1. FC Nürnberg - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2007/2008 - 10. Spieltag

5:1 (1:1)

Termin: Samstag, 20.10.2007, 15:30 Uhr
Zuschauer: 45.050
Schiedsrichter: Michael Weiner (Giesen)
Tore: 0:1 Naohiro Takahara (12.), 1:1 Angelos Charisteas (20.), 2:1 Marek Mintal (50.), 3:1 Zvjezdan Misimovic (54., Foulelfmeter), 4:1 Marek Mintal (64.), 5:1 Joshua Kennedy (82.)

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1. FC Nürnberg Eintracht Frankfurt

  • Jaromir Blazek
  • Matthew Spiranovic
  • Michael Beauchamp
  • Tomas Galasek
  • Dominik Reinhardt
  • Peer Kluge
  • Jawhar Mnari
  • Zvjezdan Misimovic
  • Marek Mintal
  • Jan Kristiansen
  • Angelos Charisteas

 


 

Wechsel
  • Glauber für Matthew Spiranovic (16.)
  • Joshua Kennedy für Angelos Charisteas (55.)
  • Ralf Schmidt für Dominik Reinhardt (81.)
Wechsel
Trainer
  • Hans Meyer
Trainer

Tolle Hechte und Totgelachte

Nach der Länderspielpause reist die Eintracht selbstbewusst zum dritten Mal in diesem Jahr nach Nürnberg. Längst verdrängt und laut Trainer Funkel “so weit weg wie die Erde vom Mond“ ist die 0:4-Pokalschlappe vom April. Schließlich haben die Adler als Tabellen-7. bei einem Sieg beim bislang heimschwächsten Team der Liga die Möglichkeit bis auf Platz 3 in der Tabelle zu klettern. Die Franken hingegen müssen unbedingt punkten, um nicht tief im Abstiegssumpf zu versinken.

Gegenüber dem 2:1-Heimsieg gegen Leverkusen gibt es zwei Veränderungen bei der Eintracht. Für den seinen Nasenbeinbruch auskurierenden Christoph Preuß und Michael Thurk, der einen Muskelfaserriss erlitt, spielen heute erstmals zwei Japaner in der Startformation einer Bundesligamannschaft: Junichi Inamoto und Naohiro Takahara.

Auch Nürnberg plagen Personalsorgen. Neben Vittek, Pinola und Saenko fehlen im Vergleich zur 0:3-Niederlage bei den Bayern heute auch Wolf und Jacobsen, die durch Kristiansen und Charisteas ersetzt werden. Routinier Tomas Galasek rückt in die Innenverteidigung.

Beim Anpfiff durch Schiedsrichter Weimer bietet sich ein prächtiges Bild, 45.000 Zuschauer feiern einträchtlich in Schwarz und Rot. Auch beide Teams lassen sich von dem harmonischen Farbbild anstecken und zelebrieren zunächst bedächtigen Sicherheitsfußball. 10 Minuten lang versuchen sowohl die Adler als auch die Franken, den Ball sicher in den eigenen Reihen zu halten.

Doch in der 11. Minute - nach einem vorsichtigen Angriff der Nürnberger - kontert die Eintracht über Streit plötzlich blitzschnell. Streit flankt den Ball flach auf Inamoto, der sofort den sich auf der rechten Außenbahn freilaufenden Amanatidis bedient. Der Kapitän läuft an den Strafraumrand und flankt in die Mitte auf Takahara, Torhüter Blazek rennt hinaus, doch der Japaner behält die Nerven und schiebt das Leder an ihm vorbei ins Netz. Das 1:0 für die Eintracht.

Riesenjubel in der Gästekurve, die schwarz-roten Franken schweigen hingegen betreten, als zum Wiederanpfiff Spiranovic verletzungsbedingt gegen Glauber ausgewechselt wird. Die Stimmung bessert sich auch nicht, als Nürnberg nun offensiver agiert. Die Eintracht steht tief und lauert, aber sie lässt den Clubberen zu viel Freiräume. So kommt Mintal unbedrängt an den Ball und kann das Leder mit einem feinen Drehschuss auf den Kasten von Markus Pröll knallen, doch der Torhüter pariert klasse (15.).

Einige Minuten später gibt es Freistoß für Nürnberg, knapp 30 Meter Torentfernung. Jan Kristiansen zirkelt das Leder über die 5-Mann-Mauer der Adler gegen den rechten Pfosten, der Ball springt zurück in den Strafraum, Russ und Ochs schauen fasziniert zu wie der zwischen ihnen stehende Angelos Charisteas die Einladung annimmt und den Ball flach ins linke Toreck einschiebt. Der 1:1-Ausgleich in der 20. Minute.

Nürnberg bleibt offensiv, doch die Adler halten nun dagegen und kommen auch prompt zu weiteren Chancen durch einen Schlenzer von Streit (26.) und einen Freistoß von Marco Russ, der den Ball aus 30 Metern durch Freund und Feind an den Außenpfosten ballert (27.). Und gleich darauf wird wieder ein Angriff der Franken abgefangen, der Konter läuft über Albert Streit, der Amanatidis prima auf der rechten Seite anspielt. In der Mitte laufen sich Fink und Takahara frei, als der Grieche den Ball in die Mitte passt und Takahara zur erneuten Führung einschießt. Nein, doch nicht! Es waren nur wenige Zentimeter, aber Schiedsrichter Weiner hat in dieser Situation zu Recht auf Abseits entschieden (28.).

Und schon wieder gibt es eine Chance, diesmal aber für Nürnberg. Misimovic kommt von rechts in die Mitte, wird nur halbherzig von Russ angegangen, dann plötzlich ein Schlenzer nach links und der Bosnier hat an der Strafraumlinie viel Platz. Er knallt das Leder scharf auf das Tor, doch Prölls flinken Fingern sei Dank, der Ball landet an der Latte (29.). Warum nur stehen die Adler so tief hinten und lassen den Franken Räume im Mittelfeld, damit diese Sicherheit bekommen? Wenigstens klappt das Spiel nach vorne. Die letzte Chance hat so auch wieder die Eintracht. Streit flankt diesmal von links, Peer Kluge kann abwehren, doch genau auf Michael Fink, der humorlos, aber leider ungenau abzieht. Dann ist Pause.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit beginnt Nürnberg couragiert, doch auch die Eintracht hat sich laut Trainer Funkel vorgenommen, “auf Sieg zu spielen“. Das sieht allerdings auf dem Platz gar nicht danach aus; große Lücken klaffen zwischen der tief stehenden Abwehr und den beiden Sturmspitzen. Streit versucht sich, wie schon zum Ende der ersten Halbzeit, als Solodribbler und Meier ist bislang überhaupt nicht zu sehen. Dafür tritt aber “das Phantom“ der Franken in Erscheinung: Trotz der massiven Abwehr kommt Marek Mintal frei an den Ball und knallt das Leder Volley auf den Kasten von Pröll, doch zum Glück geht der Ball knapp neben das Tor (47.).

Dann die 50. Minute, Zvjezdan Misimovic hat den Ball an der rechten Außenbahn. Der Bosnier flankt hoch und weit in den Frankfurter Strafraum, Charisteas stoppt das Leder mit der Brust, doch Marco Russ kommt an das Leder. Er will ihn wegschlagen, tritt über das Leder und fällt. Markus Pröll eilt raus, springt über Russ, doch Charisteas reagiert schnell und passt den Ball zurück auf Marek Mintal. Diesmal schlägt das „Phantom“ zu und schiebt den Ball ohne Mühe in das verwaiste Tor. 2:1 für Nürnberg (50.).

Die Abwehr der Adler ist nun völlig verunsichert, planlos wird der Ball immer wieder nach vorne gedroschen. Fink und Inamoto, der bislang nur durch viele kleine Fouls auffällt, spielen das Leder quer oder zurück. Aber wie... Michael Fink passt den Ball unbedrängt, dafür aber ungenau, zurück auf Kyrgiakos. Der Grieche will, wie so oft, den Ball nach vorne schlagen, doch darauf lauert der Grieche im Nürnberger Trikot. Es folgt ein Pressschlag mit Charisteas, der mit dem Ball zum linken Strafraumeck sprintet. Markus Pröll kommt aus seinem Kasten und checkt den Griechen ungestüm. Keine Frage, Elfmeter für Nürnberg. Zvjezdan Misimovic schnappt sich das Leder und verwandelt sicher. Es steht 3:1 für Nürnberg (54.).

Kurz darauf kommt Joshua Kennedy für Angelos Charisteas (55.). Trainer Funkel wechselt hingegen nicht, obwohl sich die komplette Ersatzbank warm macht. Diese Suppe müssen die Adler auf dem Platz offensichtlich selbst auslöffeln. Und es gibt viel zu löffeln, die Franken spielen nun wie entfesselt. Nachdem Kennedy bereits in der 60. Minute mit einem Alleingang scheitert, kommt er schon wieder zum Zug. Hackentrick Misimovic auf Kennedy, der auf rechts durchstartet, artig begleitet von Marco Russ, doch wieder verzieht Kennedy knapp (61.).

Noch einmal kann sich die Eintracht befreien und kommt mit Albert Streit über die linke Seite. Der Ball segelt in den Strafraum, Takahara verfehlt, aber Kyrgiakos kann schießen. Das Leder rollt vorbei an Torhüter Blazek, aber Kennedy haut den Ball von der Linie. Der Nachschuss von Alexander Meier ist zu schwach, Jaromir Blazek hat ihn und leitet mit einem weiten Abschlag sofort den Gegenstoß ein. Der Ball kommt auf Marek Mintal, der plötzlich völlig freisteht. Doch das Phantom ist überrascht und passt zurück auf Jan Kristiansen, der zum Glück verzieht (62.).

Die Clubberer sind weiterhin im Vorwärtsgang, diesmal gibt es Ecke von rechts. Misimovic flankt in den Strafraum, Mintal verlängert in den Fünfmeterraum, wo Kyrgiakos hochsteigt und zur Seite klären könnte. Stattdessen köpft er zurück auf Mintal, der sich per Vollspannschuss bedankt und das Leder ins Netz knallt. Es steht 4:1 für Nürnberg (64.).

Nürnberg stürmt weiter, doch weder Misimovic noch Kennedy können ihre Chancen zu Toren machen. Dafür schallen immer mehr Torschreie durch das Frankenstadion; die Eintrachtfans feiern imaginäre Tore durch Yeboah und Bindewald. Der Galgenhumor der Gästekurve beeindruckt die Nürnberger Spieler indes nicht. Ein halbherziger Angriff der Adler wird abgefangen, erneut ist es Zvjezdan Misimovic, der von rechts kommt und auf die linke Seite zum kurz zuvor eingewechselten Ralf Schmidt flankt. Patrick Ochs schaut zu, als der Nürnberger den Ball Volley flach in den Strafraum schlenzt. Kennedy kommt, halbherzig bedrängt von Marco Russ, im Fünfmeterraum an das Leder und haut es mit der Hacke ins Netz. Es steht 5:1 für Nürnberg (82.).

Das war es. Schiedsrichter Weiner pfeift pünktlich ab, mehr wäre auch nicht zu ertragen gewesen. Bereits am Freitag haben die Adler jedoch die Chance auf die bitter nötige Wiedergutmachung: Hannover 96 kommt ins Waldstadion.

Stimmen zum Spiel

Heribert Bruchhagen: "Das war schon erstaunlich, einzelne Spieler haben sich extrem schlecht präsentiert. Wenn die Ergebnisse stimmen, werden die Spieler hochgesungen. Da heißt es, wie toll die Hechte alle sind. Da lachen wir uns tot. Wir müssen höllisch aufpassen, dass die Dinge auf Normalmaß bleiben."

Friedhelm Funkel zur Siegvorgabe in der Halbzeitpause: "Vielleicht war es ein Fehler von mir, diese Marschroute auszugeben. Dieser Schuss ging nach hinten los."

Ioannis Amanatidis: “Wie wir uns geweigert haben, an die Gegner heranzugehen, das war ja Arbeitsverweigerung.“ (tr)

 

 

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