Eintracht Frankfurt - Hamburger SV

Bundesliga 2007/2008 - 5. Spieltag

2:1 (1:0)

Termin: Samstag, 15.09.2007, 15:30 Uhr
Zuschauer: 51.500
Schiedsrichter: Manuel Gräfe (Berlin)
Tore: 1:0 Alexander Meier (8.), 1:1 Rafael van der Vaart (82. Foulelfmeter), 2:1 Alexander Meier (87.)

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt Hamburger SV

 


  • Frank Rost
  • Jerome Boateng
  • Joris Mathijsen
  • Vincent Kompany
  • Thimothee Atouba
  • David Jarolim
  • Nigel de Jong
  • Romeo Castelen
  • Rafael van der Vaart
  • Ivica Olic
  • Mohamed Zidan

 

Wechsel Wechsel
  • Bastian Reinhardt für Vincent Kompany (43.)
  • Maxim Choupo-Moting für Mohamed Zidan (60.)
  • Paolo Guerrero für Ivica Olic (72.)
Trainer Trainer
  • Huub Stevens

Leidenschaftlich, aber nicht habgierig

Erst Hertha, dann Hansa und nun im dritten Heimspiel Hamburg, das – wer hätte dies vor der Saison gedacht? - Spitzenspiel des 5. Spieltages zwischen dem Tabellenvierten und dem Tabellenfünften. Angemessen für diese Partie ist in jedem Fall die Stimmung im ausverkauften Waldstadion, fast 5.000 Hamburger zeigen bei herrlichem Wetter lautstark ihre Farben, die Nord-Westkurve verwandelt sich in ein schwarz-weißes Fahnenmeer, während aus den Lautsprechern zu Ehren von Kyrgiakos, dem Matchwinner der Griechen gegen Norwegen, ein Sirtaki ertönt. Gänsehaut pur schon vor Beginn und das ist gut so.

Ohne Sirtaki laboriert Mannschaftskollege Amanatidis indes an seiner Rippenprellung, für ihn wird heute Michael Thurk stürmen. In der Innenverteidigung steht Vasoski neben Russ und anstelle des in Bremen schwach spielenden Köhler stellt Trainer Funkel heute überraschend Markus Weissenberger auf. Soviel vorab, eine weise Entscheidung.

Auch Huub Stevens nimmt nach dem 1:1 gegen die Bayern drei Änderungen vor. Zidan spielt heute für Guerrero, zudem können der wieder genesene van der Vaart und Kompany auflaufen. Reinhardt und Trochowski müssen dafür auf die Ersatzbank.

Von Beginn an entwickelt sich ein flottes Spiel, die Hamburger verstecken sich nicht in der eigenen Hälfte sondern spielen engagiert nach vorne, immer wieder angetrieben von van der Vaart. Doch weder Inamoto noch den Rest der Adler kann dies sonderlich beeindrucken, im Gegenteil. Albert Streit hat auf Höhe des Mittelkreises den Ball, er schlägt eine weite Flanke zur rechten Seite auf Weissenberger. Der Österreicher fängt das Leder ab, wagt ein Tänzchen mit Atouba und passt überraschend für den Kongolesen zurück auf den heraneilenden Alexander Meier. Der Ex-Hamburger überlegt nicht lang und schießt den Ball flach und staubtrocken in das linke Eck. Tor! 1:0 für die Eintracht (8.).

Die Hamburger sind zunächst geschockt, unmittelbar nach dem Anpfiff kommt der Ball wieder auf die rechte Seite, diesmal ist es Streit, der Atouba vernascht und sofort aus spitzem Winkel schießt. Doch Torhüter Rost kann klären (9.). Nur eine Minute später das gleiche Bild, Streit ist am Ball, hart bedrängt von ..., klar, Atouba, Gerangel an der Seitenlinie, Streit zieht am Hosenbund des Kongolesen, der sich mit einem fiesen Ellenbogencheck in dessen Gesicht bedankt. Schiedsrichter Gräfe hat dies nicht gesehen, ebenso wie sein Assistent, der nur 5 Meter daneben träumt; es gibt Freistoß für Hamburg. Albert Streit zu dieser Situation: "Ich zerre, dafür kann man Gelb geben. Aber die Tätlichkeit von Atouba war Rot." Angeheizt durch zahlreiche Medienberichte vom „Eiergrabscher“ wird diese Szene ein Nachspiel haben, Herr Hilpert und seine DFB-Gralsritter wollen wieder Hüter des Guten spielen. Doch hierzu später mehr.

Nun spielen die Hanseaten wieder Fußball, diesmal über van der Vaart, der präzise auf de Jong flankt. Doch Markus Pröll ist auf der Hut und kann den Kopfball glänzend parieren (13.). Es ist nun ein klasse Spiel mit hohem Tempo, aber sicher stehenden Abwehrreihen. Hervorzuheben bei den Adlern ist Inamoto, der nicht nur van der Vaarts Kreise einzuengen vermag, sondern für eine ruhige Spieleröffnung sorgt. Auch Markus Weissenberger spielt richtig gut; er ist stets in Bewegung, wechselt mit Streit die Seiten und sorgt immer wieder für Unruhe bei den Hanseaten. Lediglich Thurk wirkt etwas verloren auf dem Platz, irgendwie läuft das Spiel bislang an ihm vorbei, doch dafür ist Alex Meier heute umso kämpferischer und präsenter auf dem Platz. Fast jeder Angriff läuft über den 24jährigen.

Nach weiteren guten Chancen für Kyrgiakos (15.) und Romeo Castelen, der in der 25. Minute mit einem Weitschuss an Pröll scheitert, ist wieder Weissenberger nach Flanke von Streit am Ball. Atouba ist nur Zuschauer, als der Österreicher aus halbrechter Position den Ball über Torhüter Rost lupft. Kompany rast zurück, das Leder ist auf dem Weg ins Netz, doch in allerletzter Sekunde kann der Hamburger retten (29.). Schade, das Tor hätte sich Weissenberger wahrlich verdient.

Die Adler sind nun Herr im Haus, Castelan und Olic auf den Außenbahnen sind in guten Händen, von Zidan ist gar nichts zu sehen, Inamoto und Meier dirigieren die sicher spielende Eintracht. Nachdem Kompany in der 43. Minute verletzungsbedingt gegen Reinhardt ausgewechselt wird, ergibt sich dann aber doch noch eine Konterchance für die Hanseaten. Castelan setzt sich in der Mitte schön durch und sprintet in den Strafraum. Doch da kommen die goldenen Schuhe herangerauscht: Mit einer blitzsauberen Grätsche trennt Inamoto den Hamburger in letzter Sekunde vom Ball (45.), es bleibt beim verdienten 1:0 zur Pause.

Die 2. Halbzeit beginnt und diesmal läuft es anders als zuletzt gegen Rostock und Berlin. Die Adler ziehen sich nicht weit in die eigene Hälfte zurück, sondern diktieren weiter das Spiel. Gut so! Die erste Chance über Christoph Spycher. Der Schweizer kann auf der linken Seite fast unbedrängt mit dem Ball sprinten, ein kurzer Haken in die Mitte und dann ein fulminanter Schuss mit rechts aus 18 Metern. Rumms, das Leder kracht gegen den Pfosten, so ein ... Pech (49.).

Danach drängen die Hamburger auf den Ausgleich, doch die Abwehr der Adler steht weiterhin sicher, so dass so etwas ähnliches wie Gefahr nur durch Weitschüsse von Castelan (51./56.) entsteht. Nun reagiert Huub Stevens und bringt mit Choupo-Moting für Zidan einen neuen Stürmer, doch soviel vorweg, auch er wird die Frankfurter Innenverteidigung nicht überlisten können.

Chancen für Hamburg ergeben sich fast nur aus Standardsituationen, so in der 65. Minute, als erst de Jong nach Freistoß von van der Vaart das Tor knapp verfehlt und dann Reinhardt an einer Ecke des Holländers vorbei rauscht (65.). Inzwischen ist Vasoski für Weissenberger in das Spiel gekommen. Für den nächsten Aufreger sorgt mal wieder Atouba. Nach einem Foul an Mahdavikia steigt der Kongolese dem auf dem Boden liegenden Iraner auf die Knöchel. Nun ja, Gräfe und sein Assistent genießen die prächtige Kulisse im Waldstadion (74.).

Es ist schon die 81. Minute, Freistoß für Hamburg durch van der Vaart. Getümmel im Strafraum der Adler, der Ball landet bei Pröll, dann ein Pfiff und wild gestikulierende Frankfurter laufen auf Herrn Gräfe zu. Auch Friedhelm Funkel tobt. Der Schiedsrichter, der zuvor viel Offensichtliches nicht bemerkte, hat tatsächlich ein Zupfen von Kyrgiakos am Trikot von Reinhardt gesehen und gibt Elfmeter. Van der Vaart schnappt sich den Ball, läuft kurz an und knallt das Leder in die rechte Ecke, Markus Pröll kommt nur noch mit den Fingerspitzen dran, es steht 1:1 (82.).

Weiter Aufregung, Christoph Spycher rennt zu Funkel und wechselt ein paar Worte. "Wir bleiben hinten, Trainer", sagt der Schweizer, Funkel nickt nur kurz. Die Adler stürmen weiter, aber nicht kopflos, sondern so, wie es Spycher seinem Trainer versprochen hat.

Es ist schon die 87. Spielminute, Freistoß für die Eintracht durch Albert Streit. Der Ball fliegt über die Mauer, Rost und Atouba können klären, doch der Ball kommt zu Alexander Meier. Eine kurze Drehung, dann drischt Meier den Ball aus 20 Metern Volley auf das Tor. Torhüter Rost reagiert, aber zu spät, das Leder landet im Netz. Tor! 2:1 für die Eintracht, Riesenjubel im Waldstadion, das ist der Wahnsinn! Etwas unaufgeregter als die Fans kommentiert Meier sein Tor nach dem Spiel: “Der Ball kam halt zu mir, ich dachte, es steht 1:1, hältst halt mal den Fuß drauf. Manchmal läuft’s halt, dann wieder nicht.“

Auch die letzte Chance im Spiel hat Meier, doch sein Heber aus 18 Metern landet nur auf dem Tornetz, doch dies interessiert die ihre Adler frenetisch feiernden Fans nicht mehr wirklich. Dann endlich mal ein toller Pfiff von Schiedsrichter Gräfe, das Spiel ist zu aus, der dritte Heimsieg in Folge perfekt. Die Eintracht hat nun 10 Punkte und ist Tabellendritter.


Stimmen zum Spiel

Friedhelm Funkel: “Das Entscheidende war die Leidenschaft, und die war bei uns großartig. Wenn man nicht zu habgierig ist, gewinnt man. Ich wäre aber auch mit dem 1:1 zufrieden gewesen.“

Albert Streit: “Wir waren einfach geiler auf den Sieg.“


Nachtrag

Tatsächlich leitet der DFB am Montag nach Befragung von Schiedsrichter Gräfe, der die Szene zwischen Streit und Atouba nicht gesehen haben will, ein Verfahren gegen beide Spieler ein. Sowohl Friedhelm Funkel: “Es ist ein Witz und nicht nachvollziehbar, dass der DFB gegen Streit ermittelt", als auch Bruchhagen reagieren fassungslos: "Der Schiedsrichter hat in dieser Situation wegen des Fouls von Albert Streit einen Freistoß gepfiffen, also hat er das Vergehen gesehen und geahndet."

Dann wird doch für alle überraschend das Verfahren gegen Albert Streit am Mittwoch eingestellt. Ob es die Drohung von Bruchhagen war, die FIFA einzuschalten, die ehrliche Aussage von Atouba, das Streit nur an seiner Hose gezerrt hatte oder etwa doch ein Anflug von Altersweisheit bei Chefankläger Hilpert? Dies kann nicht geklärt werden. Atouba erhält wegen krass sportwidrigem Verhalten eine Sperre von 4 Spielen. (tr)

 




 

>> Spieldaten <<

 

© text, artwork & code by fg