1. FC Kaiserslautern -
Eintracht Frankfurt |
Bundesliga 2005/2006 - 15. Spieltag
1:2 (0:0)
Termin: Mi 14.12.2005, 18:00 Uhr (Nachholspiel)
Zuschauer: 34.000
Schiedsrichter: Florian Meyer (Burgdorf)
Tore: 0:1 Markus Weissenberger (50.), 0:2 Francisco Copado (58.), 1:2 Jochen Seitz (85.)
1. FC Kaiserslautern | Eintracht Frankfurt |
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Trainer
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Spitzenreiter der Kleinen "Unter Karl-Heinz Feldkamp wurde auch mal der Platz vereist, um ein Spiel ausfallen zu lassen, dann hatten wir plötzlich drei Heimspiele am Betze und haben alle Gegner weggehauen", erinnert sich Friedhelm Funkel an seine Zeit als Stürmer in Kaiserslautern. Diesmal war es nicht Eis, sondern Sicherheitsbedenken aufgrund von Rissbildungen im Dach der Osttribüne des WM-Stadions, die zum kurzfristigen Spielausfall am 3. Dezember führten. Aber auch aktuell hat der Spielausfall dem Tabellenletzten genützt, der zuletzt nur 1:2 gegen die Bayern verloren hatte, glaubt der Trainer: "Die haben in München einen richtig guten Eindruck hinterlassen und neues Selbstvertrauen geschöpft. Und zuhause steht das Publikum zu 1.000 Prozent hinter den Spielern - und die werden fighten, rennen und treten. Darauf sind wir eingestellt und werden entsprechend auftreten. Wir werden in jedem Fall offensiv ausgerichtet sein." Seine Ankündigung setzt Friedhelm Funkel tatsächlich um und verändert das Team gegenüber dem 2:0-Heimsieg gegen Dortmund nicht. Cha spielt somit erneut als rechter Außenverteidiger anstelle des wiedergenesenen Preuß, der erst gegen Mönchengladbach wieder zum Einsatz kommen soll. Spycher, Vasoski und Rehmer komplettieren die Abwehrreihe, vor der Jones, Köhler, Chris und Meier im Mittelfeld stehen und im Sturm spielen Copado sowie Amanatidis, der aufgrund seines selbst "erzwungenen" Wechsels nach Frankfurt von den Zuschauern im Fritz-Walter-Stadion ganz besonders "herzlich" empfangen wird. Nachdem die Pfälzer zunächst relativ entspannt in die Saison gestartet sind und am 5. Spieltag bereits zwei Siege und ein Unentschieden eingefahren hatten, stotterte der Motor danach mächtig. Lauterns Torjäger Halil Altintop hat zwar bereits 10 Treffer erzielt hat, doch gleichzeitig entwickelte sich die Abwehr zur Schießbude der Liga, bereits 40 Mal mussten Torhüter Macho und sein junger Ersatzmann Fromlowitz hinter sich greifen. Kaiserslautern gelang seit dem 3. Spieltag kein Sieg mehr, nur magere zwei Pünktchen wurden nach dem 5. Spieltag gesammelt. So entbindet Vorstandschef Jäggi Trainer Michael Henke nach dem 13. Spieltag von seinen Aufgaben, um Minuten später seinen eigenen Rücktritt zu verkünden. Drei Tage später wird Wolfgang Wolf Chefcoach, Jäggi aber bleibt kommissarisch bis zum 31. Juli 2006 im Amt. Nach den Niederlagen gegen Hannover und München setzt der neue Trainer, der von 1980 bis 1983 gemeinsam mit Funkel in Kaiserslautern spielte, alles daran, heute erstmals zu punkten. Hinter Stürmer Sanogo spielen Altintop, Ex-Adler Ervin Skela und Bellinghausen im offensiven Mittelfeld, Lembi und Engelhardt spielen vor der Abwehr mit Hertzsch, der wie Skela in der Abstiegssaison 2003/04 am Main kickte, Pletsch, Schönheim und Blank. Es ist ein munterer Beginn an diesem Mittwochabend vor 34.000 Zuschauern, die Eintracht versucht das Spiel zu kontrollieren, während die Pfälzer meist etwas zu ungestüm nach vorne drängen. So resultiert die erste Chance im Spiel auch aus einem Fehler von Meier, der einen Eckball von der rechten Seite klären will, jedoch nur den bereitstehenden Blank trifft, von dessen Kopf die Kugel zurückspringt, aber von Nikolov gerade so über die Latte gelenkt werden kann (9.). Kurz darauf herrscht künstliche Aufregung im Strafraum der Frankfurter, nachdem Spycher Altintop fair vom Ball trennt, dieser aber wie vom Blitz getroffen zu Boden geht. Doch Schiedsrichter Meyer hat alles im Griff und entscheidet auf Weiterspielen (13.). Danach wird das Spiel immer fahriger, die Fehlpässe mehren sich bei den Frankfurtern und Amanatidis und Copado laufen ein ums andere Mal ins Abseits. Aber auch den Pfälzern gelingt wenig Konstruktives, sie ackern und kämpfen zwar, doch Chancen springen nicht heraus. Zudem lässt sich Kapitän Jones von der Hektik anstecken. Nachdem ein Trikotzupfer von Bellinghausen an ihm ungeahndet bleibt, holt er kurz darauf aus Frust Engelhardt am Mittelkreis rüde von den Beinen. Zum Glück kassiert er hierfür nur Gelb, es ist jedoch seine Fünfte, so dass er gegen Mönchengladbach pausieren wird (19.). Danach läuft auf dem Platz nicht mehr viel zusammen, der Tabellenletzte versucht Druck aufzubauen, scheitert aber meist bereits im Mittelfeld mit seinen Angriffsbemühungen. Die Eintracht probiert dies hingegen nicht einmal, dröge spielen sie sich das Leder im Mittelfeld zu, so dass es kein Wunder ist, dass der Statistikteil von "bundesliga.de" nach 45 Minuten 0 Torschüsse für Frankfurt notiert. Zu allem Überfluss muss Meier nach einer Zerrung gegen Weissenberger ausgewechselt werden (41.). Da aber auch Kaiserslautern nur noch zu einer Kopfballchance durch Sanogo kommt, die dieser jedoch über die Latte setzt, geht es mit dem 0:0 in die Pause. "Die Eintracht hat erste Halbzeit überhaupt nicht stattgefunden", konstatiert FCK-Trainer Wolf, während sein Kollege Funkel in der Pause wohl heftigere Worte findet, denn mit dem Wiederanpfiff durch Schiedsrichter Meyer spielen die Frankfurter druckvoll nach vorne. Es läuft die 50. Spielminute, Chris spielt aus dem Halbfeld einen tollen Pass durch die Abwehr der Lauterer. Skela fälscht den Ball noch ein wenig ab, so dass Weissenberger ihn im Strafraum annehmen und vom Elfmeterpunkt aus flach ins linke Toreck schießen kann. Zum 0:1 für die Eintracht! Riesenjubel beim 30-jährigen Österreicher, dem Zentnerlasten von den Schultern zu fallen scheinen: "Wer gesehen hat, wie ich mich gefreut habe, der hat gesehen, was das für mich bedeutete, das war so eine Befreiung." Kaiserslautern reagiert geschockt, so dass Amanatidis nur eine Minute später nach feinem Zuspiel von Copado die Chance hat, die Führung auszubauen, mit seinem Direktschuss jedoch an Torhüter Macho scheitert (51.). Sieben Minuten später zieht Cha nach Zuspiel von Köhler auf der rechten Außenbahn auf und davon, um Copado mit einem Steilpass auf Reisen zu schicken. Der übertölpelt im Strafraum Schönberg, um weiter zu rennen und die Kugel vor dem rechten Torraumeck an Keeper Macho vorbei zum 0:2 ins Netz zu schieben (58.). Trotz des Rückstandes gibt es kaum eine Reaktion bei den Pfälzern, so dass Trainer Wolf mit Halfar für Bellinghaus (63.), Seitz für Hertzsch (67.) und Zandi für Altintop (74.) drei neue Offensivkräfte bringt, während bei der Eintracht zuvor Huggel für Köhler ins Spiel kam (61.). Aber es bleibt dabei, trotz allen Einsatzes gelingt den Pfälzern kaum ein Spielzug, während die Adler den Ball nun locker laufen lassen. So ist ein Kopfball von Sanogo nach Flanke von Zandi, der am linken oberen Winkel vorbei fliegt, zunächst die einzig gefährliche Torchance. Dann aber die 85. Spielminute, Engelhardt zieht aus über zwanzig Metern ab, Torhüter Nikolov klatscht den strammen Schuss nur nach vorne ab, so dass Sanogo nachlegt, Oka aber erneut pariert. Doch das Leder trudelt zu Seitz, der es aus acht Metern humorlos ins Netz schlägt. Zum 1:2-Anschlusstreffer. Kaiserslautern wirft noch einmal alles nach vorne, aber bis auf eine kleinere Chance für Zandi und einen Schuss von Amanatidis, der knapp neben dem Tor landet, war es das auch schon. Danach gibt es kein Halten mehr, ausgelassen hüpfen die Spieler auf dem Rasen, während die knapp 5.000 mitgereisten Fans die Mannschaft frenetisch feiern. 21 Punkte, erstmals seit dem 2. Dezember 2000 steht die Eintracht wieder auf einem einstelligen Platz in der Bundesliga, der Abstand zum Tabellensechzehnten aus Köln beträgt gar neun Punkte. (tr)
Friedhelm Funkel: "In der ersten Hälfte sind
wir mit der aggressiven Spielweise der Lauterer nicht zurechtgekommen.
In der zweiten Hälfte sind uns dann zwei schöne Angriffe gelungen.
Der Pass von Cha auf Copado war wunderbar. Wir haben nicht gut gespielt,
sondern gewonnen, weil wir defensiv gut gearbeitet haben." Auf die Frage, ob denn die Überraschungsmannschaft der bisherigen Saison nun ihre Ziele nach oben korrigieren müsse, antworten die beiden so: Heribert Bruchhagen: "Ach Quatsch, wir sind Spitzenreiter der Kleinen." Friedhelm Funkel: "Das wäre doch totaler Schwachsinn,
wir haben nicht das Team, das andere Ziele anvisieren kann. Es kann jetzt
ruhig eine Euphoriewelle loslaufen, aber wir werden von ihr nicht erfasst
werden." Und an die Mannschaft gerichtet: "Hört nicht hin
auf diese Lobeshymnen, auf das Geschwätz vom UI-Cup. Das ist alles
Unsinn, das darf man nicht ernst nehmen. Für uns gilt nur, was wir
in der Kabine bereden. Unser Saisonziel ist weiter der Klassenerhalt."
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