Eintracht Frankfurt - 1. FC Saarbrücken

2. Bundesliga 2004/2005 - 22. Spieltag

3:0 (2:0)

Termin: So 20.02.2005, 15:00 Uhr
Zuschauer: 18.500
Schiedsrichter: Michael Weiner (Hildesheim)
Tore: 1:0 Markus Weissenberger (21.), 2:0 Jermaine Jones (43.), 3:0 Daniyel Cimen (68.)

 

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Eintracht Frankfurt
1. FC Saarbrücken

 


  • Peter Eich
  • Aimen Demai (62.)
  • Echendu Adiele
  • Tamandani Nsaliwa
  • Stephan Kling
  • Yilmaz Örtülü
  • Torsten Reuter
  • Faysal el Idrissi
  • Thorsten Nehrbauer
  • Matthias Hagner
  • Henrich Bencik

 

Wechsel
Wechsel
  • Gunter Thiebaut für Thorsten Nehrbauer (63.)
  • Marcel Rozgonyi für Torsten Reuter (70.)
  • Christian Stuff für Henrich Bencik (78.)
Trainer Trainer

 

 

Rang Vier im Visier

“Platz Vier. Wir müssen uns realistische Ziele setzen, also wollen wir dahin“, sagt Friedhelm Funkel sehr gelassen vor dem Spiel gegen den Tabellennachbarn aus Saarbrücken, denn aufgrund der jüngsten Leistungen in der Ferne kann der Aufstieg wohl fast schon abgehakt werden. Nach der blamablen Vorstellung in Dresden hat der Trainer viele Einzelgespräche geführt und dafür gesorgt, dass sich „schon im Training eine gewisse Aggressivität aufbaut. Es wird ein ausgeglichenes, kampfbetontes Spiel zweier Mannschaften geben, die beide gewinnen wollen. Aber die Jungs, die bei uns auflaufen, werden sich zerreißen“, verspricht der Trainer.

Allerdings muss er auf Chris verzichten, der sich einen Muskelfaserriss zugezogen hat, und auch Schur wird aufgrund seiner fünften Gelben Karte pausieren. Dafür ist Vasoski nach seiner Kopfverletzung wieder einsatzfähig und ersetzt Husterer in der Innenverteidigung. Für die pausierenden Abräumer spielen Lenze und überraschend Cimen, der zuletzt im Februar 2003 gegen Greuther Fürth bei den Profis spielte und im Mittelfeld beginnt Weissenberger für den zuletzt schwachen Meier. Cha sowie Jones auf den Außenpositionen und van Lent im Sturm komplettieren die Offensivreihe.

Zuletzt war er am 5. Dezember 1998 im Waldstadion und wurde nach der 1:2-Niederlage gegen Schalke auf schäbigste Weise gefeuert. Dennoch ist die Freude auf ein Wiedersehen groß: “Die Eintracht bleibt für mich ein besonderer Club, ich habe immer noch einige Kontakte. Der Alex Schur kann sich am Sonntag ruhig neben mich setzen“, meint Horst Ehrmanntraut, der jetzige Saarbrücker Trainer grinsend. Ebenso wie Friedhelm Funkel brennt er auf Wiedergutmachung, denn zuletzt verlor der Aufsteiger zuhause mit 2:4 gegen Burghausen: “Ich will eine deutliche Reaktion sehen und habe den Jungs die Meinung gesagt. Wenn wir in Frankfurt bestehen wollen, müssen wir an die Schmerzgrenze gehen.“ Dafür muss er auf zwei Positionen wechseln, denn Stürmer Diane zog sich im letzten Spiel einen Wadenbeinbruch zu, so dass heute Bencik und Örtülü vor der Offensivreihe mit Ex-Adler Matthias Hagner und Spielmacher El Idrissi spielen.

Nachdem Horst Ehrmanntraut im Waldstadion mit langem Applaus herzlich begrüßt wird, legt auf dem Platz die Eintracht los. Angetrieben von Weissenberger und Jones auf der linken Seite drängen die Frankfurter den Aufsteiger weit in die eigene Hälfte. Der 29-jährige Österreicher sprüht geradezu vor Spielfreude und sorgt auch für den ersten gefährlichen Torschuss, der nur knapp am Pfosten vorbei geht (3.). Nachdem Cha kurz darauf ebenfalls den Kasten verfehlt, ist es Torhüter Eich, der den nächsten Knaller von Weissenberger parieren kann (9.). Auch wenn Bencik zu zwei Möglichkeiten für den Tabellensechsten kommt, es bleibt dabei: Auf dem Rasen bestimmt die Eintracht das Geschehen gegen die sehr aggressiven Saarländer.

Es läuft die 21. Spielminute, nachdem ein Angriff der Saarbrücker von Lenze abgefangen wird, spielt er den Ball zu Jones, der Weissenberger starten sieht und ihm das Leder von der Mittellinie aus genau in den Lauf spielt. Der sprintet auf halblinks nach vorne, bleibt eiskalt als Torhüter Eich ihm entgegen grätscht und schiebt den Ball aus neun Metern mit viel Gefühl zum 1:0 ins rechte Toreck. "Ich habe auf dieser Position auch in der Bundesliga in Bielefeld für Furore gesorgt und kann mich dort einfach am besten entfalten. Darauf gönne ich mir ein Bier", freut sich der Österreicher nicht nur über sein Tor. Unterdessen lobt Friedhelm Funkel Jones auf Reimannsche Art: "Wurde ja auch Zeit, dass er sich gesteigert hat. Er hat heute ansatzweise gezeigt, dass er eine Verstärkung sein kann."

Mit der Führung im Rücken lässt es die Eintracht ein wenig lockerer angehen, lediglich in der 33. Spielminute kann sich Ochs, der heute kaum in das Angriffsspiel eingebunden ist, auf der rechten Seite durchsetzen. Aber seine Flanke ist zu schlecht, als dass der aufgerückte Lenze sie verwerten könnte. So kommt Saarbrücken besser ins Spiel und bestraft fast die Lässigkeit der Frankfurter. Der aufgerückte Nsaliwa schlägt aus dem rechten Halbfeld eine weite Flanke vor den langen Pfosten, Bencik ist einen Schritt schneller als Lenze, aber Torhüter Pröll ist zur Stelle und kann den platzierten Schuss mit dem Fuß zur Ecke klären (37.). Doch dies bleibt die einzige Chance, denn ansonsten steht die Abwehr um Vasoski sehr sicher.


Jones

Kurz vor der Halbzeit ist es erneut Jones, der vor dem Strafraum ein Kopfballduell gegen Reuter verliert, der die Kugel jedoch genau in den Lauf von Cha köpft, der nun freie Bahn hat und in den Strafraum läuft. Bedrängt von Nsaliwa spielt Cha die Kugel zur Fünfmeterraumlinie genau zu Jones, der sie zum 2:0 ins rechte Toreck haut (43.). Es ist das erste Tor des 23-jährigen nach seiner Rückkehr aus Leverkusen, das er vor der Stehplatzkurve gebührend feiert.

In der zweiten Halbzeit bleiben die Frankfurter mit ruhigem Passspiel spielbestimmend, dem der Aufsteiger kaum etwas entgegen setzen kann, so dass die Partie nun gemächlich vor sich hin plätschert. Zu allem Überfluss bleibt Schiedsrichter Weiner gewohnt kleinlich und zeigt dem bereits verwarnten Demai die Gelb-Rote Karte, nachdem er einen Ball vor einem Freistoß weggeschlagen hatte, so dass die Eintracht jetzt in Überzahl das Spiel kontrollieren kann (62.). Und erneut zuschlägt: Lenze behält die Übersicht und spielt aus dem Mittelfeldgetümmel einen tollen Pass zu Cha auf halbrechts, während Cimen ebenfalls nach vorne sprintet. Cha setzt sich locker gegen Kling durch, um die Kugel vom rechten Strafraumeck ans linke Fünfmetereck zu schlenzen. Genau zu Cimen, der den Ball zum 3:0 ins rechte Toreck zimmert (68.) und sich riesig freut: "Ich bin instinktiv mit nach vorne gegangen, dass ich auch noch ein Tor gemacht habe, ist natürlich traumhaft. Jetzt habe ich bewiesen, dass ich trotz anfänglicher Nervosität mithalten kann."


Du-Ri Cha

Während sich die Gäste langsam, aber sicher aufgeben, brandet noch einmal lauter Applaus auf, denn es kommt Stefan Lexa, der zuletzt am 7. Spieltag gegen Essen auf dem Platz stand, für Jones in die Partie (77.). Angespornt von den Zuschauern gibt die Eintracht noch einmal Gas. So verpasst van Lent nach einer Ecke von Lenze nur knapp das Tor (81.) und Cha schafft es in den Schlussminuten, aus kurzer Distanz und völlig freistehend erst Torhüter Eich anzuschießen und im zweiten Versuch den Ball knapp neben den linken Pfosten zu setzen. “Auf geht’s, Du-Ri schieß ein Tor“, ist die Antwort der Nordwestkurve, während Heribert Bruchhagen kopfschüttelnd meint: “Wenn er alle Chancen verwerten würde, dann wäre er längst nicht mehr bei uns.“

Kurz darauf ist Schluss, mit dem sechsten Heimsieg in Folge klettert die Eintracht auf Rang 5 in der Tabelle und ist jetzt zwar punktgleich mit dem Tabellenvierten Aachen, das in Köln verloren hat. Der Abstand auf Rang 3 beträgt aber weiterhin acht Punkte. (tr)


Stimmen zum Spiel

Friedhelm Funkel: “Das war eine gute Leistung der ganzen Mannschaft und besonders von Weissenberger und Cimen. Markus hat einige gute Bälle gespielt und nicht umsonst das Führungstor gemacht. Es freut mich, dass ausgerechnet er und Daniyel die entscheidenden Tore gemacht haben.“

Heribert Bruchhagen: “Einerseits ist es toll, dass wir vier, fünf Spieler aus unserer eigenen Jugend auf dem Feld haben. Andererseits ist eben der Abstand zur Spitze weiter sehr groß. Und über die Aufstiegsränge spekuliere ich nicht. Zu diesem Thema ist bereits 440 Mal alles gesagt worden.“

 

 

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