Eintracht Frankfurt - FC Bayern München

DFB-Pokal 2009/2010 - Achtelfinale

0:4 (0:3)

Termin: Mittwoch, 28.10.2009, 20:30 Uhr
Zuschauer: 51.500
Schiedsrichter: Thorsten Kinhöfer (Herne)
Tore: 0:1 Miroslav Klose (14.), 0:2 Miroslav Klose (19.), 0:3 Thomas Müller (29.), 0:4 Luca Toni (52.)

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Eintracht Frankfurt FC Bayern München

 


  • Jörg Butt
  • Philipp Lahm
  • Daniel van Buyten
  • Holger Badstuber
  • Edson Braafheid
  • Anatoliy Tymoshchuk
  • Mark van Bommel
  • Bastian Schweinsteiger
  • Thomas Müller
  • Luca Toni
  • Miroslav Klose

 

Wechsel Wechsel
  • Martin Demichelis für Daniel van Buyten (46.)
  • Danijel Pranjic für Miroslav Klose (59.)
  • Mario Gomez für Schweinsteiger (69.)
Trainer Trainer
  • Louis van Gaal

An die Wand gespielt

Schon wieder gegen die Bayern, diesmal jedoch im Waldstadion, es ist Pokalabend und Michael Skibbe macht sich und der Mannschaft Mut: “Es ist klar, dass wir gegen die Bayern immer wieder Außenseiter sein werden. Wir müssen einen Sahnetag haben, um sie aus dem Pokal zu werfen, aber das traue ich meiner Mannschaft absolut zu. Wir müssen besser Fußballspielen. Nur wenn wir uns selbst steigern gegenüber der ersten Halbzeit in München, haben wir eine realistische Chance.“

So zieht der Trainer Konsequenzen aus dem Auftritt in München. Ochs rückt wieder auf die rechte Abwehrseite und Chris ins defensive Mittelfeld, so dass Franz und Russ die Innenverteidigung bilden. Auf der rechten Seite spielt Steinhöfer neben Schwegler und Bajramovic anstelle von Teber und Fenin ersetzt Liberopoulos im Angriff.

Wie Michael Skibbe hat hoffentlich auch van Bommel recht, der warnt: “Das ist ein ganz anderes Spiel. Das 2:1 können wir vergessen, das hat überhaupt keinen Einfluss.“ Bayern-Trainer Van Gaal versucht es trotzdem mit fast der gleichen Aufstellung wie am Samstag, denn: „Zu viele Änderungen sind nicht gut. Ich musste in dieser Saison aufgrund der vielen Verletzungen immer wieder Änderungen vornehmen.“ So spielt lediglich Braafheid für Pranjic auf der linken Abwehrseite. Im Sturm beginnen erneut Klose und Toni, so dass Gomez neben Robben schmollend auf der Ersatzbank schmoren muss.

Vor Beginn des Spiels zeigt sich den einlaufenden Spielern und den Zuschauern eine tolle Choreographie, die gesamte Nordwestkurve ist glitzernd in Vereinsfarben gewandet, „Kämpft für Glanz und Gloria“ steht auf einem riesigen Spruchband. Die Stimmung ist jedenfalls von Beginn an endspielwürdig.

Aber wie schon in München haben die Bayern – stets begleitet von einem wunderbaren Pfeifkonzert - von Beginn an mehr vom Spiel. Doch diesmal halten die Adler dagegen, früh werden die Räume zu gemacht und bei Ballbesitz geht es mit weiten Bällen schnell nach vorne. Noch ist dies zu ungenau, aber dann spielt Chris vom Mittelkreis aus einen Pass in den Lauf von Ochs. Paddy schaut und flankt den Ball quer zu Steinhöfer auf der rechten Seite, der die Zeit hat, sich den Ball zurechtzulegen und scharf vor den Fünfmeterraum flankt. Aber Meier, der sich von van Buyten weggeschlichen hat, verpasst knapp (6.).

Dann die 9. Spielminute, nach einem Foul von Franz an Toni gibt es Freistoß für die Bayern im Halbfeld. Van Bommel schlenzt das Leder hoch an den rechten Strafraumrand, wo der urplötzlich nach vorne sprintende van Buyten frei zum Kopfball kommt, den Ball jedoch aus 8 Metern neben den rechten Pfosten setzt. Und die Bayern bleiben am Drücker, nicht mit schnellem Spiel, aber aggressiv mit präzisen Pässen, die man bei den Adlern so schmerzlich vermisst. Denn es bleibt dabei, spätestens nach dem dritten Anspiel landet der Ball bei den Münchenern, die immer einen kleinen Schritt schneller sind.

Es läuft die 14. Spielminute, nachdem Müller auf Zuspiel von Toni mit seinem Schuss aus 22 Metern den Kasten knapp verpasst, wird der Abschlag von Torhüter Nikolov am Mittelkreis abgefangen. Chris foult Schweinsteiger und es gibt Freistoß. Van Buyten stupst das Leder zu van Bommel, der ein paar Schritte nach vorne trabt und den Ball gefühlvoll über die Frankfurter Abwehr in den Strafraum hebt. Russ schaut dem Ball hinterher, Toni ist schneller als Franz, Klose flinker als Spycher und Torhüter Nikolov zögert mit dem Herauskommen. So ist es Klose, der den Ball über Oka in den Kasten lupft. Zum 1:0 für die Bayern.

Entsetzen bei der Eintracht, nun will auch der einfachste Pass nicht mehr gelingen, während sich die Bayern in der Hälfte der Adler festsetzen. Und weil es so gut geklappt hat, lupft van Buyten das Leder aus dem Halbfeld zu Müller auf der rechten Seite. Der einmal mehr aufgerückte Ochs fehlt hinten, so dass der 20jährige einfach in den Strafraum zieht, aber zum Glück überhastet abschließt (16.).

Drei Minuten später hält Toni Franz, der den fälligen Freistoß in der eigenen Hälfte selbst nach vorne schlägt. Postwendend kommt der ungenaue Ball zurück zu Müller auf der linken Seite. Mit einer Körpertäuschung narrt er Franz, zieht in die Mitte und passt flach vor den Strafraum zu Klose, der weder von Russ noch von Bajramovic am Torschuss gehindert wird. Torhüter Nikolov ist beim Flachschuss ins linke Toreck chancenlos, es steht 2:0 für die Bayern (19.). Entsetzen nun auch auf den Rängen.

Denn es beginnt die Vorführung der Bayern im Waldstadion und die Adler machen nur zu gerne mit. Die einfachsten Pässe nach vorne misslingen Meier, Steinhöfer und Co. Fenin hingegen versucht erfolglos, mit Gewalt und tief gesenktem Kopf durch seine Gegenspieler zu dribbeln. Zudem ist auch die Abwehr vogelwild, so dass Tymoshchuk nach einem Abpraller von Franz völlig freistehend aus 13 Metern abzieht, das Tor jedoch verfehlt (22.).

Wenn schon nicht aus dem Spiel heraus, dann vielleicht mit einem Standard. Nachdem ein harmloser Kopfball von Meier abgefälscht wird, gibt es Ecke von der rechten Seite durch Steinhöfer. Er schlenzt das Leder hoch an den Fünfmeterraum, Meier kommt zum Kopfball, der jedoch gut einen Meter über den Kasten geht (26.).

Drei Minuten später wird ein langer Ball aus der Abwehr der Bayern geschlagen, Toni verlängert im Duell mit Russ mit dem Kopf, aber Franz kommt zehn Meter vor dem Strafraum an das Leder. Statt quer auf Spycher zu spielen, versucht er sich mit einem Rückpass auf Torhüter Nikolov. Doch was macht er da? Die Kugel trudelt gemächlich ein paar Meter nach vorne, Klose kommt lässig an den Ball und hat keine Mühe, die Kugel vor dem herauseilenden Oka quer auf Müller zu legen, der sie genüsslich aus 8 Metern ins leere Tor schiebt. Das 3:0 für die Bayern (29.).

“Wir sind einfach nicht auf unser normales Niveau gekommen, wir sind gar nicht ins Spiel reingekommen“, beschreibt der auf dem Platz so schweigsame Kapitän Spycher das Spiel. Auf den Punkt bringt es jedoch Schwegler: “Das war heute kein Klassenunterschied, das waren mindestens zwei oder gar drei Klassen Unterschied.“ Und das, obwohl die Bayern nicht brillieren, sondern einfach ihren Stiefel locker runterspielen. Jedoch läuferisch stark, präsent und mit der richtigen Einstellung, was man von den Adlern auf dem Rasen nicht sagen kann. Die Adler auf den Rängen hingegen geben nicht auf und feuern die Mannschaft – oder sich selbst - weiter an.

Ohne eine weitere Chance geht es in die Pause, Heribert Bruchhagen ist konsterniert: "Wir werden von den Bayern richtig an die Wand gespielt" und Trainer Skibbe reagiert. Er bringt Teber für den schwachen Bajramovic und Liberopoulos als dritten Stürmer für den ebenso schlechten Steinhöfer. Zudem rückt nun Chris in die Defensive und Chris auf die rechte Abwehrseite.

Immerhin konsequent, dass sich trotz der Wechsel nichts am Spiel der Adler ändert. Die Bayern spielen sich locker die Bälle zu und die Eintracht übt das Passspiel, sofern sie einmal an das Leder darf. Dies jedoch weitgehend erfolglos. In der 52. Spielminute reicht Braafheid die Spielerei scheinbar, der mit einem steilen Pass auf der rechten Seite Müller bedienen will. Franz ist eher am Ball, zögert aber, so dass Müller sich das Leder schnappt, Franz mit zwei kurzen Schlenkern düpiert und in den Strafraum flankt. Russ verschätzt sich, Spycher schaut zu, Toni hechtet zum Kopfball und der Ball landet im rechten Toreck. Das 4:0 für die Bayern (52.).

“Was ein Scheißtag, das war gar nichts, insbesondere von mir", sagt der völlig neben sich stehende Franz. Immerhin ist er in guter Gesellschaft und kann die nächste Chance der Bayern mitverfolgen. Nach einem Foul von Schwegler an Klose gibt es Freistoß für die Bayern im rechten Halbfeld. Braafheid schlenzt das Leder hoch in den Strafraum, Toni ist schneller als Chris und diesmal trifft er das Leder mit der Fußspitze. Doch er stand knapp im Abseits, der Treffer zählt nicht (54.).

Frustriert verlassen die ersten Zuschauer das Stadion, während die Bayern nun nicht mehr machen, als unbedingt nötig ist. So kommen die Adler irgendwie zu zwei Chancen durch Meier (58./63.), Torhüter Nikolov kann sich noch einmal bei einem Schuss von Müller auszeichnen und Liberopoulos einen Ball, den ihm Torhüter Butt vor die Füße rollt, nicht im Kasten versenken (73.).

Irgendwann ist endlich Schluss. Nach dem völlig blamablen Auftritt kann sich die Eintracht nun voll auf die Bundesliga konzentrieren. Am Sonntag kommt Bochum ins Waldstadion. (tr)


Stimmen zum Spiel

Michael Skibbe: "Wir wollten einen Pokalfight bieten. Aber durch die frühen Treffer war die Luft gleich raus. Wir sind bei Standardsituationen ganz übel erwischt worden. In der Viererkette sind einige Fehler passiert. Der Qualitätsunterschied hat sich von der ersten bis zur letzten Minute gezeigt. Wir sind sehr enttäuscht. Ein großes Danke an die Fans, die klasse waren."

Heribert Bruchhagen: “Das war eine enttäuschende Vorstellung, die Bayern waren uns in allen Belangen überlegen. Wir konnten keine Kompaktheit herstellen, sind förmlich deklassiert und an die Wand gespielt worden. Ein bitterer Abend für Eintracht Frankfurt.“

Uli Hoeness, der Unnachahmliche: “Nach dem knappen 1:2 am Samstag haben die Frankfurter wohl geglaubt, sie könnten gegen uns mitspielen. Das war ihr Fehler, wenn die Eintracht gegen uns mitspielen will, hat sie keine Chance.“

Maik Franz auf seiner Homepage: “Für diese furchtbare 0:4-Niederlage gibt es keine Ausreden. Das war eines der schlechtesten Spiele meiner Karriere. Wir sind überhaupt nicht ins Spiel gekommen, das war ganz einfach katastrophal. Aber ich habe mich da nochmals abgesetzt, habe negativ einen draufgesetzt. Das war gar nichts von mir. Für so ein Spiel im heimischen Stadion muss man sich entschuldigen. Mir tut das leid - Entschuldigung!“


Eine erfreuliche Notiz, mehr als am Rande

Beim 1:1 in Dortmund am 10. November 2007 spielte Christoph Preuß letztmals für die Eintracht, danach folgten zwei schwere Knieoperationen und eine lange Phase der Rehabilitation. Seit Montag trainiert er wieder mit der Mannschaft. “Nach so einer langen Zeit ist man froh, wenn die Beine überhaupt Fußballschuhe auf den Platz schleppen können. Ich bin einfach nur glücklich“, erzählt Preuß. Dies ist auch Michael Skibbe: “Ich freue mich, dass ich ihn wieder trainieren darf, ich schätze Christoph als Mensch und als Spieler. Wir wünschen ihm und uns, dass er es wieder schafft.“

 

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