Eintracht Frankfurt -
Hamburger SV |
Bundesliga 2008/2009 - 34. Spieltag
2:3 (0:1)
Termin: Sa 23.05.2009, 15:30 Uhr
Zuschauer: 51.500
Schiedsrichter: Deniz Aytekin (Oberasbach)
Tore: 0:1 David Jarolim (22.), 0:2 Ivica Olic (58.), 1:2 Alexander Meier (61.), 2:2 Caio (64.), 2:3 Piotr Trochowski (90.)
Eintracht Frankfurt | Hamburger SV |
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„Tja, das war’s. Tschüss zusammen.“ Donnerstag, 21. Mai, 12:00 Uhr, es beginnt eine Pressekonferenz bei der Eintracht, eigentlich der übliche Termin vor einem Bundesligaspiel. Doch heute ist der Raum überfüllt mit Reportern, Fotografen und Kamerateams, denn bereits am Vortag war durch scheinbar gezielte Indiskretionen aus dem Aufsichtrat durchgesickert, dass es am Mittwochabend und am Donnerstagvormittag Sondersitzungen des Vorstands und des Aufsichtsrates stattfinden sollen. Im Rahmen dieser Sondersitzungen soll beschlossen werden, dass die Zusammenarbeit mit Trainer Funkel mit sofortiger Wirkung beendet und am letzten Spieltag U23-Trainer Leicht auf der Bank sitzen werde. Dies wurde am Mittwoch noch von der Pressestelle in Person von Michael Feick dementiert: “Dies ist absoluter Quatsch. Funkel werde bei der turnusmäßigen Pressekonferenz am Donnerstag ganz normal anwesend sein.“ Doch nun sitzt Friedhelm Funkel ruhig neben Heribert Bruchhagen, während er zum Mikrofon greift: “Ich habe am Montag mit Heribert Bruchhagen gesprochen und ihn gebeten, mein Vertragsverhältnis zum 30. Juni zu beenden. Ich habe schon vor einiger Zeit mit ihm darüber gesprochen, ob eine weitere Zusammenarbeit Sinn macht, er bat um Stillschweigen, damit in Ruhe die noch für den Klassenerhalt nötigen Punkte geholt werden konnten. Ich wollte mit dieser Maßnahme den Druck von den Spielern nehmen, da sie zuletzt offensichtlich Probleme hatten, mit der Situation umzugehen. Die Spieler sollen unbelastet in die neue Saison gehen.“ Es ist mucksmäuschenstill, als Trainer Funkel weiter spricht: “Ich hatte hier meine schönste Zeit als Trainer überhaupt und wünsche der Mannschaft für die Zukunft alles Gute. Eintracht wird immer in meinem Herzen bleiben!“ Nach fünf Jahren ist damit die Ära Funkel nach dem Spiel gegen den HSV beendet. Ob es ein erzwungener Rücktritt ist, bleibt auch im Nachhinein offen, auch wenn Heribert Bruchhagen den aus dem Aufsichtsrat gestreuten Gerüchten widerspricht: “Der Vorstand hat am Dienstag die Entscheidung gefällt, der Bitte von Herrn Funkel nachzukommen. Am Mittwoch wurde der Aufsichtsrat darüber informiert.“ Anstelle des Nachmittagstrainings gibt es an diesem Donnerstag einen Waldlauf, hunderte Fans, hauptsächlich Ultras, versammeln sich vor der Haupttribüne, um die Mannschaft für ihre Leistungen der letzten Wochen zur Rede zu stellen. Auch Kapitän Amanatidis kritisiert das Team: "Der Trainer kann doch nichts dafür. Es ist doch so, dass wir Spieler große Schuld daran haben, dass keine guten Ergebnisse erzielt wurden. Ich vermisste ein wenig den Druck aus der zweiten Reihe. Die Spieler, die hinten dran standen, haben nicht unter Beweis stellen können, dass sie die Stammspieler so einfach ersetzen können." Und er ist es auch, der sich zuerst den Fans stellt: “Nächste Saison müssen der neue Trainer, die Mannschaft und die Fans wieder einen gemeinsamen Weg finden, in diesem Jahr waren Mannschaft und Fans keine Einheit.“ Amanatidis wird mit Beifall verabschiedet. Später stoßen Fink, Korkmaz, Ochs und Steinhöfer dazu und versichern, alles für die Eintracht geben zu wollen. Wieder gibt es Beifall, danach zieht ein Gewitter über dem Waldstadion auf. Hoffentlich ein gutes Omen für die nächste Saison. Doch zunächst muss diese Saison zu Ende gebracht werden. Die äußeren Bedingungen könnten an diesem Samstagnachmittag nicht besser sein: Es herrscht strahlender Sonnenschein und das Waldstadion ist ausverkauft. In der letzten Partie der Saison gilt es nun, den 13. Tabellenplatz zu sichern und diese “Seuchensaison“ mit einem Sieg für den Trainer zu beenden. Vor dem Spiel gibt es zunächst die offizielle Verabschiedung mit je einem Blumenstrauß für Michael Fink und Kreso Ljubicic, die die Eintracht verlassen werden. Trainer Funkel soll hingegen in kleiner Runde verabschiedet werden, so dass es beim lauten Beifall, diesmal ohne Pfiffe und Unmutsäußerungen bei der Verkündung der Mannschaftsaufstellung und des Trainernamens, bleibt. Und es ist eine offensive Aufstellung, die Funkel bei seinem letzten Spiel als Eintrachttrainer wählt. Anstelle von Mahdavikia spielt Caio im rechten Mittelfeld, Ochs agiert wieder auf der rechten Außenverteidigerposition, dafür rückt Jung überraschend für den verletzten Inamoto ins defensive Mittelfeld. Steinhöfer muss auf der Ersatzbank Platz nehmen. Vor vier Wochen noch war der HSV Titelkandidat in DFB-Pokal, UEFA-Cup und Meisterschaft, doch nach den “Bremer Wochen“ und nur vier Punkten aus den letzten fünf Spielen geht es heute lediglich noch um die “goldene Ananas“, das Minimalziel, die Teilnahme an der neuen UEFA Euro League. Die entscheidet sich im Fernduell mit den punktgleichen Dortmundern. "Unsere Aufgabe ist es in dieser Woche, die Enttäuschung aus den Köpfen zu kriegen und die Mannschaft so hinzukriegen, dass sie in Frankfurt gewinnt“, macht sich Trainer Jol vor dem Spiel tapfer selber Mut. Auch er bringt im Vergleich zur 0:1-Niederlage gegen Köln drei neue Spieler in die Startelf. Für Atouba spielt Boateng in der Innenverteidigung, zudem werden die angeschlagenen Außen Streit und Jansen durch Petric und Pitroipa ersetzt. Es ist ein ruhiger Beginn, der HSV versucht das Spiel zu kontrollieren, während die Adler vor allem über die rechte Seite mit Ochs, Jung und Caio versuchen, zu ersten Chancen zu kommen. Die 12. Spielminute, Caio steckt das Leder glänzend auf Meier durch, der aber frei vor Rost nicht sauber zum Abschluss kommt, so dass der Torhüter den Schuss mit dem rechten Knie parieren kann. Drei Minuten später kann Rost dann einen Kopfball von Michael Fink parieren (15.). Die Eintracht spielt weiter engagiert, doch in der 22. Spielminute zeigt der HSV, wie einfach Toreschießen geht. Petric spielt zu Aogo auf der linken Außenbahn, der von Ochs nicht angegriffen wird. Die hohe Flanke in den Strafraum will Russ klären, verlängert den Ball aber unglücklich zu Pitroipa auf der rechten Strafraumseite, der nur halbherzig von Spycher bedrängt auf Jarolim ablegt. Und der knallt das Leder aus knapp 18 Metern eiskalt ins kurze rechte Toreck. Das 1:0 für den HSV. Die Eintracht bemüht sich nun um den Ausgleich, aber spätestens vor dem Strafraum ist es vorbei mit der Passherrlichkeit. Hamburg macht konsequent die Räume eng und lauert auf seine Chancen. So auch in der 29. Spielminute, als Spycher das Leder in der eigenen Hälfte zurück auf Chris spielt, der sich das Leder betont lässig zu weit vorlegt. Olic reagiert blitzschnell, schnappt sich den Ball und zieht aus 20 Metern scharf auf das linke Toreck. Gut, dass Torhüter Pröll im Gegensatz zu Chris gedanklich noch nicht im Sommerurlaub weilt und aufgepasst hat - mit einer schönen Flugparade kann er zur Ecke klären. In der Folgezeit bekommt der HSV das Spiel immer besser
in den Griff, ohne jedoch selbst zu weiteren Möglichkeiten zu kommen.
Bis kurz vor der Pause Pitroipa Spycher mit einem kurzen Haken alt aussehen
lässt und quer auf Guerrero passt, der aus 22 Metern abzieht, doch
das Tor um gut einen Meter verfehlt (41.). Kurz vor dem Halbzeitpfiff
gibt es noch einmal Freistoß für die Eintracht aus knapp 30
Meter Torentfernung nach einem Foul an Fenin. Caio legt sich den Ball
zurecht und schlenzt ihn hoch und scharf auf das Tor, doch Torhüter
Rost kann das Leder über die Latte lenken (45.). Sechs Minuten später fängt Boateng einen Angriff der Adler am Mittelkreis ab und spielt quer zu Demel auf der rechten Seite. Der sprintet einfach los bis zur Strafraumgrenze, Spycher begleitet ihn freundlich, geht aber nicht auf Tuchfühlung, so dass Demel unbedrängt in die Mitte flanken kann. Russ lässt Olic, der sich in den Strafraum geschlichen hat, viel zu viel Platz, so dass Olic den Ball unbedrängt ins linke Toreck versenken kann. Das 2:0 für Hamburg (58.), der HSV ist auf Euro-League-Kurs, da fast zeitgleich Gladbach gegen Dortmund in Führung geht. Doch nur drei Minuten später kommt ein Einwurf von Chris von der linken Seite auf Meier vor dem Strafraumeck. Der „Lange“ spielt quer zu Amanatidis, der das Leder direkt in den Strafraum zu Fenin passen will. Boateng fälscht mit der Hacke ab, so dass die Kugel zu Meier trudelt, der sofort aus 8 Metern schießt. Torhüter Rost kommt noch dran, doch es nutzt nichts, der Ball landet im Netz zum 1:2 (61.)! Plötzlich wird Hamburg nervös, die Nordwestkurve feuert die Adler nun an, wie seit Monaten nicht mehr und die Eintracht erhöht den Druck. Die 63. Spielminute, Spycher erkämpft sich das Leder auf Höhe der Mittellinie und passt zu Meier, der die Kugel zu Fink weiterleitet. Über Caio und Amanatidis kommt das Leder zu Fenin vor der Strafraumgrenze. Der behauptet den Ball gegen zwei Hamburger und passt quer auf Caio, der ohne zu zögern abzieht und das Leder unhaltbar für Torhüter Rost im rechten Toreck versenkt. Der 2:2-Ausgleich! Der HSV ist wieder raus aus dem internationalen Geschäft, denn „Kuba“ hat für Dortmund ebenfalls den Ausgleich erzielt. Hamburg muss nun reagieren, doch immer wieder sind es die Adler, die angetrieben von den eigenen Fans nach vorne spielen. Doch wie schon so oft in dieser Saison fehlt die Entschlossenheit und auch einmal das Glück beim entscheidenden Pass. HSV-Trainer Jol reagiert indes und bringt Trochowski für Guerrero (70.). Die Adler bleiben dennoch am Drücker, auch wenn der Spielfluss nun durch viele kleine Fouls immer mehr ins Stocken gerät. Keine Frage – die Eintracht will siegen. In der 89. Spielminute wird ein Abschlag von Pröll von Jarolim abgefangen. Das Leder kommt zu Pitroipa auf der linken Außenbahn. Ein schöner Doppelpass mit Petric und der 23jährige haut das Leder aus 13 Metern flach ins linke Toreck. Pröll ist blitzschnell unten und hat den Ball (89.). Es läuft schon die Nachspielzeit, Jarolim spielt vor dem Strafraum quer zu Demel auf der rechten Seite. Der flankt hoch ans linke Strafraumeck zu Pitroipa, der in die Mitte zieht und passen will. Fink grätscht das Leder weg, das jedoch erneut bei Pitroipa landet, der den Ball nach einer schnellen Drehung auf die linke Seite zu Trochowski passt. Abseits! Doch die Fahne bleibt unten, Trochowski kann sich das Leder vorlegen, da Ochs wohl ebenfalls auf Abseits spekuliert, und zieht hart und trocken aus spitzem Winkel ab. Torhüter Pröll bekommt die Arme nicht schnell genug hoch und der Ball landet im Netz. Der 3:2-Siegtreffer für die Hamburger in allerletzter Sekunde (90.), die sich damit die Teilnahme an der Euro League sichern. Denn kurz darauf ist Schluss und die Spieler verabschieden sich bei den Fans. Friedhelm Funkel indes geht nach einem kurzen Interview direkt in die Kabine, nach den letzten Wochen kann er auf den Beifall der Frankfurter Fans wohl auch verzichten. Mit 33 Punkten und einem Torverhältnis von 39:60 beendet die Eintracht die Saison auf Rang 13. (tr)
Friedhelm Funkel: “Nein, ich bin nicht zufrieden, weil wir verloren haben. Das späte 2:3 ist ärgerlich. Das Spiel war wie die ganze Saison: Wir sind nicht stark genug, um solche Mannschaften zu schlagen. Andererseits sind wir die einzige Mannschaft, die in Wolfsburg nicht verloren hat. Wir stehen in der Tabelle genau da, wo wir hingehören.“ Peter Fischer: “So ein Gegentor in der 90. Minute, das passt zu unserer Seuchensaison“ und zum Trainerabschied: “Uns verbindet mehr als nur Fußball. Deswegen sehe ich das nach fünf Jahren mit Wehmut. Aber ich hoffe auch, dass wir mit einem neuen Trainer jetzt neue Ufer erreichen.“ Herbert Becker mit grimmiger Mine: "Viel Gesundheit und Erfolg, Herr Funkel." Heribert Bruchhagen: "Es war eine enttäuschende Saison, wir müssen künftig unseren Ansprüchen mehr gerecht werden. Vor allem von den sogenannten Leistungsträgern erwarten wir in der neuen Saison mehr." Christoph Spycher: “Das ist ein neuer Start, eine neue Aufbruchstimmung, wenn wir in der gleichen Konstellation in die neue Saison gegangen wären, wäre das sehr, sehr schwer für uns gewesen. Da hätten wir nur eine Chance gehabt, wenn wir eine Serie gestartet hätten." Ioannis Amanatidis: "Eine Epoche ist zu Ende, jetzt muss eine neue Periode beginnen. Ein einstelliger Tabellenplatz wird in der neuen Runde unser Ziel sein." Noch einmal der Trainer: “Ich wünsche der Eintracht, dass sie stabil bleibt, dass sie mit Augenmaß weiterhin die Bundesliga schätzt. Dass man zufrieden damit ist, jede Saison 17 Heimspiele zu erleben, bei denen die Bayern, Schalke und die anderen Großen zu sehen sind. Ist man unzufrieden mit dieser Situation, dann steigt man schnell wieder ab. Wenn man sich Ziele setzt, die unerreichbar sind, dann entsteht ein unglaublicher Druck.“ Auch das Schlusswort hat Friedhelm Funkel: “Tja,
das war’s. Tschüss zusammen.“
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