Energie Cottbus - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2008/2009 - 9. Spieltag

2:3 (2:1)

Termin: Sa 25.10.2008, 15:30 Uhr
Zuschauer: 13.294
Schiedsrichter: Knut Kircher (Rottenburg)
Tore: 1:0 Dimitar Rangelov (8.), 2:0 Dimitar Rangelov (15.), 2:1 Michael Fink (38.), 2:2 Martin Fenin (68.), 2:3 Nikos Liberopoulos (74.)

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Energie Cottbus Eintracht Frankfurt

  • Gerhard Tremmel
  • Savo Pavicevic
  • Mariusz Kukielka
  • Mario Cvitanovic
  • Cagdas Atan
  • Stiven Rivic
  • Timo Rost
  • Ervin Skela
  • Ivica Iliev
  • Dimitar Rangelov
  • Branko Jelic

 


 

Wechsel
  • Dusan Vasiljevic für Ivica Iliev (55.)
  • Ivan Radeljic für Mario Cvitanovic (63.)
  • Dennis Sörensen für Stiven Rivic (72.)
Wechsel
Trainer
  • Bojan Prasnikar
Trainer

 

Der helle Wahnsinn

“So etwas habe ich in 17 Jahren als Trainer nicht erlebt“, sagt Friedhelm Funkel vor dem Spiel in Cottbus beim Tabellensiebzehnten. Bereits nach dem 2:1-Sieg gegen den KSC stand fest, dass Amanatidis am Außenmeniskus und Chris an der Schulterkapsel operiert werden müssen. Köhler hat einen Schlag auf das Knie bekommen und fällt ebenso wie Toski, der Leistenprobleme hat, für 2-3 Wochen aus. Das Lazarett der Adler komplettieren Bellaïd, der Adduktorenprobleme hat, und Mahdavikia, der im Training umgeknickt ist. So ergänzt Trainer Funkel seinen Kader mit den U23-Spielern Tsoumou, der bereits gegen Bielefeld seinen ersten Bundesligaeinsatz hatte, Mössmer und Chandler.

“Man kann jetzt nicht dieselben Ansprüche haben, wie wenn alle Spieler zu hundert Prozent gesund sind, aber egal, wer aufläuft: Die Spieler werden sich zerreißen“, verspricht Funkel, der vier Änderungen in der Startelf im Vergleich zum Nachholspiel vom Mittwoch vornimmt. Neben Liberopoulos soll überraschend Caio statt Fenin als hängende Spitze ran, Ljubicic übernimmt die Position von Korkmaz auf der linken Seite und Steinhöfer spielt für Köhler. Galindo rückt in die Innenverteidigung für Chris.

Nach der 1:0-Niederlage in Köln wählt Trainer Prasnikar eine offensive Aufstellung. Für den rotgesperrten Mitreski spielt Rivic und Rangelov ersetzt Sörensen im Sturm. Das Ziel ist klar, nach drei Niederlagen und nur einem Unentschieden soll endlich der erste Saisonheimsieg her.

Vom Anpfiff an machen die Cottbusser Druck und geben keinen Ball verloren. Die Adler werden in die Defensive gedrängt. Eine erste Chance ergibt sich für Rivic in der 7. Minute, aber Torhüter Nikolov kann den platzierten Schuss halten. Kurz darauf gibt es Einwurf für Energie, Cagdas wirft ein, Galindo will das Leder wegtreten, rutscht aber aus. Rangelov steht dafür sicher und schlenzt den Ball aus zwölf Metern ins rechte Toreck. Das 1:0 für Cottbus.

Und die Lausitzer machen druckvoll weiter, es gibt keine Entlastung für die Adler. Die 12. Spielminute, Jelic flankt das Leder von der linken Seite gefühlvoll an den langen Pfosten, Rost kommt freistehend an den Ball und probiert es mit einem Volleyschuss, zum Glück vergeblich. Kurz darauf gibt es Freistoß für Cottbus. Ervin Skela schlenzt in Richtung Strafraum, Rivic verlängert auf Rangelov, der das Leder mit dem Kopf ins Netz befördert. 2:0 für Cottbus (15.).

Das sieht nicht gut aus, aber die Adler probieren weiter, ins Spiel zu finden. Endlich auch die erste Gelegenheit, aber Torhüter Tremmel kann den Schuss von Liberopoulos parieren (19.). Die Eintracht kämpft, doch Cottbus macht das Spiel. Pavicevic setzt sich auf der rechten Außenbahn durch und spielt auf Iliev, der das Leder in den Strafraum flankt. Erneut kann sich Rangelov von Galindo wegstehlen, trifft den Ball diesmal aber nicht voll, so dass er am Tor vorbei geht (28.).

In der 36. Minute gibt es wieder Freistoß für Cottbus. Skela läuft an und schlenzt die Kugel ins linke Toreck, Nikolov springt und mit einer grandiosen Parade lenkt er den Ball mit den Fingerspitzen an den Pfosten! “Wenn wir da das 0:3 kassieren, ist das der K.O.“, sagt Kapitän Spycher nach dem Spiel und Funkel ergänzt: “Das war Weltklasse!“

Die Eintracht kämpft weiter, keine Spur von Selbstzweifeln oder gar Selbstaufgabe, wie noch beim Spiel gegen Leverkusen. Im Gegenteil, Inamoto stört erfolgreich einen Angriff der Lausitzer und gibt schön weiter auf Fink. Der findet keine Anspielstation und knallt das Leder aus 25 Metern einfach auf das Tor. Der Ball fliegt über Torhüter Tremmel und landet im rechten oberen Toreck. Der 1:2-Anschlusstreffer in der 38. Minute. “Das war Wendepunkt Nummer zwei, als ich das Ding fliegen sah, wusste ich, der geht rein“, sagt Trainer Funkel nach dem Spiel.

Die Eintracht bemüht sich weiter, aber noch einmal wackelt die Abwehr kurz vor der Pause, als Rangelov erneut Galindo entwischt. Doch der Schlenzer des 25jährigen Bulgaren, der schon im Vorjahr seine ersten beiden Saisontreffer im Heimspiel gegen die Eintracht schoss, geht knapp am langen Pfosten vorbei.

Danach ist Halbzeit und der Eintrachtfanblock leert sich. Schon während des Spiels wurden Transparente eingerollt und der Support eingestellt. Es hatte sich schnell herumgesprochen, dass Carsten, ein bekannter Eintrachtfan und Mitarbeiter der St.-Tropez-Bar, in der Nacht ermordet wurde. Auch die Eintracht-Führung ist informiert, dass die Stille im Block nicht gegen das Team gerichtet, sondern ein Zeichen der Anteilnahme ist.

Zur zweiten Halbzeit setzt Trainer Funkel auf Angriff. Für den auf der linken Seite überfordert wirkenden Ljubicic kommt Korkmaz ins Spiel. Und nun ist es die Eintracht, die das Spiel von Beginn an dominiert, Cottbus wird in die eigene Hälfte gedrückt. Caio, der in der ersten Halbzeit meist nur durch Einzelaktionen und Fehlpässe auffiel, dribbelt sich frei, spielt Torhüter Tremmel aus und schießt - Cvitanovic kann das Leder von der Linie kratzen (48.). Danach reagiert Tremmel glänzend, als ihn Inamoto (49.) und Ochs (51.) mit Weitschüssen prüfen.

Aber welch ein Unterschied bei den Adlern. Noch vor zwei Wochen traute sich kaum ein Spieler einen Schuss überhaupt zu und nun drängen sie selbstbewusst auf den Ausgleich. So wie Liberopoulos, der sich im Strafraum durchsetzt und plötzlich frei schießen kann. Doch wieder kann Tremmel, der sich dem Griechen entgegenwirft, mit einem glänzenden Reflex klären (57.).

Nachdem Jelic bei einem Konter eine scharfe Hereingabe von Rangelow knapp verpasst, reagiert Trainer Funkel erneut und bringt Fenin für den heute enttäuschenden Caio (61.). Auch Trainer Prasnikar muss kurz darauf wechseln, für den verletzten Abwehrchef Cvitanovic kommt Radeljic.

Die 68. Spielminute, Rivic spielt einen Doppelpass mit Skela und schießt, aber Nikolov pariert. Der direkte Gegenzug, Spycher spielt den Ball lang auf Korkmaz, der sich im Duell mit Kukielka am linken Strafraumrand prima behaupten kann. Der 23jährige Österreicher spielt einen flachen Pass zurück auf Fenin, der nicht lange fackelt und das Leder aus 13 Metern im linken Toreck versenkt. Der 2:2-Ausgleich (68.)! Eine gute Einwechslung des Trainers zur rechten Zeit: “Ich habe ihn nach dem Frühstück informiert, dass er nicht in der Startformation steht und ihm gesagt, dass es manchmal besser ist, eingewechselt zu werden und dann vielleicht ein Tor zu schießen.“

Dann doch noch einmal ein Angriff der Lausitzer, denn ansonsten bestimmt die Eintracht das Spiel. Vasiljevic bekommt das Leder vor der Abwehr und hält einfach einmal drauf. Nikolov ist die Sicht verdeckt, aber das Leder landet am Torpfosten (70.). Das Glück der Tüchtigen. Und Funkel will genau wie die Mannschaft auf dem Platz noch mehr. In der 73. Minute kommt mit Tsoumou für den rotgefährdeten Verteidiger Ochs der dritte Stürmer.

Es läuft die 74. Spielminute, Freistoß für die Adler. Steinhöfer zirkelt den Ball in die Mitte des Strafraums. Einige Cottbusser steigen hoch, doch Liberopoulos springt höher. Er steht förmlich in der Luft, als er das Leder mit dem Kopf trifft und im Netz versenkt. Die 3:2-Führung nach einem 0:2-Rückstand, wie schon gegen Karlsruhe hat die Eintracht das Spiel gedreht!

Riesenjubel bei den Spielern und Trainer Funkel ist genau wie der Torschütze glücklich: “Ich freue mich wahnsinnig, dass er endlich getroffen hat. Jetzt ist der Knoten geplatzt. Das Tor wird ihm Selbstvertrauen geben.“ Liberopoulos ergänzt: “Ich fühle mich fantastisch.“

Die nächsten Minuten kontrolliert die Eintracht das Spiel, doch kurz vor Schluss bekommen die Lausitzer doch noch einmal eine Chance: Es gibt Freistoß, Skela schnappt sich das Leder und schießt, der Ball landet im Strafraum. Es bildet sich eine Traube aus Adlern und Cottbussern, dann wird das Leder weggeschlagen und Schiedsrichter Kircher pfeift ab. Erneut gibt es eine Spielertraube, diesmal jedoch ausschließlich aus jubelnden schwarzen Adlern, Nikolov wird fast erdrückt. Es ist geschafft, zwei Siege in den letzten zwei Spielen. Die Eintracht hat nun 9 Punkte und steht auf Platz 12. (tr)


Stimmen zum Spiel

Friedhelm Funkel: “Das war der helle Wahnsinn, wie sich die Mannschaft noch befreit und die Ausfälle kompensiert hat. Ich weiß nicht, woher sie diese Moral nimmt. Sie hat mit Einsatz, Leidenschaft und unglaublichem Engagement das Spiel verdient gedreht. Das war fantastisch.“

Und zu den Fans im Waldstadion: “Ich störe mich nicht an den "Funkel-raus"-Rufen der Fans in der Kurve, weil sie mit Herzblut bei der Sache sind, sondern an denen, die im VIP-Raum Stimmung gegen mich machten. Nur weil die Geld haben, glauben sie, sie haben das Recht, mich beschimpfen zu können. Ich finde das unmöglich."

Heribert Bruchhagen: "Dieser Sieg war von besonderer Bedeutung, die neun Punkte tun uns ausgesprochen gut."

 

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