Eintracht Frankfurt - Rot-Weiß Erfurt

2. Bundesliga 2004/2005 - 14. Spieltag

2:1 (2:0)

Termin: Fr 19.11.2004, 19:00 Uhr
Zuschauer: 15.500
Schiedsrichter: Felix Brych (München)
Tore: 1:0 Torben Hoffmann (6.), 2:0 Chris (19.), 2:1 Angelo Barletta (54.)

 

 

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Eintracht Frankfurt
Rot-Weiß Erfurt

 


  • René Twardzik
  • David Fall
  • Andreas Richter
  • Torsten Traub
  • Ralf Klingmann
  • Sven Kresin
  • Angelo Barletta
  • Pavel David
  • Markus Kreuz
  • Oliver Glöden
  • Ronny Hebestreit

 

Wechsel
Wechsel
  • John van Buskirk für Sven Kresin (55.)
  • Alexander Schnetzler für Pavel David (67.)
  • Enrico Neitzel für Oliver Glöden (74.)
Trainer Trainer

 

 

Ein wichtiger Zittersieg

"Uns fehlt Cleverness und Erfahrung. Die mangelnde Chancenauswertung ärgert mich, aber viel schlimmer wäre es doch, wenn wir langweiligen Fußball spielen würden. Diese Jungs werden uns in Zukunft noch sehr, sehr viel Freude machen, aber im Moment müssen wir mit ihren Fehlern leben", mahnt Friedhelm Funkel fast schon trotzig seine Kritiker, auch wenn er weiß, dass nur Punkte für die notwendige Ruhe sorgen können. Am besten bereits heute gegen die Minimalisten aus Erfurt, die erst 6 Tore geschossen, aber bereits 14 Punkte geholt haben.

Hierbei setzt er im Sturm auf van Lent und Beierle sowie den wieder genesenen Meier und Weissenberger im offensiven Mittelfeld, die von Schur und Chris vor der Abwehr unterstützt werden sollen. Reinhard rückt aus dem linken Mittelfeld wieder in die Viererabwehr mit Ochs, Hoffmann und Keller.

0:11 Tore, 0 Punkte. Dies ist die Bilanz der letzten vier Auswärtsspiele der Thüringer, die bereits im August im DFB-Pokal zuhause gegen die Eintracht mit 0:1 verloren hatten. Doch der jüngste Heimsieg gegen Burghausen macht dem Tabellenfünfzehnten Mut, jetzt in Frankfurt mal wieder auswärts zu punkten. Für dieses Ziel ersetzt Erfurts Trainer René Müller, der von 1999 bis 2000 Amateur- und Torwarttrainer bei der Eintracht war, Braham und bringt David sowie Hebestreit im Sturm. Mit dabei ist nach überstandener Grippe auch Markus Kreuz auf der linken Außenbahn, der vor der Saison vor Friedhelm Funkel geflohen ist. Dafür fehlt der Ex-Frankfurter Bürger, da er ein verbotenes Mittel gegen seinen Hexenschuss eingenommen hatte.

Es ist ein verhaltener Beginn an diesem kalten Freitagabend. Mit ruhigem Passspiel versucht die Eintracht, die tief in der eigenen Hälfte stehenden Thüringer aus der Reserve zu locken. Lediglich Torhüter Pröll sorgt gleich zu Beginn für ein erstes Raunen, als er sich im eigenen Strafraum immerhin erfolgreich auf ein riskantes Dribbling mit Hacke und Körpertäuschung einlässt. Doch fünf Minuten später schlägt Weissenberger einen Freistoß aus dem Halbfeld in den Strafraum. Hoffmann steigt am Elfmeterpunkt höher als drei Erfurter und verlängert die Kugel so mit dem Hinterkopf, dass sie in hohem Bogen im rechten Toreck landet (6.). Zum 1:0 für die Eintracht, das Hoffmann mit der fast schon obligatorischen Babywiege feiert.

Während die Eintracht weiter konsequent behäbig spielt, erkämpft sich Erfurt mehr Ballbesitz im Mittelfeld, ohne jedoch für gescheite Angriffe oder gar Gefahr vor dem Kasten von Markus Pröll sorgen zu können. Es ist ein langweiliges Spiel, doch dann schlägt Weissenberger eine Flanke in den Strafraum, die abgefälscht wird und bei van Lent landet, der sich schnell dreht und quer passt. Genau zum aufgerückten Chris, der den Ball aus sechs Metern völlig freistehend zum 2:0 ins rechte Toreck köpft (20.). Wer nun auf den Rängen ein Kaltgetränk bestellt oder aber im weiten Rund einen Spaziergang unternimmt, verpasst nichts. Denn die Eintracht macht nicht mehr, als unbedingt erforderlich, während sich Erfurt einfach nicht aus dem defensiven Korsett befreien kann, dass sie sich auferlegt haben. So ist es Meier, der die Zuschauer mit einem tollen Pass in die Gasse aufweckt, doch Beierle kommt einen halben Schritt zu spät und rutscht nur in den sich ihm entgegen werfenden Torhüter Twardzik (38.).


Twardzik benommen nach der
Rettungstat gegen Beierle

Ärgerlich wird es dann in der 40. Spielminute, als Chris einen Ball am Mittelkreis leichtfertig verliert und Fall einfach umsenst. Da der Brasilianer bereits sieben Minuten zuvor nach einem Foul an Kreuz gelbverwarnt wurde, zeigt Schiedsrichter Dr. Brych ihm nun die Gelb-Rote Karte. "Mir ist unerklärlich, wie ein erfahrener Spieler sich so verhalten kann. Das hat mit Verantwortungsgefühl nichts zu tun", zürnt Heribert Bruchhagen, während Friedhelm Funkel nachsichtig bleibt: “Er wollte seinen Fehler wieder gut machen. Aber da muss er zurückziehen."

Zur zweiten Halbzeit reagiert der Trainer auf die Unterzahl und bringt mit Husterer sowie Wiedener für Beierle und Weissenberger gleich zwei defensive Spieler. Am Spiel ändert sich zunächst jedoch wenig, auch wenn die Eintracht durch van Lent, der eine Flanke von Meier unterläuft (49.), sowie einem Heber von Meier, der knapp am Tor vorbei hüpft (51.), gleich zu Beginn zu zwei weiteren Chancen kommt. Doch dann die 54. Spielminute: Einen Pass von Glöden im Anschluss an eine kurz ausgeführte Ecke nimmt der Ex-Offenbacher Barletta aus gut 20 Metern volley, um das Leder an den rechten Innenpfosten zu hämmern, von wo aus es ins Netz springt. Zum 1:2-Anschlusstreffer, dem ersten Auswärtstor der Thüringer seit dem 9. August.

Erfurts Trainer Müller reagiert sofort und bringt mit van Buskirk für Kresin einen weiteren Stürmer (55.), während bei der Eintracht die Nerven zu flattern beginnen. Erst recht, als Klingmanns Freistoß von der Strafraumgrenze nur knapp am linken Pfosten vorbei streicht (58.). Kaum ein Spielzug gelingt noch. Im Gegenteil, meist werden die Bälle gegen die nachrückenden Thüringer tumb nach vorne gebolzt, um prompt wieder in der Hälfte der Frankfurter zu landen. "Angst spielt da eine Rolle", räumt Friedhelm Funkel ein, während Hoffmann die rustikale Spielart verteidigt: "Es interessiert niemanden, ob wir zaubern oder grätschen. Es ist nur wichtig, dass wir die drei Punkte haben, Schönheitspreise sollen andere gewinnen.“

Erfurt drängt weiter auf den Ausgleich, doch dem Tabellenfünfzehnten fehlt es einfach an den spielerischen Mitteln. Lediglich ein Distanzschuss von Kreuz sorgt kurz für ein Raunen (68.), bevor die Minuten jetzt für die Frankfurter verrinnen. In der Schlussphase sieht das Ganze aus wie ein Handballspiel. Erfurt spielt vor dem Strafraum, während zehn Frankfurter um den Strafraum stehen und darauf warten, den Ball irgendwie wegzugrätschen oder nach vorne zu dreschen. So kommen die Thüringer zu weiteren Chancen, doch Torhüter Pröll ist meist auf der Höhe oder hat Glück, dass Hebestreit bei einer Flanke vor den Fünfmeterraum einen Schritt zu spät kommt und Barlettas Schuss knapp über die Latte streicht (86.).

Fünf Minuten später fällt Keller erleichtert auf die Knie, während sich die anderen Adler strahlend abklatschen. Der fünfte Saisonsieg beschert der Eintracht mit jetzt 18 Zählern Rang 8. (tr)


Stimmen zum Spiel

Friedhelm Funkel: “Ich bin riesig erleichtert, denn wir haben es uns selbst schwer gemacht. Das hätte heute auch ins Auge gehen können. Ein Dank gilt dabei erneut dem Publikum, das durch seine Stimmung dafür sorgte, dass die Spieler nicht müde werden konnten und bis zum Schluss gekämpft haben. Jetzt fahren wir frohen Mutes nach Duisburg."

Heribert Bruchhagen: "Der Sieg war ein ganz wichtiger."

Alexander Schur: "In unserer Situation konnte keiner spielerische Leichtigkeit erwarten. Der Sieg war eminent wichtig."

Präsident Peter Fischer: "Ich nehme die drei Punkte supergern."


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