TSG Hoffenheim - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2008/2009 - 7. Spieltag

2:1 (0:0)

Termin: Samstag, 04.10.2008, 15:30 Uhr
Zuschauer: 26.300
Schiedsrichter: Dr. Helmut Fleischer (Sigmertshausen)
Tore: 1:0 Demba Ba (47.), 1:1 Markus Steinhöfer (66.), 2:1 Demba Ba (72.)

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TSG Hoffenheim Eintracht Frankfurt

  • Daniel Haas
  • Andreas Beck
  • Matthias Jaissle
  • Marvin Compper
  • Andreas Ibertsberger
  • Tobias Weis
  • Luiz Gustavo
  • Sejad Salihovic
  • Chinedu Obasi
  • Vedad Ibisevic
  • Demba Ba

 


 

Wechsel
  • Carlos Eduardo für Chinedu Obasi (75.)
  • Isaac Vorsah für Sejad Salihovic (76.)
  • Selim Teber für Vedad Ibisevic (90.)
Wechsel
Trainer
  • Ralf Rangnick
Trainer

 

Zu wenige Nadelstiche für Punkte

Hoffenheim, der “tolle Verein“ in dem “tollen Dorf“. Genau das, was die Medien brauchen, nachdem Freiburg und Mainz in der Zweiten Liga spielen. “Konzeptfußball“ mit jungen Spielern, verschwiegen wird aber geflissentlich, dass der Mäzen des tollen Dorfs bereits über 100 Millionen investiert hat und dass die Jugendarbeit des Vereins noch darin besteht, junge Spieler bei anderen Vereinen abzuwerben, denen diese finanziellen Mittel nicht zur Verfügung stehen. Aber Kritik ist unerwünscht, denn was für die Hoenesse, Kahns und Schiedsrichter der Liga normal ist, ist es für Herrn Hopp mitnichten. So wird nach Intervention des Mäzens vor dem Spiel der Eintracht in Mannheim von DFB-Vize Dr. Koch eindringlich davor gewarnt, “Hasstiraden“ gegen Herrn Hopp loszulassen, denn dies könne “sportgerichtliche Konsequenzen“ für die betreffenden Vereine zur Folge haben. Auch Trainer Funkel richtet einen Appell an die Fans: “Hopp ist ein unbescholtener Mann, der unheimlich viel für den Sport tut. Er schafft Arbeitsplätze, ist sozial engagiert, lässt ein Stadion bauen und unterstützt andere Sportarten. Solch einen Mann anzufeinden, ist absolut absurd. Ich appelliere an unsere Fans, sich nicht so zu verhalten wie die Anhänger von Borussia Mönchengladbach und Borussia Dortmund.“

Dann geht es wieder um Fußball auf dem Platz und der Eintrachttrainer verspricht: "Wir lassen uns keine Angst einflößen. Wir werden versuchen, die Hoffenheimer nicht zur Entfaltung kommen zu lassen und mit Kontern Nadelstiche zu setzen, wie uns das beim 2:2 in Wolfsburg einige Male effektiv gelungen ist. Wer sagt denn, dass wir Außenseiter sind? Wir geben uns nicht vorher auf, ich schätze die Chancen auf 50:50." Und dies mit nur einem Stürmer. Anstelle von Liberopoulos und Fink spielen Galindo und Steinhöfer, Fenin rückt in die Sturmspitze. Der wieder genesene Kapitän Amanatidis nimmt nach “reiflicher Überlegung“ des Trainers auf der Bank Platz, da “die Gesundheit des Spielers immer vorgeht."

“Fußballprofessor“ Rangnick, der es 2004 ablehnte, Eintrachttrainer zu werden, weil ihm die finanziellen Bedingungen für einen Aufstieg - im Gegensatz zu Friedhelm Funkel - nicht gefielen, nimmt nach der 4:5-Niederlage in Bremen drei Änderungen in der Startelf vor. Daniel Haas, 2000/2001 noch Ersatzkeeper bei der Eintracht, spielt für den verletzten Torhüter Özcan, Jaissle kommt für Nilsson und im Mittelfeld wird Weis anstelle von Teber zum Einsatz kommen.

Laut ist es schon zu Beginn der Begegnung, der komplette Gästebereich sowie der Stehplatzbereich schräg gegenüber sind fest in Frankfurter Fanhand, und dies bekommen die staunenden Besucher im Mannheimer Stadion auch zu hören. Anfeuerung des eigenen Teams in schönem Wechselgesang und ein wenig Verhöhnung des großen Förderers, der dies nicht überhören kann, aber gut daran tun würde, es zu ignorieren.

Angesteckt von der Stimmung ist es ein schwungvoller Start. Schon nach zwei Minuten überläuft Obasi Galindo, der heute zunächst als linker Verteidiger hinter Spycher spielt, doch Russ kann vor dem heranstürmenden Ibisevic klären. Im direkten Gegenzug hat Torhüter Haas Glück, dass Steinhöfer direkt abzieht, statt auf den besser postierten Fenin zu passen.

Hoffenheim zeigt sich zunächst beeindruckt von der aggressiven Abwehrarbeit der Adler. Schon früh bringen Inamoto und Köhler im defensiven Mittelfeld die Angriffe zum Stocken, während Steinhöfer erneut für einen, wenn auch überhastet vorgetragenen “Nadelstich“ sorgt. Hoffenheim versucht es mit Gewalt, doch außer einem Weitschuss von Gustavo (11.) gibt es keine Gefahr für den Kasten von Nikolov. „Heimspiel in Mannheim“ skandieren die Eintrachtblöcke, während das Spiel zunehmend an Fahrt verliert.

Hoffenheim erspielt sich dennoch nach knapp 20 Minuten ein deutliches Übergewicht im Mittelfeld, die Adler können nur noch reagieren. Die 21. Spielminute, Ibisevic sprintet einfach durch die Abwehr, aber Russ hat aufgepasst und kann den Schuss des 24jährigen, der bereits sieben Tore erzielt hat, abblocken. Kurz darauf kommt er nach einer Flanke von Beck erneut ans Leder, entkommt der Bewachung von Russ und schießt. Nikolov kann jedoch halten und Ochs stellt sich Salihovic beim Nachschuss erfolgreich entgegen (22.).

Die “Tolldörfler“ bleiben weiter spielbestimmend, immer wieder über Ba und Obasi, die aus der Mitte meist auf den rechten Flügel ausweichen und Spycher und Galindo von einer Verlegenheit in die nächste stürzen, während Toski sich das Ganze aus sicherer Entfernung anschaut. Die Abwehr wackelt, aber sie wankt nicht. So ergibt sich die nächste Chance aus einem Freistoß, doch Salihovic schießt aus 23. Metern knapp am Tor vorbei (35.). Zwei Minuten später wuselt sich Ba durch den Strafraum, hart bedrängt vom wacker kämpfenden Ochs. Ein kurzer Stoß, Ochs fällt und das Leder landet vorbei an Nikolov im Tor. Aber Schiedsrichter Fleischer hat das Foul von Ba gesehen, es bleibt beim 0:0.

Die 41. Minute, Weis spielt den Ball flach in den Strafraum, genau zum lossprintenden Ba, der hat freie Schussbahn und knallt das Leder auf das Tor, doch Nikolov ist wieder zur Stelle! Mit einer glänzenden Fußabwehr kann das Eintracht-Urgestein parieren. Nur eine Minute später versucht sich Steinhöfer wieder mit einem Nadelstich gegen die Hausherren. Doch statt auf die in der Mitte mitlaufenden Köhler und Fenin zu passen, versucht er es selbst und läuft sich fest.

Ohne Wechsel geht es in die zweite Halbzeit und die „Tolldörfler“ machen von Beginn an Druck. Weis ist auf der rechten Außenbahn, er flankt an den linken Strafraumrand auf Ba, der den Ball quer auf Ibisevic spielen will. Bellaïd geht dazwischen, grätscht das Leder aber Ba genau vor die Füße. Der 23jährige Senegalese nimmt das Geschenk an und schiebt den Ball aus fünf Metern ins Netz. Das 1:0 für Hoffenheim (47.).

Die Adler sind nicht geschockt und versuchen nun, mutiger nach vorne zu spielen, doch es fehlt die ordnende Hand im Mittelfeld. Toski ist nicht in der Lage, genaue Pässe zu spielen, immer wieder zögert er zu lange und verliert seine Zweikämpfe, Steinhöfer spielt dafür überhastet und will zu viel. So ist Fenin im Sturmzentrum auf ziemlich verlorenem Posten. Dann die 57. Minute, ein Angriff der Hoffenheimer wird abgefangen. Bellaïd ist am Ball und spielt ihn völlig unbedrängt vor die Schlappen von Obasi, der nun auf das Tor der Adler zusprintet und schießt. Aber da steht Nikolov und kann den platzierten Schuss parieren.

Nun reicht es auch dem Trainer. In der 63. Minute wechselt Funkel den völlig verunsicherten Bellaïd aus, für ihn kommt Caio. Drei Minuten später, Köhler im Zusammenspiel mit Spycher, der sich schön an der linken Außenbahn durchsetzt und in den Strafraum flankt. Das Leder kommt perfekt zu Steinhöfer, der es mit dem Kopf im Tor versenkt. Der 1:1-Ausgleich!

Hoffenheim setzt sofort mit schnellen Angriffen nach. Nach Zuspiel von Weis wuselt sich Obasi durch die Abwehr der Adler, aber erneut ist Nikolov zur Stelle und kann klären (68.). Kurz darauf scheitert Salihovic an Nikolov (70.). Nun wieder die Eintracht im Vorwärtsgang, doch “Tolldorf“ kommt an den Ball. Gustavo schlägt das Leder aus dem eigenen Strafraum weit in die Hälfte der Adler, Galindo kann an das Leder kommen, zögert aber zu lange. Nicht so Ibisevic, der blitzschnell reagiert und auf Ba vorlegt. Der 23jährige ist frei vor dem Tor, Nikolov stürmt ihn entgegen, doch Ba tunnelt ihn und der Ball landet im Netz. Das 2:1 für Hoffenheim (71.).

Es dauert ein paar Minuten, bis sich die Adler von diesem Treffer erholen, doch nun machen sie endlich richtig Druck. Nachdem Caio in der 81. Minute mit einem zu unplatzierten geschossenen Freistoß an Torhüter Haas scheitert, macht er zwei Minuten später alles richtig. Ein schöner Pass auf den aufgerückten Russ, der nicht lange fackelt und sofort abzieht. Torhüter Haas ist geschlagen, das Leder fliegt in die rechte obere Torecke, doch da kommt Ibertsberger geflogen und mit einer artistischen Einlage befördert er das Leder mit verrenktem Kopf über die Latte (83.).

Nachdem bereits Mahdavikia für Steinhöfer eingewechselt wurde (71.), setzt Trainer Funkel nun alles auf eine Karte und bringt Liberopoulos für Toski (84.). Der Einsatz von Amanatidis ist ihm noch zu riskant: “Als Trainer muss man auch an die nächsten Spiele denken, da brauchen wir ihn gesund.“ Was der Kapitän durchaus versteht: “Diesmal war ich nicht nötig, wir hatten bis zum Schluss die Chance auf einen Punkt.“

Und sie kommt, die Chance. Es läuft bereits die Nachspielzeit. Mahdavikia flankt perfekt auf Fenin, der den Ball zehn Meter vor dem Tor annehmen kann. Er hat Zeit, könnte das Leder einfach in eine Torecke knallen, doch er schießt Torhüter Haas den Ball direkt in die Arme.“Ich habe nur die Spitze an den Ball bekommen", sagt Fenin später, “das war großes Pech, den musste ich machen." "Ich hätte ihn gemacht", erwidert Friedhelm Funkel, “aber er ist ein junger Mann, in drei, vier Jahren macht er das Ding sicher." Heute wäre besser gewesen, so bleibt es beim 2:1 für Hoffenheim.

Die Eintracht ist mit weiterhin 3 Punkten auf Platz 17 der Tabelle, dennoch werden die Adler für ihren kämpferischen Einsatz von den mitgereisten Fans gefeiert. (tr)


Stimmen zum Spiel

Friedhelm Funkel: "Ich habe eine klare Steigerung der Mannschaft gesehen. Die Leistung macht mir Mut. Wir werden uns das Glück wieder erkämpfen durch hartes Arbeiten. Ich weiß, dass dies möglich ist.“

Heribert Bruchhagen: "Geschlossenheit ist das wichtigste Merkmal, um aus der Krise herauszukommen. Funkel bleibt. Seit vier Jahren sage ich: Die Bundesliga ist schwer. Jetzt müssen wir erfahren, dass es für uns rückwärts geht. Nun muss sich unsere Qualität zeigen, sowohl auf dem Platz als auch im Umfeld.“

 

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