Eintracht Frankfurt - VfL Bochum

Bundesliga 2006/07 - 30. Spieltag

0:3 (0:1)

Termin: Sa 21.04.2007, 15:30 Uhr
Zuschauer: 47.962
Schiedsrichter: Babak Rafati (Hannover)
Tore: 0:1 Theofanis Gekas (32.), 0:2 Joel Epalle (58.), 0:3 Joel Epalle (69.)

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Eintracht Frankfurt
VfL Bochum

 


  • Jaroslav Drobny
  • Oliver Schröder
  • Marcel Maltritz
  • Anthar Yahia
  • Heiko Butscher
  • Joel Epalle
  • Christoph Dabrowski
  • Tomasz Zdebel
  • Zvjezdan Misimovic
  • Dennis Grote
  • Theofanis Gekas

 

Wechsel
Wechsel
  • Pavel Drsek für Christoph Dabrowski (87.)
  • Daniel Imhof für Zvjezdan Misimovic (88.)
Trainer Trainer
  • Marcel Koller

Hilflos im Waldstadion

Es ist ein Sommertag im Frühling, dieser 21. April 2007, die ersten Grills zieren die Parkplätze. Ein perfekter Rahmen, um im Abstiegskampf gegen einen Konkurrenten Punkte zu sammeln. Der VfL Bochum, mit 33 Punkten unmittelbar hinter der Eintracht (34 Punkte), ist zu Gast im Waldstadion. Der letzte Sieg der Bochumer bei einem Bundesligaspiel in Frankfurt ist fast 20 Jahre her: Es war ein 0:1 am 7. August 1987. Trotz der letzten 1:3- Heimniederlage gegen Cottbus und der 0:4-Niederlage im Pokalhalbfinale in Nürnberg fiebern knapp 49.000 Zuschauer einen Sieg der Eintracht entgegen.

Gegenüber dem Nürnbergspiel stellt Eintracht-Coach Friedhelm Funkel seine Anfangself auf gleich vier Positionen um: Russ, Köhler, Heller und Thurk finden sich auf der Ersatzbank wieder, während Marko Rehmer, Markus Weissenberger, Alexander Meier und Naohiro Takahara von Beginn spielen. Zum dritten Mal nicht im Kader ist aufgrund mangelnder Trainingsleistungen der suspendierte Albert Streit. Auf mehr Kontinuität setzt VfL-Trainer Marcel Koller: Gegenüber der 1:3-Heimniederlage gegen Hertha BSC ersetzt nur Heiko Butscher den gelb-gesperrten Bönig in der Abwehr.

Nach Anpfiff durch Schiedsrichter Rafati und guter Stimmung im Rund des Waldstadions zeigen sich die Bochumer von Beginn an hellwach und gehen konsequent in jeden Zweikampf. Der Eintracht wird schnell der Schneid abgekauft. Über Kurzpassspiel im Mittelfeld kommen die Adler nicht hinaus: Weder von links durch Benjamin Köhler noch von rechts über Marko Rehmer, der den verletzten Patrick Ochs ersetzen muss, ergeben sich Möglichkeiten für schnelle Spielzüge.

Dann doch die erste Möglichkeit für die Eintracht. Nach Pass von Takahara flankt Markus Weissenberger hoch in das rechte Strafraumeck. Michael Fink nimmt den Ball Volley aus ca. 8 Metern, aber das Leder verfehlt sein Ziel knapp (10.). In der nächsten Szene bekommt Takahara den Ball am Mittelkreis von Meier zugespielt. Ein schneller Antritt und ein Schuss aus knapp 30 Metern, aber auch dieser Schuss geht knapp am Tor vorbei (11.).

Die Frankfurter Spieler wirken dennoch weiter verunsichert, außer dem ständig rochierenden Ioannis Amanatidis, bietet sich kein Spieler an, hilflos wirkendes Kurzpassspiel im Mittelfeld ist die Folge, zudem einige Fehlpässe auf der linken und rechten Außenhälfte. Für manchen Zuschauer ist der Schuldige schnell erkannt, erste Pfiffe gegen Marko Rehmer werden laut.

Überraschend spielt Spycher in der 18. Minute einen Pass auf den nach halblinks gelaufenen Ioannis Amanatidis. Ein schöner Heber in den Bochumer Strafraum auf Alexander Meier, der schießt und der Ball kracht gegen den linken Außenpfosten.

Ausgerechnet der agilste Frankfurter bekommt plötzlich Probleme, fasst sich immer häufiger an den Oberschenkel, dann das frühe Aus. Ioannis Amanatidis muss die Segel wegen Leistenproblemen streichen, für ihn stürmt nun Michael Thurk, dessen Auflaufen von den Pfiffen einiger „kritischer Zuschauer“ begleitet wird (23.).

Das Spiel der Eintracht wirkt auch in der Folgezeit seltsam pomadig. Im Mittelfeld ist kaum Bewegung und das ungepflegte Kurzpassspiel ist Trumpf. Obgleich die Mehrheit der Fans die Mannschaft weiter anfeuert, überträgt sich die seltsame Stimmung auf dem Platz auf die Zuschauer.

In der 32. Minute schickt Jaroslav Drobny den Ball mit einem weiten Abschlag auf die rechte Frankfurter Seite. Benjamin Huggel passt den Ball mangels Anspielstation zurück auf Aleksandar Vasoski. Anstatt zu klären oder den Ball zu sichern, passt Vasoski ohne zu schauen zurück auf Oka Nikolov. Theofanis Gekas aber ist hellwach, er spritzt dazwischen, umspielt Nikolov und schiebt das Leder aus spitzem Winkel zum 0:1 in das verwaiste Frankfurter Tor.

Kurzer Schock, die Frankfurter Fans kämpfen und feuern die Mannschaft an, doch sie werden nicht erhört. Weiterhin wird der Ball im Mittelfeld kurz gepasst. Bochum kommt sogar noch zu einer weiteren Chance, als Grote nach Zuspiel von Gekas vom rechten Strafraumeck aus an Oka Nikolov scheitert (45).

Ein Pfiff von Schiedsrichter Babak Rafati und viele Pfiffe von den Rängen, die erste Halbzeit ist beendet. Friedhelm Funkel später: "Dies war die schlechteste erste Halbzeit, seitdem ich in Frankfurt bin." In der Kabine wird es während der Pause laut und anschließend mit dem Wiederanpfiff auf dem Feld besser. Marcel Heller stürmt jetzt auf der rechten Seite, Benjamin Huggel muss dafür draußen bleiben. Die Eintracht hat nun mehr Zug in Richtung Bochumer Tor und erspielt sich die erste gute Möglichkeit der zweiten Halbzeit: Ecke von links durch Markus Weissenberger in den Strafraum, Sotirios Kyrgiakos steigt hoch und köpft, aber Dabrowski kann den Kopfballaufsetzer parieren (53.). Die 55. Spielminute: Marko Rehmer flankt in den Strafraum genau auf Naohiro Takahara. Der Japaner köpft aus gut 3 Metern, doch Torhüter Drobny pariert klasse.

Kurz darauf erhält die Eintracht die nächste große Möglichkeit zum Ausgleich: Christoph Spycher ist im Mittelfeld am Ball und passt schön auf Markus Weissenberger, der von halbrechts in den Strafraum gestartet ist. Er ist frei und kann schießen, entschließt sich jedoch zu einem Querpass in Richtung lange Torecke. Der ist aber so steil geschossen, dass weder Naohiro Takahara noch Marcel Heller den Ball erreichen können. Der Ball rollt an Freund und Feind vorbei ins Toraus. Nein! Das hätte es sein können, nein müssen. "Den hätte ich mit dem Knie reingemacht", grantelt Trainer Friedhelm Funkel später (58.).

Wenig später ist Marko Rehmer auf Mittelkreishöhe auf der rechten Seite am Ball, doch er vertändelt ihn. Ein schneller Konter des VfL, Heiko Butscher sprintet mit dem Ball in Richtung rechtes Frankfurter Strafraumeck, er sieht Joel Epalle in der Mitte, passt und Epalle trifft mit einem trockenen Flachschuss ins rechte Eck. Unhaltbar war der Ball nicht. 2:0 für Bochum (58.).

Spieler und Zuschauer sind geschockt. Marco Russ ersetzt Marko Rehmer auf der rechten Seite, doch die Eintracht agiert nun völlig hilflos im Mittelfeld, der VfL Bochum macht die Räume noch dichter. Marco Russ unterläuft in der Bochumer Hälfte wieder ein Fehlpass, Epalle kommt vor dem eigenen Strafraum an den Ball, schneller Doppelpass mit Gekas und der Kameruner ist frei vor Torhüter Nikolov. Joel Epalle schlenzt den Ball Richtung linkes Toreck und Nikolov ist chancenlos. Nach 69 Minuten steht es 0:3!

"So was ham wir lange nicht gesehen!" schallt es aus dem Bochumer Block. Sie haben recht. Dennoch verlassen jetzt unglaublich viele Zuschauer das Stadion, andere skandieren „Funkel raus“. Der Rest des Spiels ist auf hessischer Seite Hilflosigkeit pur. Frankfurt erspielt sich ebenso wie Bochum keine nennenswerte Chance mehr. Unter dem Pfeifkonzert der verbliebenen Frankfurter Zuschauer beendet Schiedsrichter Rafati das Spiel.

"In der Regel verteidige ich meine Mannschaft, aber dieses Mal hat sie die Pfiffe verdient", bekundet Friedhelm Funkel. Nach dem 30. Spieltag hat die Eintracht als 14. nur noch einen Punkt Vorsprung auf die Abstiegsplätze. Am nächsten Spieltag geht es nach Dortmund zum Tabellennachbarn.

Stimmen zum Spiel:
Heribert Bruchhagen zum Spiel: "Wir haben eine ganz schwere Niederlage erlitten und müssen jetzt ganz schnell das Ruder herumreißen."

Jörg-Uwe Hahn, (Vorsitzender der hessischen FDP) in einem offenen Brief über Friedhelm Funkel: „Nach der Lektüre der Montagsausgaben von Bild-Zeitung, FAZ und Rundschau fühle ich mich in meiner Analyse bestätigt, dass nun der Zeitpunkt der endgültigen Trennung endgültig gekommen ist."

Nachtrag vom 24.04.2007
Nicht als die Wahrheit (dpa): Jermaine Jones, der noch immer verletzte Mittelfeldspieler der Frankfurter Eintracht, wechselt zum Saisonende ablösefrei zu Schalke 04 und erhält einen Vierjahresvertrag. (tr)

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