Werder Bremen - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2008/2009 - 15. Spieltag

5:0 (3:0)

Termin: Sa 29.11.2008, 15:30 Uhr
Zuschauer: 40.087
Schiedsrichter: Dr. Helmut Fleischer (Ulm)
Tore: 1:0 Claudio Pizarro (11.), 2:0 Claudio Pizarro (20.), 3:0 Diego (44., Foulelfmeter), 4:0 Claudio Pizarro (62.), 5:0 Aaron Hunt (75.)

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Werder Bremen Eintracht Frankfurt

  • Christian Vander
  • Clemens Fritz
  • Per Mertesacker
  • Naldo
  • Dusko Tosic
  • Frank Baumann
  • Torsten Frings
  • Aaron Hunt
  • Diego
  • Hugo Almeida
  • Claudio Pizarro

 


 

Wechsel
  • Markus Rosenberg für Claudio Pizarro (66.)
  • Jurica Vranjes für Torsten Frings (73.)
  • Said Huseinovic für Frank Baumann (80.)
Wechsel
Trainer
  • Thomas Schaaf
Trainer

 

“Entspannte“ Reise in den Norden

“Willkommen in Bremen. Liberalität und Toleranz, über Jahrhunderte gewachsen, prägen das Miteinander der Menschen.“ Hiermit wirbt zumindest der Tourismusverband der Hansestadt, doch irgend etwas haben sie gründlich missverstanden an diesem Samstagmorgen. 234 Eintrachtfans können weder die Stadt noch das Bundesligaspiel genießen. Sie werden rein vorsorglich eingekesselt, über 7 Stunden „in Gewahrsam genommen“ und danach per Polizeieskorte aus Bremen gejagt. Die, die es zum Fußball schaffen, müssen bis lange nach Spielschluss im Gitterbereich des Stadions ausharren, bevor sie unter Polizeibegleitung die Hansestadt verlassen dürfen. All dies wird in eine juristische Verlängerung gehen.

Davon weiß Trainer Funkel nichts, als er den Gegner, zu dem die Adler “relativ entspannt“ gereist sind, lobt: “Absolut vorbildlich und fantastisch, was da am Standort Bremen erreicht wurde.“ Weniger Lob bekommt unter der Woche hingegen Caio ab. “Wir haben nicht beachtet, dass wir nicht so viel über seinen sozialen Hintergrund wussten, dass er in vielen Dingen wie ein Kind ist. Wir sind alle enttäuscht“, sagt Heribert Bruchhagen, ohne allerdings die Hoffnung aufzugeben.

So sieht dies auch Friedhelm Funkel, der heute Toski für den Brasilianer spielen lassen wird, "weil er ein besseres Defensivverhalten hat. Er kann schneller umschalten als Caio. Den Biss, den man braucht, hat er nicht und das lernt man auch nicht in einer Woche. Vielleicht braucht er dafür zwei Jahre." Neben Toski ist Torhüter Pröll die zweite Änderung gegenüber dem 4:0-Sieg gegen Hannover. Nikolov wird nach seinem Sehnenanriss in der Fußsohle zumindest bis zum Rückrundenstart aussetzen müssen. Bremens Trainer Schaaf ersetzt im Vergleich zum 2:2 in der Champions-League-Vorrunde bei Famagusta lediglich Hunt für den noch rotgesperrten Özil.

Bei typisch hanseatischem Schmuddelwetter spielt Bremen von Beginn an offensiv und stört die entspannten Adler bereits vor dem Mittelkreis erfolgreich bei der Ballannahme. An einen Spielaufbau ist so nicht zu denken, die Eintracht reagiert nur auf die Angriffe der Grünen oder spielt lange Bälle, die meist bei Naldo oder Mertesacker landen. Die 6. Spielminute, es gibt Freistoß für Bremen. Diego schlenzt das Leder aus knapp 25 Metern knapp über das linke Toreck der Adler, ein erster Warnschuss.

Dann die 11. Spielminute, die Eintracht versucht sich mit einem Konter von der rechten Seite. Köhler passt, doch Frings schaltet schnell, nimmt das Leder an und passt zu Almeida am rechten Flügel, während Pizarro auf Halblinks mitsprintet. Bellaïd macht einen Schritt nach vorne, um Pizarro ins Abseits zu stellen, doch hinter ihm steht Russ. Almeida flankt und Pizarro versenkt den Ball über den hinausstürzenden Torhüter Pröll im Netz. Das 1:0 für Bremen. "Darüber wird zu reden sein“, kündigt Funkel nach dem Spiel an.

Erneut ein Rückstand, doch dies sind die Adler inzwischen gewohnt und versuchen sich nun mit Angriffen, meist über die Außenbahn. Dann ein Fehlpass von Baumann, Steinhöfer schnappt sich das Leder, sprintet los und schießt. Leider überhastet, der Ball geht gut einen Meter über den Kasten von Torhüter Vander (14.). Nur eine Minute später ist es erneut Steinhöfer, der sich auf der rechten Außenbahn durchsetzt und schießt, diesmal jedoch am langen Pfosten vorbei.

Die Eintracht versucht weiter, Druck zu machen. Wie effektiv dies geschehen kann, zeigt aber Werder: Diego im Mittelfeld per Kopf zu Frings, der Pizarro steil in den Strafraum schickt, Russ ist nicht konsequent genug und kann dem Peruaner nur hinterher rennen, der den Ball in halbrechter Position aus zehn Metern in den rechten Winkel hämmert. Das 2:0 für Bremen (20.).

Und wieder die Adler im Angriff, aber irgendwie doch zu mutlos. Kein schneller Pass, keine überraschende Flanke, lediglich die Ecken können für ein klein wenig Torgefahr gegen die nun abwartenden Werderaner sorgen. So ist es Ochs, der nach einem Abpraller von Vander nach einer Ecke sofort scharf abzieht. Aber Baumann wirft sich in den Schuss des 24jährigen.

Nach 30 Minuten verschärft Bremen wieder das Tempo und die Adler können den schnellen Angriffen teilweise nur zusehen. Zunächst passt Frings zu Hunt, der das Leder sofort an Diego in den Strafraum weiterleitet, doch diesmal bleibt er an Russ und Bellaïd hängen (30.). Sechs Minuten später ist es erneut Frings mit einem schnellen Ball zu Diego, der diesmal Pizarro auf halbrechts in Szene setzt. Der Schuss des Peruaners geht um Zentimeter am Pfosten vorbei. Die Eintrachtabwehr hat diesen schnellen Angriffen nichts entgegenzusetzen und Frings kann im Mittelfeld machen, was er will. Nur halbherzig wird er von Fink und Inamoto angegriffen.

Die 44. Minute, Hunt hat sich bei einem Angriff weit auf die linke Seite abdrängen lassen. Er läuft, begleitet von Bellaïd in den Strafraum und wird nun vom 22jährigen Franzosen von hinten zu Boden gedrückt. Welch ein unnötiges Foul, Dr. Fleischer entscheidet sofort auf Elfmeter. Diego läuft an und knallt das Leder humorlos in die Mitte. Das 3:0 für Bremen.

Ein deutliches Ergebnis, obwohl die Adler in der ersten Halbzeit teilweise ganz ordentlich gespielt haben. Es fehlte nur der Biss und der entscheidende Pass, das unbedingte Wollen. Von all dem ist jedoch in der zweiten Halbzeit gar nichts mehr zu sehen. Die Adler haben resigniert.

So ist es zunächst Hunt, der die nächste Chance für Bremen hat, aber von Köhler und Bellaïd am Torschuss gehindert wird (56.). Fünf Minuten später wird es unfreiwillig gefährlich. Fritz schlägt von der rechten Außenbahn eine verunglückte Flanke in den Strafraum, die, Glück für Torhüter Pröll, auf der Latte landet (61.). Nur eine Minute später ist es Tosic, der flankt. Der abgefälschte Pass landet bei Pizarro und der spielt im Strafraum zwischen zuschauenden Adlern einen Doppelpass mit Almeida, um das Leder aus fünf Metern mit links ins rechte Eck einzuschieben. Das 4:0 für Bremen (62.).

Fenin und Ochs versuchen es immerhin noch, doch auch den nächsten Treffer erzielen die Bremer: Hunt sprintet mit freundlicher Begleitung von Inamoto und Köhler aus dem Mittelfeld vor den Strafraum und zieht aus 18 Metern ins rechte Toreck ab. Das 5:0 für Bremen (75.).

In der 85. Minute muss Torhüter Vander erstmals eingreifen, doch mit dem unplatzierten Schuss von Liberopoulos hat er keine Probleme. “Im Grunde hätte im Werder-Gehäuse auch ein Tannenbaum vom Bremer Weihnachtsmarkt stehen können, auch der hätte zu Null gespielt“, schreibt eine Frankfurter Zeitung treffend.

Kurz vor Schluss verpassen es erst Almeida, der am prächtig reagierenden Pröll scheitert, und dann in derselben Minute Rosenberg, der aus zwei Metern nur die Unterkante der Latte trifft, das halbe Dutzend voll zumachen (89.). Danach ist Schluss, völlig entspannt wurde die Eintracht auseinandergenommen. (tr)


Stimmen zum Spiel

Markus Pröll: "Mir fehlen die Worte. Das war eine Katastrophe, wir haben uns ohne Gegenwehr abschlachten lassen.“

Friedhelm Funkel: "Gegen solch gute Mannschaften können wir so viele Ausfälle nicht verkraften. Von der Leistung bin ich sehr enttäuscht, mir hat ein bisschen die Körpersprache gefehlt. Gegen Teams auf Augenhöhe fällt es nicht so sehr auf, gegen Mannschaften an der Spitze geht es nicht, zumindest nicht in unserer momentanen Besetzung."

Heribert Bruchhagen: “Das war eine Demonstration, ein Klassenunterschied. Bremen war uns turmhoch überlegen.“

 

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