VfL Bochum - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2008/2009 - 33. Spieltag

2:0 (1:0)

Termin: Sa 16.05.2009, 15:30 Uhr
Zuschauer: 30.420
Schiedsrichter: Dr. Felix Brych (München)
Tore: 1:0 Vahid Hashemian (26.), 2:0 Diego Fernando Klimowicz (72.)

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VfL Bochum Eintracht Frankfurt

  • Philipp Heerwagen
  • Matias Concha
  • Marcel Maltritz
  • Mergim Mavraj
  • Philipp Bönig
  • Daniel Imhof
  • Marc Pfertzel
  • Joel Epalle
  • Mimoun Azaouagh
  • Diego Fernando Klimowicz
  • Vahid Hashemian

 


 

Wechsel
  • Paul Freier für Marc Pfertzel (60.)
  • Anthar Yahia für Philipp Bönig (74.)
  • Christoph Dabrowski für Vahid Hashemian (81.)
Wechsel
Trainer
  • Marcel Koller
Trainer

 

Eine unentschuldbare Leistung

Aufbau innerhalb kürzester Zeit ist notwendig. Daher reist die Eintracht bereits einen Tag nach dem Debakel gegen Bremen in ein Kurztrainingslager nach Duisburg, um sich auf das letzte Auswärtsspiel in Bochum einzuschwören. “Nach einem 0:5 ist das nächste Spiel eminent wichtig, um zu zeigen, dass man die Niederlage verarbeitet hat. Wir wollen eine Trotzreaktion zeigen. Die Mannschaft muss das geraderücken. Wir werden in Bochum anders zu Werke gehen, jetzt erst recht“, erklärt Trainer Funkel. Auch Pröll zeigt sich kämpferisch: “Wir wissen, was wir können. Am Samstag werden wir uns von einer anderen Seite zeigen.“

Zeigen soll diese andere Seite eine auf drei Positionen veränderte Mannschaft. Jung spielt für den rotgesperrten Ochs auf der rechten Außenverteidigerposition, Chris rückt für den gelbgesperrten Bellaïd in die Innenverteidigung und Fink beginnt neben Inamoto im defensiven Mittelfeld. Fenin rückt als einzige Sturmspitze anstelle von Liberopoulos in die Mitte, für den Griechen spielt Steinhöfer auf der linken Außenbahn.

Auch beim Tabellenfünfzehnten in Bochum brennt nach zuletzt fünf Niederlagen in Folge die Luft, beim Abschlusstraining werden den Spielern Banner von enttäuschten Fans entgegengehalten: “Zerreißt euch – sonst tun wir es“ und “Ihr müsst brennen.“ Genau wie in Frankfurt steht in Bochum der Trainer stark in der Kritik, der bedingungslose Unterstützung im Abstiegskampf anmahnt: “Wir müssen uns voll aufs Spiel gegen Frankfurt fokussieren und müssen die Niederlage in Hamburg aus den Köpfen bekommen. Wir können es immer noch aus eigener Kraft schaffen, nur mit dieser Haltung können wir punkten. Die Fans werden wie eine Eins hinter uns stehen und uns helfen, die drei Punkte zu holen.“

Für dieses Ziel verändert Trainer Koller sein Team auf vier Positionen und lässt mit zwei Stürmern spielen: Im Tor steht heute überraschend Heerwagen für Fernandes. Imhof rückt für Yahia in die Startformation, zudem spielen Azaouagh sowie Hashemian neben Klimowicz im Sturm. Für die beiden müssen Dabrowski und Grote auf die Bank.

Ausverkauftes Ruhrstadion, es ist eine tolle Stimmung zu Beginn, denn auch die Adler werden von mindestens 6.000 mitgereisten Frankfurtern unterstützt. Und die Eintracht hat auch gleich die erste Chance, als sich Mahdavikia im Zusammenspiel mit Jung auf der rechten Außenbahn durchsetzt und in den Strafraum auf Meier flankt. Ein Bochumer klärt vor die Füße von Jung, doch der ist zu überrascht und verfehlt das Leder (2.). Danach entwickelt sich jedoch ein zähes Spiel im Mittelfeld, viele Querpässe und noch mehr kleine Fouls lassen gelungene Aktionen auf beiden Seiten nicht aufkommen. Aber Bochum ist nach knapp 15 Minuten aktiver, die Adler lassen sich immer weiter in die eigene Hälfte zurückdrängen.

Dann die 19. Spielminute, ein Angriffsversuch der Bochumer wird abgefangen, das Leder kommt zu Mahdavikia, der nach Doppelpass mit Fenin unbedrängt bis in den Strafraum marschieren kann. Bönig hindert den Iraner im letzten Moment mit einer Grätsche am Torschuss, der Ball rollt zum aufgerückten Meier, der von der linken Seite direkt abzieht. Maltritz kann den Ball kurz vor der Torlinie zur Ecke klären, die Chance ist dahin. Fünf Minuten später ist Bochum im Angriff über Bönig. Der flankt von der rechten Außenbahn in den Strafraum, wo sich Pfertzel gegen Russ und Chris durchsetzt und aus acht Metern ins kurze rechte Eck abzieht. Torhüter Pröll ist blitzschnell unten und klärt zur Ecke, die nichts einbringt (24.).

Zwei Minuten später landet eine schwache Ecke von Steinhöfer einmal mehr in den Armen von Torhüter Heerwagen, der das Leder weit nach vorne zu Epallé wirft. Der kann sich im Laufduell mit Inamoto und Spycher auf der rechten Seite durchsetzen und nach Doppelpass mit Pfertzel scharf vor den Fünfmeterraum flanken. Pröll bleibt auf der Linie kleben und Fink schaut zu, als Hashemian viel schneller als Mahdavikia reagiert und das Leder ins linke Toreck köpft. Das 1:0 für Bochum, der „Hubschrauber“ Hashemian musste dabei nicht einmal vom Boden abheben (26.).

Während Trainer Funkel das Tor nach außen regungslos hinnimmt, springt Amanatidis wütend von der Ersatzbank auf und ist auch nach dem Spiel noch erbost: "Das ist oftmals Unfähigkeit, vielleicht ist der eine oder andere nicht geeignet." So scheint es, denn ein Aufbäumen der Adler ist nicht zu sehen. Ideenlos wird das Leder über viele Stationen nach vorne getragen, Meier bemüht sich zwar, das Spiel mit Direktpässen schnell zu machen, doch er wird weitgehend allein gelassen. Fink ist im Spiel nach vorne keine Hilfe und Steinhöfer hat einen rabenschwarzen Tag erwischt. Immer wieder landen seine Flanken und auch die Standards in den Armen von Torhüter Heerwagen, der bislang einen ruhigen Nachmittag verlebt. Die Bochumer hingegen spielen nun noch ein wenig defensiver und sind nur noch auf Ballsicherheit bedacht.

Nach 45 Minuten werden die Zuschauer pünktlich zur Pause erlöst, Trainer Funkel reagiert und bringt mit Liberopoulos für den heute fast unsichtbaren Inamoto eine zweite Spitze. Doch dies ändert nichts. Umständlich bemühen sich die Adler, in die Nähe des Bochumer Strafraums zu kommen, aber die zahllosen Abspielfehler lassen weiterhin keine Gefahr aufkommen. Dafür bleibt Bochum zumindest bei Standardsituationen gefährlich, so verfehlt Hashemian das Tor nach einem Eckball von der rechten Seite durch Epallé mit seinem Kopfball nur um wenige Zentimeter (50.).

Sie wirken hilflos, die Adler auf dem Platz, während die Frankfurter Fans immer unruhiger werden. Erste Rufe nach Caio und der Entlassung des Trainers sind unüberhörbar, doch es wird schlimmer kommen. Es läuft die 61. Spielminute, nach einem Abschlag von Torhüter Heerwagen kommt Azaouagh an das Leder und spielt auf die linke Seite zum nachrückenden Bönig. Bedrängt von Jung schlägt er das Leder hoch in den Strafraum, Chris verschätzt sich und Klimowicz kann unbedrängt köpfen, doch meisterlich klärt Pröll auf der Linie. Der Ball fliegt zurück zum 34jährigen Spanier, der das Leder dem am Boden liegenden Pröll in die Arme köpft (61.).

Zwei Minuten später gibt es Freistoß für die Eintracht nach einem Foul an Liberopoulos. Der führt selbst aus, schlenzt das Leder aber aus 25 Metern knapp am linken Toreck vorbei. Die Eintracht bleibt nun für wenige Minuten am Drücker, langsam wird der Ball nach vorne gespielt. Ein Pass von Liberopoulos wird auf die rechte Seite abgefälscht, Jung kommt an das Leder und flankt hoch in den Strafraum. Der Ball kommt genau auf Meier, der das Leder jedoch mit einem schönen Drehschuss vor der Fünfmeterraumlinie knapp über die Latte haut (66.).

Kurz darauf gibt es Freistoß für Bochum nach einem Foul von Fink an Hashemian. Epallé schlenzt das Leder über die Mauer in den Strafraum, wo Maltritz völlig freistehend zum Kopfball kommt. Aber erneut kann Pröll mit einem tollen Reflex den Ball auf der Linie klären und vor einem heranstürzenden Bochumer mit dem Fuß wegschlagen. Ein weiteres Mal haben ihn seine Vorderleute im Stich gelassen (68.). “Wir wollen euch kämpfen sehn“, schallt es aus der Frankfurter Kurve und Trainer Funkel reagiert. Für Spycher kommt Caio in die Partie (69.), Jung wechselt auf die linke Abwehrseite und Mahdavikia übernimmt die Position des rechten Verteidigers. Kurz darauf kassiert Liberopoulos für einen Schubser an Mavraj direkt neben Schiedsrichter Dr. Brych seine fünfte Gelbe Karte und ist für das letzte Heimspiel gegen Hamburg gesperrt.

Dann die 72. Spielminute, nach einem Foul von Fink an Klimowicz auf der linken Seite auf Höhe der Mittellinie gibt es Freistoß für Bochum. Bönig schlägt das Leder hoch in den Strafraum, Hashemian kommt nicht richtig dran, so dass Jung den Ball wegschlagen könnte. Doch er schießt Hashemian an, das Leder trudelt zu Epallé, der völlig frei aus fünf Metern abzieht. Pröll kann klären, aber das Leder landet bei Klimowicz, der mit dem Kopf einnetzt, während Chris und Mahdavikia neben ihm zuschauen. Das 2:0 für Bochum. Und Pröll ist sauer, erneut wurde er allein gelassen. Vor Wut zerreißt er sein Trikot am Hals und kann sich auch nach dem Schlusspfiff nicht beruhigen: “In den letzten Wochen hatten wir wieder einen guten Kader. Mit dieser Mannschaft ist eine solche Leistung unentschuldbar.“

Nun kippt die Stimmung vollends, während die Bochumer den Klassenerhalt und “Nie mehr Zweite Liga“ skandieren, wird daraus in der Eintracht-Kurve “Nie mehr Friedhelm Funkel“, unterbrochen nur durch Pfeifkonzerte und “Funkel raus“-Rufe.

Noch einmal gibt es Ecke für die Eintracht von der linken Seite. Steinhöfer schlenzt das Leder hoch an den langen Pfosten, Caio steigt hoch und köpft, aber Freier kann das Leder auf der Linie für seinen zögernden Torhüter klären (75.). Zwei Minuten später feiert Amanatidis nach 7 Monaten fast unbemerkt von den tobenden Eintrachtfans sein Comeback: Der Kapitän kommt für Fenin (79.). Es ist unendlich schade, Amanatidis hätte eine andere Rückkehr, aber auch einen anderen Empfang verdient gehabt.

In der 85. Spielminute gibt es dann immerhin noch ein schönes Solo von Caio zu sehen, der auf dem Weg in den Strafraum drei Bochumer umkurvt, aber am vierten hängenbleibt sowie einen schönen Pass von Amanatidis auf Liberopoulos, der jedoch den Torschuss verdaddelt. Am Ende bleibt es beim 2:0 für den VfL Bochum, der damit den Klassenerhalt geschafft hat. Genau wie die Eintracht, die von den Niederlagen von Bielefeld, Gladbach und Cottbus profitiert und auf Platz 13 bleibt, mit nur 33 Punkten und einem Torverhältnis von 37:57.

Doch dies interessiert nach dem Schlusspfiff kaum jemanden. Die Adler auf dem Platz werden gnadenlos ausgepfiffen und nach Spielschluss versuchen einige “Fans“ vergeblich, die Abfahrt des Mannschaftsbusses mit einer Sitzblockade zu verhindern. (tr)


Stimmen zum Spiel

Ioannis Amanatidis: “Das ist alles zu wenig, alles zu schwach. Es ist völlig in Ordnung, dass die Fans sauer sind. Ob wir Spieler oder das Trainerteam - jeder muss sich mal hinterfragen, wo er mit der Eintracht hin will. Im Training haut sich jeder rein. Wenn es dann aber zählt im Spiel, dann verpissen wir uns. Du musst die Mannschaft ja nicht aus dem Stadion fegen, aber du musst dich anders wehren. Und wenn du das nicht machst, musst du dir Gedanken machen, ob das reicht. Es ist erbärmlich, mit 33 Punkten die Klasse zu halten."

Friedhelm Funkel: “Auch wir haben heute den Klassenerhalt geschafft. Wir konnten wegen der vielen Ausfälle nie das in Angriff nehmen, was wir uns eigentlich vorgenommen hatten. Wir konnten nie mit derselben Mannschaft spielen. Und trotzdem sind wir nie in Abstiegsgefahr geraten. Am Ende hatten wir einen zu großen Substanzverlust. Wir arbeiten gut, wir arbeiten erfolgreich, und wir lassen uns von niemandem reinreden. Alles ist okay, ich habe überhaupt keinen Grund, mich zu verteidigen. Ich habe hundertprozentige Rückendeckung des Vorstands.“

Heribert Bruchhagen: “Wir haben zum Ende der Saison hin unsere Geschlossenheit verloren. Und es gibt Spieler, die eindrucksvoll gezeigt haben, was sie nicht können. Wir haben in den vergangenen fünf Jahren immer neue Wellen auf uns zurollen sehen, aber wir neigen nicht zu Spontanität. Wir handeln nach den Gesetzen der Bundesliga und mit Augenmaß. Wir werden den 34. Spieltag spielen und dann besonnen nachdenken, was für die Eintracht am besten ist. Der Druck ist immens."

Peter Fischer über die gemeinsame Sitzung von Aufsichtsrat und Vorstand am 25. Mai: “Es muss jeder Stein umgedreht werden. So etwas wie in dieser Spielzeit will niemand mehr erleben.“

 

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