Eintracht Frankfurt - Arminia Bielefeld

DFB-Pokal 2005/2006 - Halbfinale

1:0 (1:0)

Termin: Di 11.04.2006, 20:30 Uhr
Zuschauer: 50.000
Schiedsrichter: Dr. Markus Merk (Otterbach)
Tore: 1:0 Ioannis Amanatidis (16.)

 

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Eintracht Frankfurt Arminia Bielefeld

 

 

 

  • Mathias Hain
  • Bernd Korzynietz
  • Heiko Westermann
  • Petr Gabriel
  • Markus Schuler
  • Rüdiger Kauf
  • Michael Fink
  • Radim Kucera
  • Fatmir Vata
  • Isaac Boakye
  • Ioannis Masmanidis

 

Wechsel Wechsel
  • Roberto Pinto für Michael Fink (46.)
  • Sibusiso Zuma für Ioannis Masmanidis (63.)
  • Radomir Dalovic für Fatmir Vata (76.)
Trainer Trainer
  • Thomas von Heesen

 

 

 

Berlin, wir kommen!

“Alle Verantwortlichen müssen grundsätzlich darüber nachdenken, wie es hier weitergeht. Es muss ein neuer Rasen verlegt werden. Es ist nicht nachzuvollziehen, dass dies zu teuer sein soll, denn ein Abstieg kostet alle Beteiligten viel mehr Geld“, schimpft Friedhelm Funkel beim Blick auf die grünen Reste, die die Footballer der Galaxy am Wochenende übrig gelassen haben. Doch schimpfen ändert nichts, denn die ostwestfälische Woche geht mit dem DFB-Halbfinale gegen Bielefeld weiter, gegen die die Eintracht am Wochenende bereits mit 0:1 verloren hatte. Obwohl es im Abstiegskampf gilt, alle Reserven zu mobilisieren, empfindet der Trainer das Pokalspiel an diesem Dienstag jedoch nicht als störend, im Gegenteil. Bei der Mannschaftssitzung vor dem Spiel kann er seinen Spielern den originalen DFB-Pokal präsentieren und verkündet: “Der Pokal ist eine reine Freude. Man hat nicht oft die Chance, in ein Finale einzuziehen. Vor allem für unsere jungen Spieler wäre Berlin ein riesengroßes Erlebnis. Ich habe fast ein ganzes Jahrzehnt dazu gebraucht, um als Spieler in ein Finale zu kommen. Es wird also keiner geschont.“

Aber einige überrascht, denn der Trainer wirbelt seine Mannschaft gegenüber dem Samstagsspiel gehörig durcheinander. Im Sturm spielt Amanatidis als einzige Spitze vor den beiden Außen Köhler und Lexa, so dass für den zuletzt so schwachen Copado und auch für Cimen nur die Bank bleibt. Meier rückt mit Huggel ins defensive Mittelfeld und in der Abwehr spielen Cha, Vasoski, Russ und statt dem im Pokal gesperrten Spycher rückt Ochs nach links. Überraschend ist auch die Zusammensetzung der Bank, denn neben Reinhard sitzen da die Langzeitverletzten Alexander Schur und Kapitän Jones. Eine Hiobsbotschaft gibt es unterdessen bei Chris, bei dem ein Bandscheibenvorfall diagnostiziert wurde, so dass die Saison für ihn vorbei ist.

Seit dem Sieg gegen die Eintracht ist klar, dass Bielefeld das Ziel Klassenerhalt mit nunmehr 37 Punkten erreicht hat. So können die Ostwestfalen locker, aber nicht siegessicher nach Frankfurt fahren, warnt Trainer von Heesen: “Die Eintracht ist auf gleicher Augenhöhe zu meiner Mannschaft und in der Tabelle zu schlecht platziert. Das wird vor 50.000 Zuschauern ein komplett anderes Spiel als am Samstag und eine riesige Herausforderung für uns.“ Eine Herausforderung wird es auch für Mathias Hain, denn seine Frau liegt im Krankenhaus in Erwartung ihres ersten Kindes, so dass der Torhüter im Fall der Fälle auch kurz vor Spielbeginn zurück nach Bielefeld fahren würde. Doch die Tochter lässt sich bis zum kommenden Tag Zeit, so dass er auch heute hinter der Viererabwehr um Westermann zwischen den Pfosten steht. Auch im Mittelfeld gibt es keine Änderungen gegenüber dem Ligaspiel gegen die Eintracht, so dass mit Kauf, Fink und Kucera erneut drei defensive Mittelfeldspieler auflaufen. Im Sturm beginnt hingegen Boakye statt Wichniarek.

“Oh glorreiche alte Zeit…“, beschwört die Nordwestkurve lautstark und mit einer ebenso riesigen wie tollen Choreographie in Blau und Gelb die staunenden Spieler, als diese den mit Tonnen von Sand halbwegs bespielbar gemachte Rasen betreten. Doch trotz des fantastischen Rahmens beginnt das Spiel mit vielen Quer- und Rückpässen, die Anspannung ist bis in die obersten Ränge greifbar. Immer wieder versuchen es die Adler mit langen Pässen auf Amanatidis, es gilt, bloß keine riskante Aktion zu wagen. Lediglich Lexa, der auf der rechten Außenbahn mit schnellen Vorstößen für Schwung sorgt, fällt aus dem Rahmen.


Amanatidis auf dem Weg zum 1:0

So dauert es bis zur 14. Spielminute, bis es das erste Mal gefährlich wird, allerdings vor dem Kasten von Nikolov, denn es gibt Freistoß aus dem rechten Halbfeld. Korzynietz schlenzt das Leder genau zu Gabriel, dem Russ am linken Fünfmetereck viel zu viel Raum lässt. Doch zum Glück köpft der 32-jährige Tscheche das Leder knapp gegen den Pfosten. Kurz darauf schnickt Westermann einen schönen Fehlpass vor die Füße von Huggel, der den Ball zu Lexa am Mittelkreis spielt. Mit einem kurzen Haken setzt der sich in der Mitte durch und sieht Amanatidis starten. Genau im richtigen Moment spielt Lexa die Kugel klasse in den Lauf des Griechen, während Schuler bei Bielefeld das Abseits aufhebt. So kann Amanatidis allein auf den sich ihm entgegenstürzenden Hain zulaufen, den Torhüter mit einem Haken nach rechts umspielen und den Ball von der Strafraumgrenze aus ins leere Tor schlenzen. Zum 1:0 für die Eintracht (16.).

Doch keine 60 Sekunden später bleibt der Jubel den Zuschauern fast im Halse stecken, denn Vasoski verliert den Ball in der Vorwärtsbewegung an Vata. Der probiert es und zieht aus 23 Metern einfach einmal ab. Nikolov, der weit vor seinem Kasten steht, wäre da nie heran gekommen, doch das linke Lattenkreuz rettet für den Torhüter. Danach bekommt die Eintracht das Spiel zum Glück in den Griff und lässt keine weiteren Angriffe mehr zu, vor allem weil Masmanidis bei Cha in guten Händen ist und Boakye mehr und mehr in der Luft hängt. Umgekehrt vernachlässigen die Frankfurter jedoch das Spiel in die Spitze völlig. Meier spielt die Kugel meist nur quer und Huggels Bälle haben eine viel zu große Streuung, als das aus seinen Pässen etwas heraus kommen könnte. So probiert es Amanatidis auf der linken Außenbahn einmal selbst, doch seine scharfe Flanke in Richtung Lexa kann Torhüter Hain wegfausten (28.). Mehr bekommen die Zuschauer zunächst nicht zu sehen. Eine einzige Chance reicht der Eintracht zur Pausenführung.


Aleksandar Vasoski

Zur zweiten Halbzeit bringt Thomas von Heesen mit Pinto für Fink einen zweiten Angreifer, um das Angriffsspiel seiner Arminen zu forcieren, doch dies schlägt zunächst fehl. Das Spiel plätschert weiterhin im Mittelfeld herum. Lediglich Weissenberger weckt die Frankfurter Zuschauer kurz aus ihren Träumen von Berlin, als er nach schöner Vorarbeit von Amanatidis aus gut 16 Metern abzieht und Torhüter Hain zu einer Faustabwehr zwingt (55.). Von den Ostwestfalen ist hingegen nach wie vor nichts zu sehen. So reagiert der Trainer erneut und bringt mit Zuma für Masmanidis eine frische Offensivkraft, während bei der Eintracht Cimen für Weissenberger kommt (63.). Fünf Minuten später wird es dann tatsächlich gefährlich, als Korzynietz Boakye in den Strafraum schickt. Der versucht viel zu zaghaft, an der Torauslinie Nikolov zu überwinden und dann den Ball zurückzulegen, so dass der Torhüter ihn mit der Fußspitze wegspitzeln kann. Doch genau zu Zuma, der ebenfalls zu lange zögert, so dass sein Schuss abgeblockt werden kann.

Während die Eintracht die knappe Führung nur noch verwaltet, wird es auf den Rängen plötzlich laut. Jubel brandet auf, denn Jermaine Jones kommt für den toll spielenden Lexa in die Partie (72.). Und prompt wird es schnell auf dem Rasen, allerdings ist es Cha, der sich schön auf der rechten Außenbahn durchsetzt und den Ball haargenau zum heranstürmenden Köhler flankt. Doch der Kopfballaufsetzer von Benny prallt nur gegen den rechten Torpfosten (74.).

Danach beginnt das große Zittern, denn Bielefeld wirft nun alles nach vorne, während die Abwehr der Frankfurter immer mehr ins Schwimmen gerät. Aber noch laufen sich die Gäste mit ihrem tumben Angriffsversuchen fest, so dass die Eintracht plötzlich kontern kann. Meier bekommt das Leder, behält die Übersicht und spielt es genau zu Amanatidis, dessen Schuss aus zehn Metern in halbrechter Position aber über die Latte rauscht (86.).

Die letzten Minuten laufen, Djalovic setzt sich fast an der Torauslinie gegen Vasoski durch und flankt aus der Drehung. Aber Nikolov ist zur Stelle und begräbt die Kugel vor dem zu lange zögernden Boakye unter sich (89.). Gut drei Minuten später geht der Schlusspfiff von Schiedsrichter Dr. Merk im ohrenbetäubenden Jubel unter. “Berlin, Berlin wir fahren nach Berlin“, skandieren Zuschauer, während die Spieler vor Erschöpfung auf den Boden sinken. Es ist vollbracht, erstmals seit 1988 zieht die Eintracht wieder in das Finale des DFB-Pokals ein.


Stimmen zum Spiel

Friedhelm Funkel: "Es war das erwartete schwere Spiel, in dem meine Mannschaft aufopferungsvoll gekämpft hat. Was wir mit dieser Mannschaft in den letzten eineinhalb Jahren erreicht haben, das ist schon bemerkenswert. Und das Erreichen des Finales ist ein enormer Imagegewinn. Aber die Krönung ist und bleibt der Klassenerhalt“

Heribert Bruchhagen: "Physisch war das Halbfinale eine Belastung, aber psychisch eine wunderbare Sache."

Präsident Peter Fischer: “Das ist ein historischer Tag. Ich kann überhaupt nicht glauben, dass wir dieses Ziel erreicht haben. Schließlich saßen wir vor einem Jahr noch in Aue auf der Tribüne. Das ist heute ein Traum für den ganzen Verein."

Ioannis Amanatidis: "Es ist sensationell, was hier abgeht. Ich bin überglücklich. Wir nehmen die Gewissheit mit, dass wir zuhause alle Mannschaften schlagen können mit diesem hervorragenden Publikum im Rücken. Da wird uns auch schon mal ein Fehlpass verziehen. Ich war noch nicht in Berlin, von daher ist es mein größter sportlicher Erfolg.“

Oka Nikolov: “Jetzt wollen wir auch den Pokal gewinnen, egal, gegen wen es im Finale geht.“

Jones wird operiert

"Ihr habt es doch auch gesehen, es geht einfach nicht mehr. Ich hoffe, ich bin zur Vorbereitung wieder dabei." In der kommenden Woche soll bei Jermaine Jones der Haarriss am rechten Schienbein, der zu einer Nervenentzündung führte, operiert werden. Tatsächlich wird Jones erst im Dezember 2006 sein umjubeltes Comeback beim Pokalachtelfinale gegen Köln feiern können, um nach vier weiteren Rückrundeneinsätzen seinen Wechsel zu Schalke 04 zu verkünden … (tr)


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