Dynamo Dresden - Eintracht Frankfurt

2. Bundesliga 2004/2005 - 21. Spieltag

2:1 (1:0)

Termin: Fr 11.02.2005, 19:00 Uhr
Zuschauer: 15.500
Schiedsrichter: Berthold Schmidt (Hermesdorf)
Tore: 1:0 Klemen Lavric (17.), 2:0 Klemen Lavric (63.), 2:1 Alexander Schur (64.)

 

>> Spielbericht <<

Dynamo Dresden
Eintracht Frankfurt

  • Ignjac Kresic
  • Alen Basic
  • Volker Oppitz
  • Mariusz Kukielka
  • Levente Csik
  • Ansgar Brinkmann
  • René Beuchel
  • Karsten Oswald
  • Christian Hauser
  • Joshua Kennedy
  • Klemen Lavric

 


 

Wechsel
  • Christian Fröhlich für Ansgar Brinkmann (81.)
  • Daniel Jules Wansi für Klemen Lavric (83.)
Wechsel
Trainer
  • Christoph Franke
Trainer

 

 

Der Kampf gewinnt beim Tabellenschlusslicht

"Ich spreche nicht über Dresden. Der Tabellenplatz hat keine Aussagekraft für ein Spiel. Es ist egal, ob wir gegen den Siebzehnten, Dritten oder Achten spielen, wer mehr Zweikämpfe gewinnt, wird am Ende siegen", erklärt Friedhelm Funkel vor dem Auswärtsspiel beim Schlusslicht der Zweiten Liga wenig euphorisch, um sein Team auf ein Kampfspiel auf gefrorenem Geläuf einzustimmen: “Da kann man keinen Schönheitspreis gewinnen, auf diesem Boden musst du einfach hart am Mann sein". Leider ohne den härtesten Verteidiger Vasoski, der sich beim WM-Qualifikationsspiel gegen Andorra eine Kopfverletzung zugezogen hat. Für den Mazedonier spielt Hoffmann neben Husterer, Ochs und Wiedener in der Abwehr. Wie beim 1:0-Heimsieg gegen Köln bilden Chris, Schur und Meier das Mittelfeld, Jones sowie Cha spielen auf den Außenbahnen und van Lent im Sturm.

In Dresden brennt unterdessen mächtig die Luft. Nicht nur, dass Dynamo nach drei Rückrundenniederlagen auf Rang 18 gerutscht ist, auch die Veröffentlichungen in einer überregionalen Tageszeitung, dass mindestens ein Spieler in den Wettskandal um Schiedsrichter Robert Hoyzer verwickelt sein soll, schlägt hohe Wellen. Erst im August wird das Verfahren eingestellt werden, da sich herausstellt, dass lediglich eine Siegprämie gezahlt wurde, die die Mannschaft im Jahr 2003 komplett gespendet hatte.

Aktuell hat Trainer Franke aber andere Sorgen, denn es gibt wohl ein Ultimatum des Clubs. “Siegen oder fliegen“, titelt ein Informationsdienst und Christoph Franke reagiert. Statt Horvat steht wieder Kresic zwischen den Pfosten und Csik rückt anstelle von Fröhlich in der Abwehr. Hinter den Stürmern Kennedy und Lavric spielen der “weiße Brasilianer“ Brinkmann, der von 1997 bis 1999 das Trikot der Adler trug sowie René Beuchel, der zwei Jahre zuvor bei der Eintracht kickte.

Es ist eine merkwürdige Stimmung im altersschwachen Rudolf-Harbig-Stadion, dass der Stadionsprecher stolz “Fußball-Elbflorenz“ nennt. Denn die Fans von Dynamo stehen aus Protest gegen die Leistungen ihrer Mannschaft draußen, um erst kurz nach Beginn auf die Stehplätze zu strömen. Unterdessen rennt und kämpft der Tabellenletzte auf dem Platz tatsächlich, als ginge es ums Überleben. Dazu haben sie überraschend auch spielerisch die Oberhand, so dass die Frankfurter Abwehr sowie die beiden Abräumer Chris und Schur alle Hände voll zu tun haben, die wirbelnden Kennedy und Lavric einigermaßen unter Kontrolle zu bekommen. Dafür wirken sie bei Ballbesitz schläfrig, immer wieder ist ein Dresdner zur Stelle und kann die wenigen Angriffsversuche der Eintracht meist schon im Ansatz unterbinden.

Es läuft die 16. Spielminute, im Zusammenspiel mit Brinkmann setzt sich Basic auf der rechten Außenbahn durch und flankt in den Strafraum. Oswald kommt an den Ball, doch sein Schuss kann abgeblockt werden, so dass Pröll das Leder aufnehmen kann. Aber nur eine Minute später düpiert Brinkmann erst Jones, um dann locker an Wiedener vorbei zu ziehen und den Ball zu Beuchel zu spielen, der das Leder flach vor den Fünfmeterraum passt. Lavric ist einen Schritt schneller als Husterer und knallt den Ball aus acht Metern zum 1:0 unter die Latte, was Friedhelm Funkel am Seitenrand auf die Palme bringt: "Da haben wir uns blöd angestellt."

Immerhin weckt der Rückstand die Frankfurter unsanft, sofort antworten sie mit wütenden Angriffsversuchen vor allem über die rechte Seite. Wie in der 21. Minute, als Ochs nach vorne sprintet, um das Leder in die Mitte zu flanken. Van Lent sperrt Cha frei, der nun aus elf Metern freie Schussbahn hat, aber mit seinem unplatzierten Schuss am schnell reagierenden Torhüter Kresic scheitert. Drei Minuten später setzt sich Cha erneut prima durch, um in den Strafraum zu ziehen. Aber der “Chancentod“ bleibt sich treu, diesmal schießt er den Dresdner Torhüter an, der den Ball aufnehmen und einen schnellen Gegenstoß einleiten kann. Dann geht es ganz schnell, das Leder wird hoch in den Strafraum geschlagen, Beuchel kommt völlig freistehend an den Ball, schafft es aber zum Glück, ihn aus sieben Metern über die Latte zu dreschen (26.).

Weiterhin versucht die Eintracht fast verzweifelt, zu Torchancen zu kommen. Aber einmal mehr wirkt das Ganze zu bieder und brav, der absolute Wille fehlt. So kann der unermüdlich kämpfende Tabellenletzte immer wieder erfolgreich dazwischen gehen, um zu kontern. So wie in der 33. Spielminute, als Beuchel eine weite Flanke mit dem Kopf auf Kennedy verlängert, der es aber nur schafft, den Ball aus kurzer Distanz neben das Tor zu setzen. Das war es dann in der ersten Halbzeit, die nicht nur den Trainer, sondern auch die knapp 900 mitgereisten Eintracht-Fans sichtlich enttäuscht.

Zu Beginn der zweiten Halbzeit ändert sich nicht viel, obwohl sich die Mannschaft von Christoph Franke zur Überraschung auch der eigenen Fans ein wenig in die eigene Hälfte zurückzieht. Bei der Eintracht hapert es unterdessen noch immer am geordneten Aufbau in die Spitze, so dass es Ochs nach einer Ecke von Meier einfach mal mit einem Gewaltschuss aus 25 Metern versucht, der aber weit über den Kasten von Kresic geht (53.). Also reagiert Trainer Funkel in der 59. Spielminute endlich und bringt Weissenberger für den schwachen Meier (59.), ohne dass sich am Spiel seiner Mannschaft etwas ändert. Im Gegenteil, einmal mehr kann Wiedener Brinkmann nicht halten und weiß sich nur durch ein Foul vor dem Strafraum zu helfen. Oswald drischt die Kugel aus 17 Metern durch die Mauer, Pröll ist zur Stelle, kann den Ball aber nur zur Seite abklatschen, wo Lavric schneller reagiert als die Frankfurter und den Ball einfach zum 2:0 einschiebt (63.).

Nur kurz ist der Schock, keine sechzig Sekunden später gibt es Ecke von der rechten Seite, die Weissenberger vor den kurzen Pfosten schlenzt. Getümmel im fünf Meterraum, Schur steht am besten und köpft die Kugel wuchtig ins rechte Toreck zum 1:2-Anschlußtreffer (64.). Während sich die Frankfurter freuen, steigt einmal mehr Rauch aus dem Block der Dresdner empor und einer der abgeschossenen Feuerwerkskörper landet in der Frankfurter Hälfte. Doch zum Glück bleibt es bei dem einen Geschoss, so dass das Spiel nach ein paar Lautsprecherdurchsagen weiter geht.

Trainer Funkel bringt jetzt Köhler für Husterer und endlich spielt die Eintracht druckvoll nach vorne. Doch noch immer fehlt der letzte Tick, der unbedingte Siegeswille. "Vielleicht hatten ein paar von uns Angst vor den Zuschauern", meint Ochs entlarvend offen. Zumindest van Lent sorgt mit seinem Schuss aus spitzem Winkel für ein wenig Gefahr (74.), doch trotz der Einwechslung von Beierle für den schwachen Cha (76.) passiert nicht mehr viel. Mit ihrem Kampfgeist können die Dresdner den ersten Rückrundensieg über die Zeit retten, während es bei der Eintracht die fast schon gewohnten langen “Auswärtsgesichter“ gibt.

Immerhin kann ebenfalls keines der drei Teams auf den Aufstiegsplätzen gewinnen, so dass die Eintracht mit 31 Punkten auf Rang 7 nur neun Punkte Rückstand auf Platz 3 hat. Neun Punkte beträgt allerdings auch der Vorsprung auf die Abstiegsplätze … (tr)


Stimmen zum Spiel

Friedhelm Funkel: “Ich muss der Mannschaft den Vorwurf machen, dass sie nicht von der ersten Sekunde an den Kampf so angenommen hat, wie wir uns das vorgenommen haben. Bei den beiden Dresdener Toren haben wir uns dumm und blöd angestellt.“

Heribert Bruchhagen: “Wir haben erneut enttäuscht, weil wir uns gegen einen fightenden Gegner einfach nicht durchsetzen. Das sind die Abläufe, die wir jetzt sehr oft erlebt haben. Wir sind insgesamt nicht zwingend genug, wir setzen unser Spiel auswärts nicht durch. Wir haben viele Spieler, die auswärts bei einem Gegner, der zu allem entschlossen ist, nicht genug entgegen halten. Man fühlt es förmlich, dass wir uns nicht durchsetzen.“

Ansgar Brinkmann: "Die Eintracht kam her und wollte ein bisschen Fußball spielen - das geht hier aber nicht."

 

 

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