Werder Bremen - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2007/2008 - 4. Spieltag

2:1 (1:0)

Termin: Samstag, 01.09.2007, 15:30 Uhr
Zuschauer: 40.983
Schiedsrichter: Herbert Fandel (Kyllburg)
Tore: 1:0 Boubacar Sanogo (35.), 2:0 Petri Pasanen (79.), 2:1 Michael Thurk (85.)

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Werder Bremen Eintracht Frankfurt

  • Tim Wiese
  • Petri Pasanen
  • Per Mertesacker
  • Naldo
  • Dusko Tosic
  • Frank Baumann
  • Jurica Vranjes
  • Daniel Jensen
  • Diego
  • Boubacar Sanogo
  • Hugo Almeida

 


 

Wechsel
  • Leon Andreasen für Daniel Jensen 67.)
  • Martin Harnik für Hugo Almeida (73.)
  • Sebastian Boenisch für Dusko Tosic (80.)
Wechsel
Trainer
  • Thomas Schaaf
Trainer

Noch eine Nummer zu groß

Sieben Punkte aus den ersten drei Spielen, Platz 4 in der Tabelle, dennoch ist es unruhig vor dem Spiel gegen Bremen. Die Transferperiode nähert sich dem Ende und es ist ein offenes Geheimnis, dass die Eintracht noch einen Stürmer sucht. Doch die Verhandlungen mit Ante Rukovina, dem 21jährigen Stürmer von Hajduk Split und mit Martin Fenin, dem 20jährigen Talent vom FK Teplice, scheitern in letzter Sekunde an den völlig überzogenen Ablöseforderungen der Vereine. Dementiert wird hingegen die Wechselabsicht von Michael Thurk, für den in dieser Woche ein Angebot von Racing Straßburg vorlag.

So reist die Eintracht ohne neuen Stürmer an die Weser, Friedhelm Funkel stellt die gleiche Mannschaft auf, die zuletzt gegen Rostock mit 1:0 gewann. Somit ist auch für Thurk nur ein Platz auf der Bank neben dem wieder genesenen Takahara frei. Mahdavikia spielt auf der rechten Abwehrseite für den verletzten Ochs, Benjamin Köhler soll neben Streit auf den Außenpositionen für Schwung sorgen.

Bei den Bremern, die sich am Mittwoch mit einem 3:2 bei Dynamo Zagreb für die Champions League qualifizierten, spielt heute der 22jährige Dusko Tosic für den nach Hannover abgewanderten Christian Schulz auf der linken Abwehrseite. Weiterhin fehlen die verletzten Womé, Frings, Borowski und Klasnic. Aber Werder hat Diego und zudem nach der 0:4-Heimpleite gegen die Bayern und der Vorjahresniederlage gegen die Eintracht einiges beim Publikum gut zu machen.

Anpfiff durch den Sportkameraden Fandel, der - wen wundert es? - später noch für Gesprächsstoff sorgen wird. Sofort übernehmen die Bremer das Kommando auf dem Spielfeld, die Eintracht steht tief und sehr geordnet. So ergeben sich in den Anfangsminuten keine Chancen. Inamoto, der Mann mit den goldenen Schuhen, sticht aber bereits bei Beginn aus dem Team der Adler heraus. Früh geht er auf den Ballführenden und gegen den Japaner ist zunächst kein Durchkommen, so dass sich das Spiel der Grünen auf die linke Seite verlagert, immer wieder über den weit aufrückenden Serben Tosic.

So auch in der 17. Minute, Diego schickt Tosic auf der linken Seite, Mahdavikia kommt zu spät und der junge Serbe flankt auf Sanogo, der eben noch hinter dem wie angewurzelt stehenden Vasoski lauerte, aber nun dem Ball energisch entgegen geht. Doch keine Gefahr für Markus Pröll, Sanogo kann den Ball mit dem Kopf nicht mehr drücken und die Kugel geht einen Meter über das Tor.

Nur eine Minute später ist es erneut Almeida auf halblinks, der mit seinem Schuss aus 13 Metern an Pröll scheitert. Es gibt keine Entlastung für die Eintracht in dieser Phase, wieder ein Angriff für die Bremer, diesmal ist es Baumann, der aus knapp 18 Metern abzieht, aber knapp das Tor verfehlt (20.). Auch Almeida macht es mit seinem Kopfball in der 24. Minute zum Glück nicht besser.

Geordnete Angriffe oder Konter der Adler bleiben Mangelware. Man merkt den Bremern das durch den Sieg gegen Zagreb gewachsene Selbstvertrauen an, schnell werden die Räume eng gemacht, der den Ball führende Adler wird sofort angegangen. Zudem hat Köhler heute einen schwarzen Tag, immer wieder dribbelt er sich fest oder verliert die Übersicht, Meier und Streit werden sofort von 1-2 Bremern an der Ballannahme gestört, so dass Amanatidis, der meist von Mertesacker und Naldo bewacht wird, nicht ins Spiel kommen kann. Dann aber die 29. Minute, wieder einmal ist es Inamoto, der sich mit einer schönen Aktion in der Mitte durchsetzt, dann ein langer, flacher Pass nach halbrechts, Amanatidis entwischt seinem Bewacher und schießt. Schade, das Leder geht knapp am langen Eck vorbei ...

Die Bremer zeigen sich nicht beeindruckt und leiten immer wieder über den stets anspielbaren und weder von Fink noch von Inamoto zu stoppenden Diego neue Angriffe ein. Diesmal ist es Sanogo, der vom Brasilianer angespielt wird, doch Pröll kann abwehren, Abschlag für die Eintracht (35.). Pröll schlägt den Ball in die Mitte, genau auf Vranjes, der sofort Diego an der Strafraumgrenze hoch anspielt. Der Brasilianer verlängert mit dem Kopf in den Lauf von Sanogo, Pröll sprintet aus seinem Kasten, Marco Russ rennt auch auf Sanogo zu. Beide Adler zögern einen Tick, nicht aber der Mann von der Elfenbeinküste, der sich mit Hand und Knie den von Russ abprallenden Ball sichert, sich gegen die beiden Adler durchsetzt und schließlich den Ball in das leere Tor einschiebt. 1:0 für Bremen (35.). Markus Pröll später: "Beim ersten Gegentor mache ich einen schlechten Abschlag, das war ein bisschen unglücklich. Auch Feldspieler machen Fehler, aber als Torwart hast du Pech."

Danach ergibt sich nur noch eine Chance für Bremen durch einen Freistoß von Naldo, der jedoch am Tor vorbei geht. Dann ist Halbzeit, Bremen führt verdient. Die Eintracht war bemüht und stand in der Abwehr bis auf diese eine Situation sicher, aber im Spiel nach vorne haben sich die Adler schnell den Schneid von den hellwachen Bremern abkaufen lassen. Und die Klasse eines Diego, der ein Spiel alleine entscheiden kann, hat bei den Adlern noch niemand.

Auch zu Beginn der zweiten Halbzeit das gleiche Bild, Bremen beherrscht zunächst das Geschehen auf dem Platz, ohne sich jedoch selbst Chancen zu erspielen. Dann die 52. Minute, ein Angriffsversuch der Adler wird abgefangen, ein langer Pass in die Mitte, Marco Russ klärt mit dem Kopf, doch das Leder kommt genau zu Almeida. Der zögert nicht lang und sprintet auf das Tor zu, aber Pröll läuft schnell aus seinem Kasten und verhindert Schlimmeres.

Drei Minuten später läuft erneut ein Angriff über die linke Seite durch den sehr offensiven Tosic, der von Mahdavikia zu viele Freiräume erhält. Der junge Serbe flankt hoch in den Strafraum, Almeida köpft, aber das Leder geht zum Glück knapp über die Latte (57.). Kurz danach aber dann doch ein schöner Angriff der Adler über Inamoto, der kurz zuvor nach einem Foul an Diego „Gelb“ gesehen hat. Inamoto spielt auf Streit, Streit setzt sich durch und passt auf Köhler, der frei schießen oder abgeben könnte. Doch Köhler zögert und zaudert, so dass die Bremer den Ball abblocken können (61.).

Wieder ein Angriff über die linke Seite, doch diesmal sind es die Adler. Albert Streit setzt sich auf links durch und passt auf den mitlaufenden Spycher. Der Schweizer flankt den Ball fast von der Torauslinie scharf auf das Tor, aber Tosic kann in höchster Not klären (63.).

Zwei Minuten später wird Köhler erlöst, Trainer Funkel bringt Naohiro Takahara in das Spiel. Es sind nun erstmals zwei Japaner gleichzeitig in einer europäischen Mannschaft auf dem Rasen, doch die Bremer zeigen sich hiervon leider wenig beeindruckt. Trainer Funkel will seine Adler, die nun mit zwei Stürmern spielen, nach vorne peitschen, schreit Meier Anweisungen zu, hat aber seine Rechnung ohne Sportskamerad Fandel gemacht. Gestenreich und mit rotem Kopf rennt der „Unparteiische“ zur Coaching-Zone und ermahnt seinen speziellen Freund heftig (69.). Die Bremer ziehen sich in dieser Phase ein wenig zurück, aber die Adler können kein Kapital daraus schlagen, außer einem schönen Fernschuss durch Fink in der 72. Minute ergeben sich keine Möglichkeiten.

Dann die 78. Spielminute, Bremen im Ballbesitz mit Harnik. Der liefert sich ein Laufduell mit Spycher, das der Schweizer für sich entscheiden kann. Doch da kommt Sportskamerad Fandel und entscheidet auf Freistoß, jedoch nicht für die Eintracht, nein, Spycher soll gefoult haben. Funkel beschreibt diesen Pfiff zutreffend: “Ein Witz!“ Pasanen legt sich den Ball zurecht und knallt das Leder aus über 25 Metern vorbei an der Frankfurter Zweimann-Mauer in den rechten Winkel. 2:0 für Bremen. Markus Pröll sehr kritisch: "An guten Tagen kann ich ihn halten."

Friedhelm Funkel reagiert sofort und bringt mit Michael Thurk für Fink den dritten Stürmer in das Spiel (81.). Eine gute Entscheidung, denn kurz darauf schlägt der noch immer bienenfleißige Inamoto den Ball in den Strafraum, die Bremer Abwehr bekommt den Ball nicht sofort weg. Dann will Vranjes klären und - prima - der Ball landet genau bei Thurk, der den Ball aus 10 Metern in den Kasten knallt. Tor!! Der 2:1-Anschlußtreffer, Erinnerungen an Bielefeld werden wach (85.).

Die Adler versuchen nun alles, um doch noch den Ausgleich zu schaffen, doch Bremen hält weiter dagegen. Es ist schon die 90. Minute, Freistoß für die Eintracht durch Albert Streit, selbst Markus Pröll eilt nach vorne. Streit schießt in den Strafraum, der Ball wird abgewehrt aber da ist Amanatidis, der den Ball aus der Drehung von der rechten Torauslinie hoch und weit in den Bremer Strafraum flankt. Alexander Meier befördert das Leder mit dem Hinterkopf aufs Tor. Takahara springt in den Ball und berührt dabei auch Torhüter Wiese ein bisschen, der jedoch im Abtauchen den Ball mit einem Reflex abwehren kann. Das wäre es doch gewesen. Aber nein, der Pianist aus Kylburg will auch hier ein Foul an Wiese gesehen haben, schließlich sollen nicht nur die Spieler der Bayern, sondern auch wetterfeste Frisuren geschützt werden.

Kurz darauf ist das Spiel zu Ende. Die Eintracht kassiert die erste Niederlage in dieser Saison. Der Champions-League-Teilnehmer hat den Adlern seine Grenzen gezeigt. Die Eintracht bleibt mit 7 Punkten nach dem vierten Spieltag aber weiterhin auf Rang vier und spielt nach der Länderspielpause zu Hause gegen den Hamburger SV.

Stimmen zum Spiel:

Heribert Bruchhagen: "Ich hätte mir mehr Aufwand, mehr Willenskraft nach vorne gewünscht."

Friedhelm Funkel dazu: „Das ist oft leichter gesagt als getan. Auch ich hätte mir im Angriff mehr Durchschlagskraft gewünscht, aber es läuft nicht immer so, wie man es sich vorstellt.“

Funkel über Inamoto: „Er traut sich immer mehr zu, und seine Fähigkeit, Situationen zu antizipieren, ist schon toll. Er gewinnt zudem immer mehr Zweikämpfe und ist geschickt am Ball.“ (tr)

 

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