Eintracht Frankfurt - Energie
Cottbus |
2. Bundesliga 2004/2005 - 16. Spieltag
3:1 (2:0)
Termin: So 05.12.2004, 15:00 Uhr
Zuschauer: 19.000
Schiedsrichter: Georg Schalk (Augsburg)
Tore: 1:0 Arie van Lent (14.), 2:0 Arie van Lent (40.), 2:1 Youssef Mokhtari (56.), 3:1 Benjamin Köhler (89.)
Eintracht Frankfurt |
Energie Cottbus |
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Gut gehalten und besser gewürgt Der Druck auf die Eintracht wächst. Dies spürt nicht nur Heribert Bruchhagen bei der Präsentation des Geschäftskonzepts für das neue Waldstadion: "Die Anforderung steht unausgeschrieben, eine Veranstaltung bei Eintracht Frankfurt muss ein gesellschaftliches Ereignis werden wie ein Bundesliga-Spiel auf Schalke oder in Hamburg.“ Zumal die Refinanzierung der Baukosten nur gelingt, wenn die Eintracht dauerhaft in der Bundesliga spielt, meint Bürgermeister Vandreike: "Die zweite Liga ist wirtschaftlich nur zwei, drei Jahre zu verkraften." Dennoch gibt sich Friedhelm Funkel äußerlich gelassen: “Das ist zwar nachvollziehbar, doch es belastet mich nicht, denn ich weiß, dass sportlicher Erfolg sich nicht so leicht erzwingen lässt". Dennoch ist natürlich ein Sieg gegen den Tabellenfünfzehnten im Waldstadion Pflicht, will man nicht die kleine Chance auf den Anschluss an die Aufstiegsplätze bereits in der Hinrunde völlig verlieren. Und zwar ohne Markus Pröll, der über Blockaden und Verhärtungen im Rückenbereich klagt, so dass heute erstmals (und gleichzeitig zum letzten Mal) in dieser Saison Oka Nikolov wieder im Kasten steht. Ochs, der nach dem 1:1 gegen Duisburg im Zentrum der Trainerschelte stand, wird heute durch Huber ersetzt und Hoffmann rückt wieder in die Innenverteidigung, so dass auch Husterer auf die Bank muss. Chris und Schur bilden das defensive und Meier sowie Reinhard, der Weissenberger ersetzt, das offensive Mittelfeld, vor dem van Lent und Köhler für Torgefahr sorgen sollen. Im freien Fall befinden sich unterdessen die auswärts noch sieglosen Lausitzer, die zuletzt drei Niederlagen in Folge kassierten. Zwar zog der Verein die Konsequenzen und entließ nach der 1:2-Heimniederlage gegen Aachen Eduard Geyer nach elf Jahren als Energie-Trainer. Doch Co-Trainer Petrik Sander, der die Mannschaft übergangsweise leiten soll, kassierte mit dem 0:2 zuhause gegen Burghausen ebenfalls eine empfindliche Niederlage. So steht der Interimstrainer bereits unter Zugzwang und muss zudem die verletzten Thurk, Baumgart, Rost und Jungnickel ersetzen, beginnt aber dennoch offensiv mit einer Dreierabwehrkette. Neu darin ist der gebürtige Frankfurter Daniel Gunkel, für den Szelesi ins Mittelfeld rückt. Im Angriff beginnen Iordache und Mokhtari vor Mattuschka und den offensiven Außen Reghecampf und Löw. Wie von Friedhelm Funkel angekündigt, beginnt die Eintracht sehr aggressiv und drängt Cottbus weit in die eigene Hälfte. Diesmal spielen sie nicht nur gefällig, sondern erarbeiten sie sich auch sogleich eine erste Chance durch Chris, der jedoch an Torhüter Berntsen scheitert. Dann die 14. Spielminute, Meier schnickt das Leder zu van Lent, der die Übersicht behält und es mit der Hacke auf Köhler verlängert, um selbst in den Strafraum zu sprinten. Benny flankt wie befohlen, van Lent steigt aus sechs Metern freistehend hoch und köpft das Leder zielsicher ins rechte Toreck zur 1:0-Führung. Während die Lausitzer durch den Rückstand noch verunsicherter wirken, setzt die Eintracht nach. Angetrieben von Chris und Meier sowie dem oft nachrückenden Huber erspielen sie sich weitere Chancen, doch Meier, Chris und Hoffmann scheitern jeweils an Torhüter Berntsen. Bis zur 40. Spielminute, als Huber auf der rechten Außenbahn Hysky vernascht und prima in den Strafraum flankt. Meier ist zur Stelle, Torhüter Berntsen kann den Kopfball nur abklatschen lassen, so dass van Lent der lachende Dritte ist, der das Leder aus kurzer Distanz zum 2:0 ins linke Toreck schiebt. Mit viel Applaus werden die Adler zu Recht von den 19.000 Zuschauern in die Halbzeit geleitet.
Während Trainer Sander in der Kabine wohl getobt hat und Meszaros für Mattuschka ins Spiel bringt, gab es bei den Frankfurtern scheinbar Beruhigungstee. Denn ohne Not überlassen sie den Lausitzern nun das Mittelfeld und lassen Cottbus das Spiel machen. So scheitert zunächst Iordache, von dem in der ersten Halbzeit rein gar nichts zu sehen war, knapp mit einem Drehschuss an Nikolov (49.), während bei der Eintracht die Verunsicherung trotz der Führung minütlich wächst. Zwei Minuten später kommt plötzlich Reghecampf, kann sich gegen Keller durchsetzen, wird dann aber von ihm am Trikot festgehalten, so dass Schiedsrichter Schalk sofort auf Elfmeter entscheidet. Szelesi schießt in die rechte untere Ecke, aber Nikolov ist schnell unten und kann den Ball mit den Fingerspitzen parieren (51.). Auf die Frage, ob er denn gewusst hat, wohin der Ungar die Kugel schießt, antwortet er nur trocken: "Nein, Elfmeter sind Glückssache. Ehrlich gesagt, habe ich den Spieler letzten Montag das erste Mal im Fernsehen gesehen." Doch die Freude ist von kurzer Dauer, denn weiterhin spielt nur der Tabellenfünfzehnte, während bei der Eintracht auch in der Defensive die Ordnung völlig verloren geht. "Da haben wir unser zweites Gesicht gezeigt, das nicht so schöne. Wir waren unkonzentriert. Vielleicht hatten wir in der ersten Hälfte auch etwas zu viel Gas gegeben bei dem schweren Boden", meint Kapitän Schur. In der Tat, nach einem schönen Pass aus der eigenen Hälfte kann sich Reghecampf auf der rechten Außenbahn durchsetzen und den Ball quer zu Iordache passen, der das Leder irgendwie zu Mokhtari stochern kann. Der hat die Zeit und schlenzt die Kugel aus elf Metern ins rechte Toreck. Zum 1:2-Anschlußtreffer für Cottbus (56.).
Trainer Funkel reagiert sofort und bringt noch in derselben Minute Cha für Reinhard, um für neuen Schwung zu sorgen. Cottbus bestimmt zwar weiterhin das Spiel gegen die vogelwilden Frankfurter, aber immerhin kommt der Ball dann doch zu Cha, der auf der linken Außenbahn nach vorne sprinten will, jedoch vom Cottbusser Kapitän Berhalter von den Beinen geholt wird und dafür unter den lautstarken Protesten der Lausitzer mit Gelb-Rot vom Platz geschickt wird (65.). Vier Minuten später kann Cha erneut nach vorne sprinten, wird diesmal jedoch von Löw unsanft gebremst. Notbremse, entscheidet Schiedsrichter Schalk zu Recht und zeigt dem 25-jährigen Ungarn die Rote Karte. Doch auch gegen neun Mann agieren die Frankfurter ohne Konzept und viel zu hektisch, statt das Spiel ruhig zu Ende gehen zu lassen. "Wir haben uns nicht mehr bewegt, haben den Ball nicht laufen lassen, haben nicht die Seiten gewechselt. Das war schlecht", ärgert sich Friedhelm Funkel, so dass auch auf den Rängen die Angst wächst, dass irgendwie noch der Ausgleich fällt. Still ist es, nur die Cottbusser Fans sind zu hören, während ihre Mannschaft verzweifelt versucht, den Ausgleich zu erzielen. Doch obwohl Sander mit Jungnickel für Iordache (79.) und Brunnemann für Szelesi (83.) noch zwei frische Spieler bringt, können die dezimierten Cottbusser den heute bärenstarken Torhüter Nikolov nicht überwinden. Dann ein schneller Konter der Eintracht, der Ball kommt zu Meier vor den Strafraum. Er könnte zu Cha passen, doch es dauert, bis er den Ball unter Kontrolle bekommt. Dann zögert er, täuscht einen Haken an und passt das Leder endlich flach zu Köhler auf der linken Seite, der ihn sich vorlegt und über den hinaus stürzenden Torhüter Berntsen ins Netz schlenzt (89.). Nach dem 3:1-Sieg liegt die Eintracht auf Rang Acht und hat jetzt sechs Punkte Vorsprung vor den Abstiegsrängen, aber noch immer neun Punkte Rückstand auf Platz Drei. (tr)
Friedhelm Funkel: "Dafür habe ich keine Erklärung, dazu muss ich erst mal mit meiner Mannschaft reden. Die wollte nach der Pause genau so weitermachen wie zuvor, als der Ball richtig gut lief bei uns, aber zwischen dem Wollen und der Umsetzung gibt’s halt Unterschiede. Auch als wir in Überzahl waren, agierten wir schlecht. Da gab es keine Seitenwechsel mehr und kein Flügelspiel. Am Ende konnte ich nur noch über die drei Punkte froh sein.“ Heribert Bruchhagen: “Nach dem 2:0-Vorsprung habe ich gehofft, einmal entspannt die zweite Halbzeit zu verfolgen. Ich dachte, wir würden das souverän über die Runden bringen, aber das Gegenteil war der Fall. Schon in den Minuten vor dem Elfmeter und dem Anschlusstreffer waren wir ungeordnet, die zweite Spielhälfte war ein Gewürge. Nach den sehr gut gestalteten ersten 45 Minuten fehlte uns die Ruhe und die Raumaufteilung. Genau deswegen stehen wir auch nicht im oberen Bereich der Tabelle.“ Oka Nikolov: "Gut gehalten, gewonnen, schön." Arie van Lent, auf die Frage, warum er plötzlich
alles trifft: “Keine Ahnung, die Pfosten sind wohl etwas dünner
geworden.“
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