Eintracht Frankfurt - 1. FC Nürnberg

Bundesliga 2007/2008 - 27. Spieltag

1:3 (1:1)

Termin: Samstag 05.04.2008, 15:30 Uhr
Zuschauer: 51.500
Schiedsrichter: Peter Gagelmann (Bremen)
Tore: 1:0 Michael Fink (3.), 1:1 Angelos Charisteas (18.), 1:2 Robert Vittek (49.), 1:3 Zvjezdan Misimovic (83.)

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Eintracht Frankfurt 1. FC Nürnberg

 


  • Jaromir Blazek
  • Jan Kristiansen
  • Jacques Abardonado
  • Matthew Spiranovic
  • Horacio Javier Pinola
  • Zvjezdan Misimovic
  • Tomás Galásek
  • Peer Kluge
  • Ivan Saenko
  • Angelos Charisteas
  • Robert Vittek

 

Wechsel Wechsel
  • Marek Mintál für Ivan Saenko (70.)
  • Glauber für Robert Vittek (81.)
Trainer Trainer
  • Thomas von Heesen

 

Oka, der „Leo“ und die Böller

„Wenn wir so spielen wie gegen die Bayern, sind wir schwer zu schlagen“, sagt Zvjezdan Misimovic, Mittelfeldspieler des Tabellenschlusslichtes aus Nürnberg, das bereits 14mal in dieser Saison verloren hat. Trainer Funkel ist denn auch ein wenig amüsiert: “Dann müssten sie eigentlich Deutscher Meister werden. Diese Saison wird es wohl nicht mehr reichen“, relativiert jedoch sogleich: “die Nürnberger sind für mich kein Tabellenletzter. Sie sind von der Eigendynamik des Misserfolgs überrollt worden. Irgendwann wird der Knoten platzen, hoffentlich nicht gegen uns.“ Wachsamkeit ist heute angesagt, denn trotz der Siege aus den letzten drei Spielen hat man in der Hinrunde nach einer extrem schlechten zweiten Halbzeit mit 1:5 in Nürnberg verloren und auch das 0:4 aus dem DFB-Pokalhalbfinale im April ist unvergessen. "Diese Ergebnisse haben alle Spieler im Hinterkopf und das ist gut so“, sagt Christoph Spycher.

Wachsam müssen heute alle in der Abwehr sein, denn Friedhelm Funkel muss seine Innenverteidigung komplett umstellen, da Galindo mit einer Oberschenkelzerrung und Kyrgiakos nach seinem erneuten Nasenbeinbruch fehlen. So rückt Marco Russ wieder in die Abwehrkette und Aleksandar Vasoski feiert sein Comeback. Zuletzt hatte der Mazedonier am 15.09.2007 beim 2:1-Sieg gegen den HSV gespielt, bevor er aufgrund eines Sehnenrisses im rechten Oberschenkel über sechs Monate pausieren musste. Eine Überraschung gibt es im Mittelfeld, denn neben Fink spielt heute nicht Inamoto, sondern Caio darf zum ersten Mal von Beginn an neben Köhler und Weissenberger ran. “Caio hatte im Training gute Ansätze gezeigt, da wollte ich sehen, wie weit er ist, wenn er von Anfang an spielt“, sagt Funkel und erfüllt dem 21jährigen Brasilianer seinen Wunsch: „Ich will spielen, spielen, spielen.“

Nicht nur spielen, sondern endlich auch einmal siegen will Thomas von Heesen, denn in den neun Spielen, die er nun Clubcoach ist, gab es noch kein derartiges Erfolgserlebnis. Den Grund hierfür hat der Trainer ausgemacht: “Wir müssen mehr Tore machen.“ Das kann Jan Koller heute jedoch vorerst nicht, denn das Vorbild seines Landsmannes Martin Fenin sitzt nur auf der Bank. Für den Tschechen, der wie Fenin in der Winterpause geholt wurde, spielt heute Europameister Charisteas. Zudem spielen im Vergleich zum 1:1 gegen die Bayern heute Spiranovic und Kluge für die gelbgesperrten Wolf und Engelhardt.

Ein ausverkauftes Waldstadion, prächtige Stimmung unter dem geschlossenen Stadiondach - alle Voraussetzungen für ein gutes Spiel sind da und es geht auch gleich zur Sache. In der ersten Spielminute gibt es schon den ersten Aufreger: Charisteas bedient auf der linken Seite Saenko, der sich ein Laufduell mit Ochs liefert. Paddy will den Ball weggrätschen, trifft aber nur die Beine des Russen, so dass Schiedsrichter Gagelmann bereits beim ersten Foul die Gelbe Karte zückt. Nun aber ist die Eintracht am Drücker und will die Führung nach Gelben Karten auch auf Tore ausdehnen.

Es gibt Einwurf von der linken Seite, den Spycher auf Amanatidis wirft. Der Kapitän bedient Fenin auf der linken Seite, der gefoult wird, aber der Ball bleibt im Spiel. Amanatidis erkämpft sich das Leder, spielt Abardonado aus und flankt wunderbar in die Mitte zum plötzlich freistehenden Fink. Mit der Innenseite nimmt Fink den Ball direkt und schießt ihn aus 14 Metern ins linke Toreck. Das 1:0 für die Eintracht (3.), ein tolles Tor!

Nürnberg scheint geschockt, doch wie sollen die Clubberer auch in das Spiel finden? Bereits in der eigenen Hälfte werden sie von den Adlern bedrängt, immer ist mindestens ein Frankfurter am ballführenden Mann. Und wenn sie an das Leder kommen, dann ist die Eintracht schnell im Kontern. So in der 8. Spielminute, die Adler kommen auf der rechten Seite über Caio, der jedoch das Leder verliert. Aber Fink hat aufgepasst und spielt den weggeschlagenen Ball direkt in den Lauf von Fenin, der aus gut 11 Metern bedrängt von Pinola leider nur das Außennetz trifft. Kurz darauf ist es erneut Fenin, der sich den Ball in der Hälfte der Nürnberger erkämpft. Der 20jährige Tscheche spielt zu Amanatidis, der am rechten Strafraumrand von Pinola gestört wird. Der Ball wird rausgeschlagen doch da kommt Ochs und haut aus 25 Metern flach drauf, aber Torhüter Blazek kann das Leder festhalten (9.).

Nach wie vor ist nur die Eintracht am Drücker, doch die schläfrigen Nürnberger werden unsanft geweckt. Ein erster Böller explodiert lautstark im Fluchtweg zwischen Gästestehblock und Gegentribüne, ein riesiges Pfeifkonzert der Frankfurter Fans ist die Folge und der Club kommt über links. Fink verlängert unglücklich einen Pass von Misimovic, so dass Pinola an das Leder kommt. Der Argentinier läuft von der linken Seite in den Strafraum und passt flach zurück auf Saenko, der das Leder aus 15 Metern haarscharf neben den rechten Pfosten setzt (17.).

Nürnberg bleibt am Ball, aber Ochs setzt sich durch und bedient prima Caio, der nach vorne sprintet, die Adler rücken sofort mit auf. Doch der junge Brasilianer legt sich das Leder viel zu weit vor, so dass es postwendend wieder auf die linke Seite zu Vittek kommt, der Misimovic auf der Außenbahn bedient. Mit zwei Schlenzern spielt Misimovic Fink schwindelig und passt vom linken Strafraumeck flach in die Mitte auf Charisteas. Der Grieche hat sich hinter dem Rücken von Vasoski einen Schritt nach vorne geschlichen und kann den Ball aus 3 Metern einnetzen. Der 1:1-Ausgleich in der 18. Spielminute.

Kurz darauf explodiert erneut ein Böller im Gästebereich, Schiedsrichter Gagelmann zitiert die Kapitäne zu sich und dann geht es weiter mit einem von beiden Seiten offen geführten Spiel. Die 28. Minute, wieder knallt es mächtig und nach einem Foul an Caio fliegt plötzlich ein Bengalo auf das Spielfeld und brennt am rechten Spielfeldrand. Schiedsrichter Gagelmann unterbricht das Spiel sofort, und während Torhüter Blazek seinen „Fans“ den Vogel zeigt, verlassen die Spieler den Platz. Ein gellendes Pfeifkonzert im Waldstadion, während der Nürnberger Block sich selbst feiert. Diskussionen am Spielfeldrand und schließlich wendet sich Club-Chef Roth an die pogende Menge im Fanblock: "Ihr schadet mit eurem Verhalten dem Verein und der Mannschaft. Lasst das mit den Feuerwerkskörpern, sonst wird der Block geräumt und ihr könnt alle nach Hause gehen." Nach knapp 20 Minuten kommen die Spieler wieder auf den Platz und Schiedsrichter Gagelmann betont: “Wird noch ein Feuerwerkskörper auf das Spielfeld geschossen, wird die Partie sofort abgebrochen.“ Soviel vorweg, nun bleibt es ruhig im Gästeblock, der der gesamten Fanszene einen Bärendienst erwiesen hat. Und auch das DFB-Sportgericht reagiert und verurteilt drei Tage später die Eintracht als „Hausherr“ zu einer Strafe von 25.000 Euro, der Club muss 50.000 Euro bezahlen und wird verwarnt.

Zunächst ist es die Eintracht, die nach Wiederanpfiff durch Amanatidis (33.) und Caio (35.) zu kleineren Chancen kommt, während jeder Ballkontakt der Clubberer von einem gellenden Pfeifkonzert begleitet wird. Dann die 36. Minute, noch in der eigenen Hälfte schlägt Ochs einen langen wunderbaren Diagonalpass in den Nürnberger Strafraum genau zu Fink. Der nimmt den Ball prima an und schießt aus halbrechter Position vorbei am herausstürmenden Torhüter Blazek. Die Kugel rollt genau auf das Eckige zu, doch da kommt Pinola und kratzt das Leder in allerletzter Sekunde von der Linie.

Danach gibt es erneut eine Unterbrechung, doch diesmal ist es nur die Halbzeitpause, in der Trainer Funkel reagiert. Zur zweiten Halbzeit kommt Faton Toski für Caio ins Spiel, denn, so Funkel: “Auf vielfachen Wunsch ist die Offensiv-Variante gewählt worden“, aber “das hat nicht so hingehauen, wie ich es mir vorgestellt habe."

Gar nicht hingehauen hat auch der Rückpass von Toski auf Ochs in der 48. Minute, der Paddy in Bedrängnis bringt. Aber trotz eines Trittes von Charisteas an der Torauslinie kann er den Ball klären und regt sich mächtig auf, denn Schiedsrichter Gagelmann entscheidet nicht auf Foul, sondern auf Ecke. Ochs will diese erst mit dem Kopf klären, zieht aber in letzter Sekunde den Kopf ein. Torhüter Nikolov, der direkt hinter ihm steht, kann das Leder nicht festhalten und lässt es nach vorne abprallen. Ein großes Gewühl im Strafraum und plötzlich kommt der Ball irgendwie zu Vittek, der ihn trocken ins Netz hämmert. Das 2:1 für Nürnberg (49.). "Oka schreit Leo, Ochs zieht deshalb den Kopf ein", schildert Fink die Szene und Trainer Funkel ergänzt: “Ein vermeidbares Tor.“

Es ist nun ein offenes Spiel, die Eintracht will mit Gewalt den Ausgleich erzielen, aber auch Nürnberg versteckt sich nicht. Man sieht es den Clubberern an, sie wollen den Sieg unbedingt und einer ragt heraus: Misimovic, der immer wieder gefährliche Pässe in den Rücken der weit aufgerückten Adlerabwehr spielt und weite Weg geht. Die 62. Minute, Köhler verliert leichtfertig am Mittelkreis das Leder und plötzlich startet Charisteas Richtung Strafraum. Gut, dass Russ und Vasoski hellwach sind und den Durchmarsch des Griechen stoppen können. Dann der direkte Gegenzug, es gibt Ecke für die Eintracht von der linken Seite. Fink führt aus, der Ball wird geklärt, doch Köhler kommt ran und kann zurück auf Fink passen. Wieder eine Flanke in den Strafraum, Russ kommt aus fünf Metern frei zum Kopfball und trifft? Nein, Torhüter Blazek kann mit einem Reflex klären. Amanatidis drückt den abprallenden Ball ins Netz, doch der Linienrichter hat die Fahne schnell oben. Der Kapitän stand bei der Flanke im passiven Abseits, durch seinen vermeintlichen Treffer wurde es zum aktiven Abseits (63.). Was für eine Regel! Trainer Funkel ärgert sich mehr über den Kopfball von Russ: "Der muss drin sein, dann spielen wir 2:2 und alles ist in Ordnung."

Die Eintracht greift weiter wütend an und nicht nur Spycher hält es schon lange nicht mehr auf seiner Position, die Lücken im Mittelfeld werden immer größer. In der 68. Minute kommt auch noch Mantzios dazu, der Weissenberger ersetzt, Amanatidis rückt nun mehr auf den linken Flügel. Nur zwei Minuten später flankt Spycher nach einem schönen Doppelpass mit dem Kapitän in den Strafraum, Mantzios setzt sich im Fünfmeterraum gegen Spiranovic und Pinola durch, doch er köpft das Leder über das Tor.

Die Adler drücken weiter, aber Misimovic kommt in der eigenen Hälfte an das Leder und schickt mit einem 30-Meter-Pass Mintal auf die Reise. Ochs versucht ihn auf der halblinken Seite zu bedrängen, aber das für Saenko gekommene “Phantom“ setzt sich durch und knallt das Leder aus knapp 20 Metern an die Latte (72.). Fünf Minuten später gibt es Ecke für die Eintracht. Doch der Ball wird abgefangen und erneut ist es Misimovic, der sich im Zweikampf mit Toski und Köhler durchsetzt und Charisteas in Szene setzt. Der Grieche geht vorbei an Ochs, wird bedrängt von Russ und legt sich das Leder ein wenig zu weit vor. Gut für Nikolov, denn der Torhüter reagiert schnell und schnappt sich den Ball.

Die Zeit verrinnt und die Adler rennen weiter an, doch meist wird das Leder nur nach vorne geschlagen, eine leichte Beute für die Clubabwehr. Diesmal ist es Galasek, der klären kann und auf der rechten Außenbahn Mintal schickt, während in der Mitte Misimovic in Richtung Strafraum spurtet. Mintal wird von Ochs bedrängt, kann aber flanken und Misimovic hat keine Mühe, den Ball aus sieben Metern gegen die Laufrichtung von Nikolov im Netz zu versenken. Das 3:1 für Nürnberg (83.).

Danach geben sich die Adler geschlagen, die Nürnberger haben ihre Fans nun wieder lieb und lassen sich feiern, während es sich die Eintracht auf Platz 8 in der Tabelle bequem macht. Heute wird es keine „Europapokal“-SMS-Nachrichten für Präsident Fischer geben. (tr)

 

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