Eintracht Frankfurt - Erzgebirge
Aue |
2. Bundesliga 2004/2005 - 12. Spieltag
2:0 (0:0)
Termin: Fr 05.11.2004, 19:00 Uhr
Zuschauer: 16.500
Schiedsrichter: Dr. Franz-Xaver Wack (Biberbach)
Tore: 1:0 Arie van Lent (45.), 2:0 Arie van Lent (81.)
Eintracht Frankfurt |
Erzgebirge Aue |
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Trainer | Trainer
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Die Goldschuhe ausgezogen … "Mittagessen, Mittagsschlaf, Kaffee trinken, ins Stadion fahren, Spiel gewinnen, nach Hause fahren." Immerhin der Trainer bewahrt nach der jüngsten Niederlagenserie und dem spielerischen Offenbarungseid in Unterhaching die Ruhe, während ansonsten die Anspannung greifbar ist. Lautstark appelliert daher der verletzte Kapitän Keller vor dem Heimspiel gegen den Tabellenneunten aus Aue an sein Team: “Der Platz muss brennen, es müssen drei Punkte her, egal wie. Wir müssen uns den Arsch aufreißen.“ Und zwar mit einer völlig umgekrempelten Mannschaft: Beierle und van Lent statt Frommer und Köhler beginnen im Sturm vor dem Mittelfeld mit Cha, Meier, Schur und Reinhard, so dass für Lenze sowie Weissenberger nur auf der Bank Platz ist. Anstelle einer Dreierabwehr soll es wieder eine Vierkette mit Ochs, Husterer, dem nach seiner Rotsperre wieder spielberechtigten Hoffmann und Wiedener richten. "Ich bin froh, jetzt in Aue Fuß gefasst zu haben und Stammspieler zu sein. Gegen die Eintracht hege ich keinen Groll, weil die Leute, die mir das angetan haben ja nicht mehr da sind. Das sind keine Ehrenleute“, beschreibt Dino Toppmöller, der Sohn von Trainer Klaus Toppmöller, seine Gefühlslage vor dem Spiel in Frankfurt, nachdem er im Sommer 2003 seiner Meinung nach von Trainer Reimann und Vorstandschef Volker Sparmann in einer “Nacht und Nebel-Aktion“ aussortiert wurde. So hofft er für heute auch nur “auf ein gutes Spiel von uns, denn wir wissen, dass Frankfurt verunsichert ist.“ Verzichten muss Aue heute auf Curri, der nach dem brutalen Foul von Burghausens Vukovic in der Vorwoche mit Rippenbrüchen und einem Lungeneinriss im Krankenhaus liegt. Für den 28-jährigen Stürmer beginnt Helbig neben Juskowiak. "Goldschuhe aus, Kampfstiefel an", ist die überdimensionale Botschaft, die die Fans in der Nordwestkurve den Spielern präsentieren. Und als wären die Leistungen in den Vorwochen nicht bereits Grund genug, schlechte Laune zu haben, prangt vor der Kurve und Teilen der Gegentribüne ein martialischer engmaschiger Vorhang, der an einigen Stellen fast komplett blickdicht ist. “Fakt ist, dass 2.000 Leute nichts sehen“, meint Vereins-Präsident Fischer zu dieser Hauruckmaßnahme, mit der das Werfen von Gegenständen verhindert werden soll. Es ist eine Auflage des DFB nach den Vorkommnissen gegen 1860 München. Ansonsten drohe der Eintracht eine Platzsperre, versichert Heribert Bruchhagen, der nach Alternativen zu den Netzen Ausschau halten will. Nicht verdecken kann der Vorhang hingegen, dass hier eine andere Eintracht als in den Vorwochen unterwegs ist. Mit schnellen Kombinationen wird Aue von Beginn an derart in die eigene Hälfte gedrückt, dass den “Veilchen“ hören und sehen vergeht. Bereits nach einer Minute taucht Meier vor dem Kasten von Hahnel auf, zögert aber zu lange, so dass sein Schuss abgeblockt werden kann und vier Minuten später ist es Cha, der nach feinem Querpass von Meier am Torhüter der Erzgebirgler scheitert. "Es war unglaublich, mit welch Power wir aus der Kabine gekommen sind", freut sich nicht nur Wiedener über das Auftreten der Eintracht gegen den spürbar eingeschüchterten Gegner.
Weiterhin läuft der Ball prima durch die Reihen der Frankfurter und jetzt ist es Ochs, der Dampf macht. Zunächst verfehlt er mit seinem Schuss aus gut 20 Metern nur um Zentimeter das Tor (14.), aber fünf Minuten später setzt er sich erneut auf der rechten Außenbahn durch, um in die Mitte zu ziehen und den Ball in Richtung langes Toreck zu schlenzen. Doch der Ball landet nur am Innenpfosten, um ins Feld zurück zu springen. "Da dachte ich, der Schuss geht nach hinten los", meint Heribert Bruchhagen zu dieser Phase. Denn langsam kommen die Sachsen besser ins Spiel, während sich bei den Frankfurtern die Fehlpässe mehren. So kommt Aue in der 22. Spielminute zu einer ersten Chance, als Helbig sich im Strafraum durchsetzt, aber an Torhüter Pröll scheitert, der sich in letzter Sekunde in den Schuss werfen kann. Die Kugel prallt nach vorne, doch der Schussversuch von Schubitidse kann abgeblockt werden. Nachdem ein Tor von Husterer richtigerweise von Schiedsrichter Wack wegen Abseits nicht anerkannt wird (28.), verrinnen die Minuten und die Nervosität beginnt wieder zu steigen. Es läuft bereits die 45. Spielminute, die Eintracht bekommt einen Freistoß von der halblinken Seite, den Cha vor den Fünfmeterraum zirkelt. Die Abwehr schläft, Torhüter Hahnel zögert, nicht aber van Lent, der hochsteigt und die Kugel über den zaudernden Torhüter hinweg ins linke Toreck köpft. "Das 1:0 war eine Erlösung", jubelt nicht nur Heribert Bruchhagen.
Zur zweiten Halbzeit bringt Erzgebirge-Trainer Schädlich Hasse für Schubitidse, während die Eintracht ohne Wechsel so beginnt, wie sie in die Partie ging. Mit viel Zug nach vorne, aber Schwächen im Abschluss. So scheitert erst Ochs mit seinem Weitschuss (47.), dann Beierle freistehend nach schöner Flanke von Cha am klasse reagierenden Hahnel (49.) und schließlich der Koreaner selbst mit seinem Schuss von der Strafraumgrenze (55.). Dennoch stellt sich vorerst nicht das große Zittern ein, denn die Eintracht spielt viel zu überlegen und lässt Aue gar nicht erst zu Angriffen kommen. Vor allem Meier ist heute der Dreh- und Angelpunkt im Spiel der Eintracht. Klug verteilt er die Bälle und ist stets anspielbereit. Nur sein Abschluss ist verbesserungswürdig. Denn in der 75. Spielminute schafft er es, die Kugel aus vier Metern weit über den Kasten von Hahnel zu dreschen. Dann aber die 81. Spielminute, erneut gibt es Freistoß für die Eintracht, den Lenze von der linken Außenbahn scharf in Richtung Tor zirkelt. Wieder ist van Lent zur Stelle und gibt dem Ball mit dem Kopf den letzten minimalen Drall, so dass er kurz hinter dem Fünfmeterraum aufprallt und unhaltbar für Hahnel zum 2:0 im rechten Toreck landet. Riesiger Jubel entbrandet im Waldstadion und van Lent freut sich zu Recht: “Mit meinen paar kurzen Haaren war ich noch dran, hundertprozentig. Ich habe mir auch früher schon immer den Arsch aufgerissen, nur die Tore haben gefehlt.“ Nachdem Juskowiak kurz vor dem Abpfiff am wachsamen Pröll scheitert, ist es endlich soweit. Jubelszenen auf dem Spielfeld und den Rängen, man hört die Zentnerlasten förmlich von den Schultern plumpsen, während der Trainer immer wieder seine Spieler abklatscht und die Zuschauer lobt: “Das größte Kompliment muss ich heute unseren Zuschauern machen. Wie sie die Mannschaft von der ersten Sekunde an unterstützt haben, und das nach der schlechten Leistung in Unterhaching, das war unheimlich gut.“ Gut ist es auch für die Nerven, dass die Eintracht nach diesem Sieg auf Rang 12 in der Tabelle klettert - mit drei Punkten Vorsprung auf die Abstiegsränge.
Friedhelm Funkel: "Ich bin zufrieden, glücklich und erleichtert. Wie die Mannschaft mit dem Druck umgegangen ist, das hat mir imponiert. Auch das erste zu Null war ganz wichtig, dass wir das Gefühl haben, hinten besser zu stehen.“ Heribert Bruchhagen: "Das ist für das Selbstvertrauen der Spieler sehr wichtig, denn auch heute habe ich eine gravierende Nervosität auf dem Platz registriert. Wichtig ist, dass der Abwärtstrend dauerhaft gebremst wird.“ Arie van Lent: “Es war für die ganze Mannschaft und alle Beteiligten sehr wichtig, dass wir gewonnen haben. Wir haben das überzeugend gemacht. Wenn wir heute verloren hätte, hätten wir uns ganz unten wieder gefunden.“
1.000 Euro zugunsten der Kinderkrebsstation der Frankfurter Uniklinik bringt im Dezember 2004 die Versteigerung der goldenen Schuhe von Eintracht-Stürmer Benjamin Köhler ein. Die Übergabe der Spende und der Schuhe findet am 24. Januar 2005 im Rahmen des Heimspiels gegen Alemannia Aachen statt.
Nach mehr als einjähriger Bauzeit ist das Fanhaus Louisa beinahe fertig. Am 4. November wurde es offiziell eingeweiht. Voraussichtlich im Frühjahr 2005 soll der Treffpunkt dann auch für die Fans eröffnet werden. “Insgesamt haben die Fans mehr als 3500 Stunden ehrenamtlicher Arbeit geleistet“, um die Ruine des ehemaligen Bahnhofsgebäudes wieder herzurichten, mehr als 15 Tonnen Schutt wurden entsorgt, berichtet Stefan von Ploetz, der Leiter des Frankfurter Fanprojektes, unter dessen Obhut das Fanhaus Louisa stehen wird. (tr)
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