Eintracht Frankfurt - TSV Alemannia Aachen

Bundesliga 2006/07 - 32. Spieltag

4:0 (2:0)

Termin: Sa 05.05.2007, 15:30 Uhr
Zuschauer: 51.500
Schiedsrichter: Knut Kircher (Rottenburg)
Tore: 1:0 Benjamin Huggel (3.), 2:0 Aleksandar Vasoski (30.), 3:0 Naohiro Takahara (57.), 4:0 Benjamin Köhler (80.)

 

 

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Eintracht Frankfurt
TSV Alemannia Aachen

 


  • Kristian Nicht
  • Thomas Stehle
  • Alexander Klitzpera (56.)
  • Nico Herzig
  • Jeffrey Leiwakabessy
  • Matthias Lehmann
  • Matthias Heidrich
  • Sergio Pinto
  • Sascha Rösler
  • Laurentiu-Aurelian Reghecampf
  • Vedad Ibisevic

 

Wechsel
Wechsel
  • Marius Ebbers für Sergio Pinto (46.)
  • Moses Sichone für Laurentiu-Aurelian Reghecampf (46.)
  • Cristian Fiél für Sascha Rösler (72.)
Trainer Trainer
  • Michael Frontzeck

Kantersieg im "Königsspiel" gegen die "Kaiserstädter"

Nun ist es also soweit, nach zuletzt drei Niederlagen in der Bundesliga steht „das wichtigste Spiel des Jahres“ (Heribert Bruchhagen) an. Das Heimspiel gegen den unmittelbaren Tabellennachbarn Alemannia Aachen, die zuletzt fünf Niederlagen in Folge kassierten.

Das Königsspiel bei Königswetter. 50.500 Zuschauer, davon knapp 5.000 Fans aus Aachen, sind nervös, man sieht förmlich all die feuchten Hände vor sich, als die Spieler unter Leitung von Schiedsrichter Knut Kircher das Spielfeld betreten.

Selbst Trainer Friedhelm Funkel greift tief in die Trickkiste und betritt das Waldstadion in einer Trainingsjacke aus schneeweißer Ballonseide, mit der die Eintracht in Zweitliga-Zeiten nie ein Spiel verloren hatte. Der Autor selbst kauft in sinnloser Verzweiflung und in Gedenken an das 5:1 gegen Kaiserslautern zwei neue Schals.

Funkel ändert das Team im Vergleich zu der 0:2-Niederlage in Dortmund auf zwei Positionen. Für Chris, den erneut Rückenprobleme plagen, und den verletzten Markus Weissenberger beginnen Patrick Ochs als rechter Verteidiger und Benjamin Köhler halblinks im Mittelfeld.

Aachens Trainer Michael Frontzeck nimmt nach dem 0:4 gegen Hertha BSC lediglich einen Wechsel an seiner Startformation vor: Matthias Heidrich, der Schlaudraff ersetzt, rückt ins Mittelfeld. Vedad Ibisevic bildet die einzige Sturmspitze der Kaiserstädter. Die von Frontzeck suspendierten Spieler Jan Schlaudraff und Sascha Dum, die auf eigene Kosten nach Frankfurt anreisten, nehmen unterdessen auf der Haupttribüne Platz.

Anpfiff unter der Anfeuerung der 45.000 Frankfurter und der 5.000 Aachener Anhänger, das Stadion gleicht einem Hexenkessel und die Eintracht legt los. Weiter Pass aus der eigenen linken Hälfte von Christoph Spycher auf den sich rechts freilaufenden Albert Streit, 25 Meter vor dem Tor. Streit flankt hoch in Richtung rechtes 5-Meter Eck. Herzog wehrt mit dem Kopf ab, doch der Ball kommt über Patrick Ochs zu Benjamin Huggel. Der Schweizer zieht sofort ab und jagt die Kugel in Richtung linkes unteres Eck, Torhüter Kristian Nicht kann nicht mehr reagieren. Tor für die Eintracht! 1:0 in der 3. Spielminute!

Der Hexenkessel Waldstadion scheint zu explodieren, welch ein Torjubel. Es ist Benjamin Huggels erstes Bundesligator. Heribert Bruchhagen wird später feststellen: „In dieser Sekunde haben wir Nervosität gegen Leidenschaft eingetauscht.“

Der Treffer setzt weitere Kräfte bei Fans und den elf Adlern frei. Die Eintracht spielt weiter entschlossen nach vorne. Einwurf von Ioannis Amanatidis auf Albert Streit, der marschiert sofort Richtung rechtes Torraumeck und schießt - diesmal kann Nicht parieren (5.).

Die Zuschauer sehen die Eintracht weiter im Vorwärtsgang. Erst nach 15. Minuten kommt Aachen das erste Mal in die Nähe des Frankfurter Strafraums. Doch Vedad Ibisevic, vertändelt den Ball mit einem Haken zu viel. Nikolov muss nicht eingreifen (15.).

Dann nimmt Benjamin Köhler aus 25 Metern Maß - das Leder fliegt knapp neben das Tor (21.). In der 23. Spielminute gibt es einen Freistoß für die Eintracht. Streit und Köhler stehen am Ball. Benjamin Köhler schießt aus knapp 25 Metern und Torwart Nicht kann den in die rechte Ecke gezirkelten Ball gerade noch abwehren (23.). Das Waldstadion bebt, jeder schreit „Eintracht“ so laut er kann - eine Wahnsinnsstimmung.

Ein Abschlag von Oka Nikolov findet Albert Streit, der sofort auf Benjamin Köhler spielt. Köhler flankt den Ball Volley auf den Richtung rechtes Strafraumeck sprintenden Ioannis Amanatidis. Amanatidis schießt mit links, Torwart Nicht ist geschlagen, aber der Ball springt an den rechten Pfosten, dann entlang der Torlinie an den linken Pfosten und wieder aus dem Tor heraus. Das darf doch nicht wahr sein - nicht nur Ioannis Amanatidis rauft sich die Haare (26.). Es bleibt beim 1:0 für die Adler.

Nach 30. Minuten ist Patrick Ochs in aussichtsreicher Position, aber Matthias Lehmann foult ihn. Freistoß von der rechten Seite aus knapp 30 Meter Torentfernung. Albert Streit flankt den Ball hoch in den Strafraum. Sotirios Kyrgiakos ist am linken Toreck, aber Aleksandar Vasoski steht am Elfmeterpunkt, springt und trifft den Ball und köpft ihn flach ins linke Toreck. 2:0 für die Eintracht (31.). Der Kopfballheld von Brøndby hat wieder zugeschlagen!

Nur fünf Minuten später, wieder ein Freistoß, wieder von Albert Streit: Der Ball fliegt hoch in den Strafraum der Kaiserstädter, wird geklärt, aber plötzlich hat Ioannis Amanatidis den Ball und zieht fulminant ab. Der Ball fliegt Richtung rechtes Toreck, Torhüter Nicht reckt sich und hält - Wahnsinn (36.).

Die Alemannia kommt bis zur Pause lediglich zu einer Chance, diesmal durch Nico Herzog. Aber noch ist nicht Schluss. Naohiro Takahara führt im Mittelfeld den Ball und flankt auf den rechts aufrückenden Albert Streit. Eine hohe Flanke in den Fünfmeterraum auf Ioannis Amanatidis, Kopfball und der Ball verfehlt das rechte Toreck nur um Zentimeter (44.). Dann pfeift Schiedsrichter Kircher zur Pause. 45.500 Zuschauer sind aus dem Häuschen, die gelbschwarzen Fans sind etwas leiser.

Michael Frontzeck scheint beim Pausentee die richtigen Worte gefunden zu haben. Die Alemannia, bei der nun Marius Ebbers und Moses Sichone für Pinto und Reghecampf auf dem Feld stehen, startet aktiver in den zweiten Durchgang. Freistoß aus knapp 30 Metern in den Frankfurter Strafraum, ein direkter Schuss von Sascha Rösler, aber Oka Nikolov pariert den Ball, Nachschussmöglichkeit für Nico Herzig im Strafraum, aber wieder reagiert Nikolov glänzend (47.).

Verspielt die Eintracht wieder eine Führung? Die Frankfurter Fans peitschen die Adler nach vorne und die spielen wie befohlen: Benjamin Köhler fängt eine Flanke der Kaiserstädter ab und schlägt den Ball 30 Meter weit auf Ioannis Amanatidis. Der spurtet und zieht ab - wieder Zentimeter am rechten Torpfosten vorbei (50.).

Schon wieder erhält die Eintracht einen Freistoß: Christoph Spycher schlägt den Ball gedankenschnell in den Lauf von Naohiro Takahara. Alexander Klitzpera sieht sich im Nachteil, zupft, klammert und kurz vor dem Torschuss befördert er Takahara mit einem Drehwurf gekonnt auf den Rasen. Schiedsrichter Kircher sieht’s, ein Griff in die Hosentasche und Rot für Alexander Klitzpera. Zudem Freistoß aus 25 Metern Entfernung. Albert Streit nimmt Anlauf und zirkelt den Ball Richtung rechtes Toreck, aber Nicht reagiert großartig: Er kommt mit der Hand an den Ball und lenkt ihn an die Latte. Naohiro Takahara reagiert schnell und köpft den zurückspringenden Ball ins Netz. 3:0 für die Eintracht (57.). Die nachfolgenden „Naohiro Takahara lalala lala“-Gesänge sind vermutlich auch in Japan zu hören.

Jetzt spielt nur noch Schwarz-Rot - es wird ein Kampf zwischen dem Ball, Torhüter Nicht und dem Aluminium des Aachener Tores. Patrick Ochs flankt auf Amanatidis in den Strafraum. Der Grieche zieht ab, aber Torwart Nicht kann den Ball an die Latte lenken (69.). Dann flankt Christoph Spycher auf Amanatidis. Diesmal versucht es der Eintracht-Stürmer mit einem schönen Heber über den geschlagenen Nicht. Aber kurz vor der Torlinie kann Sichone mit letztem Einsatz retten (78.).

Immer weiter rollen die Frankfurter Angriffe auf das Gästetor. Der für Naohiro Takahara eingewechselte Marcel Heller passt zu Christoph Spycher an der linken Torauslinie. Spycher setzt sich durch und flankt auf Benjamin Köhler. Der kleingewachsene Köhler macht alles richtig und köpft den Ball aus kurzer Distanz unhaltbar für Torhüter Nicht in den Kasten. 4:0 für die Eintracht (80.). Wie bei Huggel ist es auch Benjamin Köhlers erstes Saisontor.

Spätestens jetzt beginnen die Auflösungserscheinungen bei der Alemannia sowohl auf dem Rasen als auch beim gelb-schwarzen Anhang. Die Eintracht spielt Katz und Maus mit den Kaiserstädtern, begleitet von den frenetischen Anfeuerungsrufen der Zuschauer in Schwarz-Rot.

Schon wieder ist Benjamin Köhler im Strafraum der Aachener. Ein Pass auf Amanatidis, der Grieche flankt zu Michael Fink, ein Schuss aus 20 Metern, aber die Latte rettet. Dann ein Freistoß von Benjamin Köhler, prächtig geschossen. Die Latte – selbstredend – rettet schon wieder für den geschlagenen Torhüter Nicht. Kurz vor Schluss probiert es noch einmal Benjamin Huggel und trifft... Aluminium.

Dann ist Schluss. Karneval in Frankfurt, die Anspannung der letzten Wochen löst sich bei Spielern und Fans. Gerstensaft und Äppler fließen in der Kabine und rund um das Waldstadion. Die Eintracht ist nach 32. Spieltagen Tabellen-13. mit 37 Punkten, vier Punkte vor Aachen auf Platz 16. Der FSV Mainz 05 bleibt Tabellen-17. mit 31. Punkten.

"Wir hätten auch 0:8 oder 0:9 verlieren können, da hätten wir uns nicht beschweren dürfen", analysiert der Aachener Mittelfeldspieler Sascha Rösler zutreffend. Am Ende steht ein Chancenverhältnis von 20:2, die Eintracht hat 31 Torschüsse abgegeben, so viele wie noch nie in diesem Jahrtausend, und allein sechsmal verhinderte das Aluminium einen Treffer für die Frankfurter.

Albert Streit meint nach seinem ersten starken Auftritt in diesem Jahr: "Ich wollte es den Leuten zeigen, die mich als Charakterschwein und Egoist bezeichnet haben." Er habe Funkel in einem "Gespräch unter Männern" sein Wort gegeben, dass er bis zum Saisonende alles geben wird. "Daran halte ich mich. Ein Mann, ein Wort." Dennoch wird der „egoistische Spieler“ (Friedhelm Funkel), die Eintracht wohl zum Saisonende verlassen.

Am nächsten Samstag muss die Eintracht bei Werder Bremen antreten, die beim letzten Sonntagsspiel der Saison 4:1 bei Hertha BSC Berlin gewannen und damit ihre Meisterschaftschancen als Tabellen-3. wahrten. (tr)




 

 

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