Eintracht Frankfurt - Hertha
BSC Berlin |
Bundesliga 2007/2008 - 1. Spieltag
1:0 (1:0)
Termin: Samstag, 11.08.2007, 15:30 Uhr
Zuschauer: 45.900
Schiedsrichter: Michael Weiner (Giesen)
Tore: 1:0 Ioannis Amanatidis (31.)
Eintracht Frankfurt | Hertha BSC Berlin |
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Trainer | Trainer
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Auftakt a la Amanatidis
Eine Woche nach dem 4:1-Pokalsieg bei Union Berlin geht es endlich wieder los mit der Bundesliga, diesmal gegen Hertha BSC Berlin, dem Angstgegner der Eintracht. Das letzte Heimspiel der Vorsaison wurde unglücklich mit 1:2 verloren, überhaupt liegt der letzte Heimsieg gegen die Berliner knapp 8 Jahre zurück. Aber in diesem Jahr reist die Hertha zumindest nach Medienberichten angeschlagen ins Waldstadion: 11 Neuzugänge und mit Lucien Favre ein Bundesliga-unerfahrener Trainer, der bereits nach dem Pokalsieg gegen Unterhaching nach neuen Spielern gebettelt und angeblich seinen Rücktritt angeboten hat. Dennoch warnt Friedhelm Funkel vor den Berlinern, die mit Arne Friedrich sowie den Brasilianern Gilberto und Mineiro immerhin drei Nationalspieler in ihren Reihen haben, er sagt aber auch: “Hertha spielt für die Aufstellung der Eintracht keine Rolle. Ich will mich nicht mehr zu sehr nach dem Gegner richten.“ Da Heller, Chris, Galindo und Takahara verletzt, mit Vasoski, Ochs und Kyrgiakos aber drei Verteidiger wieder fit sind, nimmt Funkel im Vergleich zum Pokalsieg zwei Änderungen vor. Ochs spielt anstelle von Preuß auf der rechten Abwehrseite und Kyrgiakos für Chaftar neben Russ in der Innenverteidigung. Der neue Kapitän Ioannis Amanatidis ist die einzige nominelle Sturmspitze, aber mit Mahdavikia, Meier und Streit oder auch Inamoto könnten dies je nach Spielsituation gleich vier Stürmer sein. Union Berlin hat es erlebt. Hertha-Coach Favre stellt seine Mannschaft im Vergleich zur Vorwoche auf drei Positionen um: Schmidt, Gilberto und Müller spielen für Simunic, Mineiro und Lucio. Auch Hertha spielt mit nur einem nominellen Stürmer, der in diesem Fall Pantelic heißt. Nachdem die Eintracht nun noch offiziell das Konzept zur Änderung der Stadionverbotsrichtlinien beim DFB/DFL unterstützt und eine Vielzahl von Stadionverboten aufgehoben wurden, kehren zu Saisonbeginn auch die Ultras Frankfurt zurück ins Waldstadion. Und wie. Mit dem Einlaufen der Mannschaften verwandelt sich die gesamte Nordwestkurve in ein schwarz-rotes Gesamtkunstwerk, in dessen Mitte ein riesiger Adler das Motto ausgibt: “Eintracht - für immer“. Nicht nur Marco Russ ist beeindruckt: „Die Choreografie unserer Fans war gewaltig.“ Unter dem Jubel der knapp 46.000 Zuschauern pfeift der etwas farbenblinde Michael Weiner die Partie an. Die Adler spielen heute in ihren weißen Auswärtstrikots, da sich das rot-schwarze Heimtrikot nicht genug von den blauen Jerseys der Berliner unterscheidet – sagt jedenfalls Schiedsrichter Weiner. Nun denn, von Beginn an präsentieren sich die Adler kämpferisch und scheuen keinen Zweikampf. Nur im Spiel nach vorne merkt man, dass die Mannschaft aufgrund der vielen Verletzten in der Vorbereitung noch nicht eingespielt ist. So dauert es bis zur 14. Minute, bis sich eine Chance für die Eintracht ergibt, durch einen Eckball von der rechten Seite. Albert Streit führt die Ecke so aus, wie es bereits im Vorjahr fünf Mal klappte. Der Ball fliegt hoch in den Strafraum und findet den Kopf von Kyrgiakos, doch diesmal haut der Grieche das Leder knapp über das Tor von Torhüter Drobny, dem Neuzugang vom VfL Bochum. Trotz des Einsatzes der Adler hapert es weiter im Aufbauspiel, Ochs agiert nach vorne oft überhastet und Inamoto merkt man die Umstellungsschwierigkeiten an; er spielt mit viel Einsatz, aber der Blick für den freien Mann fehlt ihm noch. Dann aber die 27. Minute, Albert Streit setzt sich auf der linken Seite durch und flankt in den Strafraum. Wie in Berlin hat sich Meier in den Strafraum geschlichen und kommt aus sechs Metern zum Kopfball, doch das Leder landet leider genau in den Armen von Torhüter Drobny. Kurz darauf wieder ein Angriff der Adler über Streit. Vom linken Strafraumeck aus flankt er den Ball Richtung Tor, Amanatidis ist vor Friedrich mit dem Kopf am Ball und das Leder landet im Netz. Tor! 1:0 für die Eintracht (31.). Hat Amanatidis den Ball überhaupt berührt? Hierzu Albert Streit: “Der Ioannis hat ja so ’ne Lockenpracht, vielleicht gab das den Ausschlag.“ Und der Kapitän: “Ich habe den Ball ganz leicht mit der Stirn berührt.“ Ganz egal, die Adler haben das Spiel fest im Griff, die Herthaner können sich, auch dank der sehr gut spielenden Defensive um Russ und Kyrgiakos sowie dem bislang bärenstarken Spycher keine Chance erspielen. Lediglich ein Fernschuss von Pantelic kurz vor der Pause kann mit Wohlwollen als Chance gewertet werden. Dann ist Halbzeit, die Eintracht hat bislang engagiert gespielt, wenn auch noch nicht alles geklappt hat. Zu Beginn der zweiten Halbzeit zeigen sich die Berliner wesentlich kämpferischer und haben plötzlich mehr vom Spiel, dennoch kommen sie dank der bislang hervorragenden Abwehrarbeit nicht zu Torgelegenheiten. Die Adler reagieren nur noch, kommen aber in der 54. Minute trotzdem zu einer Torchance. Leider verpasst Alexander Meier, der heute wesentlich präsenter auf dem Platz ist als in der letzten Rückrunde, die Flanke von Albert Streit knapp. Kurz darauf wechselt Favre Lucio (57.) und Okoronkwo (63.) für Ebert und Piszczek ein, um den Druck auf die Adler zu erhöhen. Doch den machen sich die Adler am heutigen Tage selbst: Ausgerechnet Kyrgiakos, der bislang sehr stark in der Innenverteidigung spielt, verdaddelt in der eigenen Hälfte leichtfertig einen Ball an Pantelic, der sofort in Richtung Strafraum sprintet. Gut, dass Marco Russ aufgepasst hat und in letzter Sekunde klären kann (67.). Marco Russ später: "Dafür ist der Nebenmann da, deshalb sind wir hinten ja zu zweit." Dann ist wieder die Eintracht am Zug. Albert Streit legt auf der rechten Seite mit der Hacke Mahdavikia auf. Der Iraner flankt schön auf den sich wieder frei laufenden Meier, doch der Kopfball aus spitzem Winkel touchiert nur den Außenpfosten (70.). Das war zweifellos einmal ein guter Angriff über die rechte Seite, aber Mahdavikia hat ebenso wie Inamoto, der in der 68. Minute für Christoph Preuß ausgewechselt wurde, “noch Luft nach oben“ wie Friedhelm Funkel nach dem Spiel anmerkt. Nachdem ein schneller Vorstoß der Berliner unsanft gestoppt wurde, gibt es Freistoß die Hertha aus halbrechter Position. Ausführen wird der eingewechselte Lucio. Der Brasilianer knallt das Leder über die Mauer der Adler in Richtung linkes Toreck, doch Markus Pröll fliegt in die richtige Ecke und kann den Ball über die Latte lenken (72.). Der erste brenzlige Einsatz für den bislang beschäftigungslosen Torhüter der Eintracht. Zwei Minuten später kommt Aleksandar Vasoski, der Mann mit der Plexiglasmaske zum Schutz seiner Nase, für Kyrgiakos (74.) und muss kurz darauf feststellen, dass auch diese nicht vor Ungemach schützt. Nach einem Zusammenprall mit Okoronkwo, der ihn mit dem Ellenbogen erwischt, bleibt der Verteidiger blutüberströmt liegen, kann aber nach kurzer Behandlungspause mit dem Tacker weiterspielen. Hertha hat in dieser zweiten Halbzeit weiterhin mehr vom Spiel, insbesondere Lucio bereitet der Adlerabwehr viel Arbeit, aber die Verteidiger erfüllen ihre Aufgabe gut. Dann die 80. Minute, Meier spielt das Leder auf Amanatidis, der halblinks schnell unterwegs ist, der Kapitän sieht den sich freilaufenden Streit und flankt. Streit kommt freistehend kurz vor dem Strafraum an das Leder, er schießt, aber der Ball geht über das Tor - das wäre es doch gewesen! Albert Streit später: “Ich wollte es besonders schön machen. Ich hätte den Innenrist nehmen sollen, aber das sieht halt nicht so schön aus.“ Kurz
darauf hat auch Mahdavikia noch eine Chance, doch sein Schuss geht einige
Meter neben das Tor (81.). Aber die mangelhafte Chancenverwertung rächt
sich diesmal nicht, nach 90 Minuten pfeift Schiedsrichter Weiner das Spiel
unter dem Jubel der Zuschauer ab. Die Heimpremiere war knapper als nötig,
der Sieg ist hochverdient. Übrigens: Außer der Eintracht hat
an diesem Spieltag lediglich die Millionentruppe aus dem Süden in
ihrem Heimspiel 3 Punkte gewonnen. Stimmen zum Spiel Friedhelm Funkel: “Wir waren in der ersten Halbzeit spielbestimmend, standen hinten sehr gut und erspielten uns vier oder fünf Chancen. Danach waren wir nicht mehr so aggressiv, haben der Hertha zu viele Räume gelassen, und nachdem wir diese Phase mit Glück und Geschick überstanden hatten, haben wir unsere Konter nicht genutzt, weil Konzentration und Cleverness im Abschluss fehlten. Es bleibt noch eine Menge, Menge Arbeit.“ Albert Streit: „Das war verdammt wichtig, wenn wir mit null Punkten nach Bielefeld hätten fahren müssen, dann wäre hier schon die Hölle los gewesen.“ Heribert Bruchhagen: “Wir haben sehr schwerfällig von hinten raus gespielt, es fehlte das Überraschungsmoment.“ (tr)
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