Borussia Dortmund- Eintracht Frankfurt

Bundesliga 2005/2006 - 33. Spieltag

1:1 (0:0)

Termin: Sa 06.05.2006, 15:30 Uhr
Zuschauer: 80.000
Schiedsrichter: Florian Meyer (Burgdorf)
Tore: 0:1 Du-Ri Cha (54.), 1:1 Salvatore Gambino (87.)

 

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Borussia Dortmund

Eintracht Frankfurt

 

  • Dennis Gentenaar
  • Philipp Degen
  • Markus Brzenska
  • Christoph Metzelder
  • Dédé
  • Tomas Rosicky
  • Sebastian Kehl
  • Florian Kringe
  • David Odonkor
  • Matthew Amoah
  • Euzebiusz Smolarek

 

 

 

Wechsel
  • Jan Koller für Matthew Amoah (46.)
  • Delron Buckley für David Odonkor (68.)
  • Salvatore Gambino für Euzebiusz Smolarek (77.)
Wechsel
Trainer
  • Bert van Marwijk
Trainer

 

 

Chas Hammer sorgt für den Klassenerhalt

"Wer Lexa ziehen lässt und dem seit Monaten schwächelnden Du-Ri Cha ein Vertragsangebot unterbreitet, setzt das Leistungsprinzip außer Kraft", schreibt eine Frankfurter Tageszeitung und bringt Friedhelm Funkel damit vor dem so wichtigen Auswärtsspiel in Dortmund mächtig in Rage: "Das ist eine Frechheit, bei uns geht es nur nach Leistung. Leistung ist das einzige Kriterium. Außerdem hat die Eintracht Cha kein offizielles Angebot unterbreitet. Wenn überhaupt, dann spielt er bei uns künftig nur als rechter Verteidiger eine Rolle.“ Doch genug geärgert, da der Trainer nun wirklich andere Probleme hat. Denn neben all den Dauerverletzten kann Spycher nach seiner Grippe noch nicht spielen und plötzlich hat auch Lexa Fieber, wird aber spielen können. "Wollen wir mal hoffen, dass sich keiner beim Aussteigen aus dem Bus verletzt", übt sich Friedhelm Funkel in Galgenhumor.

"Wir wollen das selbst regeln, Rechenspiele spielen keine Rolle", ergänzt der Trainer, der unbedingt mindestens einen Punkt aus Dortmund entführen möchte, um den Klassenerhalt unter Dach und Fach zu bringen. Dennoch wird der ein oder andere gespannt die Spielstände der Kaiserslauterer, die gegen die Bayern spielen und dem VfL Wolfsburg, der in Stuttgart antritt, verfolgen. “Natürlich schaue ich mit einem Auge auf die Anzeigetafel, vielleicht helfen uns ja mal die anderen“, meint Ioannis Amanatidis, der heute als einzige Spitze vor den beiden Außen Köhler und Lexa agieren wird. In der Abwehr setzt Trainer Funkel auf eine Viererkette mit Cha, Vasoski, Cimen und Ochs auf links, vor denen Huggel und Russ sowie Meier im zentralen Mittelfeld spielen.

Bereits geschafft hat die Eintracht hingegen das Ziel, das sich Dortmund in dieser Saison des Umbruchs von den teuren Stars hin zu jungen Spielern wie den 17-jährigen Nuri Sahin, Kruska (18) und Kringe (23) gesetzt hat. “Wir wollen im nächsten Jahr international vertreten sein“, erklärt Christian Wörns, der für das heutige Spiel gesperrt ist. Hierfür benötigen sie unbedingt einen Heimsieg, um die Hertha vom wichtigen Platz 6, der für die UI-Cup-Teilnahme berechtigt, zu verdrängen. Ob sie sich von diesem Ziel verabschieden können, haben sie selbst in der Hand, aber Abschied nehmen müssen die Dortmunder bereits heute von Tomas Rosicky, der für Sahin spielt. Er wird den BVB nach 6 Jahren ebenso verlassen wie Jan Koller, der zunächst auf der Bank Platz nimmt. Im Sturm setzt Trainer van Marwijk anstelle von Buckley auf Amoah, der neben Odonkor und Smolarek auf den Außen beginnen wird.

Es ist ein nervöser Beginn vor über 80.000 Zuschauern, darunter fast 5.000 aus Frankfurt. Zwar hat Smolarek bereits nach 50 Sekunden aus 8 Metern eine gute Kopfballmöglichkeit, setzt den Ball aber über die Latte. Danach entwickelt sich ein zähes Spiel im Mittelfeld, Dortmund tut sich sehr schwer gegen die sehr diszipliniert verschiebenden Frankfurter, die ihrerseits bei Ballbesitz ebenfalls nicht viel zustande bringen. Dafür sorgt die Anzeigetafel für erste Aufregung, denn Wolfsburg geht in Stuttgart bereits nach 5 Minuten in Führung. Sechs Minuten später haben die Eintracht-Fans dafür den Torschrei auf den Lippen, doch nach einem Freistoß von Lexa geht der Kopfball von Amanatidis aus sieben Metern knapp neben den linken Pfosten (11.). Nachgeholt wird der Jubel kurz darauf, denn Stuttgart gelingt gegen Wolfsburg der Ausgleich (17.).

Es läuft bereits die 26. Spielminute, Dede zieht im Zusammenspiel mit Smolarek auf der linken Seite an, lässt Cha stehen und flankt scharf in die Mitte. Kringe ist zur Stelle und köpft das Leder ins Netz, doch die Eintracht hat Glück, denn der Linienrichter hat eine vermeintliche Abseitsstellung gesehen. Durchatmen bei den Eintracht-Fans, denn nun trifft auch noch Altintop zur 1:0-Führung für Kaiserslautern gegen die Bayern (26.). Frankfurt zieht sich noch weiter zurück, so dass Dortmund mehr Ballbesitz hat, aber einfach nicht die Lücke in der Abwehr findet. Bis zur 32. Spielminute, als Kehl das Leder über Vasoski genau zu Smolarek schlenzt, der sofort abzieht. Aber Torhüter Nikolov reagiert glänzend und kann parieren (32.).

Die Anspannung ist greifbar bei den Frankfurtern auf dem Rasen und den Rängen, während der BVB auf die Führung drängt. So zieht Rosicky aus 25 Metern scharf ab, der Ball prallt auf, aber wieder ist Nikolov zur Stelle (40.). Dann ist endlich Pause, Zeit zum Verschnaufen. “Die Nervenanspannung war schon groß bei uns, zumal zur Halbzeit ja auch die Ergebnisse in Kaiserslautern und Stuttgart für uns nicht so gut waren“, erzählt Oka Nikolov, während sich bei Dortmund Koller bereit macht, den schwachen Amoah zu ersetzen.

 


Jubel nach dem Ausgleich

Zur zweiten Halbzeit spielt die Eintracht endlich offensiver, so dass Dortmund zunächst zu keinen weiteren Torchancen kommt. Dann die 54. Spielminute, Ochs fängt einen Angriff des BVB ab und schlägt das Leder hoch und weit in die Hälfte der Dortmunder. Auf der linken Außenbahn siegt Amanatidis im Laufduell mit Brzenska, umkurvt den 21-Jährigen und schlenzt den Ball in die Mitte zu Meier, doch Metzelder fegt dazwischen und kann klären. Die Kugel landet im rechten Halbfeld bei Cha, der ihn annimmt, sich kurz vorlegt und aus 28 Metern abzieht. Was für ein Knaller, Torhüter Gentenaar fliegt vergeblich, als die Kugel mit 110 Sachen im linken oberen Winkel einschlägt. Toor! Ist das der Klassenerhalt? Freudestrahlend rennt Cha über den halben Platz in Richtung Trainerbank, wird schließlich von Ochs umgerissen und unter einer Spielertraube begraben. “Das war kein normales Tor, das war sensationell“, freut sich Friedhelm Funkel, während der Torschütze seinen dritten Saisontreffer kommentiert: "Es war ein bisschen weit weg, aber ich hatte freie Schussbahn und nun lache ich heute die ganze Nacht durch."


Patrick Ochs

Dortmund wirkt kurz geschockt und erneut unterläuft Brzenska ein grober Schnitzer, als er die Kugel genau vor die Füße von Amanatidis spielt. Der legt quer auf den völlig freien Köhler, doch Benny lupft die Kugel aus sechs Metern viel zu lässig, so dass sie über den Kasten trudelt (56.). Danach besinnt sich der BVB und kämpft um seine schwindende Chance auf den UI-Cup. Aber es gibt kaum ein Durchkommen, Cha hat Smolarek gut im Griff und Ochs gelingt es, dem schnellen Odonkor völlig den Schneid abzukaufen, so dass van Marwijk nun Buckley für den 22-Jährigen bringt. Währenddessen können die Bayern in Kaiserslautern durch Ottl ausgleichen (68.) und Stuttgart geht gegen Wolfsburg in Führung, so dass die Stimmung im Gästeblock weiter ansteigt. Drei Minuten später gibt es Ecke für den BVB, Buckley kommt an den Ball und zieht ab. Nikolov kann parieren, patscht die Kugel aber genau vor die Füße von Smolarek, der es schafft, sie aus vier Metern gegen die Latte zu knallen (72.). Zum Dank wird er fünf Minuten später gegen Gambino ausgewechselt.

Lautstark feuern die Frankfurter auf den Rängen ihre Eintracht an und plötzlich wird es ohrenbetäubend laut. "Alex Schur, Alex Schuuuur!", hallt es durch das Stadion, als der 34-Jährige sich an der Seitenlinie zur Einwechslung bereit macht. Ein Jahr ist es inzwischen her, als er beim legendären 5:0-Sieg in Aue zuletzt spielte und sich seinen Kreuzbandriss zuzog. Nun ist es soweit. In der 82. Spielminute kommt er für Meier in die Partie, während Dortmund unvermindert auf den Ausgleich drückt.

Bereits dreimal haben sie gewechselt und jetzt spielen sie auch noch in Unterzahl, nachdem Kehl verletzt ausscheiden muss. Aber ihr Einsatz wird belohnt, denn drei Minuten vor Schluss schläft Cha auf der rechten Abwehrseite. Der Ball kommt zu Gambino, der aus 7 Metern abzieht und zum späten Ausgleich trifft, der Dortmund im Kampf um den UI-Cup-Platz jedoch nichts mehr nützt. Nach dem Schlusspfiff sinken neben den Borussen auch die Eintrachtspieler auf den Rasen. Jedoch vor Erschöpfung, bevor sie zu den feiernden Fans in die Nordkurve laufen. “Nie mehr Zweite Liga“, schallt es durch das Stadion. Es ist vollbracht, die Eintracht hat den Klassenerhalt aus eigener Kraft geschafft!

Gefeiert wird auch in Kaiserslautern. Denn die Bayern haben sich durch das 1:1 in Kaiserslautern die 20. Deutsche Meisterschaft gesichert. Die Pfälzer als Tabellensechzehnter müssen nun am letzten Spieltag beim nur einen Punkt vor ihnen stehenden VfL Wolfsburg gewinnen, um dem Abstieg zu entrinnen. (tr)


Stimmen zum Klassenerhalt

Friedhelm Funkel: “Überragend, einzigartig, einmalig. Wenn eine Mannschaft den Klassenerhalt verdient hat, dann ist es Eintracht Frankfurt. Das Team hat ein riesiges Herz gezeigt und sich auch von diversen Rückschlägen nie beirren lassen.“

Heribert Bruchhagen: “Das, was wir uns erhofft haben, ist eingetreten. Natürlich fällt eine Last von uns ab, wir sind sehr erleichtert. Denn wir haben eine große Verantwortung, nicht nur unseren Lizenzspielern gegenüber. Glauben Sie mir, es fällt viel schwerer, eine Sekretärin wegzuschicken als einen Spieler. Aber wir haben den Klassenerhalt verdient geschafft. Der Schlüssel zum Erfolg war, dass es dem Trainer gelungen ist, die individuelle Qualität der jungen Spieler im Laufe der Saison zu verbessern.“

 

 


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