Eintracht Frankfurt - VfL Bochum

Bundesliga 2007/2008 - 23. Spieltag

1:1 (0:0)

Termin: Samstag 08.03.2008, 15:30 Uhr
Zuschauer: 46.700
Schiedsrichter: Dr. Felix Brych (München)
Tore: 1:0 Faton Toski (49.), 1:1 Mimoun Azaouagh (67.)

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Eintracht Frankfurt VfL Bochum

 


  • Jan Lastuvka
  • Marc Pfertzel
  • Anthar Yahia
  • Marcel Maltritz
  • Philipp Bönig
  • Tomasz Zdebel
  • Daniel Imhof
  • Christoph Dabrowski
  • Shinji Ono
  • Stanislav Sestak
  • Benjamin Auer

 

Wechsel Wechsel
  • Marcin Mieciel für Benjamin Auer (61.)
  • Mimoun Azaouagh für Tomasz Zdebel (61.)
  • Pavel Drsek für Shinji Ono (87.)
Trainer Trainer
  • Marcel Koller

 

Lektion in Regelkunde

„Hilflos im Waldstadion“, lautet die Überschrift zur Vorjahresheimniederlage gegen den VfL Bochum, bei der Trainer Funkel hinterher resümierte, dass sein Team die Pfiffe der Zuschauer verdient hatte. Trotz guter Chancen wurde die Eintracht begünstigt durch individuelle Fehler dreimal ausgekontert und verlor 0:3. Dies soll nicht noch einmal passieren und so mahnt der Trainer bereits vor dem Spiel, das man heute Geduld haben müsse und keinen Hurrafußball erwarten könne: “Das wird kein Spiel für Feinschmecker.“

Kreativkräfte für ein spielerisches Galadiner stehen Funkel heute auch nur sehr eingeschränkt zur Verfügung. Neben den Langzeitverletzten Meier, Vasoski und Preuß fehlen auch Chris, Mahdavikia und Weissenberger verletzungsbedingt. Der brasilianische Hoffnungsträger Caio ist nach eigener Aussage noch nicht soweit, wie es das stets ungeduldige Frankfurter “Umfeld“ gerne hätte, und so wählt Trainer Funkel im Vergleich zur 1:4-Niederlage in Hamburg eine defensivere Aufstellung. Anstelle des zuletzt schwächelnden Köhler soll Marco Russ im Mittelfeld Fink, Inamoto und Toski unterstützen und Patrick Ochs rückt nach seiner Gelbsperre wieder auf die rechte Abwehrseite. Von Anfang an dabei ist heute wieder Ioannis Amanatidis, der nach seiner Operation am kleinen Finger mit einer Manschette an der linken Hand spielt. Für den Kapitän muss Mantzios wieder auf die Ersatzbank.

Nach zuletzt zwei Heimsiegen gegen Hannover und Leverkusen verändert der Trainer des aktuellen Tabellenneunten, Marcel Koller, sein Team nur auf einer Position. Der zuletzt gelbgesperrte Sestak, der bislang 9 Tore schoss und eben so viele Scorerpunkte wie Bayerns Topstürmer Toni hat, rückt für Epallé wieder in den Angriff. Unverändert lässt Koller seine Vierer-Abwehrkette um Yahia und Maltritz, die von den defensiven Mittelfeldspielern Dabrowski, Imhof und Zdebel verstärkt wird.

Von Anfang an entwickelt sich ein sehr intensives Spiel, in dem um jeden Zentimeter des schönen Frankfurter Rasens gekämpft wird. Bochum spielt mit zwei Viererketten, die teilweise schon in der Hälfte der Adler jeden Kombinationsversuch stören. Es gibt zunächst kein Durchkommen für die Eintracht, die ihrerseits sofort dagegen geht, wenn ein Bochumer in Ballbesitz ist. Dann die 9. Minute, nach einem Freistoß am Mittelkreis von Fenin wird der Freistoß von den Bochumern schnell ausgeführt, aber noch schneller abgefangen. Toski spielt den Ball sofort Martin Fenin in den Lauf, der in Richtung Strafraum rennt. Auch Amanatidis hetzt mit, doch Fenin will nach einem Schlenker selbst in den Strafraum. Aber nicht mit Maltritz, der gut aufpasst und den Ball erfolgreich abblockt.

Die 13. Spielminute, verzweifelte Suche nach dem freien Mann, aber diesmal findet Marco Russ ihn. Vom Mittelkreis aus haut er einen schönen Pass in Richtung linkes Strafraumeck direkt in den Lauf von Amanatidis, der den Ball gekonnt mit dem rechten Fuß stoppt, um mit links aus spitzem Winkel drauf zu knallen. Aber Torhüter Jan Lastuvka ist auf der Hut und kann zur Ecke klären. Nach wie vor geht es zu oft durch die Mitte. Diesmal ist es Spycher, der sich mit viel Einsatz durchsetzt, eine kurze Ballstafette vor dem Strafraum über Toski, Fenin und Fink, dann hat der Schweizer endlich den Raum, um vom linken Strafraumeck hoch in den Strafraum zu flanken. Doch Lastuvka ist einen kleinen Schritt schneller als Amanatidis und fängt das Leder (23.).

Weiterhin haben die Bochumer überhaupt keine Lust, eigene Angriffe zu starten. Zu sehr gefallen sie sich in ihrem Abwehrbollwerk, das bislang nicht zu knacken ist. Und über die Außenbahnen läuft bislang nichts Überraschendes, der arme Toski ist mit der Rolle des Ballverteilers und Ideengebers gegen die Betonmischer sichtlich überfordert. "Das war kein schön anzusehendes Spiel. Uns fehlt einfach das Filigrane, um solch ein Bollwerk zu öffnen", resümiert Heribert Bruchhagen dieses Spiel in der ersten halben Stunde. Doch nun wird es lebhafter, Marco Russ spielt Toski schön in den Lauf. Der stoppt den Ball kurz und schießt aus 20 Metern, aber kein Problem für Torhüter Jan Lastuvka (30.).

Drei Minuten später, Galindo ist am Ball, er trabt zur Mittellinie und spielt einen schönen Pass auf Russ, der sich diesmal auf der linken Seite freiläuft. Ein kurzer Schlenzer und dann spielt Russ den Ball flach in den Bochumer Strafraum, genau auf Toski. Der überlupft prima seinen Gegenspieler Maltritz und passt im Fallen quer auf Martin Fenin. Doch der Schuss des zwanzigjährigen Tschechen aus 14 Metern geht knapp am rechten Pfosten vorbei. Die 35. Spielminute, ein weiter Abschlag von Nikolov, Amanatidis kommt an das Leder und nur Fenin, aber dafür 5 Bochumer stehen um den Kapitän herum. Amanatidis wuselt mit dem Leder, bis die anderen Adler endlich nachrücken. Dann ein Pass auf Toski, der das Leder zu Russ auf die rechte Seite weiterleitet. Russ flankt direkt in den Strafraum, aber Amanatidis verpasst das Leder im Grätschen um Manschettenbreite (35.).

Es läuft schon die 43. Minute und Bochum versucht sich tatsächlich einmal mit einem Angriff. Shinji Ono passt auf Marc Pfertzel, der auf der rechten Seite viel Platz hat und einfach mal in den Strafraum flankt. Dabrowski kann köpfen, aber keine Gefahr für Oka Nikolov, der den Ball sicher aufnehmen kann, ohne sich dreckig zu machen. Zeugwart Franco Lionti wird es ihm zur Pause danken.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit starten die Adler überraschend schnell. Ein Angriffsversuch der Bochumer wird von Kyrgiakos gestoppt, der zu Fink köpft. Fink spielt das Leder zu Fenin, der plötzlich auf der linken Seite bedrängt von Maltritz lossprintet. Bereits im Strafraum angekommen, schießt er nicht selbst, wie noch in Hamburg, sondern spielt quer auf den heranrückenden Amanatidis. Doch der Pass landet in seinem Rücken, der Kapitän kommt nicht an das Leder (47.).

Kurz darauf erkämpft sich Amanatidis am Mittelkreis den Ball und spielt quer zu Fenin. Der Tscheche passt auf die rechte Seite zu Ochs, der den Ball schön zu Russ in der Mitte weiterleitet. Mit viel Ruhe und noch mehr Übersicht lässt Russ drei Bochumer auf sich zukommen, während Toski auf der linken Seite startet. Russ legt ihm auf, Toski schaut, sieht das Torhüter Lastuvka sich ihm vor Ehrfurcht entgegenschmeißen will und lupft das Leder aus 16 Metern von der linken Seite ins lange Eck. Das 1:0 für die Eintracht (49.). Toski hinterher ironisch: "Wenn ich das im Training mache, kriege ich eher Ärger.“

Trotz der Führung denken die Bochumer gar nicht daran, offensiver zu spielen. Stoisch reagieren sie mit ihrer Doppelabwehrkette nur auf die Angriffsversuche der Adler, bis es selbst Trainer Koller zu viel wird und er Mieciel und Azaouagh für Auer und Zdebel bringt (61.).

Dann die 67. Minute, Azaouagh spielt von der linken Seite einen hohen Ball vor den Strafraum, Inamoto klärt mit der Brust, doch Schiedsrichter Dr. Brych will ein Handspiel in dieser für die Adler ungefährlichen Situation gesehen haben. Kurze Diskussion, dann legt sich Azaouagh, der in der Jugend zusammen mit Nikolov bei der Eintracht gekickt hatte, den Ball zurecht, während Nikolov am linken Torpfosten seine Viermannmauer nach rechts dirigiert. Ein kurzer Wortwechsel mit dem Schiedsrichter, kein Pfiff und Azaouagh schlenzt den Ball ins rechte Eck, während die Mauer noch den Anweisungen des Torhüters lauscht. Alle schauen entgeistert, doch das Tor zählt, es steht 1:1.

Riesenaufregung auf dem Platz, auf den Rängen und auch auf der Trainerbank. “Wir haben alle gedacht, dass der Schiedsrichter den Ball mit einem Pfiff freigibt. Aber der hat nach einer kurzen Unterredung mit dem Spieler gesagt: Dann schieß doch!“, sagt Amanatidis und Funkel ergänzt: “Erst war es kein Freistoß, weil Inamoto nicht Hand gespielt hat, und dann durfte er den Ball überhaupt nicht freigeben, weil wir unsere Mauer noch nicht gestellt hatten.“ Nur Heribert Bruchhagen gibt Nikolov die Schuld: “Es war sein Fehler, er hätte den Ball im Auge behalten müssen“, worauf der Torhüter erwidert: “Was er gesagt hat, stimmt zwar nicht - aber wenn es von Herrn Bruchhagen kommt, ist es natürlich richtig.“ Stimmt wohl, wie uns die kleine Regelkunde von Schiedsrichter Dr. Brych erläutert: “Meiner Ansicht nach war es ein Handspiel, und deshalb gab es direkten Freistoß. Und der muss nicht freigegeben werden. Der Ball muss nur freigegeben werden, wenn es zuvor eine Verwarnung, etwa eine Gelbe Karte, gab. Oder wenn der Schütze von mir verlangt, dass ich den Abstand der Mauer reguliere.“

Die Stimmung auf den Rängen ist nun am Siedepunkt, der Schiedsrichter und jeder Ballkontakt der Bochumer werden mit einem Pfeifkonzert bedacht. Die Adler greifen wütend an, während Funkel noch immer mit dem vierten Schiedsrichter diskutiert. Doch es läuft noch immer zu viel ideenlos durch die Mitte, Toski, der nun ausgelaugt wirkt, kommentiert seine Leistung so: "Ich bin nicht zufrieden." Doch Funkel hat kein Einsehen, es gibt keinen Wechsel, Caio und Mantzios dürfen weiter ihre Runden am Spielfeldrand drehen, obwohl noch zwanzig Minuten zu spielen sind.

Die 71. Spielminute, Ochs erkämpft sich das Leder, spielt auf Russ, um den Ball sofort wieder zu bekommen. Im Fallen spielt Paddy auf Fenin, der das Leder von der rechten Strafraumseite in die Mitte passt. Amanatidis verpasst, aber Toski haut das Leder aus gut 17 Metern drauf, leider etwas zu hoch. Die Eintracht bleibt am Drücker und acht Bochumer schlagen den Ball nur noch nach vorne. Plötzlich und unerwartet bekommt der eingewechselte Mieciel einen dieser Mondbälle und stürmt auf Nikolov zu, doch Inamoto ist zum Glück schneller und läuft ihm den Ball ab. Der direkte Gegenstoß, das Leder kommt zu Fink, der auf Amanatidis vor dem Strafraum spielt. Der Kapitän passt direkt Fink in den Lauf, der aus halbrechter Position sofort abzieht. Doch leider zu schwach für Torhüter Lastuvka, der parieren kann (77.).

Die 82. Minute, Spycher ist auf der linken Seite am Ball, er passt zu Amanatidis im Mittelfeld, der ihm nach einem schönen Schlenzer wieder in den Lauf spielt. Der Schweizer setzt sich am linken Strafraumeck durch und passt flankt in die Mitte auf Toski. Doch der ist überrascht und trifft das Leder nicht richtig. Schade. Aber die Eintracht bleibt am Drücker. Wieder eine Ecke von rechts durch Fink, Kyrgiakos steigt hoch und knallt mit Dabrowski zusammen, während der Ball rausgeschlagen wird. Dabrowski hält sich den Hinterkopf, doch den Griechen hat es viel schlimmer erwischt. Mit einer Trümmerfraktur des Nasenbeins wird Kyrgiakos ausgewechselt und noch am gleichen Tag operiert. Für den Griechen kommt 2 Minuten später Chaftar ins Spiel.

Doch es bleibt beim 1:1, Bochum hat aus keiner echten Chance einen Treffer erzielt, die Adler haben phasenweise gut, aber keinesfalls clever gespielt, auch wenn Friedhelm Funkel dies anders sieht: „Gespielt haben wir genauso, wie ich es von meinem Team erwartet habe. Wenn man dem Gegner keine einzige Torchance gestattet und selbst drei, vier, fünf klare Möglichkeiten hat, kann man mit dem Ergebnis nicht zufrieden sein." Kein Feinschmeckermenü eben. (tr)

 

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