Eintracht Frankfurt - MSV Duisburg

Bundesliga 2005/2006 - 26. Spieltag

5:2 (3:2)

 

Termin: Sa 18.03.2006, 15:30 Uhr
Zuschauer: 32.000
Schiedsrichter: Dr. Markus Merk (Otterbach)
Tore: 1:0 Ioannis Amanatidis (1.), 2:0 Benjamin Köhler (11.), 3:0 Ioannis Amanatidis (13.), 3:1 Adam Bodzek (25.), 3:2 Klemen Lavric (32.), 4:2 Ioannis Amanatidis (57.), 5:2 Francisco Copado (79., Handelfmeter)

 

>> Spielbericht <<

Eintracht Frankfurt MSV Duisburg

 

 

 

  • Georg Koch
  • Uwe Möhrle
  • Thomas Baelum
  • Alexander Meyer
  • Adam Bodzek
  • Razundara Tjikuzu
  • Mihai Tararache
  • Marco Caligiuri
  • Peter van Houdt
  • Klemen Lavric
  • Abdelaziz Ahanfouf

 

Wechsel Wechsel
  • Jung Hwan Ahn für Peter van Houdt (46.)
  • Tobias Willi für Razundara Tjikuzu (66.)
  • Necat Aygün für Abdelaziz Ahanfouf (88.)
Trainer Trainer
  • Jürgen Kohler

 

 

Ein grandioser Pflichtsieg

Willkommen im Abstiegskampf, nur noch zwei Punkte beträgt der Vorsprung auf Rang 16, nachdem es zur Winterpause noch 9 Zähler waren. "Das Spiel weist zwar die Richtung, ist aber nicht entscheidend. Entscheidend ist ein Spiel nur dann, wenn man hinterher nichts mehr gut machen kann. Wir haben aber danach acht weitere Begegnungen", gibt sich Friedhelm Funkel gelassen, um vor dem Tabellensiebzehnten zu warnen: "Diese Mannschaft ist nicht einfach zu spielen. Sie wird uns die Räume eng machen und auf Konter warten. Aber wir werden uns darauf einstellen, natürlich wollen wir einen Sieg, notfalls müssten wir auch ein Unentschieden akzeptieren. An ein anderes Ergebnis denke ich nicht."

Dafür muss er intensiv über die Aufstellung nachdenken, denn Spycher steht erstmals seit dem 18. Spieltag nach seinem Bänderriss wieder zur Verfügung und rückt heute in die Viererkette mit Ochs, Rehmer und Vasoski. Huggel, Chris, Köhler und Meier bilden das Mittelfeld und nach abgesessener Gelbsperre Amanatidis sowie Copado den Sturm, so dass Preuß und Cha auf die Bank müssen.

Optimistisch gibt sich auch MSV-Trainer Jürgen Kohler, der den nach der Kopfnuss gegen Albert Streit und der mehrmonatigen DFB-Sperre entlassenen Norbert Meier seit Beginn der Rückrunde ersetzt. Immerhin 9 Punkte und damit vier mehr als die Eintracht konnte der 40-Jährige mit dem MSV bislang einfahren: "Wir wissen, dass dies eine besonders schwere Partie wird, doch wir wollen wieder zu Null spielen und unsere wenigen Chancen, die wir sicherlich bekommen werden, eiskalt nutzen. Frankfurt hat im Jahr 2006 erst ein Spiel gewonnen und das soll auch nach diesem Wochenende so bleiben." Und zwar mit einer Dreierabwehr mit Meyer, Baelum und Möhrle, vor der eine Fünferkette spielt. Im Sturm stehen Ahanfouf sowie Lavric anstelle von Kurth.

Wohl dem, der heute pünktlich ist, denn die Eintracht legt einen Blitzstart hin. Über Chris und Köhler kommt der Ball beim ersten Angriff der Eintracht vor dem Strafraum zu Meier, der Amanatidis auf halblinks starten sieht. Einen genauen Steilpass später zieht der 24-jährige Grieche aus spitzem Winkel flach ab und haut das Leder zum 1:0 in den linken Winkel (1.).

Die Eintracht bleibt gegen den orientierungslos wirkenden MSV am Drücker. Es läuft die 11. Spielminute, Köhler erobert sich am Mittelkreis den Ball gegen Bodzek und legt ihn sich weit vor, während die MSV-Abwehr aufrückt, um auf Abseits zu spielen. Benny sprintet jedoch weiter und schlenzt den Ball von der Strafraumlinie so einfach wie wunderbar unter die Latte. Zum 2:0 für die Eintracht. Welch ein Auftakt! Kurz darauf brennt es wieder lichterloh im Strafraum des Tabellensiebzehnten, als Meier nach einem Einwurf von Chris flankt. Denn Huggel kann die Kugel im Fünfmeterraum zwar stoppen, schafft es aber, sie neben das Tor zu verstolpern (12.).


Amanatidis zum 3:0

Nur eine Minute später kommt Amanatidis mit dem Rücken zum Tor an einen 30-Meter-Pass von Copado, dreht sich um Gegenspieler Baelum und überlistet Torhüter Koch mit einem sensationellen Heber aus 14 Metern zum 3:0. "Das war ein richtig gutes Tor", untertreibt Trainer Funkel, während sich die Zuschauer die Augen reiben. Die Eintracht nimmt Duisburg in den ersten 15 Minuten völlig auseinander, so dass nach diesem Tor die ersten Gästefans bereits kopfschüttelnd die Ostkurve verlassen.

Was nun folgt, beschreibt Patrick Ochs recht moderat: "Wir hatten uns gerade in einen kleinen Rausch gespielt und sind deshalb zu leichtsinnig geworden." In der Tat, durch schlampige und lässige Pässe bringt die Eintracht die zuvor völlig verunsicherten Duisburger wieder zurück ins Spiel. Es läuft die 25. Spielminute, Rehmer fängt einen Angriff des MSV ab, spielt die Kugel aber wie von allen guten Geistern verlassen schlampig vor den eigenen Strafraum. Auch Huggel träumt und setzt nur halbherzig nach, als Bodzek an den Ball kommt und ihn aus 20 Metern zum 1:3 ins rechte untere Toreck hämmert.

Doch auch dies weckt die berauschten Frankfurter nicht, die sich weiter lässig die Kugel zuschieben und das Spiel unnötig in die Breite ziehen, statt wieder nach vorne zu spielen. Im Gegenteil, nach einem total verkorksten Querpass von Chris zu Huggel ist es erneut Bodzek, der an den Ball kommt und ihn steil auf Lavric spielt. Der 24-jährige Slowene wird von Vasoski nicht konsequent angegriffen, so dass er ihn locker umspielen kann und die Kugel unhaltbar für Nikolov in die Maschen haut. Zum 3:2-Anschlusstreffer (32.).


Copado scheitert aus elf Metern

Drei Minuten später gibt es Freistoß für die Eintracht, den Copado ausführt. Er versucht, das Leder über die Mauer zu schlenzen, doch Lavric springt hoch und wehrt den Ball mit dem Ellbogen ab, so dass Dr. Merk sofort auf Strafstoß entscheidet. Es ist der Allererste für die Adler in dieser Saison! Copado läuft an und schießt scharf, aber zu unplatziert, so dass Torhüter Koch den Ball mit einer phantastischen Reaktion halten kann (36.). Duisburg wittert nun endgültig Morgenluft und drängt nach vorne. Der Ball fliegt in den Strafraum und Ahanfouf versucht sich mit einem Fallrückzieher, der nur Zentimeter am Pfosten vorbei segelt (40.). Kurz darauf kommt Preuß für den leicht angeschlagenen Rehmer in die Partie.

Danach ist Pause, Zeit endlich einmal durchzuschnaufen, meint auch Heribert Bruchhagen: "Nach dem 3:0 habe ich gedacht, jetzt kannst du dich zurücklehnen und das Spiel genießen. Als ich das zu Ende gedacht hatte, stand es 3:2. Ich möchte mir gar nicht ausmalen, was passiert wäre, wenn dieses Spiel noch gekippt wäre." Friedhelm Funkel wird indes in der Halbzeit richtig laut und ungemütlich: "Wenn man nicht mehr bereit ist, den letzten Meter zu gehen und denkt, man bringt das Ding im Spaziergang über die Runden, wird man gnadenlos bestraft, darüber wird zu reden sein." Kurz nur fasst Ochs die Pausenansprache zusammen: "Der Trainer hat uns zusammengestaucht."


Christoph Preuß

Die Worte des Trainers scheinen angekommen zu sein, denn die Eintracht beginnt die zweite Halbzeit wesentlich konzentrierter und druckvoller als die letzten 25 Spielminuten. So kommt Chris nach einem Freistoß von Copado frei zum Kopfball, setzt ihn aber nur an den Pfosten (51.). Sechs Minuten später gibt es Einwurf von der linken Seite, den Copado schnell ausführt, während die Duisburger munter miteinander diskutieren. So zieht Meier auf halblinks fast unbedrängt nach vorne, um das Leder auf Höhe des Fünfmeterraums flach in die Mitte zu legen. Amanatidis ist schneller als Meyer und tunnelt Torhüter Koch zum 4:2, seinem dritten Treffer am heutigen Tage. Zuletzt gelang einem Stürmer der Eintracht ein Hattrick in einem Bundesligaspiel am 8. September 1993. Anthony Yeboah traf dreimal beim 3:0 gegen den SC Freiburg.

Die Eintracht schaltet nun wieder einen Gang zurück, ohne jedoch die Lässigkeit des ersten Abschnittes an den Tag zu legen. Gefahr droht den Frankfurtern jetzt kaum noch, denn Duisburg bringt nichts Produktives mehr zustande. Mehr als ärgerlich ist hingegen, dass Meyer Chris am Mittelkreis brutal umtritt, so dass der 27-jährige Brasilianer den Platz mit einer schweren Fußprellung verlassen muss. Nicht nur, dass Chris aufgrund dieser Verletzung drei Wochen pausieren muss: Nach der erneuten Trainingsaufnahme erleidet er einen Bandscheibenvorfall und wird in dieser Saison nicht mehr spielen können. So kommt der 20-jährige Marco Russ zu seinem ersten Einsatz in der 1. Liga (76.).

Zwei Minuten später spielt sich Copado in den Duisburger Strafraum und versucht das Leder zurück zu Amanatidis am Elfmeterpunkt zu legen. Baelum wirft sich in den Ball und spielt ihn mit der Hand zurück zu Torhüter Koch. Doch Schiedsrichter Dr. Merk hat es gesehen und entscheidet auf Strafstoß. Es entsteht ein kleines Gerangel zwischen Amanatidis und Copado um das Leder, den der Spanier mit aller Macht schießen will. "Ich bin ja kein Arsch", grinst Amanatidis und überlässt Copado die Kugel, der augenzwinkernd meint: "Klar wollten auch ein paar andere schießen. Aber die hätten ja erst an mir vorbei müssen. Und beim zweiten Versuch war ich mir sicherer, dass ich treffe, als beim ersten." Er behält recht, denn diesmal lässt er Torhüter Koch keine Chance und semmelt das Leder locker ins rechte Toreck. Zum 5:2 für die Eintracht (79.).

Zehn Minuten später ist es endlich soweit, unter großem Jubel von den Rängen fallen sich die Spieler in die Arme. Der erste Heimsieg im Jahr 2006 ist vollbracht. Die Eintracht liegt nun mit 29 Punkten auf Rang 13. Dank der Niederlage von Kaiserslautern in Dortmund beträgt der Abstand auf Rang 16 wieder fünf Zähler. MSV-Trainer Kohler wird übrigens zwei Spieltage später entlassen, es ist bereits der zehnte Trainerwechsel in der laufenden Saison. (tr)


Stimmen zum Spiel

Friedhelm Funkel: "Das waren ganz wichtige Punkte, aber der Abstiegskampf geht weiter. Wir haben so angefangen, wie wir es uns vorgenommen hatten. Aggressiv den Gegner zu Fehlern zwingen. Doch nach dem 3:0 waren wir fahrlässig, hochnäsig, verantwortungslos und arrogant. Da hat mich meine Mannschaft das erste Mal richtig enttäuscht. Dass wir die Kurve wieder bekommen und die Partie noch überzeugend gewonnen haben, war richtig gut. Ein Kompliment an die Mannschaft."

Ioannis Amanatidis: "Es gab schon Spiele, in denen mir viel gelungen ist und ich ein oder zwei Tore erzielt habe. Aber ein Spiel, in dem mir viel gelungen ist und ich drei Tore erzielt habe, das gab es noch nie."


Randnotiz: Unterhaching klagt mal wieder

Dreieinhalb Jahre nach dem Lizenzkrimi und den Klageversuchen der SpVgg Unterhaching, die danach in die Regionalliga absteigen musste, hat der Club erneut eine Zivilklage beim Landgericht Frankfurt eingereicht. Mit Hilfe dieser Feststellungsklage soll rückwirkend festgestellt werden, dass bei der Lizenzerteilung 2002/03 nicht alles rechtmäßig abgelaufen sei und Unterhaching nun Anspruch auf Schadensersatz habe. Doch das ganze bleibt eine weitere Luftnummer in der unendlichen Geschichte von Präsident Kupka. Am 1. November 2006 weist das Landgericht Frankfurt die Klage als "unzulässig, unbegründet und unschlüssig" zurück.


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