SV Werder Bremen - Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2006/07 - 33. Spieltag

1:2 (1:1)

Termin: Sa 12.05.2007, 15:30 Uhr
Zuschauer: 42.100
Schiedsrichter: Dr. Markus Merk (Otterbach)
Tore: 0:1 Ioannis Amanatidis (14.), 1:1 Aaron Hunt (34.), 1:2 Naldo (69., Eigentor)

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SV Werder Bremen
Eintracht Frankfurt

  • Tim Wiese
  • Clemens Fritz
  • Petri Pasanen
  • Naldo
  • Pierre Womé
  • Frank Baumann
  • Torsten Frings
  • Aaron Hunt
  • Diego
  • Markus Rosenberg
  • Miroslav Klose

 


 

Wechsel
  • Daniel Jensen für Petri Pasanen (56.)
  • Hugo Almeida für Markus Rosenberg (62.)
  • Per Mertesacker für Aaron Hunt (73.)
Wechsel
Trainer
  • Thomas Schaaf
Trainer

Klassenerhalt gesichert – Meisterschaft mitentschieden

Mit einem kleinen Polster von vier Punkten auf den Tabellen-16. Alemannia Aachen, die heute zuhause gegen den VFL Wolfsburg spielen, geht es am 33. Spieltag ausgerechnet nach Bremen zum Tabellendritten, der heute einen großen Schritt Richtung Meisterschaft machen kann.

Das Hinspiel wurde 2:6 verloren und auch in der letzten Saison setzte es trotz des Führungstores von Amanatidis mit 1:4 eine Niederlage. Den letzten Punkterfolg gab es für die Adler fast genau vor acht Jahren. Am 7. Mai1999 gewann das Team des damaligen Trainers Jörg Berger mit 2:1. Alexander Schur und Thomas Sobotzik waren die Torschützen. Dies war der Beginn des unglaublichen Endspurts und des wahnsinnigen Klassenerhalts 1999. Mit diesem Wissen machen sich denn auch mehr als 4.000 Adler auf dem Weg ins regnerische Bremen, um die 11 Adler für das Ziel Klassenerhalt so laut wie möglich zu unterstützen.

Friedhelm Funkel verändert sein Team im Vergleich zum grandiosen 4:0-Sieg gegen Alemannia Aachen auf keiner Position und beginnt zum zweiten Mal hintereinander mit der selben Elf - erstmalig in der laufenden Saison. Der kurzfristig ausgefallene Marcel Heller konnte nicht mit nach Bremen fliegen, so dass auf der Auswechselbank mit Faton Toski nur ein Offensivspieler sitzt. Chaftar, Chris, Russ, Zimmermann und Reinhard komplettierten die Auswechselbank.

Bremens Coach Thomas Schaaf kann nach dem 4:1-Erfolf gegen Hertha BSC Berlin wieder auf die zuletzt gelbgesperrten Naldo und Aaron Hunt zurückgreifen. Frank Baumann rückt aus der Abwehr für Owomoyela ins Mittelfeld.

Mit dem Anpfiff durch Dr. Manfred Merk beginnt Werder bei regnerischem Wetter sofort druckvoll. Die Eintracht zieht sich zurück und steht sicher und resolut. Bereits in der 2. Minute rempelt Benjamin Huggel im Strafraum Diego, hart aber fair, Dr. Merk erkennt dies auch sofort.

Plötzlich brandet in der Werder-Kurve lauter Jubel auf, der VfL Bochum führt 1:0 in Stuttgart (4.). Die Bremer sind beflügelt und spielen weiter druckvoll, während Amanatidis für die Eintracht auf eine Konterchance lauert. Markus Rosenberg taucht nach Pass von Diego gefährlich im Strafraum der Hessen auf, doch der in den letzten Spielen wiedererstarkte Aleksander Vasoski klärt mit beherztem Einsatz. Gut, dass heute Dr. Merk und nicht Herr Fandel pfeift (6.).

Im Mittelfeld tobt weiter der Kampf um das Leder. Dann kommt Albert Streit rechts auf Mittelkreishöhe an den Ball und passt zurück auf Patrick Ochs. Der schaut kurz und schlägt einen wunderbaren 40-Meter-Pass an der Bremer Abwehr vorbei in den Lauf von Ioannis Amanatidis, dessen Bewacher Petri Pasanen keine Chance zum Eingreifen hat. Der Grieche sprintet unwiderstehlich in den Strafraum und auf Torhüter Tim Wiese zu. Ganz cool und gefühlvoll schlenzt Amanatidis den Ball mit dem rechten Außenrist links an Wiese vorbei und das Leder landet im Tor. 1:0 für die Eintracht in der 13. Spielminute!

Riesenjubel bei den mehr als 4.000 Adlern. Aber auch im Vorjahr hatte man ja durch ein Tor von Amanatidis 1:0 geführt, also ist weiter Vorsicht geboten. Bremen ist auch sofort wieder auf dem Weg nach vorne. Sotirios Kyrgiakos fängt das Leder ab, findet jedoch keine Anspielstation. Der Grieche macht kehrt und marschiert zurück in den eigenen Strafraum. Miroslav Klose sieht’s und spritzt dazwischen. Nun hat er den Ball am linken Fünfmetereck und schießt, trifft aber nur das Außennetz. Oka Nikolov hat die Torecke prima zu gemacht (15.).

Fünf Minuten später geht Benjamin Huggel energisch dazwischen, erobert den Ball und flankt das Leder 30 Meter weit in die Hälfte der Bremer, genau in den Lauf von Amanatidis, der ständig in Bewegung ist und die Positionen wechselt. Ioannis Amanatidis ist fast dran, aber Torhüter Tim Wiese kommt mit einem tollkühnen Flugkopfball an der Strafraumgrenze vor dem Griechen an den Ball. Die Kugel landet bei Benjamin Köhler, der überlegt nicht lang und schießt sofort, ein Heber aus 35 Meter. Das Leder fliegt über den geschlagenen Wiese und leider auch knapp am rechten Torpfosten vorbei (20.).

Werder ist pausenlos im Angriff, doch die Frankfurter Abwehr hat alles im Griff. Währenddessen fällt in Bochum erneut ein Tor. Stuttgart gleicht aus und Bremen ist noch mehr im Zugzwang. Bei den direkten Abstiegskonkurrenten der Hessen in Aachen und Mainz steht es dagegen noch 0:0.

Wieder wird ein Ball der Bremer abgefangen. Ioannis Amanatidis kommt an das Leder und wuselt sich auf der linken Seite in Richtung Bremer Strafraum. Der Ball wird abgewehrt, landet aber bei Albert Streit im Mittelfeld. Streit knallt das Leder sofort aus 35 Metern auf das Tor. Der Ball geht nur Zentimeter über die Querlatte, Wiese hätte keine Chance gehabt (28.).

Weiter geht’s, Mainz führt inzwischen 1:0 gegen Gladbach. Aaron Hunt läuft auf der linken Außenbahn und passt auf Markus Rosenberg, der sofort in den Lauf von Hunt zurück legt. Die Adler kommen nicht ran, auch Aleksander Vasoski muss zurück ziehen, nachdem Hunt bereits in den Strafraum läuft. Aaron Hunt schießt und überwindet Oka Nikolov. Es steht 1:1 nach 34 Minuten.

Bremen ist spielbestimmend, die Adler kriegen den Ball kaum mehr aus der eigenen Hälfte. Wieder ein hoher Ball in den Frankfurter Strafraum, Klose köpft den Ball zurück auf Diego, der Torhüter Nikolov ausspielt und schießt. Aleksandar Vasoski hat den Braten gerochen und kann gerade noch vor der Linie klären (38.).

Kurz vor der Halbzeit gibt es Freistoß für die Eintracht von halblinks, 45 Meter Torentfernung. Eine Flanke in den Strafraum? Nein, Albert Streit tritt das Leder scharf auf den Kasten von Torhüter Wiese, der vor der Fünfmeterlinie steht. Wiese rennt zurück, faustet den Ball in höchster Not über die Latte und knallt mit der Schulter gegen den rechten Pfosten. Das tut weh, aber zum Trost schallt ihm ein fröhliches „Wiese ist ne Frau“ von den Frankfurter Rängen entgegen. Wiese erfreut sich dank seines flinken Mittelfingers seit Lauterer Zeiten in Frankfurt großer Beliebtheit. Das wird wohl auch immer so bleiben.

Schiedsrichter Dr. Merk pfeift zur Halbzeit. Im Moment bleibt Schalke trotz der 1:0-Führung von Dortmund Tabellenführer vor Bremen. Bochum führt nämlich mittlerweile 2:1 gegen Stuttgart. Für die Adler sieht es trotz der Mainzer 2:0-Führung gegen Gladbach gut aus, denn in Aachen steht es 0:0, die Eintracht hat also weiterhin vier Punkte Vorsprung auf Platz 16.

Nach Wiederanpfiff beginnt der Meisterschaftsaspirant druckvoll, aber uneffektiv. Die stabile Eintrachtabwehr hat nun wenig Mühe mit den zu durchsichtigen Angriffen von Diego & Co. Erst in der 54. Minute entsteht eine Halbchance für Werder: Thorsten Frings Weitschuss bedeutet aber keine Gefahr für Oka Nikolov (54.). Werder-Trainer Schaaf wechselt aus und bringt Daniel Jensen für Pierre Womé (56.).

Die Eintracht bleibt bei ihren Kontern gefährlicher als der Gastgeber: Albert Streit gibt aus dem Mittelfeld eine Flanke auf Ioannis Amanatidis nach links. Amanatidis sprintet mit dem Ball in Richtung Strafraum, sein Gegenüber Clemens Fritz kann nicht folgen. Ein Schuss von der linken Seite flach in Richtung rechtes Toreck, vorbei an Wiese. Naohiro Takahara grätscht in den Ball und verfehlt denkbar knapp das Leder, der Ball geht knapp am rechten Torpfosten vorbei (57.).

Während in Bochum Stuttgart gerade den Ausgleich erzielt, erhält die Eintracht eine Ecke. Albert Streit flankt in den Strafraum, aber Naldo kann den Ball im Getümmel von der Torlinie klären (62.). Nun kommt Hugo Almeida für Markus Rosenberg, Bremen muss gewinnen, um im Meisterschaftsrennen zu bleiben. Die Angriffe kommen, aber nicht durchdacht, die Eintracht-Abwehr steht und lässt nichts anbrennen. In Aachen fallen innerhalb von 3 Minuten 2 Tore, Aachen führt 2:0 gegen Wolfsburg. Den vorzeitigen Klassenerhalt können die Hessen bei diesem Spielstand in Aachen nur mit einem Sieg in Bremen erreichen. Dennoch entsteht keine Nervosität bei der Eintracht, ganz im Gegenteil.

Wieder ist Ioannis Amanatidis am Ball, er flankt zu Michael Fink, der in aller Ruhe weiter auf Albert Streit in die Mitte passt. Streit flankt auf die rechte Seite, wo Michael Fink inzwischen in Strafraumnähe ist. Fink kommt an den Ball, Naldo und Womé schauen zu, aber nur Tim Wiese kommt ihm entgegen, jedoch nicht konsequent genug. Michael Fink ist an der Torauslinie und passt mit letztem Einsatz flach in den Fünfmeterraum in Richtung des sich frei laufenden Naohiro Takahara. Nur Naldo steht noch zwischen dem Japaner und dem 1:2. Doch Takaharas Atem im Nacken lässt Naldo keine Wahl, er muss nach dem Ball grätschen, obwohl er weiß, dass das nur mit einem Eigentor enden kann. Naldo verhindert so den 12. Saisontreffer Takaharas, aber nicht das 2:1 für die Eintracht. Riesenjubel bei den Adlern auf dem Platz und auf den Rängen, bei den Weiß-Grünen herrscht dagegen Stille (69.).

Bremen rennt nun mit Gewalt gegen die Eintrachtabwehr an. Immer wieder fliegen hohe Bälle in den Frankfurter Strafraum, aber damit oder mit Kick and Rush ist die Adlerabwehr an diesem Tag nicht zu bezwingen. Plötzlich wird es im Stadion noch ruhiger: Stuttgart führt 3:2 gegen Bochum (73.) und Dortmund immer noch 1:0 gegen Schalke. Mainz führt inzwischen 3:0 gegen Gladbach, aber dies ist den Hessen egal: Absteiger unter sich.

Es ist schon die 81. Minute, die Eintracht-Fans feuern die Adler an, Wolfsburg schießt den Anschlusstreffer gegen Aachen und Bremen bleibt kopflos. Wäre da nicht die Angst der Fans vor den letzten Minuten, in denen die Frankfurter in dieser Saison viel zu häufig wichtige Punkte abgegeben haben. Aber heute ist die Angst unbegründet, die Eintracht bleibt konzentriert.

In der 85. Spielminute kommt Faton Toski für Naohiro Takahara, und gibt sein Bundesligadebüt. Gleichzeitig schießt Wolfsburg, das sich mit dem umstrittenen Trainer Augenthaler ebenfalls gegen den Abstieg stemmt, das 2:2 in Aachen. Der Jubel in der Eintrachtkurve wird noch lauter: Nun sind es sechs Punkte Vorsprung auf Platz 16!

Es läuft schon die 89. Spielminute, wieder kommt ein hoher Ball aus der Mitte in den Frankfurter Strafraum geflogen. Naldo gibt weiter auf Miroslav Klose, der sich auf dem Weg in den Fünfmeterraum befindet. Aber Kyrgiakos, Russ und Vasoski klären die Situation gegen den Bremer Mittelstürmer in Eintracht. Lediglich Trainer Schaaf, der Tobende, will hier eine Elfmetersituation gesehen haben – nach seinen Nerven versagen also jetzt auch seine Augen dem Bremer Coach ihren Dienst.

Dann, endlich, der Pfiff von Schiedsrichter Merk, mehr als 8.000 Arme auf den Rängen und 22 auf dem Feld gehen in die Höhe: Es ist vollbracht! Unglaublich. Zur Bestätigung kommt aus den Bremer Lautsprechern: "Wir gratulieren Eintracht Frankfurt zum Klassenerhalt." Das Bremer Stadion leert sich, nur die Gästekurve nicht: Die Eintrachtfans feiern die Mannschaft lang und intensiv für diese tolle Vorstellung und den verdienten Sieg.

Die Eintracht ist nun mit 40 Punkten Tabellen-14. und kann bei einem Sieg im Saisonfinale zuhause gegen Hertha BSC bis auf Platz 9 oder 10 der Abschlusstabelle klettern. Neben Borussia Mönchengladbach sind auch der 1. FSV Mainz 05 und Alemannia Aachen abgestiegen. Der VfB Stuttgart ist neuer Tabellenführer.

Der 12. Mai 2007 - ein schöner Tag für die Eintracht!

Stimmen zum Spiel:

Sportdirektor Klaus Allofs: "Es war ja kein unglücklicher Spielverlauf, wir waren einfach nicht gut genug."
Eintracht-Kapitän Christoph Spycher: "Es war einfach eine tolle Leistung von uns. Nie haben wir in Bremen unser Gleichgewicht verloren. Wir waren immer gut organisiert."
Friedhelm Funkel: "Mehr Tore, mehr Punkte, mehr Auswärtssiege, mehr Zuschauer - ich weiß gar nicht, was die Leute noch alles von uns wollen. Meine Mannschaft hat all das eindrucksvoll bestätigt, was ich mir von ihr erhofft hatte. Man darf nicht schon nach 22 Spieltagen ein Resümee ziehen, sondern man sollte uns einfach in Ruhe arbeiten lassen." (tr)

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