VfB Stuttgart - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2007/2008 - 31. Spieltag

4:1 (3:0)

Termin: Sa 03.05.2008, 15:30 Uhr
Zuschauer: 55.800
Schiedsrichter: Dr. Markus Merk (Otterbach)
Tore: 1:0 Yildiray Bastürk (3.), 2:0 Mario Gomez (7.), 3:0 Yildiray Bastürk (18.), 4:0 Cacau (48.), 4:1 Ioannis Amanatidis (63.)

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VfB Stuttgart Eintracht Frankfurt

  • Raphael Schäfer
  • Ricardo Osorio
  • Serdar Tasci
  • Matthieu Delpierre
  • Arthur Boka
  • Roberto Hilbert
  • Pavel Pardo
  • Antonio da Silva
  • Yildiray Bastürk
  • Cacau
  • Mario Gomez

 


 

Wechsel
  • Ciprian Marica für Mario Gomez (63.)
  • Ludovic Magnin für Cacau (77.)
  • Andreas Beck für Arthur Boka (81.)
Wechsel
Trainer
  • Armin Veh
Trainer

 

Ausgespielt und totgelacht

Nach zuletzt vier Spielen mit nur einem Punktgewinn sind all die Träumereien von einem UI- oder gar UEFA-Cup-Platz bei den Adlern zunächst beendet. Nun gilt es, das Saisonziel von 45 Punkten zu erreichen und die negative Serie beim Vorjahresmeister zu stoppen. Dies ist das Ziel von Trainer Funkel, der ergänzt: "Wir wollen 90 Minuten Gas geben und die Partie gewinnen. Obwohl die Ergebnisse zuletzt nicht gestimmt haben, ist die Stimmung im Team gut. Die Jungs haben viel Spaß bei der Arbeit und werden alles dafür tun, dass die Serie reißt." Doch der VfB hat die letzten fünf Heimspiele gewonnen, so dass Patrick Ochs, der angeblich bei den Bayern im Gespräch ist, warnt: "Wir müssen aufpassen, dass wir nicht gleich in den ersten Minuten einen Gegentreffer fangen. Sonst wird es ein Desaster." Wie recht er damit haben wird...

Erstmals seit dem Leverkusenspiel am 29. März wieder dabei ist Kyrgiakos, der seinen zweiten Nasenbeinbruch auskuriert hat. Von Beginn an spielen wird auch Faton Toski im zentralen Mittelfeld. Für die beiden müssen Inamoto und Weissenberger auf die Bank.

Stuttgarts Trainer Armin Veh nimmt im Vergleich zu der 1:4-Niederlage in München eine verletzungsbedingte Änderung vor. Für Magnin spielt heute Arthur Boka als Linksverteidiger und der Trainer warnt vor den Adlern: "Gegen die Eintracht haben wir uns in den letzten Jahren immer schwer getan. Letztes Jahr haben wir nur unentschieden gespielt und im Jahr zuvor hat es heftig geregnet, so dass wir nicht nur auf dem Platz von den Frankfurtern nass gemacht wurden. Wir sind gewarnt.“

Die Anfangsphase des Spiels vor 55.800 Zuschauern fasst Heribert Bruchhagen hinterher sehr gut zusammen: “Die Stuttgarter waren viel entschlossener. Sehen Sie sich doch mal unseren Anstoß an: Da nehmen sie uns den Ball nach ein paar Sekunden ohne Foul vom Fuß. Die wollten, die brannten, die sind gleich drauf gegangen. Wir sind hingegen mit Nonchalance ins Spiel gegangen. Unsere Mannschaft wirkte erschreckend müde und matt.“

So sieht es aus. Boka erkämpft sich auf Höhe der Mittellinie das Leder gegen Toski, kann unbedrängt ein paar Meter traben und flankt dann von der linken Seite in den Strafraum. Kyrgiakos will klären, platscht aber bäuchlings zu Boden und fälscht den Ball so ab, dass dieser genau beim nachrückenden Bastürk landet. Ein strammer Schuss in die rechte untere Ecke, Pröll fliegt vergeblich und es steht 1:0 für den VfB (3.).

Die Adler reagieren nicht geschockt, sie reagieren vielmehr überhaupt nicht. Die Schwaben können den Ball nach Belieben laufenlassen, gestört werden sie nicht. Wieder kommt der VfB über die linke Seite. Ochs macht seinen Stellungsfehler gegen Boka durch seinen Antritt wieder wett, lässt sich dann aber wie ein A-Jugendlicher den Ball von Boka wieder abjagen, der sich dazu nicht einmal übermäßig engagieren muss. Ochs setzt nach, aber sein Einsatz kommt zu spät. Boka zieht das Leder von der Torauslinie vor den Kasten von Markus Pröll, Köhler kann im eigenen Strafraum gerade noch vor Hilpert retten, doch die Kugel landet direkt bei Gomez, der völlig freistehend aus acht Metern vorbei an Torhüter Pröll einschiebt. Das 2:0 nach 6 Minuten. Hierzu Kapitän Amanatidis: "0:2 nach sechs Minuten ist indiskutabel, da ist man nicht reif für die Bundesliga." Und Markus Pröll ergänzt: "Das war von Anfang an Murks."

Nach wie vor findet die Eintracht nicht statt. Die mitgereisten Fans, die bereits am Stadion durch schwarze Sichtblenden von den Stuttgarter Anhängern getrennt wurden, wünschen sich diese „Deeskalationsmaßnahme“ der übleren Art nun wieder herbei. Währenddessen bedient Pardo mit einem Flankenwechsel auf Links Boka, der locker zu Bastürk weiterleiten kann. Der flankt hoch in den Strafraum, wo Cacau völlig freistehend aus sechs Metern den Ball an den linken Pfosten köpft (9.). “Der nächste Schwarze war drei Kilometer weg“, kommentiert der Stadionsprecher in der Halbzeit diese Szene, leider hat die anmaßende Imitation eines Pausenclowns damit auch noch recht. Die Abwehr und vor allem Kyrgiakos stehen völlig neben sich und Bruchhagen meint lapidar: "Da hat man ihm die lange Pause angemerkt, das ist nicht unnormal“, während Trainer Funkel an seiner Entscheidung auch nachträglich festhält: "Ich würde es jedes Mal wieder so machen."

Die Adler versuchen nun wenigstens Ruhe ins Spiel zu bringen, doch es gelingt ihnen nicht. Der VfB geht weiterhin sofort energisch auf den ballführenden Spieler der Eintracht und die Adler lassen sich komplett einschüchtern. Hektisch wird der Ball weggeschlagen, ein Aufbau im Mittelfeld findet nicht statt. Die 17. Minute, die Adler im Angriff mit Ochs, dessen Zuspiel zum aufgerückten Russ zu ungenau ist. Ein Schwabe geht dazwischen und dann geht es wieder ganz schnell. Nach einem Mittelfeldgeplänkel passt Cacau zu Gomez, der den Ball kurz in den Lauf von Bastürk leitet. Sein Gegenspieler Spycher schaut tatenlos zu, als der Türke lossprintet, auch Galindo lässt sich überrumpeln und der herauseilende Pröll ist chancenlos, als Bastürk ihn umkurvt und locker zum 3:0 einschiebt (18.). Das 3:0 für den VfB.

Die nächsten Minuten fasst wieder Heribert Bruchhagen zusammen: “Ich hätte mir vorher auch nicht vorstellen können, dass wir in der ersten Hälfte so an die Wand gespielt werden. In der ersten halben Stunde glich unsere Abwehr ja einem Hühnerhaufen.“ So sieht es aus, Mario Gomez kann sich nach 30. Minuten locker gegen Spycher durchsetzen und eine Flanke in die Mitte schlagen. Der verunglückte Ball rollt in die Mitte, aber kein Frankfurter kommt ran, wohl aber Hilpert, der aus dreizehn Metern die Kugel knapp über das Tor von Pröll jagt.

Dann die 33. Spielminute, es gibt nach einem Foul von Hilpert an Fenin Freistoß für die Eintracht. Toski flankt aus zwanzig Metern in den Strafraum, aber nur da Silva kommt an das Leder, setzt es aber knapp an seinem eigenen Tor vorbei. Immerhin, diese Aktion war die erste nennenswerte Chance für die Adler.

Zwei Minuten später sind die Schwaben wieder im Angriff, Pardo verlängert über die Frankfurter Abwehr auf Gomez, der den Ball mit der Schulter stoppt und das Leder ins lange Eck haut. Doch Schiedsrichter Dr. Merk hat bei seiner Abschiedstournee Mitleid mit den Adlern und wertet die Ballannahme als Handspiel (35.). Nur eine Minute später wird es schon wieder gefährlich. Boka flankt unbedrängt hoch in den Strafraum, Hilpert kann von der Fünfmeterlinie freistehend köpfen, verfehlt aber zum Glück für Torhüter Pröll den Kasten.

Die Schwaben denken gar nicht daran, einen Gang runter zu schalten und kombinieren weiter in der Hälfte der Adler nach Lust und Laune. So auch in der Nachspielzeit der ersten Hälfte, es gibt Freistoß auf Höhe der rechten Eckfahne durch da Silva. Er flankt in den Strafraum, Gomez steigt hoch und trifft das Leder mit dem Kopf, aber Pröll kann mit einem tollen Fußreflex klären.

Es geht mit einem 0:3 in die Halbzeit, aber Erholung ist für die mitgereisten 5.000 Eintrachtfans nicht angesagt, denn auf den Videotafeln werden nicht nur die Szenen der ersten Hälfte mit einem höhnischen Kommentar gezeigt, nein, zu allem Überfluss dürfen kleine Mädchen ungeniert Frankfurter Schals aus Pappe zerreißen und dümmliche Lieder über eine beliebte Würstchensorte trällern. Peinlich wie das Spiel der Adler, diesmal aber nur für die Schwaben. Ruhiger war es wohl in der Kabine der Adler, "Ich habe in der Halbzeit ein paar Sätze gesagt und bin dann aus der Kabine gegangen", berichtet der enttäuschte Funkel später. Da sich Marco Russ in der ersten Halbzeit einen Fußzeh gebrochen hat, wird in der zweiten Halbzeit Inamoto spielen. Für den nicht sichtbaren Fenin soll Mahdavikia nun für ein paar positive Akzente sorgen.

Doch das Spiel geht weiter, wie es begonnen hat: Die Schwaben sind zu schnell für die Adler und spielen die Gäste fast nach Belieben aus. Bastürk spielt in der Mitte auf da Silva, der das Leder einfach einmal in den Lauf von Cacau spielt. Der Brasilianer hat alle Zeit der Welt, sich den Ball zurechtzulegen und dann zieht er aus 25 Metern ab. Pröll fliegt in die rechte Ecke, doch zu spät, der wuchtige Ball zappelt bereits im Netz. Das 4:0 für den VfB Stuttgart (47.).

Kurz darauf ist wieder der Brasilianer am Ball und spielt Gomez auf der rechten Seite frei. Gomez zieht in den Strafraum, verzieht aber beim Abschluss (49.). Danach startet die “Welle“ durch das Stadion, an der sich auch die Frankfurter Fans beteiligen. “Oh wie ist es schön“ schallt es aus der Gästekurve - wenn es denn unbedingt eine Demütigung für wehrlose Adler sein muss, dann kann man sich auch gleich selbst verhöhnen. Erwünscht sind die Eintrachtfans sowieso nur als zahlende Statisten im Stadion: “Kein Zutritt zum Cannstädter Wasen aus Sicherheitsgründen“ flimmert es von den Videotafeln. Wenigstens besteht kein Leinenzwang und das Singen ist gestattet.

Die Stuttgarter spielen dankenswerterweise nun nur noch mit angezogener Handbremse, so dass die Adler es tatsächlich in die Hälfte der Stuttgarter schaffen. Toski flankt von der linken Seite auf den sich freilaufenden Mahdavikia, doch Boka kann in letzter Sekunde klären (52.). Danach geht es weiter mit schönen Gesängen und Sommerfußball bis zur 63. Minute. Dann können Toski und Amanatidis im Mittelfeld unbedrängt einen doppelten Doppelpass spielen, der Kapitän läuft von halblinks in den Strafraum und überwindet mit einem schönen Heber Torhüter Schäfer. Es steht 4:1 (63.).

Man könnte noch erwähnen, dass Köhler nach feiner Flanke von Mahdavikia zu einer guten Kopfballchance kommt oder dass Marcia und Hilpert weitere Gelegenheiten für Stuttgart haben. Oder dass die Frankfurter Fans bis zum bitteren Ende weiter sehr schön und laut singen. Lohnt sich aber nicht. Das Spiel endet 4:1 für den VfB Stuttgart. Die Adler sind mit diesem Ergebnis noch gut bedient.

Stimmen zum Spiel

Heribert Bruchhagen: "Die Spieler können froh sein, dass sie bei so einem tollen Verein wie Eintracht Frankfurt spielen. Sie glauben doch nicht, dass es für unsere Spieler Angebote von anderen Klubs gibt, Bayern München, da lach' ich mich tot"

Friedhelm Funkel: “Wir sind nur Mittelmaß. Das hat man heute gesehen. Einigen Spielern sind die Lobes-Hymnen vielleicht zu Kopf gestiegen.“ (tr)

 

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