FC Bayern München - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2009/2010 - 10. Spieltag

2:1 (0:0)

Termin: Sa 24.10.2009, 15:30 Uhr
Zuschauer: 69.000
Schiedsrichter: Dr. Jochen Drees (Mainz)
Tore: 0:1 Alexander Meier (60.), 1:1 Arjen Robben (69.), 2:1 Daniel van Buyten (88.)

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FC Bayern München Eintracht Frankfurt

  • Jörg Butt
  • Philipp Lahm
  • Daniel van Buyten
  • Holger Badstuber
  • Danijel Pranjic
  • Anatoliy Tymoshchuk
  • Mark van Bommel
  • Bastian Schweinsteiger
  • Thomas Müller
  • Luca Toni
  • Miroslav Klose

 


 

Wechsel
  • Arjen Robben für Miroslav Klose (59.)
  • Mario Gomex für Anatoliy Tymoshchuk (62.)
  • Martin Demichelis für Luca Toni (86.)
Wechsel
Trainer
  • Louis van Gaal
Trainer

 

Ein schwerfälliges Spiel

“Wir treffen zu einem guten Zeitpunkt auf die Bayern, denn sie haben ihren Rhythmus noch nicht gefunden. Wenn man solch eine spielstarke Mannschaft beeindrucken will, dann muss man zunächst Zweikämpfe gewinnen und dann zeigen, dass man auch gut Fußballspielen kann“, meint Michael Skibbe vor dem Spiel beim Tabellensechsten, der seit über 520 Tagen nicht mehr Tabellenführer war und am Mittwoch nach schwacher Leistung gegen Bordeaux in der Champions League verloren hat. Das Ziel, sagt der Trainer, ist klar: “Wir wollen mindestens einen Punkt mit Heim bringen.“

Hierfür ändert er die Mannschaft gegenüber dem 2:1-Heimsieg gegen Hannover auf drei Positionen. Russ spielt an der Seite von Chris in der Innenverteidigung, Franz überraschend auf der rechten Abwehrseite und Ochs rückt ins Mittelfeld, um die Kreise von Lahm zu stören und für Konter zu sorgen. Neben Paddy bilden die zuletzt gesperrten Schwegler, Teber sowie Bajramovic das Mittelfeld, Meier als hängende Spitze sowie Liberopoulos sollen für Torgefahr sorgen.

Viel rauer als in Frankfurt ist der Ton bei den Bayern, die einen schlechteren Start als im Vorjahr unter Klinsmann hingelegt haben. Vorstand Rummenigge tadelt die Spieler und fordert: "Es ist eine Reaktion der Mannschaft gefragt. Es bedarf jetzt Siegen, und damit müssen wir am Samstag gegen Frankfurt anfangen." Dies will Trainer van Gaal mit einem gegenüber dem Mittwochspiel veränderten System erreichen. Van Bommel spielt vor der Abwehr, Müller und Tymoshchuk auf den Außenpositionen und Schweinsteiger darf sich im offensiven Mittelfeld versuchen. Das Sturmduo bilden Klose und Toni. Außenverteidiger Lahm rückt wieder auf die rechte Seite, Pranjic spielt links, während Robben nach seiner Verletzung zunächst auf die Bank muss. Nicht dabei ist der am Knie verletzte Ribéry.

Doch auch ohne ihren französischen Spielmacher starten die Bayern mit viel Druck in die Partie. Die Adler stehen tief in der eigenen Hälfte und lauern auf Abspielfehler der Münchener, die zu Beginn zahlreich sind. Doch spätestens am Mittelkreis verlieren auch die Adler das Leder, die Bayern machen geschickt die Räume zu und die Pässe sind zu ungenau. So entsteht die erste Chance für die Münchener mehr aus Zufall. Van Bommel spielt auf Lahm, der begleitet von Schwegler nach vorne sprintet. Auch Spycher hindert ihn nicht an der halbhohen Flanke zu Toni, die dieser jedoch nach vorne hüpfen lässt. Klose kommt an den Ball, verzieht aber den Schrägschuss aus 8 Metern, der knapp am linken Pfosten vorbei geht (6.).


Franz und Chris bleiben Sieger

Trotz dieser großen Chance bleibt es dabei, die Bayern greifen umständlich an, die Adler hingegen agieren im Spielaufbau schlampig und lassen sich bei langen Bällen von Badstuber oder Müller schon mal überrumpeln. Immerhin, die Innenverteidigung um Chris, Russ und den immer wieder nach innen rückenden Franz steht bislang. Es läuft die 15. Spielminute, Meier gewinnt am Mittelkreis ein Duell gegen Schweinsteiger. Über Teber kommt der Ball zu Ochs, der sofort startet und nach kurzem Doppelpass mit Schwegler am Strafraumrand in die Mitte flankt. Aber Lahm hat aufgepasst und kann vor dem mitgelaufenen Meier klären. Es wird die einzige angedeutete Torchance der Eintracht in der ersten Halbzeit bleiben.

Denn die Bayern bestimmen nun das Spiel, ohne jedoch etwas daraus zu machen. Über viel zu viele Stationen laufen die Angriffe, immer wieder ist ein Frankfurter Bein dazwischen. Vor allem Schweinsteiger im offensiven Mittelfeld verzettelt ein ums andere Mal. Plötzlich aber doch ein überraschender langer Pass auf Toni im Strafraum. Chris verschätzt sich, aber der freistehende Italiener köpft das Leder aus 10 Metern lässig am rechten Torwinkel vorbei (20.).

Drei Minuten später spielt Bajramovic am Mittelkreis van Bommel den Ball vor die Füße. Der zögert nicht lang und passt nach halblinks zu Klose, der das Leder direkt in den Lauf von Toni spielt. Chris träumt, nicht aber Torhüter Nikolov, der schnell draußen ist und den Schuss abblocken kann. Das Leder trudelt zu Müller, aber auch hier reagiert Oka entschlossen und kann parieren (23.). Kurz darauf spielt Pranjic einen flachen Pass von der linken Seite zu Schweinsteiger, der mit einem Hackentrick vor dem Strafraum auf Klose weiterleitet. Franz und Chris schauen zu, aber Russ kann in allerletzter Sekunde dazwischen grätschen (23.). Die Innenverteidigung der Adler wirkt nun mit ihren drei Mann gar nicht mehr so sicher, einer scheint sich auf den anderen verlassen zu wollen.

Doch zum Glück verfallen die Bayern schnell wieder in ihren alten Trott, die Angriffe umständlich vorzubereiten, so dass die Eintracht oft genug an das Leder kommt. Spätestens im Mittelfeld schaffen es Teber und Meier jedoch, ihre Pässe in die Beine des Gegners zu spielen, so dass Liberopoulos so gut wie keine Ballkontakte hat. Das noch immer verwöhnte Münchener Publikum und auch die Bayern auf dem Platz werden nun zunehmend nervös. Nachdem Müller bereits zu Beginn der Partie die Fallsucht geplagt hat, provoziert er nun gegen Franz einen Freistoß. “Lächerlich, eine absolut dämliche miese Schwalbe“ nennt der Kommentator des sonst bayernfreundlichen Bezahlsenders diese Situation (27.). Recht hat er und Franz, der sich vornehm zurückgehalten hat, meint nach dem Spiel: “Müller ist ein toller Spieler und hat eine große Zukunft vor sich, aber das mit den Schwalben sollte er lassen.“

Danach passiert lange nichts auf dem Platz, Abspielfehler prägen das nun wirklich grausame Spiel für die Zuschauer. Erst kurz vor der Pause gibt es zwei Aufreger: Eher zufällig kommt Toni nach einem fulminanten Querschläger von Schweinsteiger an der Strafraumgrenze zum Schuss, knallt das Leder aber an den rechten Pfosten (43.) und eine Minute später kann Chris nach Querpass von Klose vor dem einschussbereiten Toni klären.

Ohne Wechsel geht es in die zweite Hälfte und auch auf dem Rasen ändert sich nichts. Die Bayern dominieren mit hölzernem Angriffsspiel und die Eintracht läuft hinterher. Teber ist bei einer Fehlpassquote von fast 100 Prozent angekommen, befindet sich aber in guter Gesellschaft mit Bajramovic und Meier, die sich ähnlich erfolglos beim Abspiel versuchen. Schweinsteiger probiert es nun immer wieder mit Distanzschüssen, scheitert aber zunächst an Torhüter Nikolov (47.), um den Ball 6 Minuten später knapp am linken Pfosten vorbei zu setzen.


Die überraschende Führung durch Meier

In der 59. Spielminute reagiert Trainer van Gaal auf die Einfallslosigkeit seiner Truppe und bringt Robben für Klose. Kurz darauf gibt es Einwurf für die Eintracht auf der rechten Seite durch Chris, der den Ball weit nach vorne zu Liberopoulos schleudert. An Pranjic vorbei verlängert der Grieche zu Ochs, der sich prima vor der Strafraumgrenze durchsetzt und einen flachen Pass in die Gasse spielt. Genau zu Meier, der den Ball aus gut 10 Metern in halbrechter Position am hinaussprintenden Torhüter Butt vorbei ins linke untere Eck schlenzt. Das 1:0 für die Eintracht (60.)! Das Spiel ist auf den Kopf gestellt.


Chance für Ochs

Und plötzlich beginnen die Adler gegen noch konsternierte Bayern, bei denen nun Gomez für Tymoshchuk kommt (62.), Fußball zu spielen. Das Spiel findet plötzlich in der Hälfte der Münchener statt, Teber setzt sich gegen Badstuber durch und spielt das Leder Ochs in den Lauf, der von Pranjic nicht gestoppt werden kann und im Strafraum aus spitzem Winkel abzieht. Aber Butt ist auf dem Posten und kann die Kugel mit den Fingerspitzen vom Tor weglenken (65.).

Zwei Minuten später greift die Eintracht erneut über Bajramovic an, der vor dem Mittelkreis einen langen Pass in die Gasse spielt. Im Halbfeld kommt Meier mutterseelenallein an das Leder und kann zum 2:0 lossprinten. Aber das gibt es doch gar nicht, der Linienrichter hat die Fahne oben (67.)! “Nie und nimmer war das Abseits“, legt sich der Fernsehreporter zu Recht sofort fest und Heribert Bruchhagen hadert über den in dieser Szene blinden Linienrichter: “Das war eine Schlüsselszene. Eine solche Fehlentscheidung tut weh und hat uns zurückgeworfen. Alex Meier ist ein erfahrener Mann, der diese Chancen häufig nutzt.“

Es läuft die 69. Spielminute, ein langer Abschlag von Torhüter Butt wird von Toni zu Müller auf der rechten Seite verlängert. Spycher schaut höflich zu, wie der 20jährige flankt, Chris verschätzt sich und Nikolov geht dem nun freistehenden Gomez nur halbherzig entgegen. Oka verfehlt den Ball, der Gomez vom Kopf auf das Bein springt und bei Robben landet, der das Leder aus 4 Metern nur noch einschieben muss. Der 1:1-Ausgleich. Ein klarer Fehler vom heute bislang tadellos haltenden Nikolov, der von Michael Skibbe in Schutz genommen wird: "An Oka hat es nicht gelegen. Er hat uns lange im Spiel gehalten und ist überhaupt einer der stärksten Torhüter der Liga."

Nun sind die Bayern wieder im Spiel und belagern mit Kampf, aber ohne zündende Ideen die Hälfte der Eintracht. In der 77. Spielminute entscheidet sich Trainer Skibbe überraschend auch noch dazu, den ausgepumpt wirkenden Meier gegen Fenin auszuwechseln. Das zentrale Mittelfeld der Adler ist nun endgültig verwaist, es gibt keine Entlastung mehr.

Es läuft bereits die 86. Spielminute, von Pfiffen begleitet wechselt Trainer van Gaal Demichelis für Toni ein, für den van Buyten ins Sturmzentrum rückt (86.). Michael Skibbe hingegen verzichtet auf weitere Wechsel, da er keine kopfballstarken Spieler mehr auf der Bank hat, wie er später sagt.

Zwei Minuten später spielt Schweinsteiger auf der linken Seite zu Robben im Halbfeld, der das Leder in den Strafraum flankt. Gomez kommt nicht richtig an den Ball, so dass Schwegler klären kann. Doch die Kugel rollt zu Lahm, der weit vor dem rechten Strafraumeck hoch an den Fünfmeterraum flankt. Russ und Chris verpassen, nicht aber Müller, der mit dem Kopf auf van Buyten verlängert, der wiederum das Leder aus fünf Metern ins lange Toreck köpft. Das 2:1 für die Bayern (88.).

Das war es dann, die Adler kommen nicht mehr zu einem Angriff und Robben sowie Schweinsteiger scheitern mit den letzten Chancen an Torhüter Nikolov. Am Ende unglücklich, aber aufgrund des harmlosen Offensivspiels zu Recht verlieren die Adler mit 1:2. Immerhin können sie sich damit trösten, dass sie mit 13 Punkten auf Rang 9 bleiben. Bereits am Mittwoch besteht die Chance zur Wiedergutmachung. Denn da treffen die Adler im Achtelfinale des DFB-Pokals im Waldstadion erneut auf die Bayern. (tr)


Stimmen zum Spiel

Michael Skibbe: “Ich bin mit unserer läuferischen und kämpferischen Leistung zufrieden. Wir haben uns defensiv toll gewehrt. Allerdings haben wir nach vorne für viel zu wenig Entlastung sorgen können. Wir hatten einfache Ballverluste und manche Vorlagen hättest du als Mitspieler ja nicht mal mit dem Moped kriegen können.“

Chris: "Das tat weh, die Enttäuschung ist groß, wenn du so ein Spiel in der letzten Minute noch verlierst. Du musst hier einen Punkt holen, so ein Spiel musst du nach Hause fahren."

Heribert Bruchhagen: "Die Dominanz der Bayern, die uns kräftemäßig überlegen waren, müssen wir anerkennen. Unser zentrales Mittelfeld wurde zunehmend bewegungsmüder und schwerfälliger. Wir haben sehr viel Kraft gelassen.“


Randgeplänkel

Ein wenig angefressen reagiert Michael Skibbe auf die Kritik von Heribert Bruchhagen: “Er ist Manager des Teams, er ist Vorstandsvorsitzender. Vielleicht hat das von außen so ausgesehen. Aber ich glaube nicht, dass wir eine läuferische Unterlegenheit hatten. Das ist eher eine Frage von spielerischer Qualität. Und gerade in der zweiten Hälfte haben wir uns immer wieder hervorragend aus dem Mittelfeld befreit. Da sollte er sich mit öffentlicher Kritik zurückhalten.“

Bruchhagen kontert prompt: “Klar, solche Aussagen wünsche ich mir nicht. Aber warum soll der Trainer nicht mal anderer Meinung sein? Bei 50.000 Zuschauern wird es auch am Mittwoch 49.000 Meinungen geben. Ich stimme mich ja nicht mit ihm ab und werde auch in Zukunft meine Analysen weiter machen.“

 

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