch noch Russ den Ball aus der Hand schlägt, bildet sich ein schupsendes Rudel, bei dem Franz und Bancé ein paar Nettigkeiten austauschen, während sich Trainer Tuchel am Seitenrand wie das HB-Männchen aufführt und über die angeblich schreiende Ungerechtigkeit jammert.

In Unterzahl greift der Aufsteiger nun wütend an. Zunächst versucht sich Bancé mit einem Fernschuss von Halbrechts, der jedoch von Russ abgefälscht am langen Pfosten vorbei trudelt (70.). Polanski setzt die Ecke von der linken Seite scharf in den Strafraum, Hoogland steigt höher als Franz, aber Torhüter Nikolov kann den platzierten Kopfball mit einer schnellen Reaktion vom Tor weglenken (71.). Die Eintracht schiebt sich nun die Kugel halbwegs souverän im Mittelfeld zu, doch dann verliert Meier ein Duell vor dem Strafraum, das Leder wird hoch in die Hälfte der Adler gedroschen. Russ verschätzt sich, während Spycher dem Treiben neben ihm zuschaut, so dass Bancé im Strafraum an den Ball kommt, die Kugel aber freistehend aus 10 Metern sehr hoch über den Kasten zimmert (76.).

Es bleibt hektisch, bei einem Konterversuch stellt sich Franz Pekovic unsanft in den Weg, beide giften sich an und erneut bildet sich ein Rudel, das Schiedsrichter Dr. Brych mit der fünften Gelben Karte für Franz auflöst (79.). Knapp zwei Minuten später holt Chris, der bereits gelbverwarnt ist, Grimaldi mehr als unsanft von den Beinen. Das sah übel aus, doch Dr. Brych belässt es bei einer Ermahnung, was den Mainzer Trainer erneut jammern lässt: “Das war eine krasse Unverhältnismäßigkeit. Das waren zwei klare Fehlentscheidungen.“ Der fällige Freistoß von Polanski landet in den Armen von Torhüter Nikolov.


Das 'Phantom' hat
zugeschlagen

Die Minuten verrinnen und der Aufsteiger scheint langsam zu resignieren. Trainer Skibbe bringt nun Teber für Liberopoulos (89.), der kurz zuvor nach Vorlage von Schwegler schon für die Entscheidung hätte sorgen können. Mainz versucht es noch einmal halbherzig, doch Chris hat aufgepasst und schlägt das Leder auf die rechte Außenbahn zu Teber, der den Ball mit der Hacke zu Ochs verlängert. Paddy sprintet nach vorne und legt den Ball clever quer zu Meier am linken Strafraumrand, der das Leder abgeklärt ins rechte lange Toreck schiebt. Das 2:0 für die Eintracht, die Entscheidung!

Danach der Schlusspfiff, Franz ballt die Siegerfaust und Bancé streckt ihm frustriert und gut sichtbar den Mittelfinger entgegen, was Maik sehr entspannt sieht: "Bancé ist ein Hitzkopf wie ich. Man muss auch sehen: Es ist hier kein Freundschaftsspiel, es geht um Punkte und um die Prämie. Aber nach dem Spiel ist alles vergessen." Denkste, denn nach der Ankündigung, dass der Finger von Bancé ein Nachspiel beim DFB-Kontrollausschuss findet, geht es erst so richtig los ...


Mainz tritt nach

Bereits vor zwei Jahren wurde Bancé vom DFB für einen gezeigten Mittelfinger gesperrt. Um einer erneuten Sperre zu entgehen, beginnt er einen Tag nach der Niederlage mit einem ebenso durchschaubaren wie schmutzigen Spiel: "Er hat mich das ganze Spiel über provoziert, meinen Vater, meine Mutter beleidigt. Er hat mich als dreckigen Nigger bezeichnet", sagt er in der Regionalsportsendung des SWR. Aufgrund des Rassismusvorwurfes wird der DFB nun ebenfalls gegen Franz ermitteln.

Nicht nur Franz ist ob dieses Vorwurfs entsetzt: "Ich weise das ganz klar von mir. Das entspricht nicht meinen ethischen und moralischen Vorstellungen. Ich bin zwar verbal kein Kind von Traurigkeit, aber ich verabscheue Rassismus und Fremdenhass aufs Tiefste. Es ist unterste Schublade, dass er so etwas erzählt. Das ist frei erfunden.“

Heribert Bruchhagen sieht dies genauso: "Das halte ich für völlig ausgeschlossen, das passt überhaupt nicht zu Maik Franz. Mein gesunder Menschenverstand sagt mir, dass Bancé eine Schutzbehauptung aufgestellt hat, um das Zeigen des Mittelfingers zu entschuldigen.“

“Der Kontrollausschuss hat das Ermittlungsverfahren gegen den Spieler von Bundesligist Eintracht Frankfurt mit Zustimmung des DFB-Sportgerichts eingestellt“, verkündet der DFB am Dienstag. "Bezüglich des Tatvorwurfs steht auch nach der Anhörung beider Spieler durch den DFB-Kontrollausschuss Aussage gegen Aussage. Die von Herrn Franz bestrittene belastende Aussage kann weder durch Zeugen noch durch die ausgewerteten Fernsehaufnahmen belegt werden", erklärt der stellvertretende Vorsitzende des DFB-Kontrollausschusses, Norbert Weise.

"Natürlich bin ich froh, dass es keine Anklage gibt, aber ich weiß ja, dass das auch richtig ist, dass es eben nicht so war, wie Bancé behauptet. Jeder weiß, wie ich spiele, dass ich einer bin, der für den Verein alles gibt. Aber Rassismus? Nein, das ist nicht mein Ding. Ich hoffe, dass da nichts hängenbleibt", sagt Franz nach der Verhandlung.

Einen Tag später wird Bancé vom DFB-Kontrollausschuss nicht gesperrt, sondern nur zu einer Geldstrafe verurteilt. Sein Ziel ist erreicht und auch Mainz’ Manager Heidel ist zufrieden: "Wir sind froh über das angemessene Strafmaß und dass uns Aristide Bancé am Sonntag zur Verfügung steht."

Doch dann poltert Heidel los, ohne Punkt und Komma: "Das war alles nicht notwendig, aber es war eindeutig keine Aktion, sondern eine Reaktion, weil er die Beleidigungen nicht mehr verkraftet hat. Warum rennt Franz über das halbe Feld und fordert eine Gelbe Karte gegen Bancé, warum brüllt er ihm ins Ohr, obwohl er den Zweikampf doch gewonnen hat? Wenn man das, was da passiert ist, zum Programm macht, um Gegner zu schwächen, dann ist das der falsche Weg. Dann verstehe ich den Fußball nicht mehr, das kann doch auch nicht im Frankfurter Interesse liegen, dass sich so ein Image manifestiert.“

Dies erbost Michael Skibbe, der Franz vehement in Schutz nimmt und zurückschießt: “Ich bin eher der Meinung, dass die Mainzer ihre Spieler bremsen müssen. Das Verhalten der Mainzer war ein anderes als das unserer Spieler. Wenn ein Spieler meint, er muss nach einer Schiedsrichterentscheidung Beifall klatschen, wenn einer meint, noch einmal seine Gesten loswerden zu müssen, dann müssen die Mainzer eher über ihre Spieler nachdenken als über unsere. Wobei aber vielleicht auch eines nachvollziehbar ist: Sie haben versucht, nach dem Spiel einen Brandherd aufzumachen, um von den eigenen Dingen abzulenken. Es macht sich ja im Verhältnis besser, wenn man sagt: Unsere Spieler sind ja so attackiert worden, die konnten gar nicht anders.“

Daraufhin legt Heidel erneut nach: “Diese Meinung hat er ganz alleine, ein Witz, was Skibbe da so alles sagt! Würde ich ihn nicht besser kennen, würde ich denken, er ist dumm! Ich sehe da aber Strategie dahinter, das ist Populismus! Er sollte das DFB-Urteil lesen. Das besagt, wie sehr sich Franz daneben benommen hat. Wenn das nun Skibbe aber auch noch gut heißt ... Ich wollte weder so einen Spieler noch so einen Trainer bei uns haben. Soll der Franz ruhig so weiter machen. Er steht bei den Schiris jetzt sicher unter besonderer Beobachtung – dann spielt Frankfurt halt öfters zu Zehnt zu Ende.“

Das Schlusswort im Possenspiel hat Michael Skibbe: “Wenn ich den lieben Kollegen Heidel nicht besser kennen würde, würde ich fast annehmen, dass er dumm sei. Ich kann nur sagen, dass ich die Situation für meinen Verein so beurteile, wie ich das für richtig erachte. Heidel soll sich auf sein Team konzentrieren, er muss nicht meinen, dass er schulmeisterlich in der Bundesliga auftreten muss.“ (tr)


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